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Zweifelhaftes Schneevergnügen

von Becci




Lizzie beeilte sich nicht mit Anziehen. Wie hatten sie Bingley und ihre Schwester nur dazu überreden können, mit ihnen Schlittenfahren zu gehen? Sie hatte so etwas Kindisches nicht mehr gemacht, seit sie ein junges Mädchen gewesen war und hatte auch keine Lust dazu. Aber irgendwie hatten Bingley, Jane und Kittie sie überredet mitzukommen und so hatte sie zugesagt. Mr. Bingley und Jane verhielten sich, seit sie miteinander verlobt waren, so albern wie Lizzie sie beide noch nie erlebt hatte, und jetzt diese Idee mit dem Schlittenfahren. Lizzie hätte nie gedacht, dass sie das jemals sagen würde, aber sie war froh, dass die beiden bald heirateten und sie wieder ihre Ruhe hätte, aber vielleicht dachte sie das auch nur, weil Mr. Darcy nicht aus London zurückgekommen war. Sie vertrieb den Gedanken schnell wieder. Mr. Darcy war ihr egal und es war ja nicht so, dass sie ihm nachtrauerte. Sie warf noch schnell einen Blick in den Spiegel und begab sich nach unten. Dort warteten schon Jane, Bingley, Kittie und – sie wollte ihren Augen nicht trauen – Mr. Darcy. Sie versuchte so gelassen wie möglich zu erscheinen, obwohl sie fast die Treppe heruntergestolpert wäre, was aber keiner zu bemerken schien.

Nach den allgemeinen Begrüßungen machten sie sich auf den Weg zu dem Hügel, den Bingley und Jane für ihren Ausflug auserkoren hatten. Jane und Bingley gingen gleich voran und überließen die restlichen drei sich selbst. Lizzie suchte verzweifelt nach einem passenden Gesprächsthema, doch irgendwie drehten sich ihre Gedanken im Kreis. Wieso war Mr. Darcy schon so früh aus London zurückgekommen? Bingley hatte gesagt, er käme erst zu der Hochzeit nächste Woche und nun war er jetzt schon hier. War er wegen ihr früher gekommen? Wollte er sie trotz ihrer Familie, trotz Wickham heiraten? Allein der Gedanke daran sorgte für ein wohliges Gefühl in ihrem Magen, aber sie rief sich sogleich wieder zur Vernunft. Sie durfte sich gar nicht erst falsche Hoffnungen machen. Er war gewiss aus einem anderen Grund früher als geplant nach Hertfordshire gekommen. Es war schon anmaßend nur zu hoffen, er wäre wegen ihr gekommen. Nein, sie würde nicht zu viel erwarten. Sie würde ihre Gefühle sicher nicht preisgeben. Er würde nicht sehen, wie sie seine Ankunft bangend erwartet hatte, das schwor sie sich leise. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Er sah so gut aus, groß und hochgewachsen. Er hatte so eine Art an sich, die sie niemals vergessen würde. Sie erinnerte sich, wie er sie an diesem unglückseligen Tag in Lambton getröstet hatte. Er konnte so einfühlsam sein. Sie hatte sich so sicher bei ihm gefühlt. Doch er war auch stolz, viel zu stolz. Auch jetzt blickte er wie so oft stur geradeaus mit einem Blick, den Lizzie nicht lesen konnte. Was er dachte und fühlte, blieb ihr verborgen. War er froh sie zu sehen oder nicht? Sie konnte es nicht ausmachen.

