Pride and Prejudice 2005
|
Achtung!Enthält Spoiler! Mal abgesehen davon, dass die 95er Version in England wieder über die
Bildschirme flimmerte, lächeln Firth und Ehle einem des öfteren zu. Die
Werbungen für die Special Edition DVD ist nicht zu knapp verteilt.
Nun, ich will gestehen, dass ich den Film bereits mehr als einmal gesehen habe! Und Gott weiß wie viele Male noch vor mir liegen.... deswegen, wenn auch spät, meine "two cents" zum Film: "Pride and Prejudice" - Verfilmung 2005 Dieser Film ist zweifellos, trotz Schwächen, eine weitere Möglichkeit, zu Jane Austen zu finden und sie lieben zu lernen. Ebenso ist er eine Ode an klassische Musik als auch an England mit seiner atemberaubenden Landschaft und imposanten Herrenhäusern. Der Zuschauer wird mit prachtvollen Bildern in jeglicher Hinsicht beschenkt. Seien es Klippen und grüne Weiten, oder Menschengetümmel auf der Straße, als auch im Tanzsaal, die Liebe zum Detail und Anstrengung zur Perfektion ist fühlbar und verdient Anerkennung. Meine Bewunderung gehört dies zweifellos! Nicht nur bemerkenswert ist, wie der Alltag hervorlugt und sich nicht alles in feinsäuberlichen Gesellschaftsräumen abspielt. Szenen in Kerzenschein oder im Matsch der ungepflasterten Straßen, lassen einen Sinn für Echtheit spüren. Dieser Film macht sich Etikette und Gesellschaftsregeln eigennützig zu weiteren Mitteln für clevere und zu beschmunzelnde Darstellungen. Hier sind endlich die Fauxpas, die alles so realistisch wirken lassen. Verschütteter Wein, falsche Tanzschritte oder ungeziemte Sitzordnung ist bei weitem nicht alles. Als absolut gelungen empfand ich den ersten Ball in Meryton, bei dessen Szenen man am liebsten aufspringen will um mitzutanzen. Klassische Musik ist ein weiterer Punkt welcher Faszination hervorruft und ein verharrendes Publikum im Kinosaal, bis zur letzten Schriftzeile mit unterlegter Melodie des Abspanns, soll dies zur Genüge beteuern! Diskussionen, ganze Situationen, welche seit jeher herbeigewünscht wurden, finden sich hier. Was in vorherigen Adaptionen vermisst wird, ist eingebracht - doch gerechterweise muss ich sagen, gilt dies auch umgekehrt. Humor spielt eine herrlich große Rolle. Ob großartig peinlich oder einfach zum freiweg totlachen, von Darcy über Bingley zu Collins und zurück über jede der Damen und restlichen Herren, alle unterhalten bestmöglich in freimütigen Szenerien voller menschlicher Unsicher- und Überschwänglichkeiten. Wenn ich nur an Bingleys "Antrag-Training" denke, setzt sich ein Schmunzeln auf meine Lippen. Dieser Film besticht durch seine exzellent besetzten Nebenrollen so sehr, dass man schnell und gern über Mängel der Hauptdarsteller hinwegsieht. Allein ihretwegen ist es wert, jene Adaption als witzig, charmant, kritisch und klug zu beschreiben. Leider würde es den Rahmen sprengen jeden Einzelnen angemessen hervorzuheben, denn keiner kann, bis auf eine Ausnahme, einer ernsthaften Unzulänglichkeit bezichtigt werden. Umso mehr schade, aber um Darcys Willen, ist die Fehldarstellung Georgianas. Amüsiert, begeistert und nahezu kritiklos glücklich saß ich im Kinosaal - bis zu Darcys erstem Heiratsantrag. Scheinbar zu Gunsten der Romantik findet ein Umschwung statt, welcher den gesamt vorhergehenden Teil des Films mit sich herab in ein Wirrwarr von unwahrscheinlichen Begegnungen, Verschwinden von Personen (Gardiners), seltsamer Aneinanderreihung von Geschehnissen und Ungereimtheiten zieht. Begebenheiten schleichen sich ein, welche so nicht geschehen