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Was wäre wenn...von Becci |
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Kapitel 9 Kapitel 10 |
Kapitel 9Am nächsten Morgen waren alle bis auf Mr. Darcy, der nach dem Gespräch mit Lizzie noch etliche Stunden wachgelegen hatte, gutgelaunt und voller Tatendrang. Denn heute sollte die Taufe der kleinen Elisabeth stattfinden und so blieb Lizzie, die Jane bei den Vorbereitungen half, keine Zeit zum Nachdenken über Mr. Darcy und ihre Beziiehung zu ihm. Doch Darcy, blieb es überlassen, sich mit sich selbst zu beschäftigen, wenn er nicht die Gemeinschaft von Miss Bingley oder Mrs. Bennet und deren jüngeren Töchtern genießen wollte. Denn Georgiana, die nicht nur Elisabeth, sondern auch Jane sehr zugetan war, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, diesen beiden bei ihren Aufgaben zu helfen. Da es zusätzlich auch noch regnete, blieb Darcy nicht einmal die Möglichkeit eines Ausritts und so setzte er sich mit einem Buch in die Bibliothek und las, bis schließlich Bingley, der nach ihm gesucht hatte, mit einer Bitte zu Mr. Darcy kam. Doch als er mit Miss Bennet und Mrs. Bingley zur Kirche fuhr, ließ er sich von alledem nichts anmerken. Er fragte freundlich nach, ob sie alle Vorbereitungen für den Empfang, der nach der Taufe in Dufton Hall stattfinden sollte, abgeschlossen hätten, und hörte interessiert zu, als sie von den kleinen Missgeschicken und Schwierigkeiten erzählten, die kurzfristig noch aufgetreten waren, und seine Schwester für ihre Mithilfe lobten. Aber dann bemerkte Jane plötzlich: "Charles und ich haben uns überlegt, ob ihr beide als Taufpaten vielleicht die Gäste begrüßen könntet, da wir wahrscheinlich kaum Zeit dafür hätten, wo so viele Leute uns ihre Glückwünsche zu unserer Tochter aussprechen wollen. Da wäre es schwierig alle Gäste zu begrüßen und dann noch Zeit für einzelne Gespräche zu haben. Ihr tut uns doch den Gefallen und helft uns da?" Lizzie wollte zunächst etwas sagen, schwieg dann aber, einerseits, weil sie sowieso nicht laut aussprechen konnte, was sie dachte - Nämlich, dass dies ein billiger Trick war, sie und Mr. Darcy doch noch miteinander auszusöhnen -, anderseits, weil sie Mr. Darcy die Möglickeit geben wollte, etwas dazu zu sagen. Mr. Darcy sagte zuerst nichts zu Mrs. Bingleys Bitte, sondern starrte nur nachdenklich und finster vor sich hin. Genau wie Lizzie sah er diese Bitte als Verkupplungsversuch, den er als beleidigend empfand und nicht unterstützen wollte. Schließlich, als keine der beiden Frauen etwas sagte und ihm klar wurde, dass man auf seine Meinung zu der Angelegenheit wartete, antwortete er: "Mrs. Bingley, ich verstehe durchaus Ihre Sorge und den Grund Ihrer Bitte, doch ich halte es nicht gerade für schicklich, wenn Miss Bennet und ich Ihre Gäste in Ihrem Haus willkommen heißen sollen. Schließlich ist es Ihr Haus und es sind Ihre Gäste und mir wäre es sehr unangenehm - und sicher sieht Miss Bennet das genauso - mich als Gastgeber in einem fremden Haus aufzuspielen. Sehen Sie keine Möglichkeit die Gäste zu begrüßen und trotzdem einen Zeitrahmen für private Gespräche offenzuhalten?“ Jane, die Mr. Darcys Bedenken verstand, aber eine solche Absage nicht einfach akzeptieren wollte, entgegnete daraufhin: "Mr. Darcy, ich weiß Ihr Gefühl für Anstand zu schätzen, aber es ist uns unmöglich diese beiden Aufgaben miteinander zu verbinden und, da Lizzie ja auch Dufton Hall als ihr Zuhause bezeichnen kann, jetzt wo meine ganze Familie hier wohnt und Sie beide zudem die Taufpaten der kleinen Elisabeth sind, denke ich, wird niemand daran Anstoß nehmen, wenn Ihr zusammen die Gäste begrüsst. Bitte, macht es doch! Charles und mir würde es viel bedeuten.