Allgemein
Jane Austen in Hollywood, by Linda Troost & Sayre Greenfield
englische Ausgabe: The Kentucky University Press of Kentucky, ISBN 0-8131-2084-5
Aus dem Klappentext: (sorry englisch - und bitte achtet nicht so sehr auf Vertipper)
In 1995 and 1996 six film or television adaptations of Jane Austen's novels were produced- an unprecedented number. More amazing, all were critical and/or box-office successes. What accounts for this explosion of interest? Much of the appeal of these films lies in our nostalgic desire at the end of the millenium for an age of greater politeness and sexual reticence. Austen's ridicule of deceit and pretentiousness also appeals to our fin de siècle sensibilities. The novels were changed, however,
to enhance their appeal to a wide popular audience, and the revisions reveal much about our own culture and its values. These recent productions espouse explicitly twentieth- century feminist notions and reshape the Austenian hero to make him conform to modern expectations. Linda Troost and Sayre Greenfield present fourteen essaysexamining the phenomenon of Jane Suten as cultural icon, providing thoughtful and sympathetic insights on the films through a variety of critical approaches. The contributors debate whether these productions enhance or undercut the subtle feminism that Austen promoted in her novels. From Persuasion to Pride and Prejudice, from the three Emmas (including Clueless) to Sense and Sensibility, these films succeed because they flatter our intelligence and education. And they have as much to tell us about ourselves as they do about the world of Jane Austen.
Anmerkung: Da es sich hier eher um wissenschaftliche Arbeiten handelt ist das Buch natürlich nicht ganz so anschaulich und leicht zu konsumieren wie die bebilderten Dokumentationen über die Entstehung der Filme, aber ich fand (das was ich bisher daraus gelesen habe) nichtsdestotrotz sehr interessant. (von Kirsten)
Sind es die zeitlosen Probleme? Ist es Nostalgie? Wie viel tragen die schönen Schauspieler und Schauplätze zur Popularität der Austenverfilmungen wirklich bei? Wie verkauft sich das "image of England" eigentlich genau?
Ein wenig vom Staunen über das Austen-Phänomen steckt in jedem der vierzehn Essays, welche sich allesamt auf durchschnittlich zehn Seiten mit den Adaptionen der Austenromane auseinandersetzen. Dennoch, jedes ist geprägt von seiner ihm ganz eigenen Art.
Schon die einleitenden Worte sind bereits vielseitig und betrachten die Ausmaße des "Hypes" um Austen, welcher Bücher, Musik und ganz besonders das Internet für sich einnimmt. Dabei werden nie Kritikpunkte einfach übergangen, sondern anregend angesprochen, so wie es M.C. Diana tut, welche Verfilmungen als "a Gateway to Austen’s Novels" thematisiert.
Die diversen Herangehensweisen reichen vom Betrachten der Faszination des "social polish" als Flucht aus dem Alltag, über mediale Vor- und Nachteile, bis hin zum Abwägen, inwiefern Austens Ironie und Schreibweise noch aufzuspüren sind.
Während sich Brownstein damit befasst warum das "Pride and Prejudice" des Jahres 1940 so ist wie es ist, beleuchtet Ellington "our consumption of landscape as readers [...and...] as viewers" anhand der 40er und 95er Versionen von "Pride and Prejudice".
Was Filmemacher aus Austens Männern machten wird von Nixon und Kaplan hinterfragt. Die Herausgeber selbst fügten der zweiten Edition ihres Buches auch ein eigenes Essay bei, in dem es um Mansfiel Park geht und "a need to spice [it] up". In Hopkins’ Analyse "Mr Darcy’s Body" oder Noxons "Balancing the Courtship Hero: Masculine Emotional Display in Film Adaptations of Austen’s Novels" stehen Überlegungen im Vordergrund inwiefern zum Beispiel, oder ob überhaupt, die Frauen in den Filmen jenen von Austengeschaffenen gerecht werden, warum Veränderungen an männlichen Akteuren geradezu notwendig für eine erfolgreiche Produktion erscheinen und zu welchem Preis sie teilweise vorgenommen wurden. Auch in welche Fettnäpfchen bei Charakterdarstellungen getreten wurde wird diskutiert wie "masculine balance" und etwas "Extra Darcy" oder "Extra Edward und Brandon".
Was macht Thompsons Version von Austens "Sense and Sensibility" zu einer Missinterpretation und sogar antifeministisch? Auch Dicksons "Misrepresenting Jane Austen’s Ladies: Revising Texts (and History) to Sell Films" ist geprägt von einer brillanten Argumentation und regt wie die anderen zum Überdenken und Abwägen an. Was macht die "Persuasion-Verfilmung" noch weniger akzeptable als "Sense and Sensibility"? Wo mischt sich Postfeminismus ein, wo er nicht hingehört?
