Mr Knightley's Diary

von Amanda Grange


Klappentext Mellas Meinung

erstmals erschienen: August 2006
gebundene Ausgabe, Robert Hale, ISBN: 0-7090-8134-0

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Mellas Meinung

Nach "Mr Darcy’s Diary" widmet sich nun Amanda Grange den Gedankengängen Mr. Knightleys und erzählt auf ca. 220 Seiten den Austen-Roman "Emma" aus seiner Sicht nach.

Die Darstellung Mr Knightleys konzentriert sich auf drei Dinge: auf den verantwortungsbewussten und fürsorglichen Landbesitzer, auf den einfallsreichen, liebenden Onkel sowie umsorgenden Familienmenschen und schließlich auf den Mann, welcher den Drang zum Heiraten verspürt.

Zugegeben, dass die Themen Ehe und Erbfolge schnell auf den Punkt gebracht werden ist leicht zu rechtfertigen, dass ein George Knightley jedoch zeitweise nahezu verzweifelt auf seiner Brautschau wirkt, ganz und gar nicht. So ist einerseits sein allmähliches Erkennen der eigenen Gefühle gegenüber Emma Woodhouse bedacht gezeichnet und durch, für den Leser amüsante, Nebenbemerkungen belegt, doch andererseits tut sich die Autorin etwas schwer damit zu verdeutlichen wie unbewusst ihm seine Gefühlsregungen eigentlich sind. Folglich wirkt so manche Bemerkung naiv und der Leser fragt sich, ob er wirklich nicht merkt warum er Emma Woodhouse nicht aus seinen Gedanken verbannen kann.

Die diversen ‚Heiratsaussichten’ sind zwar ein guter Einfall als Ablenkung und auch die Überlegungen im Fall Jane Fairfax sind ebenso überzeugend, aber sein Neujahrsentschluss zu Heiraten ist wohl wie andere Bemerkungen etwas zu gut gewollt, um den Leser in die rechte Richtung zu stoßen. Besonders menschlich machen ihn seine Missinterpretationen von diversen Beobachtungen, wie auch seine Neugier darüber ob beispielsweise Elton nun in der Kutsche Emma wirklich einen Antrag machte. Aber besonders seine Eifersucht und der Versuch sich selbst zu täuschen, wie sein Versprecher, welcher dazu führt dass ein Freund ihn endlich ein Stück weit die Augen öffnet, machen ihn charmant.

Emma Woodhouses Eitelkeit, sowie ihre Selbstsicherheit schimmern gerade im rechten Maß durch die geschilderten Situationen. Vor allem ihre Schlagfertigkeit sowie Keckheit in den Gesprächen mit Knightley und nicht zuletzt wie sie ihre Rolle als Tochter erfüllt, machen sie sympathisch und zeigen sie als jene unvollkommene Emma die man aber einfach gern hat und welche von Austen geschaffen wurde. Ohnehin sind die Neckereien zum schmunzeln und das gegenseitige Verständnis beider ist umso schöner inszeniert, umso unbewusster es ihnen beiden selbst ist.

Auf vielerlei eingefädelte typische Charakteristiken bei den Figuren, sowie auf scheinbare Nebensächlichkeiten aus Austens Roman, darf sich der Leser freuen. Häufiges familiäres Beisammensein der Woodhouses und Knightleys sind ebenso einfallsreiche Kreationen der Autorin, wie Verweise auf die Epoche. Ein besonderes Extra sind die Nebenhandlungen, wie jene der Miss Bates und ihrem Mr. Longridge, welche für Komplexität und Abwechslung sorgen. Auch erfreulich ist wie sie sich ausgiebig dem Schluss und somit der Zeit zwischen Verlobung und Hochzeit widmet.

Es ist ganz sicher weder unerträgliche Spannung, noch ist es packender Erzählstil was mich Seite um Seite mit Interesse lesen ließ, doch die Abwechslung von prägnant berichtenden Einträgen mit zeitweise detailierten Beschreibungen, wären da nur einer von vielerlei anderen Gründen. Für Lesevergnügen sorgen beispielsweise die diversen Einfälle zu Knightleys Alltagsleben, die Dialoge zwischen den Knightley-Brüdern, wie andere neugeschaffene Gespräche, als auch die zusätzlich eingefügten Szenen.

Zugestanden, erst mit Frank Churchills Erscheinen werden Dialoge, Beobachtungen und Eingeständnisse in den Tagebucheinträgen etwas lebendiger. Mit ihrem Entschluss erneut in Tagebuchform diese Nacherzählung zu verfassen, stellt sich Amanda Grange erneut der Herausforderung jenem Buch besonders Leben einhauchen zu müssen. Dies schafft sie bedingt. Dennoch, mit ihren gelungenen Charakteren, was für jeden auch noch so flüchtig auftauchende Nebenfigur gilt, schafft sie ein vorstellbar geschäftiges Highbury-Gesellschaftsleben.

Insgesamt zeichnet sie durch ihren lockeren Erzählstil eine amüsante und ungezwungen Version von "Emma". "Mr Knightley’s Diary" ist ein Buch welches sicher keine großen Enttäuschung birgt, aber auch keine Liebeserklärung an sich heraufbeschwört – eben Durchschnitt, der bis jetzt immer noch jede von mir gelesene Nacherzählung oder jeden Folgeroman "Emma"s übertrumpft. (Mella 05/07)



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