“ Eine solche Bitte konnte auch Mr. Darcy nicht einfach so abschlagen und, nachdem er einen fragenden Blick auf Lizzie geworfen hatte, die mit einem etwas resignierten Lächeln stillschweigend ihre Zustimmung dazu gab, versicherte er Mrs. Bingley, dass er und Miss Bennet Ihnen diese Aufgabe gerne abnehmen würden, wenn es wirklich Ihr Wunsch wäre. Jane freute sich, dass Mr. Darcy und Lizzie ihre Zustimmung zu ihrem Vorschlag gegeben hatten, musste aber bald an dem Schweigen der beiden erkennen, dass es fraglich war, ob diese Idee, die beiden Taufpaten zur Begrüßung der Gäste einzuspannen, tatsächlich klug gewesen war. Denn sowohl Darcy als auch Lizzie schienen nicht besonders glücklich bei der Vorstellung den ganzen Nachmittag und Abend miteinander verbringen zu müssen. Beide fragten sich, was der andere wohl von dieser Idee hielt, waren unsicher, wie sie mit dem anderen umgehen sollten, und konnten nicht einmal genau ausmachen, wie sie selbst das Vorhaben bewerteten. Als sie bei der Kirche ankamen, begrüßte sie der Pfarrer schon freundlich. Er wollte mit Mrs. Bingley den genauen Ablauf noch einmal durchgehen und bat Lizzie das Kind auf die Taufe vorzubereiten: "Miss Bennet, eigentlich ist es ja heiliges Wasser, aber sie gewöhnen die Kleine doch besser an das Wasser sonst schreit sie nachher noch während der Taufe," und warf Miss Bennet während seiner Worte ein verschwörerisches Lächeln zu. Lizzie nahm tatsächlich ihre kleine Namensvetterin und besprengte sie etwas mit dem Taufwasser. Zunächst schrie Elisabeth, aber Lizzie beruhigte sie und vermittelte ihr, dass sie vor dem Wasser keine Angst haben musste. Darcy, der nichts zu tun hatte, beobachtete die beiden und konnte nicht anders als die Art, wie Miss Bennet mit ihrer kleinen Nichte umging zu bewundern. Immer wieder kam ihm der Gedanke: Das hätte dein Kind sein können! Sie hätte die Mutter deiner Kinder sein können! Diese Gedanken schmerzten ihn zutiefst, doch er konnte sie nicht verdrängen. Jetzt, wo er nach seiner Meinung jede Möglichkeit verspielt hatte, sie jemals seine Frau zu nennen, erkannte er, dass Elisabeth Bennet genau die Mutter gewesen wäre, die er sich für seine Kinder gewünscht hätte. "Meine Schwester hat eine tolle Art mit Ihrer kleinen Nichte umzugehen, nicht wahr?“ Mrs. Bingleys Stimme riss Darcy aus seinen Gedanken. Jane hatte gesehen, wie Mr. Darcys Blick lange bewundernd auf Lizzie geruht hatte, und glaubte, dass nun der Moment gekommen sei, mit ihm über ihre Schwester zu reden. Tatsächlich drehte Darcy sich halb zu ihr herum. Aber er erkannte auch, wie Mrs. Bingley ihn aufmerksam beobachtete, und war keineswegs gewillt zuzugeben, wie sehr ihn die Art, wie Miss Bennet mit ihrer Nichte umging, fasziniert hatte. Daher bemerkte er mit betont gleichgültiger Stimme: "Kann man so sagen. Sie lässt das Kind jedenfalls nicht fallen.