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Autor |
Beiträge |
Mella Newbee
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 8
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 12, 2005 @ 09:31:23
Ich gestehe, dass ich mit zu starkem
Blick auf die „Scheidungsfrage“, meine Nachricht freudig
drauflos getippt habe.... natürlich ist der ‚edle“
Rochester nicht DER Held schlechthin und seine Entscheidung
seine Verrückte bei sich zu behalten hilft nicht wirklich ihn
vorteilhafter erscheinen zu lassen – DOCH: in Bezug auf
Scheidung (was ja das ursprüngl. Thema war) sprüht hier für
ihn ein Fünkchen Hoffnung sein Verhalten als ‚ehrbar’ zu
betrachten – oder zumindest eigennützig und dann war es
Skandal verhindernd:
Keine weiteren Möglichkeiten als Irrenhaus standen zur
Wahl.
Eine Frau in so eine Anstalt damals zu geben, war eher
schlimmer gewesen, als sie auf dem Dachboden hausen zu lassen.
....den Bruder ignoriere ich jetzt mal ganz freimütig für
weitere Überlegungen.... (dafür ist es wirklich zu lange her,
seit ich den Roman gelesen habe – und auf die Verfilmungen
will ich mich da wirklich nicht stützen) Und wir wissen
doch alle, wie nett man sich Umstände zurechtdrehen kann –
Eine Verhandlung hätte Ruin bedeutet. War die Frau wirklich
bei der Heirat schon verrückt? Hat er sie in die den Wahnsinn
getrieben? Seine Vergangenheit wäre doch dafür ein netter
Ansatzpunkt gewesen – es war ja die Viktorianische Epoche!
Eine Annulierung anzustreben wäre in jedem Fall schädigend
gewesen. Ach ja, in Austens Zeit, war es dann doch für
einen Mann einfacher seine Frau loszuwerden...
Rochester aber bringen diese Umstände auf einen grünen
Zweig. Seine Handlung ist zumindest nachvollziehbar. Warum er
der kleinen Jane nix sagte und das ganze leidenschaftliche
Liebesgesäusel drumherum ist dann eine andere Sache...
....ich bestreite ja nicht (OH Gott, wie könnte ich!), dass
Rochester so ganz und gar kein Gentleman ist und in wohl
allmöglichen Hinsichten mit seiner Person die liebe Moral,
gesellschaftl. Werte u.s.w. über den Jordan jagt.
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Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 522
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 12, 2005 @ 15:04:15
Quote: |
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Erstellt
von MierschB Und die Geheimnisse des
Zeichners stehen immer noch mysteriös im Raum...
Bruki | | Da bin ich wohl nicht ganz unschuldig dran: Nach
meinem anfänglichen starken Interesse am "Zeichner" hatte ich
keine Zeit mehr, mich so intensiv und wollüstig mit dem Film
zu beschäftigen, wie ich das gerne möchte.
Dass ich trotzdem mit dem Group Read Mansfield Park
angefangen habe, kann ich momentan selbst nicht ganz
nachvollziehen. Wahrscheinlich dachte ich "Lesen entspannt".
Also sorry, falls ich dich hab hängen lassen. *gg* (stell
mir gerade vor, wie du hängst)
Hazel
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
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Mella Newbee
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 8
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @
18:07:54
Ich habe noch ein wenig über
mein letztes Posting nachgedacht und besonders nachdem mir
wieder Bücher über King George in die Hände fielen, lässt es
mir keine Ruhe bis ich etwas hinzugefügt habe. ..sonst denkt
noch jemand ich halte es für eine allgemein gute Methode eine
Wahnsinnige im Dachboden wegzusperren! Trotzdem, will ich von
Jane Eyre entfernt, mich auf Austens Zeit stürzen....
Es ist verblüffend wie zweigleisig die Umstände in jener
Zeit waren, beschäftigt man sich mit den Behandlungsmethoden.
