Geschrieben Sonntag, August 1, 2004 @ 18:54:07    

Dieser Text machte bei uns in Mariaberg die Runde. Eine Gruppe HEP-Schüler (glaube ich) stieß während eines Besuchs in einer anderen Einrichtung darauf.

Wenn ich noch einmal zu leben hätte,
dann würde ich mehr Fehler machen,
ich würde versuchen,
nicht so schrecklich perfekt sein zu wollen;
Dann würde ich mehr entspannen
und vieles nicht mehr so ernst nehmen;
Dann wäre ich ausgelassener und verrückter;
Ich würde mir nicht mehr so viele Sorgen machen
um mein Aussehen;
Dann würde ich mehr reisen,
mehr Berge besteigen, mehr Flüsse durchschwimmen
und mehr Sonnenuntergänge beobachten;
Dann würde ich mehr Eiscreme essen;
Dann hätte ich mehr wirkliche Schwierigkeiten
als nur eingebildete;
Dann würde ich früher im Frühjahr
und später im Herbst barfuß gehen;
Dann würde ich mehr Blumen riechen,
mehr Kinder umarmen
und mehr Menschen sagen, dass ich sie liebe.
Wenn ich noch einmal zu leben hätte,
aber ich habe es nicht...

- ein 85-jähriger Mann

Geschrieben Montag, Februar 7, 2005 @ 15:02:11    

Ja, leider läufts nicht so gut hier.
*seufz* Aber was solls.
Poste du doch mal was. Ich wäre gespannt.

Geschrieben Mittwoch, Februar 23, 2005 @ 14:21:29    

Lass, ach lass mich meiner Trübsal
Lass mich liegen bis ich schwinde
Bis ich wie ein luftiger Geist mich
Dieser Erdenform entschwinde

Wenn dann einer dieser Wildnis
Unbetretne Pfade geht
Schwebt mein Schatten ihm durchs Düster
Ihm mein Hauch im Winde weht.

W. Blake

Geschrieben Mittwoch, Februar 23, 2005 @ 19:47:20    

Weshalb fragst du?

Geschrieben Mittwoch, Februar 23, 2005 @ 23:33:56  

Oft hat ein Seufzer, deiner Harf' entflossen,
Ein süßer, heiliger Akkord von dir
Den Himmel beßrer Zeiten mir erschlossen,
Du holde Kunst, ich danke dir dafür!

Franz von Schober

Aber noch mehr berührt es mich, wenn es gesungen wird.
Eines der schönsten Lieder die es gibt, finde ich.

Geschrieben Mittwoch, Februar 23, 2005 @ 23:52:46    

Niemand soll von meinem Tod erfahren
Ein Blutgerinsel in meinem Mundwinkel
Die mich kennen sollen sagen:
"Bestimmt war er verliebt."
Die mich kennen dagegen:
"Der Arme hat sehr gelitten."
Aber keines davon soll der wahre Grund sein.

O.Veli

Geschrieben Donnerstag, Februar 24, 2005 @ 09:04:25  

Der Rauch

Das kleine Haus unter Bäumen am See.
Vom Dach steigt Rauch.
Fehlte er
Wie trostlos dann wären
Haus, Bäume und See.

- Bertolt Brecht

Passt irgendwie gar nicht zu den vorher geposteten Texten.
@ Horst: Die Made gefällt mir gut.

Geschrieben Donnerstag, Februar 24, 2005 @ 17:36:30  

Als du geboren wurdest, mein Sohn, haben die anderen gelächelt und du geweint,
ich hoffe, dass wenn du stirbst, die anderen weinen und du lächelst.

Ich glaube es ist zwar nicht wortwörtlich richtig, aber vom sinn her schon. schön nicht?

Geschrieben Donnerstag, Februar 24, 2005 @ 19:12:09  

Die Brück’ am Thay [1880]
(28. Dezember 1879)
When shall we three meet again?
Shakespeare, Macbeth.

"Wann treffen wir drei wieder zusamm?"
"Um die siebente Stund’, am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösche die Flamm."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich vom Süden."
"Und ich vom Meer."
"Hei, das gibt ein Ringelreihn, Und die Brücke muß in den Grund hinein.“
"Und der Zug, der in die Brücke tritt Um die siebente Stund’?"
"Ei, der muß mit."
"Muß mit."
"Tand, Tand Ist das Gebilde von Menschenhand!"