“ In diesem Moment fuhr Lizzie herum und warf ihm einen kurzen, entrüsteten Blick zu, der ihm sagte, dass sie seine Worte durchaus mitbekommen hatte. Darcy wünschte sich sofort, er hätte nichts gesagt oder zumindest etwas anderes, aber er konnte seine Worte nun nicht mehr ändern und auch nicht mehr gutmachen. Lizzie drehte sich daraufhin gekränkt wieder weg und schien ihn nun nicht mehr beachten zu wollen, während Jane versuchte das Gespräch schnell in eine andere Richtung zu lenken, wofür Darcy ihr sehr dankbar war. Wie sehr er mit seinen Worten Lizzie verletzt hatte, bemerkte Darcy, als er während der Taufprozedur neben ihr stand und sie ihn auf einmal leise anfauchte: "Sie haben keine Ahnung, wie man mit Babies umgeht, oder? Und trotzdem kritisieren Sie mich, beschuldigen mich eine schlechte Tante und Patin zu sein. Was fällt Ihnen eigentlich ein?“ Darcy war über Lizzies Gefühlsausbruch so erstaunt, dass er erst einmal kurz nachdenken musste, bevor er ihr flüsternd antwortete: "Ich habe Sie in keinster Weise kritisieren wollen, Miss Bennet. Meine Bemerkung eben war als Witz gemeint. Es tut mir leid, dass Sie das falsch verstanden haben.“ Lizzie, die nun glaubte, Darcy wolle sich über sie lustig machen, entgegnete: "Mr. Darcy, Sie finden es also witzig, dass ich mich um meine Nichte, mein Patenkind kümmere? Nur weil Sie kleine Kinder entweder langweilig oder nervig finden, heißt das nicht, dass jeder Ihre Meinung teilen muss. ICH kümmere mich wenigstens um mein Patenkind im Gegensatz zu Ihnen!“ Darcy war über Lizzies Zorn etwas überrascht und bemerkte verblüfft: "Man könnte fast meinen, Sie wären die Mutter der kleinen Elisabeth, Miss Bennet, so wie Sie sich aufregen. Ich bin tatsächlich nicht der Mensch, der seine Zeit mit Babysitten verbringt, das heißt aber nicht, dass ich mich nicht um mein Patenkind kümmere.“ Lizzie wollte darauf etwas antworten, aber in diesem Moment wandte sich der Pfarrer an Darcy: "Geloben Sie, Fitzwilliam Darcy, für Ihr Patenkind Elisabeth Bingley in seiner körperlichen, geistigen und geistlichen Entwicklung Sorge zu tragen, es im Glauben an Jesus Christus, die Dreieinigkeit und die Bibel zu erziehen und dem Kind das Wort Gottes, welches sich uns in der Bibel offenbart, weiterzugeben?" "Ja, ich gelobe es,“ war Darcys Antwort. Lizzie, die auch seine letzten Worte nicht von seiner Sorge um die kleine Elisabeth hatten überzeugen können, zischte ihm ärgerlich zu: "Sie lügen doch. Was bedeutet Ihnen dieses Kind denn schon?“ Doch mehr konnte sie nicht sagen, denn nun wandte sich der Pfarrer an sie: "Geloben Sie, Elisabeth Bennet, für Ihr Patenkind Elisabeth Bingley in Ihrer körperlichen, geistigen und geistlichen Entwicklung Sorge zu tragen, es im Glauben an Jesus Christus, die Dreieinigkeit und die Bibel zu erziehen und dem Kind das Wort Gottes, welches sich uns in der Bibel offenbart, weiterzugeben?“ "Ja, ich gelobe es," sagte Lizzie stolz, während sie Mr. Darcy von der Seite her tadelnd ansah. Sobald sich der Pfarrer von ihnen abgewandt hatte, musste sich Darcy, der sich durch Lizzies Verhalten beleidigt sah, verteidigen: "Natürlich bedeutet mir das Kind der Bingleys etwas, nur ist meine Sorge vielleicht etwas anders als die Ihre, etwas praktischer. So kann ich das Kind versorgen, falls den Bingleys was geschieht, und ihm eine gute Erziehung sowie die Einführung in die höhere Gesellschaft gewährleisten. Deswegen haben die Bingleys mich ja auch zum Taufpaten der kleinen Elisabeth gemacht. Während Sie Elisabeth, falls den Bingleys tatsächlich etwas passieren sollte, liebevoll aufziehen sollen, soll ich ihre Versorgung und Erziehung sichern. Sie dachten, dass wir uns da perfekt ergänzen und so das Kind keinen Mangel leiden muss. Sie halten uns halt für ein gutes Team." Hier konnte Darcy nicht anders als zu schmunzeln. Denn obwohl er fest davon