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Briefe (zweite Serie)

von Lena, Sonja, Kerstin, Elena




1.Teil

2.Teil 3.Teil

1. Augusta Elton an Miss Lambe (Lena)
2. Augusta E. an ihre Schwester Selina F. (Lena)
3. Charlotte Collins an Elizabeth (Sonja)
4. Sally, Dienstmädchen bei den Collins an ihre Schwester Mary (Lena)
5. Selina F. an ihre Schwester Augusta E. (Kerstin)
6. Charlotte Collins an Elizabeth (Sonja)
7. Augusta E. an ihre Schwester Selina F. (Lena)


Liebste Miss Lambe,

soeben hat mich die Nachricht von Ihrer Verlobung mit Mr. Arthur Parker erreicht. Von ganzem Herzen möchte ich Ihnen dazu gratulieren. Mr. Parker ist ein so vortrefflicher junger Mann! So freundlich und so gebildet! Ich bin überzeugt, in seinem ganzen Leben hat er noch zu keinem Menschen ein unfreundliches Wort gesprochen. Ich habe ihm oft Ratschläge gegeben, wie er seine Seetangsuche besser und erfolgreicher betreiben kann und er war mir sehr dankbar und lobte mich ausdrücklich für meine Kenntnisse und meine Unterstützung. Ein wirklich hervorragender junger Mann, mit dem Sie mit Sicherheit sehr glücklich werden! Aber wer hätte das auch mehr verdient als Sie, liebe Miss Lambe! Ich habe Ihre Freundlichkeit und ihr Interesse, mit dem sie meinen Erzählungen lauschten, nicht vergessen und empfehle sie anderen jungen Damen oft als leuchtendes Beispiel.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute,
Ihre Augusta Elton


© Lena


Liebste Selina,

etwas unglaubliches ist passiert - die farblose kränkliche Miss Lambe hat sich verlobt! Und was sie mit ihrem Auserwählten gemeinsam hat, weiß ich wirklich nicht.

Du weißt, wie sehr ich Ms. Diana Parker schätze. Der Auserwählte von Miss Lambe ist Miss Parkers jüngster Bruder Arthur. Der arme ist von schwächlicher Konstitution, aber ein ganz reizender Mensch. Oft wenn ich bei seiner Familie zum Tee war, nahm er sich ausgiebig Zeit, um extra für mich das Brot zu rösten und einen Kakao zu bereiten. Und er war darin so gründlich, nur um mir eine Freude zu machen. Ja, er hofierte mich geradezu, und wenn mein liebster Mr. E. nicht wäre, dann hätte mir dieser Mann auch gefährlich werden können.

In einem Punkt muss ich meine liebe Freundin Diana rügen - sie hat nicht genug unternommen, um Mr. Arthurs Interessen zu wecken und zu fördern. Aber er ist so reizend! Die richtige Frau könnte ihn fördern und aufleben lassen. Viele Abende hörte er mir fasziniert zu, wenn ich ihm etwas über Bücher oder Musik erzählte. Du weißt, all meine Freunde loben mich wegen meines Musikgeschmacks - aber eine so begeisterte Aufmerksamkeit, eine so bedingungslose Bewunderung habe ich wohl noch bei keinem Mann erlebt. Es gab Abende, da sagte er kaum ein Wort. Er hatte es gern, wenn ich mich mit ihm etwas von seinen Schwestern absonderte, wohl, damit meine Berichte nicht von den Kommentaren anderer unterbrochen würden. Dann saß er da, trank eine Tasse Kakao nach der nächsten, aß seinen Buttertoast und hörte mir dabei begeistert zu.

Welch eine Verschwendung, dass dieser Mann nun die langweilige Miss Lambe heiratet! Natürlich hat sie Geld, und das dürfte der Grund für ihn sein, sie zu heiraten. Ein durchaus vertretbares Motiv, aber ich fürchte, in dieser Ehe werden seine Talente verkümmern. Ihr Motiv für diese Ehe bedarf wohl kaum einer Erklärung. Sie kann sich glücklich schätzen, dass ein Mann sie nimmt!

