erstmals erschienen: September 1996
Taschenbuch, Fourth Estate, ISBN: 1-85702-663-2
Mellas Meinung
In ihrem Roman "Emma in Love" wirft Emma Tennant einen Blick in das Eheleben der Knightleys auf Donwell Abbey als der Tag an dem Emma und ihr Mr Knightley vor den Altar traten bereits vier Jahre her ist und es scheint, es waren vier lange Jahre
Frank Churchills Worte: "May I say, Mrs. Knightley, that marriage suits you exceedingly well", kitzeln ein ironisches Lächeln aus dem Leser, was daran liegt, dass es geradewegs von Beginn an so scheint als suche die Autorin eifrig nach Unstimmigkeit und Unzufriedenheit. Die Leidtragenden sind denkbar die Knightleys.
Es ist nicht nur, dass die Autorin, meines Erachtens nach, fehlerhafte Entscheidungen traf indem sie bestimmte Charaktere auf ihr Sterbebett bettete, sie stellt auch altbekannte völlig untypisch dar.
Was die Knightleys angeht sind es weit mehr Hindernisse als das getrennte Schlafzimmer, geht es um die Frage nach Nachwuchs, geschweige denn um das Schaffen von Harmonie. Kurz: die Ehe der Knightleys ist einfach skurril.
Die einstige Emma Wodhouse und ihr George Knightley so wie sie am Ende des Romans "Emma" vor den Altar treten, sind quasi nicht existent in Tennants Roman. Die Autorin macht es sich einfach Emmas Fehler hervorzuheben und dann mit einem stets neckenden Mr. Knightley darauf herumzureiten. Grundsätzlich ist Mrs. Knightley im Unrecht und unreif was besonders ihr Gatte findet. Entweder stellt sich Emma Knightley abwertend über andere, um dann großzügig Mitgefühl zu spenden, oder sie ist eine kleine eingeschnappte Göre. Hinzu kommen ihre unglaublichen Ansichten über ihren Ehemann, der sie mit seinen "rough manners" einfach nur nervt. Schlimmer, die liebe Eifersucht soll letztendlich herhalten, um die Knightleys daran zu erinnern, dass sie sich lieben wobei dies nach Tennant eher fraglich ist, da Emma ihren George eher als Belästigung empfindet. Und, dass "Mr. Knightley was no more and no less than a father, in reality.", ist noch eine nette Variante anderer Gedanken, die sich durch das Buch ziehen.
Kurzum, die Geschehnisse in Austens Roman hätten genauso gut nie geschehen brauchen nach Tennant, hat die Romanheldin ohnehin nichts daraus gelernt und badet nun sogar noch in ihren fehlerhaften Seiten.
Knightleys Neckereien wirken zudem forciert und wollte Emma Tennant diese als lustig erscheinen lassen, schlug dies fehl. George Knightley erscheint außerdem als ignorant Emmas Tun und ihren Ansichten gegenüber. Er ist ein festgefahrener Junggeselle, welcher seiner jungen Frau geradeso erlaubt eine Nische in seinem routinierten Leben zu finden. Falls er ihr doch Beachtung schenkt, brüskiert er sie.
Nicht besser ist es mit romantisch angehauchten Situationen, welche recht plötzlich auftauchen und dann gestellt und unpassend wirken, besonders gegenüber den sonst sehr abgeklärt, knappen Erzählstil. Dialoge mit mehr als drei bis vier Wortwechseln sind eine Seltenheit und egal wie lang sie sind, alle haben eines gemeinsam: Oberflächlichkeit. Während sich Rückblicke und Neuigkeiten zu Beginn überschlagen wird auch schnell deutlich, dass Szenen meist nicht minder konfus sind wie Mrs. Bates Gerede.
In der Handlung von "Emma in Love" geht es hauptsächlich darum ein Dinner zu organisieren, an welchem keineswegs alle die als Gäste in Frage kommen geladen werden können aufgrund der Vergangenheit, welche schon allein ein Stirnrunzeln verursacht, bedenkt man was Tennant sich da zusammengedacht hat! Dazu gesinnen sich natürlich Emmas "matchmaking tendencies".
Es sei angedeutet, dass es ziemlich makaber scheint John Knightley, der nun Witwer ist, mit Jane Fairfax zu verkuppeln (warum sie plötzlich unverheiratet ist, mag der Interessierte selbst herausfinden...). Auf jeden Fall darf hier ein geschäftiges Hin und Her erwartet werden, was ernüchternd simple endet.
Die am Ende aufgedeckten Verwicklungen sind entweder stark von Austens Roman "Emma" abgeschaut oder so abenteuerlich zusammengeschmiedet, dass man nur Kopfschüttelnd das Buch schließen kann.
Ein paar Zugeständnisse sollen gemacht sein:
Die Problemansätze zwischen dem jungen Ehepaar sind keineswegs zu verachten, da grundlegende Missverständnisse im Grunde doch denkbar sind, bedenkt man die unterschiedlichen Charaktere und den Altersunterschied der Knightleys, doch leider werden diese von Emma Tennant viel zu plump und aggressiv angegangen.
Auch erweckt die Geschichte um die Baroness durchaus Interesse und lässt den Leser darüber wundern inwiefern andere in die Vergangenheit der scheinbaren Französin verwickelt sind. Nicht minder gern gelesen sind die Umstände rund um die Planung des großen Dinners auf Donwell Abbey, welche zeitweise amüsante Konflikte verursachen leider werden jene aber getrübt durch das Verschandeln von Charakteren. Ebenso ist das Einfügen bekannter Dinge, wie das Kaputtgehen einer bestimmten Brille oder das Erwähnen von Harriets Bildnis und dessen Entstehungsumstände, erwähnenswert und nahezu am Ende des Buches scheint Tennant aufzuwachen. Die knappen Erinnerungen Emmas an ihre unvorhersehbare Zeit nach der Vermählung mit Mr. Knightley öffnen zumindest halbherzig einen Erklärungsversuch. Doch die Autorin liefert bei weitem nicht genug Grundlage für jene regelrechte Abscheu Emmas gegenüber ihrem "elderly admirer with his gouty hands", der ihr Ehemann ist!
Wie zu vermuten, die "perfect harmony" am Ende ist dann auch nur bedingt zu ertragen.
Im Endeffekt ruft dieser Folgeroman hauptsächlich ein Gefühl von verärgerter Unzufriedenheit bei dem Leser hervor. Zweifellos ist eine Emma vorstellbar, "who often reflected that her life lacked drama in the extreme", doch wer will eine Mrs. Knightley welche glücklich über ihres Mannes Niedergeschlagenheit ist, da er sie somit einfach in Ruhe lässt?
(Mella 05/07)
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