überzeugt war, dass sich seine und Lizzies Fähigkeiten wirklich perfekt ergänzten, war doch klar, dass sie beide nicht unbedingt bewiesen hatten, dass sie auch gut miteinander auskommen und sich einigen konnten. Und obwohl er ihre Unfähigkeit miteinander klarzukommen aus tiefstem Herzen bedauerte, sah er doch die traurige Ironie in der Tatsache, dass zwei Menschen, die so unterschiedlich waren und sich gegenseitig so feindlich gegenüber standen, Paten desselben Kindes sein sollten. Lizzie war nun erst recht sauer auf Mr. Darcy. Ein gutes Team abgeben? Was dachte sich dieser Mann überhaupt? Schließlich hatte er sie abgelehnt, als er sie hätte heiraten können. Er hatte durch seine Ablehnung und Gleichgültigkeit letztlich dafür gesorgt, dass sie kein Team, kein Paar waren. So entgegnete sie mit bitterem Spott: "Ich glaube nicht, dass es den Bingleys reicht ihre Tochter nur gut versorgt zu wissen. Außerdem denke ich nicht, dass wir beide ein gutes Team abgeben. Es gibt kaum zwei Menschen auf der Welt, die weniger dazu geeignet sind, gemeinsam ein Kind aufzuziehen.“ Darcy, den diese Worte über alle Maßen verletzten, schwieg tiefbetrübt und hätte Lizzie ihn angeschaut, hätte sie Tränen in seinen Augen sehen können. Doch Lizzie würdigte Darcy keines weiteren Blickes und kurze Zeit darauf war die kleine Elisabeth auch schon getauft und Darcy und Lizzie ließen sich wieder auf ihren Plätzen nieder. Der eine neben Mr. Bingley, die andere neben dessen Ehefrau. Kapitel 10Das Gespräch, welches während der Taufe zwischen Darcy und Elisabeth stattgefunden hat, war nicht dazu geeignet gewesen die beiden einander näher zu bringen. Im Gegenteil - es entfernte die beiden Verliebten sogar noch voneinander, da jeder der beiden sich vom anderen gedemütigt und missverstanden fühlte. So war ihnen auch die Pflicht, gemeinsam die Gäste zu begrüßen, noch unwillkommener als sie ihnen sowieso schon gewesen wäre. Darcy war diese Pflicht nicht nur unwillkommen, sondern schier unerträglich. So nahe neben der Faru zu stehen, die er aus tiefstem Herzen liebte und die ihn im Gegenzug - wie er glaubte - nur hasste und verabscheute, zerrte an seinen Nerven und immer wieder musste er den Drang unterdrücken, ihr all das an den Kopf zu schmeißen, was er immer noch für sie empfand, oder einfach zu gehen. Aber er blieb neben ihr stehen, begrüßte die Gäste mit Höflichkeit und übte sich soweit es ging in Geduld. Aber als Lizzie allein mit der Frau des Pfarrers fast zehn Minuten sprach, war Darcys Geduld am Ende. "Miss Bennet," schalt er sie, sobald sich die Pfarrersfrau entfernt hatte, "ich glaube nicht, dass Mrs. Bingley wollte, dass Sie sich von jedem Gast seine Lebensgeschichte erzählen lassen. Wir sollen nur die Gäste begrüßen und zwar jeden Gast und nicht nur die, mit welchen wir besonders eng verbunden sind." Lizzie antwortete wütend: "Ich begrüße jeden Gast freundlich und höflich, aber Mrs. Musgrove ist eine gute Bekannte von mir und ich habe sie länger nicht gesehen und mich daher etwas länger nach ihrem Befinden und dem ihrer Kinder erkundigt. Ich habe nicht mehr getan als Höflichkeit und Anstand von mir verlangten." "Das hätten Sie auch später noch tun können, Miss Bennet," entgegnete Mr. Darcy, "jetzt aber ist es zunächst einmal Ihre Aufgabe die Gäste zu begrüßen. Und ich denke, wenn wir diese Aufgabe so schnell wie möglich hinter uns bringen, kann das für uns beide nur von Vorteil sein.