Plötzlich kam ihr der Gedanke, wie albern er diesen Ausflug finden musste, und sie konnte nicht anders als vor Scham zu erröten. Wieso musste sich seine Familie auch immer von ihrer schlechtesten Seite zeigen, wenn er anwesend war? Ihre Verlegenheit wurde noch größer, als sie bemerkte, dass Kittie Mr. Darcy gerade erzählte, wie viel Spaß Rodeln doch sei und ihn mit Anekdoten von früher unterhielt. Lizzie musste einfach eingreifen und fragte rasch: "Mr. Darcy, wie geht es Ihrer Schwester? Ich hoffe, sie war nicht zu enttäuscht, dass wir nicht zum Dinner kommen konnten?"
"Meiner Schwester geht es gut, danke, sie wird nächste Woche zur Hochzeit aus London kommen. Sie war natürlich enttäuscht, Sie nicht näher kennen lernen zu können, aber sie hat natürlich verstanden, wieso Sie abreisen mussten." Hier brach er verlegen ab. Jetzt musste Miss Bennet ja denken, dass er Georgiana von Lydia und Wickham erzählt hatte und damit ihr Vertrauen in seine Verschwiegenheit enttäuscht hatte. Tatsächlich gingen Lizzies Gedanken in diese Richtung. Er hatte also seiner Schwester von Lydia und Wickham erzählt. Was mochte er wohl gesagt haben und wie hatte seine Schwester es aufgenommen? War sie vielleicht der Grund, wieso er nicht früher zurückgekommen war? Schließlich würde er durch eine Heirat nicht nur sich selbst, sondern auch Georgiana mit Wickham verbinden. Dass er das nicht wollte, verstand Lizzie nur zu gut, aber es verletzte sie dennoch, vor allem, dass er es ihr auf diese Weise sagen musste. Konnte er nicht einfach dazu schweigen, als wäre nichts passiert?

Mr. Darcy, der bemerkte, was für einen Fauxpas er mit seinen Worten begangen hatte, versuchte schnell das Thema zu wechseln: "Miss Bennet, soll ich für Sie vielleicht den Schlitten ziehen? Er muss sicher sehr schwer sein und Sie sehen schon ein bisschen erschöpft aus." Lizzie war vollkommen verblüfft von diesem Angebot und hätte es fast angenommen, hätte sie sich nicht noch im richtigen Augenblick erinnert, dass sie und ihre Familie ihm sowieso schon viel zu viel schuldig waren. Da würde sie sicher nicht dafür sorgen, dass sie ihm noch für mehr dankbar sein musste, selbst wenn es nur so eine Kleinigkeit war. Deshalb erwiderte sie kühler als notwendig: "Danke für Ihr freundliches Angebot, Mr. Darcy, aber ich kann meinen Schlitten sehr gut alleine ziehen." Mr. Darcy war überrascht von Lizzies so offensichtlicher Ablehnung. Was hatte er nur falsch gemacht, dass sie so unfreundlich reagierte? Er konnte es beim besten Willen nicht sagen, aber er fing sich bald wieder und fragte statt dessen Kittie, ob er ihr ihren Schlitten ziehen sollte, die dieses Angebot im Gegensatz zu ihrer Schwester bereitwillig annahm und ihm aus Dankbarkeit von einer ihrer neugekauften Hauben erzählte. Lizzie wäre fast im Boden vor Scham versunken, doch da sie selbst kein besseres Gesprächsthema wusste, geschweige denn nach der Unterhaltung von vorhin an einem Gespräch mit Darcy interessiert war, ließ sie Kittie einfach gewähren. Sollte Mr. Darcy doch sehen, wie er ihre Schwester wieder zum Schweigen brachte!

Schließlich kamen sie auf dem Hügel an, wo Kittie gleichzeitig zu Lizzies Erleichterung und zu weiterer Verlegenheit beitrug, indem sie nun Bingley und Jane mit ihren Hauben und Kleidern nervte. Plötzlich allein wagte weder Mr. Darcy noch Lizzie ein Wort zu sagen. Darcy wusste nicht genau, ob dies die richtige Situation war, um Elisabeth seine Liebe zu gestehen, und Lizzie wartete zunächst darauf, dass Mr. Darcy ein Gespräch begann. Dann jedoch als er eine ganze Weile nichts gesagt hatte und sie nur auf die ihm eigene Art angestarrt hatte, sah Lizzie sich gezwungen ein Gesprächsthema zu finden. Sie wusste nur nicht welches, denn jedes Thema erschien ihr unpassend.