Liebe Grüße,
Augusta


© Lena


Liebste Lizzy,

der eine Anlaß für meinen heutigen Brief ist ein höchst erfreulicher. Ich erwarte die Geburt meines zweiten Kindes, oder wie mein lieber Mann, Mr. Collins, sich gern ausdrückt: wir erwarten erneut das Aufgehen eines jungen Ölzweiges. In seinem großen Stolz verfehlte er auch nicht sofort unsere überaus großzügige Gönnerin Lady Catherin De Bourgh davon in Kenntnis zu setzen, wozu er sich in tiefster Dankbarkeit ihrer vornehmen Freundlichkeit gegenüber verpflichtet fühlt, wie er immer wieder betont. Ihre Ladyschaft war auch so freundlich die besten Wünsche zu übersenden und ihren Besuch bei mir anzukündigen. Sie fühle sich verpflichtet, einer Frau in meinen Umständen jegliche Mühe abzunehmen, wie sie sagte. Wie Du Dir denken kannst, war Mr. Collins entzückt über soviel hochwohlgeborene Freundlichkeit und Herablassung. Er war sich auch sicher, daß Lady Catherine weit davon entfernt sei, eine annähernd ähnliche Bewirtung zu erwarten, wie wir sie bei unseren Besuchen in Rosings erfahren durften. Etwas kalter Braten, Obst und zwei, drei Sorten Gebäck genügten vollauf, wie er mir versicherte. Und natürlich hielt er es für angemessen, sofort einen gründlichen Hausputz durchzuführen, um, wie er sagte, sich ihrer großzügigen Sorge um und für unser Haus und der Ehre ihres Besuches würdig zu erweisen. Nachdem die Magd und ich uns drei Tage auf ihren Besuch vorbereitet hatten, war ihre Ladyschaft gestern da.

Sie begutachtete das Haus und das Mobiliar und zeigte sich zufrieden mit dessen Pflege. Sie konnte allerdings nicht umhin, mir dringend zu raten, in meinen Bemühungen darum nicht nachzulassen. Denn wie sagte sie ganz richtig: "Wenn die Hausherrin nicht einen strengen Blick auf das Personal hat, dann verkommt das Mobiliar". Und das könne sich eine finanziell eingeschränkte Familie wie die unsere nicht leisten. Auch meinte sie, unsere Hühner sähen leicht siech aus und wußte auch gleich Rat: Baldrian ins Trinkwasser. Wie Du Dir denken kannst, haben wir beide, Mr. Collins und ich, diesen Ausführungen aufmerksam gelauscht. Mr. Collins ist gerade auf dem Weg Baldrian zu besorgen. Auch riet mir Lady Catherine mich unbedingt zu schonen, dabei aber meine Pflichten als Pfarrherrin nicht zu vernachlässigen. Gerade jetzt bräuchten die Schafe unserer Pfarrei meine tätige Fürsorge, da in etlichen Familien die Röteln ausgebrochen seien. Und Besuch meinerseits sollte da viel Trost spenden. Mr. Collins versprach ihr, nichts solle mich davon abhalten, meiner Pflicht als Pfarrersfrau gerecht zu werden, wozu wir ja schon wegen ihrer Güte und aus Dankbarkeit verpflichtet seien. Ich fürchte in den nächsten Wochen werde ich dazu leider zu unpäßlich sein. Nach dem Besuch ihrer Ladyschaft ging es mir gestern urplötzlich deutlich schlechter, so daß ich mich genötigt sah das Bett aufzusuchen.

Ich denke, daß in der herben Schönheit des Nordens noch der Winter herrscht, aber bei uns zeigen sich doch erste Anzeichen des Frühlings. Und da die Sonne schon recht warm scheint, werde ich Mr. Collins nach seiner Rückkehr raten, einen kurzen Spaziergang nach Rosings zu machen. Dann kann er Lady Catherine gleich davon in Kenntnis setzen, daß wir, gemäß ihrem Rat, etwas gegen das Siechtum unserer Hühner zu tun gedenken. Auch wartet der Garten auf die ersten Handgriffe des Gärtners, der ja Mr. Collins selber ist, wie Du weißt.

Deine getreue

C. Collins


© Sonja


Sally, Dienstmädchen bei C.Collins an ihre Schwester Mary, Dienstmädchen bei den Lucassens.

Liebe Mary,

John bringt einen Brief von Mrs. Collins an ihren Vater und Mrs. Collins war so nett und hat mir das rechtzeitig gesagt, damit ich ihm auch einen Brief an Dich mitgeben kann. Sie ist noch genauso nett wie damals, als ich noch mit Dir in der Villa Lucas gearbeitet habe. Ich vermisse Euch immer noch. Aber ich hab mich inzwischen auch mit einigen Leuten hier angefreundet. Die meisten vom Herrenhaus sind natürlich zu hochnäsig, aber da gibt es ein sehr nettes Küchenmädchen. Und im Dorf gibt es auch ein paar nette Leute.