“ Lizzie wollte etwas antworten, aber in diesem Moment kam gerade Miss Bingley auf sie zu und so setzte sie ein freundliches Lächeln auf, um diese mit allergrößter Höflichkeit zu begrüßen. Mr. Darcy folgte Lizzies Beispiel, schließlich wollte er sich nicht schon wieder von Miss Bingley darauf hingewiesen werden, dass er und Miss Bennet so ganz und gar nicht den Eindruck eines glücklichen Paares machten. Nicht, dass Miss Bingley Unrecht gehabt hätte, aber er wollte ihr einfach den Triumpf nicht gönnen, zu sehen, wie sehr Miss Bennet ihn verletzt hatte. Doch Miss Bingley hatte die gespielte Eintracht der beiden schon längst durchschaut und bemerkte mit einem sarkastischem Lächeln: "Ihr zwei passt so gut zueinander. Es würde mich freuen, euch beide zusammen vor dem Altar zu sehen.“ Mit diesen Worten ließ sie die beiden zurück, während sie sich an den verdutzten und gedemütigten Gesichtern der beiden erfreute. Zwischen Darcy und Lizzie herrschte eine unangenehme Pause, bis Darcy, den diese Bemerkung Miss Bingleys nun wirklich zornig gemacht hatte, zynisch erwähnte: "Wenn Sie immer noch den Wunsch haben, mich zu heiraten, wäre jetzt der Moment gekommen mir dies kundzutun." Er hielt kurz inne, anscheinend in Erwartung einer Antwort, doch Lizzie war zu verblüfft, um irgendetwas zu sagen, und so fuhr er fort: "Nein? Ich habe es auch gar nicht anders erwartet. Sie müssen sich wegen Ihrer Aufdringlichkeit vor meiner Abreise nach London ja geradezu schämen. Aber keine Angst, ich werde keinem Menschen davon erzählen. Schließlich bin ich ein Gentleman. Ich weiß, welches Verhalten in solchen Fällen angebracht ist." Er wandte sich leicht von ihr ab. Lizzie spürte hinter seinen Worten mehr als nur verletzten Stolz, wollte etwas sagen, nun endlich nicht mehr über ihre Gefühle schweigen und machte einen schüchternen Versuch: "Mr. Darcy...." Aber genau in diesem Augenblick kam ein Gast auf sie zu und Lizzie blieb nichts anderes übrig als denselben zu begrüßen und die Worte, die sie Mr. Darcy sagen wollte, zurückzustellen. Doch als der Gast sie dann wieder allein gelassen hatte, war es mit Lizzies Mut vorbei. Was hatte sie ihm überhaupt sagen wollen? Dass sie ihn liebte? Er hätte ihr doch sowieso nicht geglaubt oder ihr erzählt, dass er sie aber nicht mehr liebte? Ihre Wut über ihre eigene Unüberlegtheit reizte ihren Zorn auf ihn. Was hatte er sich mit solchen Worten gedacht? Wollte er sie bloßstellen und beleidigen? Wenn dies seine Intention war, dann sollte er sehen, dass sie das auch konnte. Er würde sie nicht ungestraft beleidigen! In dieser Weise verärgert, entlud Miss Bennet ihren ganzen Zorn auf Mr. Darcy: "Mr. Darcy, denken Sie wirklich, ich würde gewillt sein Ihnen meine ...“ Hier stockte sie einen Moment. "Meine Achtung und meine Dankbarkeit auszusprechen, wenn Sie sich so verhalten wie in den letzten Tagen. Sie haben mich nicht nur gemieden und ignoriert, Sie haben mich auch mit Herablassung und Arroganz behandelt und sogar in aller Öffentlichkeit beleidigt. Ich kann Ihnen gegenüber nicht den geringsten Dank empfinden, auch wenn ich weiß, dass ich Ihnen Dank wegen Ihrer Einmischung in die Affäre mit Lydia schuldig wäre..." In diesem Moment war es wieder notwendig ein freundliches und höfliches Gesicht aufzusetzen und einen Gast zu begrüßen. Doch kaum hatte sich dieser wieder von ihnen abgewandt, fuhr Lizzie fort: "Nein, ich bin Ihnen nicht dankbar. Auch dieses selbstlose Verhalten Ihrerseits war doch nur ein billiger Trick, um mich von Ihrem Mitgefühl zu