Sie blickte hinüber zu Bingley und Jane, die so unbekümmert wie kleine Kinder miteinander scherzten und schließlich ein Schlittenwettrennen den Berg hinunter veranstalten. Wenn sie und Mr. Darcy doch nur auch so unbekümmert miteinander umgehen könnten. Sie seufzte leise auf, jedoch laut genug für Darcy, um sie zu hören. Er folgte ihrem Blick zu dem verliebten Paar. Nun musste Lizzie etwas sagen, sie musste doch eine Erklärung für ihren Seufzer geben. Sie sprach das Erste aus, was ihr in den Kopf kam: "Es ist echt schlimm mit Ihnen, wie Sie sehen, Mr. Darcy. Seit sie verlobt sind, verhalten sie sich nun schon so. Ich werde nie verstehen, dass junge Paare so bar jeglicher Vernunft sind. Da kann man nur froh sein, selbst nicht verlobt zu sein." Kaum waren ihr diese Worte aus dem Mund gerutscht, wünschte Lizzie sich schon, sie hätte ihren Mund gehalten. Was musste Mr. Darcy nun glauben? Er musste ja denken, sie wolle überhaupt nicht heiraten, dabei wusste sie sehr genau, dass das Gegenteil eigentlich der Fall war. Wieso hatte sie bloß ihren Mund nicht gehalten?

Mr. Darcy war zwar zunächst verblüfft über Lizzies Worte, schien es aber für eine sehr gute Möglichkeit zu halten, auf ein bestimmtes Thema zu sprechen zu kommen. Lachend stimmte er Lizzie zu, dass Bingley und die älteste Miss Bennet sich wirklich sehr albern verhielten, fuhr dann aber fort: "Dennoch, Miss Bennet, mit der richtigen Frau an seiner Seite kann es sich selbst ein ehrbarer Gentleman mal erlauben, albern zu wirken, denken Sie nicht? Sie werden es nicht glauben, aber ich selbst habe in Kürze vor, Bingleys Beispiel zu folgen und zu heiraten." Er schaute Elisabeth erwartungsvoll an, doch Lizzie verstand sowohl seine Worte als auch seinen Blick völlig falsch. Das war es also, was ihn hierher gebracht hatte. Er wollte sie taktvoll darauf hinweisen, dass er bald eine andere heiraten würde. Bei der Vorstellung ihn an eine andere zu verlieren, kamen Lizzie fast die Tränen. Wie konnte er ihr das nur antun? Was für ein Mensch war er, dass er so grausam sein konnte?

Aber er würde ihren Schmerz nicht sehen, diese Genugtuung würde sie ihm nicht geben. Forsch entgegnete sie: "Sie haben also tatsächlich noch eine Frau gefunden, die es mit Ihnen aushält, Mr. Darcy? Ich hätte es nicht gedacht!" Dabei zog sie spöttisch ihre Augenbrauen hoch. Mr. Darcy zuckte deutlich zusammen bei diesen Worten. So hatte er sich das sicher nicht vorgestellt. Musste er etwa mit einer Wiederholung seines ersten Antrags rechnen? Allein der Gedanke daran sorgte dafür, dass ein kalter Schauer ihm über den Rücken jagte, der nichts mit dem kalten Wetter zu tun hatte.