Mrs. Collins kriegt wieder ein Kind, ich denke mal, deshalb schreibt sie ihrem Vater. Der Herr hat das natürlich sofort der Lady auf die Nase gebunden. Prompt hat sie ihren Besuch angekündigt und wir mussten tagelang das Haus schrubben. Dabei ist Mrs. Collins wirklich eine gute Hausfrau und hier ist alles immer in bester Ordnung.

Wenn die Lady herkommt, ist es immer sehr anstrengend. Vorher müssen wir das Haus vom Keller bis zum Dach putzen und nachher hat sie doch immer was zu meckern gefunden. Aber diesesmal hat sie sich selbst überboten. Sie hat festgestellt, dass die Hühner krank aussehen und hat angeordnet, dass sie Baldrian ins Trinkwasser kriegen. Naja, angeordnet natürlich nicht. Sie hat es vorgeschlagen. Aber bei dem Herrn ist das, was die Lady sagt, Gesetz. Mrs. Collins hat ganz schön zu tun, damit nicht allzuviel Blödsinn gemacht wird. Aber das mit dem Baldrian haben sie gemacht. Die Lady hat wirklich keine Ahnung. Jedes Dienstmädchen würde ihr raten, die Finger von Baldrian zu lassen!!!! Seit zwei Nächten konnte keiner im Haus schlafen, weil alle Katzen der Umgebung um unseren Hühnerhof schleichen und schreien wie verrückt!

Ich hoffe, bei Euch geht es allen gut. Vielleicht kannst Du John ja ein paar Zeilen mitgeben, wenn er zurückkommt.

Viele Grüße,
Sally


© Lena


Meine liebe Augusta!

Bitte verzeih mir, daß du so lange nichts mehr von mir gehört hast! Du vergehst gewiß vor Sorge, da so lange schon keine Nachricht mehr kam.

Ich hatte jedoch gute Gründe, warum ich nicht zum Schreiben kam. Stell dir vor, die Grippewelle hat auch unseren kleinen Ort erreicht und kaum einen verschont. Zunächst waren es nur ein paar vereinzelte Opfer, doch dann wurden nach und nach fast alle krank. Ich gehörte nicht zu den ersten, die dieser tückischen Krankheit befiel, aber da ich mich ja nun um unsere Pächter kümmern muß, war ich stets unterwegs, um zu trösten, Mut zuzusprechen und warme Suppe zu verteilen. Dann wurde ich leider auch krank und lag zwei Wochen lang danieder. Mr. F war in großer Sorge um mich, aber anscheinend haben meine robuste Natur und eine Unmenge an Kräutertee und Laudanum mich vor dem Schlimmsten bewahrt. Zuerst wollte ich meinem lieben Mann einen Brief an dich diktieren, aber er überzeugte mich davon, dich nicht in Sorge zu versetzen. Außerdem nahm er an, daß du ohne Umschweife die nächste Kutsche genommen hättest, um an mein Krankenbett zu eilen und dieser Gefahr wollte er dich nicht unnötig aussetzen. Beinahe mein gesamter Haushalt lag danieder und als ich endlich wieder auf den Beinen war, mußte ich auch schon wieder von Krankenbett zu Krankenbett eilen. Mr. F schalt mich bis zu dem Tage, an dem er selber von der Grippe eingeholt wurde. Glücklicherweise ist er von robusterer Natur als ich und er überstand die Krankheit ohne viel Klagen. Nun sind endlich fast alle wieder gesund und wir haben nur wenige Tote zu beklagen im Vergleich zu anderen Grafschaften. Du kannst vollkommen beruhigt sein, die Gefahr ist gebannt!