überzeugen. Nein, Sie haben noch nie etwas für einen anderen Menschen getan. Sie denken immer nur an sich selbst." Lizzie stoppte kurz, so dass Darcy, den Lizzies Worte sehr aufgebracht hatte, voll Zorn einwenden konnte: "Sie sind da nicht anders, Miss Bennet. Denken Sie doch mal an meine Gefühle!" "Welche Gefühle?", erwiderte Lizzie, der es kaum möglich war, die Lautstärke ihrer Stimme zu dämpfen. Darcy wollte daraufhin etwas entgegnen, doch wieder kamen ihnen Gäste dazwischen, die erwarteten freundlich begrüßt zu werden. Nachdem die Gäste sich abgewandt hatten, ergriff Lizzie wieder das Wort: "Sie haben keine Gefühle, Mr. Darcy, jedenfalls keine Gefühle für andere Menschen. Sie sind der schrecklichste, arroganteste, egoistischte, unerträglichste Mann, der mir je begegnet ist. Ich hatte Recht mit meiner Meinung von Ihnen. Wie kam ich nur auf die Idee, dass Sie sich geändert hätten? Wie konnte mich nur je in Sie verlieben? Was hat mich nur dazu bewogen...?" Lizzie hielt inne, als sie ihr klar wurde, was sie gerade eben gesagt hatte. "Ach, du...," entfuhr es ihr, bevor sie mit hochrotem Kopf aus dem Zimmer rannte. Kaum hatte sie die Tür des Salons hinter sich geschlossen, begann sie mit sich selbst zu schimpfen: "Was hast du nur getan, Lizzie? Wie konntest du es nur sagen? Und dann in einer solchen Situation? Er, er wird dich sicher verachten oder dich bemeitleiden. Oh, Gott, was hab ich bloß gemacht?" Tränen kullerten über Lizzies Wangen. Dann plötzlich öffnete sich die Tür hinter ihr. Sie drehte sich herum. Vielleicht war es Jane, die das Geschehen beobachtet hatte und sie trösten wollte. Aber es war nicht Jane, vor ihr stand Mr. Darcy und schaute sie mit einem freundlichen, aber ernsten Blick an. ‘Oh, nein’, dachte Lizzie, ‘bitte nicht. Ich kann es nicht ertragen, wenn er mir sagt, er liebe mich nicht mehr und mir dabei noch mitfühlende Blicke zuwirft. Ich muss hier raus!’ Sie war überrascht, als sie merkte, dass diese letzten Worte ihr tatsächlich über die Lippen gekommen waren: "Ich muss hier raus!" Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte weggelaufen, doch Darcy packte sie am Handgelenk und drehte sie wieder zu sich. Da er stärker war als sie, ließ sie es ohne den geringsten Widerstand geschehen. Mittlerweile war ihr alles egal. Sie starrte auf den Boden, während Darcy ihre Schultern festhielt. "Schau mich an!", sagte Darcy mit ruhiger, fester Stimme. Lizzie schaute verlegen hoch. Ihre Augen waren feucht, über ihre Wangen kullerten noch ein paar vereinzelte Tränen und ihre Lippen bebten. ‘Er wird ein paar freundliche Worte machen, mir dann sagen, dass seine Zuneigung zu mir leider aufgehört hat und mir versichern, dass man an einem gebrochenem Herzen nicht stirbt. So wird es sein und ich werde denken, mein Herz zerreißt, und trotzdem nicht weinen dürfen, da er mich dabei doch genau beobachtet’, dachte Lizzie trübselig. Tatsächlich hatte Darcy zuerst vorgehabt, mit Lizzie über das zu sprechen, was sie vorhin gesagt hatte, doch als er ihren traurigen Blick sah und spürte, dass sie zitterte, wusste er, dass alle Worte nicht reichen würden ihr zu zeigen, was er für sie empfand. Er musste handeln und zwar sofort. "Elisabeth, meine Elisabeth," flüsterte er leise, bevor er ihr Gesicht näher zu sich zog und sie sanft küsste. Lizzie war zunächst vollkommen perplex, als Mr. Darcy sie küsste. Aber dann verstand sie, was dieser Kuss nur bedeuten konnte, ein wohliges Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und