Doch Lizzie bemerkte seine Reaktion nicht, denn ihr Blick war auf etwas anderes fixiert, nämlich auf Kittie, die mit ihrem Schlitten den Berg hinunterrodelte und sie mit Mr. Darcy allein ließ. Erst jetzt wurde Lizzie deutlich, dass sie ja nur vier Schlitten mitgenommen hatten, was bedeutete, dass sie und Mr. Darcy sich einen Schlitten teilen musste. "Oh, nein!" Diese Worte rutschten ihr ohne Vorwarnung heraus. "Was gibt es, Miss Bennet?", fragte Mr. Darcy leicht besorgt. "Wir haben nur einen Schlitten!", klärte ihn Lizzie auf. "Oh", war alles, was er daraufhin entgegnete. Erst dachte er daran, wie absolut undenkbar und unschicklich es wäre zu zweit einen Schlitten zu teilen, dann aber kam ihm in den Sinn, wie nah sie hintereinander sitzen würden, dass er sie dann festhalten könnte. Bei dem Gedanken sie ohne eine Abfuhr zu provozieren berühren zu können, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Lizzie bemerkte sein Lächeln, doch sie konnte angesichts der Vorstellung mit ihm einen Schlitten zu teilen nicht lächeln. Sie würde ganz sicher nicht mit ihm den Berg hinunterrodeln, während er mit einer anderen verlobt war. Wütend fauchte sie ihn an: "Hören Sie gefälligst auf so zu grinsen, Mr. Darcy, ich finde das nicht witzig. Sagen Sie mir lieber, was wir jetzt machen." "Wir werden uns den Schlitten teilen, Miss Bennet, oder haben Sie eine bessere Idee?", erwiderte er unbekümmert. Sie sah einfach unwiderstehlich aus, wenn sie wütend war. Lizzie war von Mr. Darcys Idee keineswegs begeistert. Empört entgegnete sie: "Mr. Darcy, das ist vollkommen unschicklich, vor allem wo Sie doch verlobt sind." "Ich bin noch nicht verlobt", war alles, was Mr. Darcy dazu bemerkte und bevor Lizzie auch nur wusste, wie ihr geschah, rodelten sie schon gemeinsam den Berg hinunter. Die Erfahrung gefiel ihr besser als sie gedacht hätte. Mr. Darcy hatte einen Arm um sie gelegt und seine Berührung löste einen ganzen Sturm an Gefühlen in ihr aus. Trotz der Kälte war ihr richtiggehend heiß und ihr Kopf fühlte sich so leicht an. Die Wirklichkeit schien so weit weg. Es existierten nur sie und Mr. Darcy, doch sie sollte bald auf recht unsanfte Weise wieder in die Realität befördert werden. Denn unaufmerksam, wie sie beide waren, sahen sie beide nicht den Stein, der ihren Schlitten von der Bahn bringen sollte. Plötzlich kippte der Schlitten um und sie landeten beide im Schnee.

Mr. Darcy war halb auf Lizzie gefallen und sobald dieser bewusst wurde, dass es sein Körper war, der auf ihr lag, glaubte sie vor Scham zu sterben. "Oh, nein, nicht auch noch das", dachte sie, während sie sich versuchte zu befreien. Auch Mr. Darcy erhob sich schnell von seinem menschlichen Kissen. Neben Scham trieb ihn aber auch die Angst, dass sie sich verletzt haben könnte. "Elisabeth, Miss Bennet, haben Sie sich verletzt?", fragte er besorgt. "Ja", entgegnete Lizzie, während sie sich langsam erhob, "aber es ist nur mein Stolz, der einen kleinen Schaden abbekommen hat." Darcy konnte nicht anders als bei diesen Worten breit zu grinsen. Sie hatte ihren Humor nicht verloren. Das hieß, es musste ihr gut gehen. "Ich dachte, ich wäre von uns beiden derjenige mit dem verletzten Stolz, aber da muss ich mich wohl geirrt haben", erwiderte er pointiert. Lizzie fand dies hingegen nun weniger lustig. Kurz angebunden antwortete sie: "Ja, das haben Sie anscheinend. Ich habe auch meinen Stolz", und ließ ihn stehen, während sie begann den Hügel hinab zu steigen. Wieso musste sie gerade mit ihm in eine solche Situation geraten? Wieso hatte sich ihr Schicksal nur so gegen sie verschworen?

Darcy fand die schnippische Reaktion Elisabeths eher lustig. Wie bezaubernd sie aussah, wenn sie sich aufregte! Er konnte nicht anders als zu laut zu lachen. "Das sehe ich!", kommentierte er ihr Verhalten.