Sie reichen vom Einladen eines Patienten, an den Aktivitäten
(Spaziergänge, Dinner) der Familie des Besitzers der
Einrichtung teilzuhaben, bis zu mittelalterähnlichen
Foltermethoden. Das 17te und späte 18te Jahrhundert kann
man als Desaster für verrückt Erkrankte ansehen. Es gab
ernste Misshandlungsfälle, wenn auch oft mit Respekt für
Forschung. Die Rolle des Nervensystems und moralische
Behandlung, sowie erste Einschätzungen im Sinne eines
Verrückten und seines Wohlergehens, unabhängig seines
Sozialstandes, haben ihren Grundstein in jener Zeit, jedoch
steckte dies in den Babyschuhen. Behandlung wurde subjektiv
betrachtet und wer der Erkrankte war, war wichtig, denn dies
bestimmte wer ihn behandelte – betreute. Dieser Fakt ist
womöglich bis heute nicht völlig verschwunden.
Was sich ca. 1660 als „great confinement“ entwickelte, wird
heute als wegsperren von Verrückten, als auch Alkoholikern,
geschändeten Jungfern und vielen anderen ähnlich ‚gefallenen’
Leuten gesehen. Wobei: tatsächlich Verrückte wurden nicht
eingesperrt, waren sie nicht wirklich gefährlich.
Die ersten Irrenhäuser waren keine Krankenhäuser, sondern
einfach das Zuhause des Besitzers. Verrückte wurden entweder
von privaten Angehörigen dorthin gebracht (die Kosten für
deren Aufenthalt dort kam entweder aus des Kranken eigenen
Vermögen oder von seiner Familie), der Aufenthalt von Armen
wurde von den Pfarreien bezahlt und angewiesen. Die
Besitzer der Häuser waren Laien, meist Pfarrer. Dies rührt
daher, dass man an eine Verbindung zwischen Religion und einer
Heilung der Seele glaubte. Allerdings kümmerte es viele nicht,
ob an Heilung gearbeitet wurde. Die Gemeinden waren
hauptsächlich darum besorgt die Unruhestifter aus Sichtweite
zu schaffen.
Man muss sich darüber bewusst sein, woher gewisse
Behandlungsmethoden rühren.
Thomas Willis (er behandelte King George III) glaubte
daran, dass animalische Gelüste sich im Blut des Kranken
übermäßig niederschlagen würden. Dies würde Drüsen und Gehirn
verunreinigen und zu nervösen Reaktionen führen. Er
verbreitete, dass Verstand und Körper in ihrer Erkrankung eng
zusammen hingen und beides, mental als auch physisch,
behandelt werden musste. (Willis war etwas berüchtigt und man
sprach von magischen Heilungen – er führte keine Bücher in
seinem Irrenhaus, was dazu beitrug.)
Man schaute sich einen Kranken an wie er aussah und ob er
sich seltsam benahm. Es war eine Krankheit mit Sicht auf
Benehmen, Erscheinungsbild und Veränderung in dem Tun des
Patienten. Als ein tatsächliches körperliches Kranksein wurde
es nicht betrachtet. ALSO: Erziehung musste her. (Willis
machte zwar pathologische Untersuche am Gehirn, aber
schließlich befinden wir uns im 18ten Jahrhundert.) In jener
Zeit konnte jede moralische, soziale, mentale oder politische
Abweichung / Auffälligkeit als krankhaft oder abnormal
bezeichnet werden.
So wurden tatsächlich unberechenbare Irre durch
Bestrafungen und derbes Handhaben in einem Zwangsraum
‚behandelt’. An Medizin glaubte man hier nicht. Somatische
Medizin (den Körper direkt behandelnd) wurde als uneffizient
angesehen. Das Verrücktsein war nicht so zu behandeln, da die
Ursache die Verwirrung von Nerven war, welche folglich nicht
auf Medikamente anspringen konnte.