Kurzum, der Leser findet hier eine Bandbreite an Schreibstilen und Blickwinkeln was sich zu einer unterhaltsam interessanten Mischung fügt.
Persönlich empfand ich jene Essaysammlung als unterhaltsamer als andere Auseinandersetzungen mit diesem Thema, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass die zuweilen amüsanten Texte sich alle Kurzweiligkeit teilen und die durchweg weiblichen Beitragenden einen enthusiastisch heiteren, jedoch stets aufgeschlossen kritischen Ton treffen. Die Mehrzahl der Texte schlägt zwar einen feministischen Ton an – doch stets in angemessenem Maße und immer im Sinne einer Jane Austen eines Achtzehnten Jahrhunderts. (von Mella)
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Jane Austen on Film and Televion, by Sue Parrill
englische Ausgabe: McFarland & Company, ISBN 0-7864-1349-2
Aus dem Klappentext: It is an truth universally acknowledged that a good novel in possession of a good love story must be in want of a screen adaptation. Yet no work of Jane Austen reached the big screen before 1940's Pride and Prejudice - which, though highly popular, was the last Austen film for many years. Between 1948 and 1994, television was the chief medium for adaptations of Austen's novels.
Then, suddenly, six important film and television adaptations appeared in the space of two years. Following the 1995 Clueless - a loosely adapted but recognizable Emma - came Persuasion, Pride and Prejudice, Sense and Sensibility, and two more Emmas, all before the end of 1996. At the end of the twentieth century, a nineteenth-century novelist had become a hot media property.
This book traces the history of film and television adaptations (nearly 30 to date) of six novels: Sense and Sensibility, Pride and Prejudice, Emma, Mansfield Park, Persuasion, and Northanger Abbey. Author Sue Parrill compares the adaptations to the novels and to each other, and analyzes the adaptations as cinematic art.
Anmerkung: Sue Parrill hat ihr Buch in 7 Teile gegliedert; eine Einführung und für jeden Roman ein Kapitel. Das macht es schon mal sehr übersichtlich und man kann sofort zu dem Roman springen, dessen Verfilmungman vielleicht gerade gesehen hat.
Die Kapitel zu den Romanen beginnen mit einer kurzen Inhaltsangabe. Dann werden die Verfilmungen chronologisch genannt, sofern sie nicht auf VHS oder DVD erhältlich sind. Wie es aussieht, hat Sue Parill diese alten Live-Inszenierungen aus dem UK und US-TV selbst nur teilweise gesehen und nennt daher meistens nur die Hauptdarsteller und einige Besonderheiten, die sie aus den Drehbüchern herausgelesen hat. Hierbei vergleicht sie nur mit dem Roman, nicht jedoch mit den anderen Verfilmungen.
Dann kommen die verfügbaren Adaptionen dran. Und hier vergleicht sie sowohl mit der Vorlage als auch untereinander. Sie setzt sich dabei kritisch mit den Kürzungen, mit der Ausstattung und mit der Besetzung auseinander. Und in den meisten Punkten war ich absolut ihrer Meinung.
Das Buch enthält einige schwarz-weiß Bilder, wobei gerade natürlich die von den "unbekannten" Verfilmungen aus den 50ern und 60ern interessant sind. Das Buch ist in englisch, aber ich konnte es dennoch flüssig und ohne oft nachzuschlagen lesen. Da hatte ich eigentlich die größten Bedenken, dass das Buch "Fachenglisch" verwendet. Das Buch ist sicherlich kein "Must have" für Janeiten. Aber wer, wie ich, ein spezielles Interesse an der Geschichte der Verfilmungen hat, für den lohnt sich die Anschaffung dieses Buches sicher. (von Sonja)
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Jane Austen On Screen, edited by Gina Macdonald and Andrew F. Macdonald
englische Ausgabe: Cambridge University Press; ISBN: 0-521-79728-4
Anmerkung: Bei diesem Buch handelt es sich um eine Sammlung von Essays, welche sich in ganz unterschiedlicher Weise mit dem Thema Verfilmung von Romanen Jane Austens auseinandersetzen.
Ob Gards Worte "isn't it unfortunately the case that none of them (Anm.:der
verschiedenen Adaptionen) remains in the mind as even a minor work of art?", oder Gedankengänge von begeisterten, zukunftorientierten Fürsprechern des "electronic Janeitism", dieses Buch offenbart vielfältige Herangehensweisen an das Thema.