Lizzie kochte vor Wut. Nicht nur, dass er sie in diese unmögliche Lage gebracht hatte, er machte sich auch noch über sie lustig. Während er im Begriff war eine andere zu heiraten, lachte er sie aus. Aber das würde sie nicht mit sich machen lassen. Dafür musste er bezahlen. Zornig hob sie eine Handvoll Schnee auf, formte einen Schneeball daraus und warf diesen nach Mr. Darcy. Der Schneeball traf genau Darcys Nase. Darcy wirkte zunächst erstaunt, sobald er aber verstanden hatte, woher dieser Schneeball gekommen war, breitete sich ein eher empörter Ausdruck auf seinem Gesicht aus. Lizzie drehte sich reuig um. Oh, nein, jetzt hatte sie ihn auch noch damit beleidigt? Wie konnte sie sich nur über Kitties Verhalten aufregen, wenn sie sich selbst so benahm? Er würde ihr nie einen zweiten Antrag machen, wenn sie sich weiterhin so benahm. "Er wird mir sowieso keinen zweiten Antrag machen", sagte sie sich selbst, "denn er liebt eine andere." Bevor sie die Verbitterung, die diese Feststellung auslöste, weiter pflegen konnte, spürte sie plötzlich etwas Eiskaltes in ihrem Nacken. Es war Schnee. "Ich denke, wir hatten noch eine Rechnung zu begleichen, Miss Bennet", flüsterte ihr Mr. Darcy ins Ohr. Wutentbrannt drehte Lizzie sich um und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, so dass ihr Handabdruck deutlich auf seiner Wange zu sehen war. "Wie können Sie es wagen, mir Schnee in den Nacken zu stecken?", schrie sie ihn an erbost an. Mr. Darcy war wie vom Blitz getroffen. Mit einer so heftigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. "Es tut mir leid, Miss Bennet", versuchte er sich zu entschuldigen, aber Lizzie ließ ihn einfach stehen. "Oh, nein, sie hasst mich", dachte er. Was hatte ihn nur geritten, sie so zu behandeln, sie die Frau, die er liebte? Bemüht seine Fehler wieder gutzumachen lief er ihr hinterher.

"Miss Bennet, sind Sie jetzt völlig durchnässt? Das wollte ich nicht, bitte glauben Sie mir!"
"Ja, was denken Sie denn, Mr. Darcy. Ich bin nass und mir ist kalt und das ist alles Ihre Schuld!"
Darcy begann nun sich nicht nur Sorgen darüber zu machen, dass sie ihm sein Verhalten heute wohl nie vergeben würde, sondern auch darum, dass sie ernsthaft krank werden könnte. Er zog seinen Umhang aus und legte ihn ihr um die Schultern. "Es tut mir leid, ich hoffe, das wärmt Sie genug, so dass Sie nicht krank werden." Lizzie konnte nicht anders, als gerührt von so viel Fürsorge zu sein. Er musste doch frieren ohne seinen Umhang. "Nein, Mr. Darcy, ich brauche Ihren Umhang wirklich nicht. So kalt ist mir nun auch wieder nicht", entgegnete sie und wollte ihm diesen zurückgeben, aber Darcy wehrte ab, obwohl er schon jetzt fror, wie Lizzie daran erkennen konnte, dass er von einem Bein aufs andere trat. Aber er schien entschieden zu haben, dass sie seinen Umhang behalten sollte, und schlug stattdessen vor: "Lassen Sie uns nun den Schlitten nehmen, dann kommen Sie schneller nach Hause ins Warme."

Lizzies Wut auf Mr. Darcy erwachte erneut. Auf keinen Fall würde sie noch einmal mit ihm auf diesen Schlitten steigen. "Ich laufe lieber", bemerkte sie kühl und setzte ihren Weg den Hügel hinunter fort. "Dann komme ich mit Ihnen, ich muss doch darauf aufpassen, dass sie heil diesen Hügel hinunter kommen", erklärte Mr. Darcy. Er dachte daran, dass er immer noch wegen einer bestimmten Sache mit ihr reden musste. Auch wenn sie ihn dafür vierteilen würde, er musste ihr seine Liebe gestehen.

"Ich werde ohne Sie sicherer sein", konterte Lizzie spitz. Diese Bemerkung hatte gesessen. Darcy zuckte deutlich zusammen. Diese Bemerkung hatte sich mieser angefühlt als jede Ohrfeige, die ihm Lizzie jemals geben konnte. Er war nahe dran sich einfach von Miss Bennet abzuwenden und zu gehen. Er brauchte nicht einmal mehr seine Frage zu stellen, er wusste die Antwort schon.