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Mella Newbee
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 8
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @
18:09:24
Eine Diät sollte knapp sein
(Hungern), die Kleidung unangenehm (zwängend), das Bett hart
und der Umgang mit Kranken streng und unnachsichtig. Jene
Patienten benötigen das Angsteinflößen, Binden, Schläge und
natürlich das Blutlassen. Weiterhin spricht Willis von
Erbrechen und anderen Reinigungen... zum Beispiel wurde mit
scharfen Glas Narben zugefügt... oder Brandblasen waren eine
andere Methode, die mir einfällt. Willis glaubte an
übernatürliche Ursachen. (Ein gewisser Sydenham schlug vor,
dass Hysterie ihren Ursprung in der Psyche hatte. Bei Frauen
übrigens, wurde es als eingebildet, bei Männern als
melancholisch angesehen.)Aderlassen, Brandblasen, Verätzungen, Abführmittel, Opium,
Kaltbaden, Erbrechen, waren generelle Methoden. Den Kranken
einzusperren, von Familie und Umfeld zu separieren, war
wichtig. Für krank befundene wurden wie in Gefängnissen
weggeschlossen, als wären sie Kriminelle, oder eine Plage für
die Gesellschaft. Ein gewisser Battie offenbarte zwar neue
Ansichten, doch konnte sich nur schwer durchsetzen. Es wurde
als anmaßend betrachtet, jene Irren mit ernsthaften
medizinischen Überlegungen in Verbindung zu bringen. Die
beginnende Bewegung der „Handhabung der Moral“ nahm nur
langsam Einfluss. Ketten, Fußfesseln, Bettfesseln,
Zwangsjacken, Stühle mit Schnallen und andere Mittel wurden
als wirksam empfunden. Sie riefen eine erkennbare Veränderung
hervor.....
Mittellose Wahnsinnige blieben stets außerhalb des
Wirkungskreis der medizinischen Wissenschaft. Meist führte ihr
Weg sie ins Arbeitshaus. Das einzige Gute, was man einem
solchen dann eventuell noch zukommen ließ, war die Trennung
von den wirklich verrückten Armen. Ende des 17ten Jhr. Gab
es ein großes öffentliches Asyl, welches Irre aufnahm und jene
wohl auch versuchte zu heilen. Um 1780 gab es um die 4 oder 5
Krankenhäuser. Die Idee, dass der richtige Platz für mental
Gestörte – speziell Frauen – ein gesichertes Umfeld ist, war
weitverbreitet.
Ja, es gab bereits 1774 einen Beschluss des Parlaments
bezüglich der Konditionen in einem Asyl. ( zu verdanken ist
dies wohl größtenteils Leuten wie Daniel Defoe, welcher als
Richter einen gewissen Einfluss hatte und offenkundig speziell
gegen private Irrenhäuser protestierte) Das Royal College of
Physicians hatte Beauftragte, welche private Einrichtungen
untersuchten. Auf dem Land waren Friedensrichter jene, welche
dieser Aufgabe nachgingen. Aber all dies war ziemlich
uneffizient. Misshandlungen konnten erst mit einem späteren
Beschluss um ca. 1840 langsam eingedämmt werden. Zudem kommt,
dass Kranke (wie Arme) meist in Arbeitshäuser eingewiesen
wurden und jene waren nicht offen für Inspektionen! (ab 1870
entstanden dann langsam spezielle Krankenhäuser - Es wurde
sogar zu einem aufblühenden Wirtschaftszweig.)