Nun, es freut mich zu hören, daß dein Freund Mr. Parker nun doch eine Frau gefunden hat. Vielleicht teilen sie gewisse Neigungen und den Hang zum ruhigen Leben. Eine Frau braucht gewiß nicht schön zu sein, um einen Mann zu finden, wobei Schönheit allerdings auch kein Hindernis ist! Ich arme Witwe habe ja auch nicht damit gerechnet, daß ich noch ein Mal mein Glück finde. Ich wünsche diesem Paar das Beste! Wir sollten nicht neidisch auf sie blicken, schließlich können wir nicht klagen. Dein Mr. E liest dir doch jeden Wunsch von den Augen ab und ist mit dir in allem einer Meinung! Die Männer umschwärmen dich noch stets wie früher und schmeicheln dir. Leider gibt es bei uns wenig Junggesellen, die mich umwerben könnten, da muß ich mich schon mit den Komplimenten von Mr. F begnügen. Wobei er nie damit spart und ich keinen Grund zur Klage habe.

Ich habe gehört, daß Mrs Collins erneut ein Kind erwartet. Eine erstaunlich kluge Frau, denn Mr. Collins ist nun wirklich kein Mann, der durch besondere Geistesgaben auffällt. Bei ihrer Wahl muß er einen wahrhaftigen Geistesblitz gehabt haben!

Nun habe ich dir alles berichtet, was mich abgehalten hat, dir häufiger zu schreiben. Ich hoffe, du und dein Gemahl erfreuen sich bester Gesundheit.

Ich verbleibe mit den besten Wünsche,
Deine Schwester Selina


© Kerstin


Liebste Lizzy,

habe vielen Dank für Deine liebevolle Sorge um mein Wohlergehen.

Gestern war der Apotheker da, um sich nach meinem Befinden zu erkunden. Er erzählte mir, daß die Kinder in Hunsford nun alle wieder gesund sind und daß ein neuer Ausbruch der Röteln nicht zu erwarten sei. Heute habe ich dann seit 14 Tagen das erste Mal wieder das Bett verlassen. Ich werde jetzt alle die Krankenbesuche bei den Kindern nachholen, die ich wegen meiner Unpäßlichkeit nicht machen konnte. Ich hoffe, die kleinen Zuckerstangen werden ihnen auch noch schmecken, nachdem sie nun wieder gesund sind.

Ich habe Dir doch von Lady Catherines Besuch und ihrem Rat bezüglich unserer Hühner berichtet. Du glaubst nicht, was sich nachts vor unseren Fenstern abgespielt hat. Es klang so, als sei ein Dutzend kleiner Kinder vor dem Pfarrhaus ausgesetzt worden und würde nun schreien. Ich denke, daß es in wenigen Wochen in und um Hunsford besonders viele kleine Kätzchen zu streicheln geben wird. Und so anregend der Baldrian für die Katzen war, umso einschläfernder wirkte er auf die Hühner. Nachdem die Hühner von dem Wasser getrunken haben, suchten sie sich ein ruhiges, schattiges Plätzchen und dösten den ganzen Tag vor sich hin. Leider vergaßen sie dabei das Eierlegen. Nach drei Tagen hatte sich die Anzahl der gelegten Eier halbiert. Wie Du weißt, liefern wir unsere Eier ins Herrenhaus und natürlich hat diese Lieferung Vorrang vor unserem eigenen Bedarf. Nachdem Mr. Collins vier Tage lang auf Kuchen und sein Frühstücksei verzichten mußte, fand ich es an der Zeit, ihm vorzuschlagen, die Baldrian-Therapie zu beenden. Nachdem er sich bei Lady Catherine erkundigt hatte, ob das gut sei, war er damit einverstanden. Vor einigen Tagen fuhr dann Lady Catherine vorbei und geruhte mir aus der Kutsche heraus mitzuteilen, daß sie über die gute Wirkung der Baldrian-Therapie außerordentlich zufrieden sei. Ich finde es doch immer wieder beeindruckend, mit welcher Anteilnahme sich Lady Catherine sich selbst um die unbedeutensten Kleinigkeiten im Haushalt ihrer Freunde und Bekannten kümmert.