Lizzie sah, wie Mr. Darcy verletzt sein Gesicht abwandte. "Es tut mir leid, Mr. Darcy", versuchte sie ihre Worte zurückzunehmen. "Wirklich, ich weiß nicht, wie mir so etwas Gemeines über die Lippen kommen konnte, vor allem nach all dem, was Sie für meine Familie getan haben." Darcy schaute sie an, erschrocken und geschockt. "Wer hat dir davon erzählt?", verlangte er mit rauer, bebender Stimme zu wissen.

"Meine Tante, aber Lydia hat es mir zuerst verraten. Und dann konnte ich nicht ruhen, bis ich alles wusste. Bitte, Mr. Darcy, lassen Sie mich Ihnen danken. Im Namen meiner ganzen Familie, die nicht weiß, wem wir zu Dank verpflichtet sind."
"Ich brauche Ihren Dank nicht, Miss Bennet. Was ich getan habe, war nur eine kleine Gefälligkeit und nichts Besonderes", wehrte Mr. Darcy ab. Er wollte nicht, dass Lizzie sich ihm zu Dank verpflichtet fühlte, vor allem nicht, wenn sie ihn so verachtete, wie sie es offensichtlich tat. Aber Lizzie ließ nicht locker: "Mr. Darcy, das stimmt nicht. Sie haben meine ganze Familie vor Leid und Schande bewahrt, ich würde das schon als etwas Besonderes bezeichnen. Jedenfalls bedeutet es mir sehr viel."

Doch Darcy war nicht gewillt ihren Dank anzunehmen. Wenn er nicht ihre Liebe erlangen konnte, wollte er auch ihren Dank nicht. Er erwiderte: "Ich habe nichts dergleichen getan. Ihr Onkel wäre genauso in der Lage gewesen, Wickham und Lydia aufzuspüren und Wickham zur Heirat zu zwingen. Außerdem habe ich nur getan, was meine Pflicht war, Miss Bennet. Es war mein Fehler, dass Wickhams Charakter nicht öffentlich bekannt war, deshalb war es auch meine Pflicht Ihrer Familie zu helfen. Aber nun lassen Sie uns davon schweigen! Ich habe schon meine Antwort!" Diesen letzten Satz hatte er eigentlich nicht laut sagen wollen und so war er mehr als verblüfft als er es dann doch tat.

Lizzie schaute ihn ebenso überrascht an. "Welche Antwort?", wollte sie wissen.
"Die Antwort auf die Frage, die zu stellen, ich nach Hertfordshire gekommen bin", erwiderte Mr. Darcy gereizt und schaute weg. Hatte sie denn immer noch nicht verstanden, weswegen er hier war und wieso er ihren Dank nicht wollte?
Lizzie begann langsam zu verstehen. Sie war die Frau, um deren Hand er anhalten wollte und sie war so ruppig gewesen, dass er dachte, es lohne sich nicht mehr, da sie nichts für ihn empfand. Sie trat näher zu ihm und fragte leise: "Die Antwort auf welche Frage, Mr. Darcy?"
"Können wir nicht einfach darüber schweigen, Miss Bennet?", entgegnete er unwirsch.
"Wie lautet die Frage?", wollte Lizzie erneut, diesmal aber deutlich bestimmter wissen.
"Sie kennen die Frage nur zu gut, Miss Bennet, bitte hören Sie auf mit mir zu spielen. Wenn Ihre Gefühle dieselben sind wie letzten April, seien Sie doch bitte einfach ruhig und ersparen Sie mir weitere Erniedrigung." Mr. Darcy drehte sich weg und wollte Lizzie verlassen, aber sie war nun weit davon entfernt dies zuzulassen.
"Erniedrigung? Was meinen Sie damit, Mr. Darcy?“, erkundigte sie sich. Sie wusste natürlich, wovon er sprach, aber sie musste die Worte einfach aus seinem Mund hören, die vier Worte, die alles verändern würden: Willst du mich heiraten?

Mr. Darcy biss sich erbost auf die Lippe. Wieso musste sie ihn nur zwingen darüber zu sprechen? War es nicht schon erniedrigend genug für ihn zu wissen, dass sie von seiner Zuneigung wusste, aber sie nicht erwiderte? "Die Erniedrigung zweimal von derselben Frau abgelehnt zu werden", beantwortete er ihre Frage und ging ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei.