Die Vorgehensweise, dass aufrührerische Geisteskranke in
Gefängnisse gesteckt wurden, endete nicht vor 1900 und
irgendwas.... Arme Verrückte wurden zwar nach dem
Parlamentsbeschluss von aufrührerischen Personen, Faulenzern,
Herumtreibern, Bettlern und Vagabunden unterschieden, doch
Richter waren befugt Irre inhaftieren zu lassen, solang ihr
Wahnsinn anhalten würde. Besondere Behandlung stand ihnen
nicht zu. Wenigstens konnte ihnen das Auspeitschen erspart
bleiben, welches vorher pflichtig gewesen wäre und „nur“ noch
für Bettler aufrechterhalten wurde. |
Mella Newbee
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 8
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @
18:12:13
Das System hatte aber keinen
direkten Einfluss auf den Einzelnen. Die Insassen von
Irrenhäusern galten hinter vorgehaltener Hand als Zeugnis der
Unmenschlichkeit zu der ein Mensch fähig war. Das
Hauptanliegen der Asyle war nun einmal nicht Kranke mit einer
ihm helfenden Einrichtung zu versorgen, sondern die Außenwelt
davor zu schützen mit der Notlage der Erkrankten konfrontiert
zu werden. Der Idealfall war rar, doch durchaus vorhanden.
Therapie, Komfort und gute Unterkunft in gesunder Umgebung,
begleitet von einer Diät und Bewegung waren damals schon
anerkannt. Aber die Kehrseite war wahrscheinlicher. Das
Asyl machte den Eingewiesenen von sich abhängig – egal ob
Bettler, Gesetzloser oder Patient. Sie waren ein Mittel der
sozialen Kontrolle und individuellen Reformation. Sie waren
eine Erweiterung zur politischen Kontrolle von Außenseitern
und Unberechenbaren. Kam ein Verrückter, bemühte man sich oft
jenen so zu belassen und war er doch gesund, trieb man ihm den
Verstand aus. Schließlich brachte ein Patient auch Finanzen
mit sich. Man kann sagen, dass kaum einer der Physiker/Ärzte
in jener Periode Untersuchungen bezüglich des krankhaften
Irrsinns und möglichen Gegenmitteln anstellte.
Ein Fall ist zum Bsp ein Norris welcher wiederspiegelt wie
schlimm es sein konnte. Er trug ein Geschirr aus Ketten und
dicken Seilen. Er konnte sich so gut wie nicht bewegen. Und
dies achtzehn Jahre lang. Auch Swift beschrieb ein Haus als
Ort mit Ketten, Peitschen, dunklen Kammern und Stroh.
Willis Methoden blieben angesehen und angewandt. Viele
Ärzte, gerade jene die als erfolgreich angesehen wurden,
übernahmen besonders den Aspekt Kontrolle und Einfluss über
ihren Patienten zu gewinnen. Willis war berühmt für ‚das
Auge’. Ein durchdringender Blick, welcher bedrohlich in den
Kranken bohrt und ihn unterwarf.
Korruption herrschte in den Asylen....Gesetz und
Beschlüssen entgegen trotzend...
...so, nun fällt mir
nix mehr ein, auch wenn George III und seine Erkrankung noch
Raum für Ausführung bietet, da diese keine unwesentliche Rolle
in der Entwicklung der Psychiatrie spielte, aber das würde
wohl zu weit führen....eine Mary Lamb ist auch ein
Beispiel....so, gut nun!
Ich entschuldige mich für die Länge .... aber es im
Nachhinein zu kürzen fiel mir einfach zu schwer.... so habe
ich mir den Flug wenigstens verkürzt!!! Wenn auch auf Eure
Kosten. |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 719
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @
18:37:03
Naja, man bedenke,
solche Krankheiten wurden ja auch gerne als "Strafe Gottes"
gesehen. Und da man nicht die wirklichen Ursachen kannte,
pfuschte man ein wenig ( und möglichst geldbringend) herum.
Und die Tötung "unwerten Lebens" der Nazis ist sicher auch
auf so einer Einstellung erwachsen. Kennt jemand den Film
"Geschichte einer Nonne"? Spielt bereits nach dem 1. Weltkrieg
und die Nonne wird wegen ihres Verhaltens in ein Irrenhaus
strafversetzt. Es gibt einen Raum mit Holzbadewannen, wo
die Irren stundenlang im Wasser liegen und für ihre Nerven mit
den Fersen auf den Boden treten.