Es regt zweifellos zum Überdenken eigener Ansichten über die
"posthumous queen of genteel cinema" an. Eine überraschende Beigabe
sind die nach Romanen geordneten Diskussionsfragen. Auch fehlt nicht eine ausführliche Filmographie nach Entstehungsjahren geordnet. Die eingestreuten Fotos sind leider nur aus den gängigen Versionen. Zugegeben, der Beginn des Buches kann leicht abschrecken. Die Langatmigkeit der ausschweifenden, vorbereitenden Einführung, fast Interpretation der Aufsätze, ist nicht knapp. Somit wirken sie hinhaltend. Umso abwechslungsreicher sind die spezifischen Schreibstile und
unterschiedlichen Blickwinkel. Folglich und im Gegensatz zu Büchern eines Autors (Wiltshire oder Parrill), wird eine gefächerte Vielfalt an Herangehensweisen geboten.
Es ist unbedeutend, dass einige Romanumsetzungen mehrmals betrachtet werden, denn während der eine Autor über das Ausschöpfen von romantischen Klischees und die Angemessenheit eines Kusses philosophiert, wiegt ein anderer Bedeutung von Romannähe gegen Marketingstrategien ab. Anders als zum Beispiel bei S. Parrills Buch, welche eher auf Darstellung der Handlungsschwerpunkte, Dramatik und
Gesellschaftskritik wert legt, steht der Aspekt der Vermarktung und die Bereitschaft "neu zu erschaffen" statt "umzusetzen", um den Namen Austen zu Geld zu machen, oft im Mittelpunkt. Nicht minder beliebt ist die Problematik Austens signifikante Sprache mit all ihrer Ironie und dem Humor in ein anderes Medium zu überführen, welches keinen Erzähler so leicht zur Hand hat wie ein Autor.
Werden Ideolgie und Ästhetik angesprochen, welche einer Gewinnspanne
gegenüberstehen, blickt man auf Probleme wie jenes, dass "Mr Knightley
has shed about ten years, become extremely handsome..."(Miramax-Verfilmung) oder dass "Mr Darcy seems inseperable from the Mopp-headed appeal of Colin Firth".
Während die Thematisierungen von Zeitdarstellung, Equipmentund Darstellerauswahl, sowie den Forderungen heutiger (weiblicher) Zuschauer und "the norms of screen eroticism ... and interpretation of a novel...", unterhaltsam und interessant sind, hatten Ausführungen zu "Voice over" oder "character narrative" bezüglich Dialogfunktion, sowie explizite Analysen zu Kamerawinkel oder Personenkonstellationen im Bild, zwei unterschiedliche Effekte. Entweder griff ich enthusiastisch zum Film selbst, bereit, meine eigene Meinung zu überdenken oder ich rollte mit den Augen und hatte mich anzutreiben um
weiterzulesen.
Erfrischend sind zeitweilige Vergleiche mit Adaptionen völlig anderer
Romane, von Vanity Fair über Star Wars wieder zurück zu An ideal husband oder Tom Jones. Begeistert wird davon geschrieben, wie der "dirty underbelly of Austen's England" auf Leinwand gebracht wird oder von dem "attempt to reconcile British class structure with American egalitarianism..." in der 1940er Version Pride and Prejudices und fast ausschließlich nicht so begeistert wird festgestellt, dass "character and themes, that lie beneath the polished surface of her novels" nicht durch dieses Medium zu Tage treten. Zustimmung oder nicht, Austen ein "Conservative icon"
der Leser ist angeregt für sich zu entscheiden, doch eine Meinung setzt sich scheinbar grundsätzlich durch: Eine Verfilmung erweckt den "inevitable sense of disappointment, as no interpretation can exactly match the readers own imagined version of Austen's text." Und während ich T.G. Wallace beipflichte, stromern die vielen positiven Aspekte ebenso durch meinen Kopf. Es ist bemerkenswert, dass so manches Argument mich sogar für den ein oder anderen Film erwärmen oder erkalten lies, anerkennend, dass ich mich einwickeln ließ von fraglos
fähigen "painterly filmmakers". Szenen änderten sich für mich. Amanda Roots Bewegungen lese ich nun anders, schätze Ann Firbank nur noch mehr und achte auf grüne Hecken in Sense and Sensibility oder
Jahreszeitenwechsel und Blumengestecke in anderen Adaptionen.
Für jemanden der ein unbekümmerter Liebhaber von Literaturverfilmungen
ist, stellt dieses Buch die Gefahr des Überrolltwerdens dar - überrannt zu werden mit Spitzfindigkeiten und technischen Überlegungen, die zuweilen ermüdend sind. Doch reichlich wettmachen tun dies Gedankengänge, die danach fragen "Where is Jane Austen in this fresh milieu?" und nicht danach, ob Austens Worte im Roman einen bestimmten Kamerawinkel überhaupt erlauben.
J. Mosier sagt "a good adaptation should take us back to the original
work", so spricht doch zweifellos für das Buch, dass es dazu veranlasst die eine oder andere Version wiederholt zu schauen. (von Mella)
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