Doch Lizzie folgte ihm. Lächelnd fragte sie: "Wie kannst du denn wissen, dass du wieder abgelehnt werden würdest?"
Er fuhr ärgerlich herum: "Elisabeth, hör bitte auf mit mir zu spielen! Du weißt sehr gut wovon ich rede. Also bitte sei endlich ehrlich!"
"Ich bin ehrlich und spiele keineswegs mit dir, Fitzwilliam", entgegnete Lizzie und schaute zu Boden. Leicht berührte sie mit ihrer Hand die seine. Sie konnte seine Körperwärme durch die Handschuhe fühlen. "Bist du nun dazu bereit mir deine Frage zu stellen? Ich würde dir von Herzen gerne darauf antworten."

Mr. Darcy verstand nun endlich, was Elisabeth ihm hatte sagen wollen. Er hielt ihre Hand fest und kniete sich vor ihr nieder. Nach einmal tief durchatmen begann er: "Elisabeth, du weißt, wie sehr ich dich bewundere und liebe. An meinen Gefühlen für dich hat sich seit letztem April nichts verändert. Sie sind nur stetig gewachsen seit damals, seit ich erkannt habe, wie Recht du mit deiner Einschätzung meines Charakters hattest und wie arrogant und hochmütig ich gewesen bin. Elisabeth, ich liebe dich. Ich weiß, ich bin deiner nicht würdig, aber ich kann einfach nicht ohne dich sein. Bitte, Elisabeth, bitte beende meine Ungewissheit und heirate mich! Wirst du das tun?" Er schaute sie flehend an.

Lizzie blieb nun nichts anderes übrig als auf die Frage, auf die sie solange gewartet hatte, eine Antwort zu geben. "Ja, ich werde dich heiraten", erwiderte sie mit strahlenden Augen, "und ich bin diejenige, die nicht gut genug ist, nicht du. Ich bin so glücklich, dass du mich heiraten willst trotz all der Dinge, die ich zu dir gesagt habe. Ich war so gemein zu dir heute und dabei liebe ich dich doch." Eine einzelne Träne kullerte ihr die Wange hinunter. Darcy erhob sich und wischte ihre Träne sanft weg. Dann beugte er sich zu ihr hinunter und berührte ganz leicht mit seinen Lippen die ihrigen. Lizzie schlang instinktiv ihre Arme um seinen Hals. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug und in ihrem Magen schienen auf einmal Tausende von Schmetterlingen zu flattern.

Gerade in diesem Augenblick tauchten Mr. Bingley, Jane und Kittie auf, die vom Fuße des Hügels kamen. "Oh, schaut mal!", rief Kittie aus. "Lizzie küsst Mr. Darcy!" So bemerkte auch das andere Paar die beiden. "Hast du mir nicht immer gesagt, dass deine Schwester meinen Freund hasst?", wollte Bingley von Jane wissen. Darauf entgegnete diese mit einem überraschten Kopfschütteln: "Ich bin genauso erstaunt wie du. Entweder sie hat ihren Verstand oder sie hat ihr Herz verloren. Am wahrscheinlichsten ist beides."

Sobald Lizzie und Mr. Darcy bemerkten, dass sie entdeckt waren, trennten sie sich leicht verschämt voneinander und folgten dann den anderen den Hügel hinauf. Jedoch ließ es sich Darcy nicht nehmen auf diesem Weg Lizzies Arm für sich zu beanspruchen, was sie keineswegs zu stören schien. Sobald die anderen etwas von ihnen entfernt waren, flüsterte sie ihm leise zu, den Blick verlegen auf den Boden gerichtet: "Wenn es sich so anfühlt, sein Herz und seinen Verstand zu verlieren, muss ich sagen, dass es eine Erfahrung ist, die ich gerne noch einmal wiederholen würde." Darcy wusste, dass er seine junge Verlobte nicht enttäuschen konnte, geschweige denn enttäuschen wollte, und leistete ihrem Wunsch nach einem kurzen Kontrollblick auf ihre Wegbegleiter auf der Stelle Folge.

Ende

© 2005 Becci



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