In einigen Wochen erwarten wir den Besuch von Mr.und Mrs. Elton aus Highbury. Mr. Elton ist dort Pfarrer. Mr. Collins und Mr. Elton haben einige Semester zusammen in Cambridge studiert. Nachdem sie nun beide verheiratet sind und eine Pfarrstelle besitzen, fanden sie es an der Zeit ihre Bekanntschaft zu erneuern. Mr. Collins ist voll des Lobes über Mr. Elton und seine Frau. Mrs. Elton muß nach seinen Worten ein Musterbeispiel an Bildung, guter Erziehung, Freundlichkeit und guten Umgangsformen sein. Über ihr Klavierspiel werden geradezu Wunder berichtet. Er hatte allerdings noch nicht das Vergnügen, sie persönlich kennenzulernen. Sie stammt aus einer der besten Familien von Bath und besitzt ein Vermögen von über 20000 Pfund. Hier kam dann wieder das Mäntelchen des Schweigens über mein Vermögen zum Einsatz, ein Hinweis, für den ich Mr. Collins jedesmal wieder dankbar bin. Natürlich hat er auch Lady Catherine de Bourgh von ihnen berichtet und sie ist durchaus geneigt, sie einmal kennenzulernen, besonders, da sie und Anne ja die Frauen mit dem besten Geschmack und Gefühl sind, wenn es um Musik und um Klavierspiel geht. Ich muß gestehen, nach allem was ich bis jetzt gehört habe, bin ich sehr gespannt sie kennenzulernen.

Grüße bitte Jane von mir, wenn Du nächstens zu ihr fährst.

In Liebe

Deine Charlotte


© Sonja


Liebe Selina,

was muss ich da von Dir hören! Wie konntest Du mir so eine ernste Krankheit verschweigen - wenn ich nicht so erleichtert wäre, dass Dir nichts Schlimmes passiert ist, würde ich wirklich mit Dir schimpfen!!! Und der gute Mr. F!!! Wie schlimm wäre es, wenn Du schon wieder einen Gatten verlieren würdest!!!! Aber wie unvorsichtig von Dir, Dich sofort wieder den Krankheitserregern auszusetzen. Du solltest wirklich mehr auf Deine eigene Gesundheit achten!

Ja, im Moment gibt es wirklich viele Krankheiten. Hier in Highbury hatten wir eine schlimmer Keuchhusten-Welle. Natürlich wollte auch ich mich um unsere Pfarrkinder kümmern, aber mein liebster Mr. E. wollte das einfach nicht zulassen. Warum, kannst Du vielleicht erraten? Nun, ich will Dich nicht im Ungewissen lassen: wir erwarten die Ankunft eines kleinen Sonnenstrahls! Sicher freust Du Dich darüber ebenso wie ich. Der liebe Mr. E. nimmt das zum Anlass, mich zu verwöhnen und zu behüten, wo es nur geht. Wie oft besteht er jetzt darauf, dass ich daheim bleibe, statt ihn bei seinen Reisen zu begleiten, weil er möchte, dass ich mich schone! Natürlich gebe ich ihm da nicht immer nach. Ich weiß doch, wie einsam er sich ohne mich fühlt, und dass er nur aus Rücksicht auf mich auf meine Begleitung verzichten würde. Manchmal ist er geradezu verzweifelt, weil ich nicht auf ihn hören will! Aber was die Krankenbesuche angeht, da mußte ich ihm recht geben. Der liebe Knightley, von dem ich Dir schon oft erzählt habe, besuchte mich hier und bestätigte Mr. E. darin, mich nicht mit den Kranken in Kontakt kommen zu lassen.

Für die nächten Wochen ist ein Besuch bei der Familie Collins geplant. Mr. E. wollte mir diese Reise eigentlich nicht zumuten, aber ich bin doch sehr gespannt auf diese Familie. Was Du mir da schreibst, dass auch Mrs. Collins ein Kind erwartet, bestätigt mich noch mehr darin, an diesem Besuch teilzunehmen. Wie schön wird es sein, mich mit einer kultivierten Dame in denselben Umständen austauschen zu können! Aber ob ich Deine Meinung über Mr. Collins teilen kann, vermag ich noch nicht zu sagen. Mr. E. gab mir den Brief mit der Einladung zu lesen, und er war ausgesprochen gut komponiert. Auf sieben Seiten schilderte er liebevoll das Glück seiner Familie und die liebevolle Zuneigung seiner Gönnerin, Lady Catherine de Bourgh. Ja, er stellte uns sogar in Aussicht, dass Anlass zu der Hoffnung bestehen könnte, dass wir während unseres Aufenthaltes bei den Collins zu Lady Catherine zum Tee gebeten werden könnten, vorausgesetzt, sie hat keine andere Unterhaltung. Außerdem äußerte er ausgiebig seine Hoffnung, mich bald kennen zu lernen, da er schon so viel von mir gehört hat.

Ich bin schon sehr gespannt, auf diesen Besuch.

In Liebe,
Deine Schwester Augusta

© Lena

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