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
|
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Anwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @
22:25:51
Hallo Mella,
das ist eine sehr interessante Zusammenfassung... Ich hatte
in meinem Leben auch einmal sehr starkes Interesse an der
Geschichte der Psychiatrie... Das ist jedoch lange her und
damals war es schwer an entsprechende Fachbücher zu kommen...
Ich las jedoch ein Buch über die Psychiatrie in der UdSSR,
geschrieben von einem russischen Arzt... Das hat mir schon
Angst gemacht, denn da wurden genau diese Thesen, die Du da
aufführst, auch genannt, jedoch auf die damalige Gegenwart
bezogen (die 70er Jahre). So war es noch in diesen Jahren
„normal“ politisch Auffällige als psychisch krank anzusehen...
Es wurde mit genauso brutalen Methoden mit solchen Abweichlern
umgegangen... Das erschreckende daran ist nun, dass dieser
Arzt das ganz offen und unmaskiert so aufgeschrieben hat und
das Buch in der UdSSR auch veröffentlicht wurde und jeder, der
lesen konnte, das zur Kenntnis nehmen konnte...
NB: Als besonders perfide empfand ich seine Beschreibung
der USA, wo es so ist, dass jeder psychisch Kranke von einem
Richter eingewiesen werden muss, was der Russe so
interpretierte, dass die Kranken damit kriminalisiert werden
würden... Was ich anders sah und sehe... In Russland war solch
eine unabhängige Prüfung des Einzelfalls nicht möglich... Der
Arzt entschied allein... und die „staatlichen Organe“... Wer
also den real existierenden Sozialismus nicht für die beste
aller Welten hielt, musste verrückt sein, und wurde
entsprechend behandelt...
Mir fallen zu dem von Dir angesprochenen Thema zwei Filme
ein: Milos Formans „Mozart“ und „King George“, im zweiten
tritt sogar der von Dir zitierte Arzt auf... Ich glaube, heute
nennt man seine Methode Behavionismus. Die These ist, dass, wenn man sich „normal“ verhält,
man auch „normal“ sei. Deswegen wird mit teilweise drastischen
Methoden das Verhalten korrigiert... - Eine Anekdote dazu geht
so: „Ein reicher Kaufmann kann niemanden leiden und er ist zu
allen unfreundlich. Deswegen wird er auch von keinem Menschen
als angenehm empfunden und hat viele Probleme. Der Arzt, den
er deswegen konsultiert, sagt ihm, er solle doch erstmal so
tun als wäre er ein netter umgänglicher freundlicher
Zeitgenosse, der alle anderen Menschen nett findet... Das tut
er den auch und nach einer Weile ist der Mann wirklich bei
allen beliebt... Und am Ende ist er auch im innersten ein
Menschenfreund...“ – Mir machen solche Thesen Angst...
Bruki
PS: Bist Du dieselbe Mella wie in der Yahoo-Group?
PPS: Wer glaubt, dass nur Kranke solchen Torturen
unterworfen wurden, der lese T.C. Boyles "Welville" - diese
"wissenschaftlichen" Methoden waren scheinbar damals für viele
durchaus attraktiv - und man zahlte viel Geld, um sich diesen
zu unterwerfen... Vielleicht wird man in 100 Jahren ja auch
über unsere Medizin so die Nase rümpfen?
--------------------
"There’s
no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd
bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 719
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @
22:47:21
Es kann nur eine
Mella geben!
Merkwürdige "Heilmethoden" gab es ja nun schon immer, wenn
man bedenkt, wie lange Leute zur Ader gelassen wurden. Und zwar auch in Fällen, wo es eindeutig nicht
angezeigt war, aber egal, es galt als vernünftige Heilmethode.