könnten, einerseits bezüglich der Epoche, andererseits, da sie einfach zeittechnisch unmöglich sind. Was schnell klar wird ist, dass nicht jeder der in einem Kostüm steckend Austen rezitiert, automatisch ein Darcy oder eine Elizabeth ist. Knightley ist nicht gerade eine bewundernswerte Verkörperung von Elizabeth Bennet, wie ich es zum Beispiel von Rosamund Pike als Jane Bennet empfinde. Doch als Lizzy ist Knightley impertinent genug. Sie zeigt Elizabeths Lebhaftig- und Unabhängigkeit, doch wahrhafte Emotionen bleiben aus. Kein Tumult innerer Hin- und Hergerissenheit zwischen Darcy hassen oder ihn lieben. Irgendwie eingeschnappt und grummelig kommt MacFadyen daher. Kommt es jedoch dazu seine Liebe zu deklarieren überrascht er mit überzeugender Mimik und überhaupt starker Aussagekraft. Darcy ist ein innerliches Chaos abzulesen und kommt es zu seinen späteren Szenen im Film, ist ihm ein gewisser Charme nicht abstreitig zu machen. Auch wenn sich McFadyen statt schwelgend eher brummig zeigt, macht er eine schneidige Figur Es ist unfair diesen Film mit einer Fernsehproduktion zu vergleichen? Mmhh...immerhin kann man nicht übersehen, dass über diesem Film ein Geist schwebt. Und neben allen anderen, ist es die Miniserie von 95 und ob bewusst oder nicht, Firth, mehr als Ehle, spukt im Kopf schaut man auf Knightley und MacFadyen. Schnell bemerkt man, dass es beiden Letzteren an der Chemie fehlt. Kein knisternder Moment. Keine tiefen Blicke. Was Firth schafft durch einen ganzen Raum hinweg auszustrahlen, wird nun nicht ohne nahes Beisammenstehen, Zueinanderlehnen oder überraschende Berührungen deutlich. Aber betrachtet man Knightley und MaycFadyen offenherzig, sind sie keineswegs zu verachten - lediglich anders. Die Begeisterung überwiegt. Unbemerkt zügig und doch nicht hektisch, reiht sich alles aneinander und zwei Stunden werden zu einem kurzweilig vollgepackten Unterhaltungsakt. Als mutig empfinde ich den Schluss, welcher wohl das Publikum teilen wird. Ich für meinen Teil, besann mich nach einer kurzen oberflächlichen Enttäuschung und halte es für gelungen. Es entschädigt für die sonst hintergründig behandelten gesellschaftlichen Umstände. Dem eigentlich zu kritisierenden ernsten Heiratsthema wird nicht Genüge getan. Lediglich Charlottes Szene macht auf das Hauptproblem aufmerksam. Das Ende jedoch befreit den Film etwas aus dieser Anschuldigung und macht ihn für Puristen nur noch besser. Die Versuche neuartig zu sein und moderner zu wirken sind erfrischend und bieten Möglichkeiten diese Version von Vorgängern abzusetzen (Einbringen von Darcys Bildnis). Kurz und gut: die Ausstattung ist fabelhaft und ein Augenschmaus. Das Gehör wird verwöhnt durch wunderschöne klassische Melodien und auch wenn ich das von Lizzy besagte "quizzical brow" von Darcy vergeblich suchte, die Unzulänglichkeiten schwächen den Film nicht wirklich, machen ihn eher sympathischer und er stellt eine absolut liebenswerte Bereicherung im Bereich Austen-Verfilmungen dar, welche jeden weiteren Gedanken an einen neuen Versuch einer Adaption im Ansatz ersticken! (zumindest für die nächsten zehn Jahre)
Nun bleibt für mich nur noch die gefürchtete Übersetzung abzuwarten, was ja
sogar die 95er Version an dem Abgrund des Erträglichen zappeln lässt - doch
dies spielt ja auf DVD dann auch keine Rolle mehr!
zurück zur Filmseite | |
Index | Update | Biographie | JAs Werk | JAs England | Links | Sekundärliteratur | |
Filme | Musik | Fanfiction | Suche | Gästebuch | Chat | JAF-ML | Board |