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Miss Mary Bennet
oder:
Was Mrs Bennet zum perfekten Glück noch fehlte

von Anne




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Kapitel 5

In den kommenden Tagen lernte Mary auch den Ehemann von Elinor Ferrars kennen. Mr. Ferrars war Pastor in einer kleinen Gemeinde in Südengland, etwas schüchtern, aber vollkommen eingenommen von seiner Ehefrau. Marianne Brandon fand offenbar gefallen daran, ihren Schwager zu necken, was der Herr ihr aber nicht weiter übel nahm. Überhaupt war die Gesellschaft als solche zu Späßen aufgelegt und keiner nahm dem anderen etwas übel. Auch Mary gelangte so zu ihrer früheren Lockerheit zurück und selbst Miss Bingleys gelegentlichen Spitzen wusste sie entgegenzutreten. Mary fand es hochkomisch, wie sich Miss Bingley um Colonel Fitzwilliam bemühte, der aber diese Bemühungen nicht zu quittieren wusste. Ihr eigenes Verhalten gegenüber Fitzwilliam war dagegen immer noch von einer gewissen Kühle und Abstand geprägt.

Einen Tag vor der Hochzeit fand sich die gesamte Hochzeitsgesellschaft, also Braut, Bräutigam, Brautjungfern und Trauzeugen in Matlock Manor ein. Auch Mary, als eine der drei Brautjungfern, bekam ein Zimmer im herrschaftlichen Anwesen der Fitzwilliams.

Mary lernte Lord und Lady Matlock, die Eltern Colonel Fitzwilliams kennen und hätte sich gern mehr mit Lady Matlock über ihre Erfahrungen in Indien unterhalten, als sie zum Probedurchlauf für die Hochzeit gerufen wurde. Im Garten von Matlock Manor sollte die Zeremonie statt finden. Sobald sie den Garten betreten hatte, kam Margaret auf sie zugestürzt.

"Mary, würden Sie mir die Ehre erweisen, die erste Brautjungfer zu sein? Sie sind mir die liebste aus der Gemeinschaft. Bitte?"

Mary sah zur Gesellschaft und bemerkte, dass die anderen Brautjungfern Miss Bingley, sowie eine leicht säuerlich guckende Cousine der Braut waren. Sie willigte ein und nahm den Platz neben der Braut ein.

Sie probten den Gang zum Rosenbogen, unter dem die Zeremonie vollführt werden sollte. Der Platz war von einer Rosenhecke umrahmt und zum Ende des Platzes führte ein Gang, so dass der Bräutigam die Braut erst sehen würde, wenn sie den Weg vom Ende zum Bogen anträte. Mary war als erste der Brautjungfern die Letzte, die den Weg vor der Braut antrat und bemerkte erst, als sie vorn angekommen war, dass Colonel Fitzwilliam der erste Trauzeuge war. Sie begrüßte ihn mit einem kurzen Nicken, achtete dann aber auf Margaret, die bereits am heutigen Tag vor Freude strahlte. Auch Leutnant Townsend war die Freude deutlich anzusehen. Mary seufzte unmerklich und versuchte sich dann auf das zu konzentrieren, was der junge Pfarrer, dessen Namen sie noch nicht kannte, zum Verlauf der Zeremonie zu sagen hatte. Bisher war sie nie Brautjungfer gewesen, obwohl alle ihre Schwestern bereits verheiratet waren. Aber sie hatten immer andere Mädchen dafür gefunden. Mary wollte nicht zugeben, dass sie das damals immer ein wenig geschmerzt hatte, aber nun bekam sie ja endlich ihre Chance, aktiv an einer Hochzeit teilzunehmen - wenn auch nicht als Braut. Sie musste beim Gedanken an die Trauzeigen schmunzeln, denn jene sahen schlichtweg umwerfend in ihren roten Uniformen aus. Hatte sie das wirklich gerade gedacht? Ja.