Manche Heilmethoden kehren wieder, heute gibt es in der
Medizin sogar den Einsatz von Blutegeln...
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
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Lilly
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Dez
2004 Status: Abwesend Beiträge: 197
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 23, 2005 @ 18:43:42
das passt zwar nur am rande hierher,
aber kennt ihr den film "sophie" (über das leben von sissis
kleiner schwester, lief mal auf sat1 glaub ich, war ein
3-teiler, fand ihn nicht so besonders). da wird sophie von
ihrem ehemann in ein irrenhaus (glaub ich) eingeliefert, weil
sie eine affäre hatte. das finde ich schon ziemlich krass.
schließlich hatte ihr mann auch eine und ihm passiert nichts.
keine ahnung wieviel von dem film mit dem leben der echten
Sophie zu tun hatte - wahrscheinlich nicht viel , wenn man sich die sissi-trilogie mit dem leben der
echten elisabeth vor augen hält .
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Mella Newbee
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 8
Stimmung: |
Geschrieben Montag, Oktober 3, 2005 @ 20:12:05
Hallo Kerstin und Bruki,
ja, bin die gleiche Mella, wie die, die in der group immer
die langen rezensionen postet. Im Sinne der anklage schuldig!
:o)
Beim Wort "Heilmethoden" fällt mir noch was ein. Willis hat
King George auch immer Shakespeare rezitieren lassen - King
Lear um genau zu sein. Dies sollte ironischerweise seinem
mentalen Zustand zur Heilung verhelfen - auf dem Wege ihn
gleichzeitig psychisch herabzusetzen.
nur noch nebenbei... um mal noch ein harmloseres Beispiel
einzubringen |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Anwesend Beiträge:
743
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, Oktober 11, 2005 @ 18:24:40
Hallo Leute,
in „Tom Jones“ von Henry Fielding hab ich noch eine
Anmerkung zum Thema Scheidung gefunden („Tom Jones“
wurde 1749 veröffentlicht):
... Er (der irische Peer) gab ... seine
Absicht bekannt, am nächsten Morgen Fitzpatrick in seiner
Wohnung aufzusuchen, um ihn nach Möglichkeit zu überreden,
einer Trennung von seiner Frau zuzustimmen, denn sie fürchte
für ihr Leben, falls sie je wieder in die Gewalt ihres Mannes
geraten sollte. Lord Fellamar erbot sich, ihn zu begleiten,
... . Sowie Seine Lordschaft die Bereitschaft andeutete, bei
der Befreiung der Lady mitzuwirken, war der andere Edelmann
sofort gern damit einverstanden; denn er verließ sich sehr auf
den Einfluss Lord Fellamars und glaubte, er werde viel dazu
beitragen, Fitzpatrick so weit einzuschüchtern, dass er
einwilligen würde; und vielleicht hatte er damit recht; denn
kaum sah der arme Ire, dass diese edlen Peers sich der Sache
seiner Frau angenommen hatten, so gab er klein bei, und bald
waren die Scheidungsartikel von den Parteien aufgesetzt und
unterzeichnet. („Tom Jones“ – 18. Buch , 11. Kapitel)
... und das war's schon.
Anzumerken ist, dass keiner der Beteiligten zu den
„moralisch einwandfreien“ Helden des Romans gehört: Lord
Fellamar hat versucht, die Heldin Sophia Western zu
vergewaltigen und zu heiraten (genau in dieser Reihenfolge
). Der „irische Peer“ ist der Liebhaber Mrs.
Fitzpatricks, die Tom Jones ins Bett bekommen wollte und
Sophia Western verriet... Mr. Fitzpatrick ist ein brutaler
Dummkopf und Aufschneider...
Eine Scheidung ging damals scheinbar viel einfacher über
die Bühne als heute...
Bruki
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"There’s
no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd
bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites) | |
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