von Jane Gillespie
Mellas Meinung |
erstmals erschienen: September 1983
Mellas Meinung Jane Gillespie war zuerst von "Mansfield Park" inspiriert und schrieb "Ladysmead". In diesem Roman widmet sie sich zwei Personen aus "Stolz und Vorurteil". Als ich "Teverton Hall" begann, befand ich mich zunächst auf völlig fremden Terrain und begegnete keinem Bekannten. Zudem schienen die kurzgehaltenen Kapitel gerade animierend genug, um sich bei einer seichten Handlung zum Weiterlesen zu bewegen. Doch schnell stellte ich fest wie ich zunehmend Gefallen an den Charakteren fand. Als ich dann doch mir vertraut klingende Worte las und der Verdacht aufkam endlich einem ehemaligen "Stolz und Vorurteil"-Abkömmling zu begegnen, bestätigte sich dieser auch mit dem Auftreten Mr Collins. Ein sicheres Zeichen, dass Jane Gillespie den richtigen Ton getroffen hat. Die Autorin enttäuscht nicht in des Pfarrers Darstellung und spart nicht an wortgewandten Litaneien. Kurz und knapp wird ein Blick in die durchaus wahrscheinliche Vergangenheit gegeben, somit verständlich gemacht warum er jetzt im Pfarrhaus des "Teverton"-Anwesens seinem Dasein frönt und, man höre und staune, warum er seinen Sohn Fitzwilliam getauft hat. Sein krankhaftes Unterwerfen, Selbsterniedrigen und im Wiederspruch dazu stehende Eitelkeit finden immer wieder im Austen-getreuen Stil Ausdruck. Gillespie versteht es Ironie gewinnbringend einzubauen. So zeichnet sich Collins Sohn durch Wortkargheit aus, ganz zur Schande seines doch so redegewandten Vaters. Auch des gesellschaftshungrigen Pfarrers eigener Drang danach ein geladener Gast in den angesehenen Häusern Fraxteds zu sein, verbaut er sich selbst. Mrs Collins ist ebenso gelungen und hat außerdem durch ihre eigene Ehe einen gewandelten Blick auf Heirat, was ihrer Tochter zu Gute kommt. Die Abnabelung des jungen Collins, seine Wandlung und letztendlich eine schwerwiegende Entscheidung sind ebenso ideenreich wie die Sorgen und Liebesnöte der anderen jungen Mitstreiter. Bei jedem zeigt die Autorin Bemühungen um jene durch Erinnerungen und Vergangenheit persönlich wirken zu lassen. Ob die ausschweifend lebende Dallow Familie, die Anwaltsfamilie Pavey, das Doktorehepaar der Stadt oder die Verwandten aus Bath - das Buch liefert ein amüsant vielfältiges Sozialbildnis mit typischen Dinner Parties, Bällen und dem etwas ernster zunehmenden Versuchen der Kinder im Leben Fuß zu fassen. Der Leser wird von der besorgten Dame mit regem Interesse an den neusten Londoner Medizinberichten ebenso unterhalten, wie von der gutmeinenden Gesellschafterin, die meint ihren Schützling zu kennen, der Liebe auf die Sprünge helfen will und dann den Namen des plötzlichen Verlobten nicht einmal kennt. Die Vorkommnisse sind erfrischend, wie die Personen selbst. Und spätestens nach dem ersten Ball der Dallows steht auch schon das Hauptthema im Mittelpunkt. Wer heiratet wen? Die zahlreich eingeführten jungen Herrschaften mit dem Anrecht auf einen angemessenen Partner sind lebhaft, verschieden und interessant. Von reich bis mittellos ist alles vertreten. Die Verwirrungen und verstrickten Missverständnisse, doch auch der nicht vergessene gesellschaftliche Druck, tragen zu einer freudig und manchmal auch scheinbar aussichtlosen Handlung bei. Für Tumult ist gesorgt und bei zwölf jungen Mitstreitern, wobei nur die Kinder der Familien gezählt sein sollen, ist dies auch leicht zu glauben. Gerüchte kommen recht zahlreich auf. Doch man höre und staune, dass niemand einem Fehlverhalten bezichtigt werden kann. Aber das Gefühl, dass die Autorin sich hier von fälschlich geknüpften Verbindung zu einfach entledigt, kam bei mir keineswegs auf. So manch gewitzter Zusammenhang wird schließlich nach und nach ans Tageslicht gebracht und am Ende klärt sich alles auf und entwickelt sich wie insgeheim erwartet oder zeitweise bezweifelt. In Bezug auf "Stolz und Vorurteil" sei gesagt, dass auch wenn nie Namen genannt werden, doch weitaus mehr Charaktere des Austen-Romans eine indirekte Rolle spielen. So wird sogar Longbourne zu einem entscheidenden Schauplatz. Das Buch selbst allerdings, verlässt Fraxted und Umgebung nie. Bei all den überragenden positiven Aspekten des Buches, schaue ich gern über eine kleine zeitliche Verworrenheit hinweg. So ist es ist fast schon ein Schande, dass Jane Gillespie die Collins' und nicht die Darcys gewählt hat, wo Letztere sich doch in Folgeromanen so viel bieten lassen müssen und hier eine wünschenswerte Autorin für dieses Unterfangen gefunden hätten. (von Mella 10/05) |
Index | Update | Biographie | JAs Werk | JAs England | Links | Sekundärliteratur | |
Filme | Musik | Fanfiction | Suche | Gästebuch | Chat | JAF-ML | Board |