Auf der Norderseite, das Brückenhaus –
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut’ ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu,
Sehen und warten, ob nicht ein Licht
Übers Wasser hin "Ich komme" spricht,
"Ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
Ich, der Edinburgher Zug."

Und der Brückner jetzt: "Ich seh’ einen Schein
Am anderen Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
Unser Johnie kommt und will seinen Baum,
Und was noch am Baume von Lichtern ist,
Zünd alles an wie zum heiligen Christ,
Der will heuer zweimal mit uns sein –
Und in elf Minuten ist er herein."

Und es war der Zug. Am Süderturm
Keucht er vorbei und gegen den Sturm,
Und Johnie spricht: "Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
Die bleiben Sieger in solchem Kampf.
Und wie’s auch rast und ringt und rennt,
Wir kriegen es unter, das Element.

Und unser Stolz ist unsre Brück’;
Ich lache, denk’ ich an früher zurück,
An all den Jammer und all die Not
Mit dem elenden alten Schifferboot;
Wie manche liebe Christfestnacht
Hab’ ich im Fährhaus zugebracht
Und sah unsrer Fenster lichten Schein
Und zählte und konnte nicht drüben sein."

Auf der Nordseite, das Brückenhaus –
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut’ ohne Rast und Ruh’
Und in Bangen sehen nach Süden zu;
Denn wütender wurde der Winde Spiel,
Und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel’,
Erglüht es in niederschießender Pracht
Überm Wasser unten ... Und wieder ist Nacht.

Geschrieben Donnerstag, Februar 24, 2005 @ 22:15:57  

Noch schöner finde ich es frei interpretiert, und als Segenswunsch verschenkt:

Als du geboren wurdest, weintest du, und die anderen lächelten.
Lebe so, dass, wenn du stirbst, alle weinen und du lächelst.

Hazel

Geschrieben Freitag, Februar 25, 2005 @ 01:09:21  

Als du auf die Welt kamst, weintest du und alle um dich herum lächelten. Lebe so, dass, wenn du die Welt verlässt, alle weinen und du lächelst

und das finde ich auch plausibler als Shakespeare.

Geschrieben Freitag, Februar 25, 2005 @ 19:19:54  

ich finde das echt toll, wie ihr alle hier so euer Herz entblößt, soviel Sensibilität und Gemüt hätte ich im Board ja nie vermutet...

Also nun mal was von mir:

Der Kieselstein, den mein Sohn
mit Spray golden gefärbt hat

liegt in meiner Hand, ein Geschenk
Und er fragt mich mit seiner klaren

hohen Kinderstimme
wer mir beigebracht hat, daß mein Leben

minderwertig ist und nur mit viel Mühe
in Gold verwandelt werden kann?

Und wer hat es denen beigebracht, die es mir beigebracht haben?
Und warum? Wer hatte einen Grund dafür?

Es ist zuviel Larmoyanz in der Welt... Und es ist keine Kunst einen Teenager in depressive Stimmung zu versetzen...

Bruki

Geschrieben Samstag, Mai 14, 2005 @ 14:30:52  

WHEN I am dead, my dearest,
Sing no sad songs for me:
Plant thou no roses at my head,
Nor shady cypress tree:
Be the green grass above me
With showers and dewdrops wet;
And if thou wilt, remember,
And if thou wilt, forget.

I shall not see the shadows,
I shall not feel the rain;
I shall not hear the nightingale
Sing on, as if in pain;
And dreaming through the twilight
That doth not rise nor set,
Haply I may remember,
And haply may forget.

Christina Rosetti (1830–1894)

Geschrieben Samstag, Mai 14, 2005 @ 23:26:06    

Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate.
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer's lease hath all too short a date.
Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimmed;
And every fair from fair sometime declines,
By chance, or nature's changing course, untrimmed;
But thy eternal summer shall not fade,
Nor lose possession of that fair thou ow'st,
Nor shall death brag thou wand'rest in his shade,
When in eternal lines to Time thou grow'st.
So long as men can breathe, or eyes can see,
So long lives this, and this gives life to thee.