Am Morgen der Hochzeit saß Mary leicht nervös vor dem großen Spiegel in ihrem Zimmer, während Jenny ihre Haare kunstvoll hochsteckte und kleine, gelbe Blüten darin befestigte. Ihr Kleid war ebenfalls zartgelb und saß zum Glück sehr gut.

Wenig später schritt Mary auf den Rosenbogen zu, auf dem noch der Morgentau wie kleine Perlen lag. Sie sah kurz zu Colonel Fitzwilliam hinüber, der gleichzeitig zum Bogen lief und ihr aufmunternd zulächelte. Sie erwiderte das Lächeln und sah dann wieder nach vorn. Die ganze Zeremonie lang stand sie bezaubert neben Margaret und als alles vorbei war, jubelte sie wie alle anderen. An Colonel Fitzwilliams Arm verließ sie die Zeremonie und ging zur Kutsche, die Margaret und Robert zum Hafen bringen würde. Am Abend schon verließ ihr Schiff London und würde Monate später in Indien ankommen. Margaret weinte, als sie sich von allen verabschiedete, auch von Mary. Als die Kutsche schließlich Matlock Manor verließ winkte ihnen die Gesellschaft hinterher, bis sie ganz verschwunden war. Dann begaben sich alle in das große Esszimmer, in dem nun ein Imbiss für die Gesellschaft und Hochzeitsgäste bereit stand.

Mary saß, wie es sich gehörte neben Colonel Fitzwilliam, sprach aber kaum mit ihm. Sie zog es vor, mit Marianne Brandon und dem jungen Pfarrer, einem Cousin von Marianne zu plaudern.

Als dann aber zum Tanz aufgefordert wurde, wandte sich der Fitzwilliam an Mary und bat sie um den ersten Tanz, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es sich so gehörte. Den Tanz nutzte der Colonel, um mit Mary zu sprechen.

"Miss Bennet, wie kann ich mich bei Ihnen entschuldigen?"

"Wofür wollen Sie sich entschuldigen?"

"Das weiß ich nicht. Sagen Sie es mir."

Für etwa 32 Schritte konnten sie nicht wieder miteinander sprechen und so hatte Mary Gelegenheit überirre Antwort nachzudenken.

"Vielleicht sollte Sie sich schon dafür entschuldigen, dass Sie es nicht einmal bemerken, wenn sie die Gefühle einer jungen Dame verletzen."

Das war direkt und Mary bereute ihre Antwort schon ein wenig, als sie ihrem Tanzpartner wieder näher kam.

"Ich... es tut mir leid, Miss Bennet. Ich hatte wohl zu viel Umgang mit Soldaten. Ich gelobe Besserung. Nehmen Sie meine Entschuldigung an?"

Der Colonel war still geworden, aber Mary antwortete nicht.

"Miss Bennet, mit Verlaub, Sie scheinen überzeugt davon, dass ich zu keiner Besserung fähig bin. Woher nur diese Sturheit?," versuchte er wieder ein wenig zu scherzen.

Mary seufzte. "Nun gut. Es tut mir leid, dass ich so stur war. Ich nehme ihre Entschuldigung an. Freunde?"

"Freunde!"

Der Colonel lachte und schwang Mary etwas stürmischer, als es schicklich war, durch den Raum.

Das Paar wurde von mindestens drei Paar Augen beobachtet, von zweien mit Freude, von einem mit Argwohn. Während Miss Bingley verzweifelt versuchte, Fitzwilliam auf sich aufmerksam zu machen, schauten sich Marianne Brandon und ihr Ehemann, Colonel Brandon, wissend an und schienen Pläne zu schmieden.

"Meine Liebe, was hast du vor," fragte der Colonel. "Nicht, nichts," antwortete Mrs. Brandon mit einem Schmunzeln.

Die Gesellschaft wurde bald aufgelöst und die Gäste begaben sich, sofern sie in London wohnten, in ihre Häuser, oder, wenn es sich um Gäste handelte, die von weiter weg kamen, in ihre Zimmer in Matlock Manor. Langsam löschten sich die Lichter in dem Haus

Fortsetzung folgt...

© Anne 2003/04



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