sie drückte sich näher an Darcy, schlang ihre Arme um seinen Hals und strich mit den Fingern durch seine Locken. Als Darcy bewusst wurde, wo sie waren und wie lange sie schon in dieser Art verharrten, löste er seine Lippen sanft von Lizzies, die ihn darauf etwas vorwurfsvoll und enttäuscht anblickte, während sie ihn nur noch fester umschlang und ihren Kopf an seine Brust lehnte, um sich dort vor Erleichterung auszuweinen, obwohl Weinen eigentlich das Letzte war, was sie jetzt tun wollte. Darcy spürte es und bekam auch feuchte Augen, während er mit rauher, belegter Stimme sagte: "Es tut mir leid, dass ich dich so verletzt habe. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen." Lizzie blickte zu ihm hoch, sah seine feuchten Augen und antwortete sanft: "Mir tut es auch leid. Ich habe dir schließlich auch wehgetan." "Oh, Gott, ja!", entfuhr es ihm, als er sich an einige ihrer Worte erinnerte. "Wir wollen nicht mehr daran denken, ja?", entgegnete Lizzie entschlossen und fügte nach kurzem Nachdenken noch hinzu: "Und uns nie mehr verletzen." Darcy schmunzelte aufgrund dieser doch etwas unmöglichen Beteuerung und erwiderte lächelnd: "Ich glaube nicht, dass das möglich ist, vor allem wenn man bedenkt, wie unterschiedlich wir manchmal in unseren Vorstellungen sind. Aber wir wollen es auf jeden Fall versuchen, meine liebste Elisabeth." Darcy dachte daran sie noch einmal zu küssen trotz der Tatsache, dass der Anstand dies eigentlich verbot, aber just in diesem Moment, kamen Jane und Charles ins Zimmer, die sich schon gewundert hatten, wo die Taufpaten ihres Kindes stecken konnten. Charles konnte seiner Freude nicht schnell genug Ausdruck geben, um platzte sofort los: "Na, endlich habt ihr auch zueinander gefunden. Es wurde ja auch Zeit! Oh, wie freue ich mich für euch!" Er wollte noch mehr sagen, aber Jane warf ihm einen tadelnden Blick zu und sagte dann: "Naja, schöner wäre es noch, wenn ihr wieder reinkommen und euch dazu herablassen würdet, unsere Gäste zu begrüßen." Ihre Worte hatten vielleicht vorwurfsvoll klingen sollen, aber das freundliche Lächeln auf ihrem Gesicht machte alle Zurechtweisung zunichte. Und als am Abend und am nächsten Morgen die Familie der Bennets, Darcys Schwester und auch Bingleys Verwandtschaft nach und nach eingeweiht wurde, waren alle sehr überrascht, bis natürlich auf Charles und Jane, die sich einen wissenden Blick zuwarfen. Aber auch Georgiana überraschte die Verlobung ihres Bruders mit Miss Bennet nicht völlig, denn schließlich hatte sie das komische Verhalten ihres Bruders während ihres gemeinsamen Gesprächs über Miss Bennet noch nicht vergessen. Sie erwähnte nicht, dass sie ähnliches bereits vermutet hatte und drückte nur ihre ehrliche Freude über ihre neue Schwester gegenüber ihrem Bruder aus. Insgesamt sorgte diese Verlobung allgemein für Freude: Charles und Jane waren froh, dass das Hin-und-Her zwischen Darcy und Lizzie endlich ein Ende gefunden hatte, Georgiana freute sich über das Glück ihres Bruders und über ihre neue Schwester und Mrs. Bennet war begeistert über das Ansehen und Vermögen von Lizzies Verlobten (Zehntausend im Jahr!!!!). Nur Miss Bingley beklagte dieses freudige Ereignis und sie konnte nicht umhin sich immer wieder über ihre Bemerkung bei der Taufe zu ärgern. Aber wer wird angesichts dieser Ereignisse schon an das Unglück einer Miss Bingley denken? Ende © 2005 Becci |
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