von Frances Morgan
Mellas Meinung |
erstmals erschienen: März 2003
Mellas Meinung Wie froh ich darüber war, als ich die letzten Worte jenes Buches las, vermögen meine eigenen kaum zu beschreiben! Mit diesem Folgeroman erschuf Frances Morgan ein Buch, welches laut Vorwort ihr viel Freude beim Schreiben bereitete, doch, meiner Meinung nach, keinem Darcy-und-Elizabeth-Liebhaber dieses Glücksgefühl weitergibt. Wo soll ich nur beginnen? Zunächst das noch Angenehme: die Einleitung. Hier widmet sich die Autorin sowohl Jane Austen selbst, als auch Fakten und Inhalt von "Stolz und Vorurteil". Dieses stellt eine hervorragende Ausgangsposition dar, besonders für jene Leser, die den grundlegenden Roman gar nicht kennen, beziehungsweise nicht gelesen haben. Der Beginn des Buches ist natürlich von Glückseligkeit und Frohsinn geprägt, schnell, im wahrsten Sinne des Wortes, sieht sich der Leser mit dem ersten Konflikt konfrontiert. Dieser kommt mit Jane Bingley's Schwangerschaft und der Frage: Wird Lizzy jemals einen Erben gebären? Dicht gefolgt vom zweiten "Renner" bezüglich Troublemaker, der lieben kleinen Schwester und ihrem Angetrauten. Mittelmäßig gelungen sorgen Lydia und ihr Wickham, welcher sich erneut als der Bösewicht schlechthin beweisen darf, für Aufruhr. Dagegen wird ein Unfall von Darcy geradezu belanglos und schnell abgehandelt, obwohl der doch fast tödlich war! Nebenbei bemerkt, befand ich mich nach all jenen Vorkommnissen, noch im ersten Kapitel. Nun, um es etwas kürzer zu fassen, die Autorin schöpft wohl jede denkbare Möglichkeit aus, um wahllos irgendetwas geschehen zu lassen. So erwog ich bei der Ankunft eines recht ansehnlichen Cousins Darcy's, meine Hoffnungen auf eine interessante Handlung im Charakter einer Eifersuchtsszenerie schweifen zu lassen, doch stattdessen stürzt sich Frances Morgan auf die "wahren Verbrechen" wie Betrügerei, Verstoßung, Ausreißerei, sexuelle Belästigung, Selbstmordversuch, Krankheit, Rache, Tod und Leichen, wobei Zigeuner ebenso nicht fehlen dürfen. Die Ereignisse überschlagen sich, was im Grunde genommen nicht auf Langeweile schließen lassen sollte. Doch es ist erschöpfend und die ausnahmslos lächerlichen oder gar beschämenden Entwicklungen tragen nicht dazu bei, dieses Buch mit Freude zu lesen. Doch positiv betrachtet: Wo ich andere Folgeromane tatsächlich aufgehört habe zu lesen, fuhr ich mit jenem fort, um zu sehen was als nächstes geschieht - wenn auch mit dem Bewusstsein, wie schwer es fallen wird, jene Paragraphen zu vollenden. Zudem muss ich erwähnen, dass sich auch Fehler einschlichen, was das Leben zu jener Zeit anging und es nicht sehr ermunternd ist, einen fehlerhaftes oder ein kaum vorhandenes Gesellschaftsbild im Hintergrund zu haben. Um ihren Schreibstil zu erklären lässt sich folgendes bemerken: Morgan ist zu dem Talent zu gratulieren ein Thema, obwohl oberflächlich, doch kapitellang auszuschlachten und sei es noch so uninteressant, dagegen aber Erwartungen auf Ausführlichkeit auf Seiten des Lesers dennoch bei anderen Vorkommnissen komplett zu
enttäuschen. Insgesamt liest es sich eintönig, was durch fortlaufende
Wortwiederholungen und ständig wiederverwendete Floskeln verursacht wird. So kann der erste Teil des Romans nahezu ausschließlich mit den Sätzen
Interessant waren auch eingebaute Rückblicke, welche komplett sinnlos erschienen, da der Leser schon den gesamten Ausgang zu diesem Zeitpunkt kannte. Überhaupt scheint selbst der Lektor ziemlich gelangweilt gewesen zu sein, da sich zunehmend im Text Fehler einschleichen, umso weiter der Leser sich durchkämpft. Ging man davon aus, dass niemand soweit lesen wird? Die Dialoge sind unnatürlich, wirken künstlich, sind viel zu kurz und bestehen nahezu lediglich aus Erkundigungen des Befindens und Begrüßungs- oder Abschiedsworten. Erstaunlich, dass trotzdem das gesamte Werk fast nur aus Unterhaltungen besteht! All das hätte ich verziehen, hätte ich jene Zeit während der Lektüre mit meinen liebsten Charakteren verbringen können. Doch jene Darcys, Bennets & Co waren andere! Die wohl sich am treusten gebliebenen sind Mr Collins und Miss Bingley, wobei Letztere zum Ende hin einen absolut zweifelhaften Wandel in eine unerwartete Richtung vornimmt. Dennoch bleibt der unbegreifbarste Umschwung in Handlung und Benehmen Lady Catherine de Bourgh vorbehalten, welche schon nahezu eine Freundschaft mit der neuen Mrs Darcy eingeht! Jawohl und wer nun bezweifelt, ob es sich tatsächlich dabei um die ehemalige Elizabeth Bennet handelt, dem geht es wie mir. Obwohl die Hausherrin von Pemberley ebenso benannt wurde, lässt ihr unbedeutend im Hintergrund gedrängtes Tun und zeitweise nervendes Verhalten sie als eine andere erscheinen. Neben einer paranoiden Georgiana, bleibt nur noch Darcy selbst hervorzuheben. Dieser steht im ersten Teil des Romans als Retter in der Not thronend über alle anderen. Fragwürdig finde ich den Versuch, die "mischievous side of his nature" mit allen Mitteln in den Mittelpunkt zu stellen und muss im Endeffekt sagen, dass auch ohne Romantik, eine weitaus bessere Möglichkeit vorstellbar ist, um Mr und Mrs Darcy durch ihr erstes Jahr zu begleiten! Von Zusammenspiel und Ergänzung zweier starker Charaktere war nicht annähernd etwas herauszulesen. Frances Morgan scheint einfach nie jene wirklich einladenden Möglichkeiten für interessante Aktionen zu ergreifen, stattdessen erscheint alles in einer Probephase. Nichtsdestotrotz bemerkenswert schafft sie es auf eine Beerdigung, zwei weitere Tote und fünf neue Verbindungen, welche es in den Ehestand schaffen. Zudem werden zu den neueingeführten "Wentworths" und "Randals" alle Charaktere aus "Stolz und Vorurteil" namentlich untergebracht! Im Nachhinein ist es lediglich amüsant zu betrachten, zu was Jane Austen's Roman inspirieren und ermuntern kann, doch an die leidliche Lektüre denkend und das ständige Vorblättern, um zu sehen wie viele Seiten dieses Kapitel denn noch hat, kann ich nur von diesem Buch abraten. Wer von Darcy und Elizabeth lesen will, sollte ironischerweise keineswegs zu diesem Buchtitel greifen. (von Mella 01/05) |
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