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"Every dam' thing about Jane is remarkable to a pukka Janeite!" - Rudyard Kipling

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1. Group Read: Stolz und Vorurteil

Seiten 2 off 5 Seiten: 1, 2, 3, 4, 5
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Lizzy
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Geschrieben Dienstag, November 9, 2004 @ 15:50:53  

Hallo,

Quote:
Die größten Probleme habe ich mit ihrer Selbstgerechtigkeit, die einen unangenehmen Kontrast zu ihrer überkritischen Bewertung anderer bildet.

Genau das ist ja Lizzys Schwäche. Jane Austen hat aber fast nur Heldinnen beschrieben, die in irgendeiner Weise Schwächen haben. Ehrlich gesagt wäre es sonst ja ziemlich langweilig.
Aber die Autorin lässt im Laufe der Handlung Lizzy das auch erkennen und das ist immer ein erster Schritt zur Besserung.
Ich denke aber auch, dass sie gerade durch ihre Selbstgerechtigkeit eine Art Gegenpart zu Darcy darstellt. Denn er ist, vor allem nach Lizzys Ablehnung seines Heiratsantrages, zur Selbstkritik fähig. Man kann also sagen, dass er in dieser Beziehung und zu diesem Zeitpunkt Lizzy schon etwas voraus hat.

Und noch mal kurz zur Collins-Ehe: Ich glaube, die Gefahr liegt darin, dass man heutige Maßstäbe ansetzt. Die Rolle der Frau im 18. bzw. 19. Jh war noch eine ganz andere.

Quote:
Deswegen ist auch nicht sie sondern Elizabeth die Heldin, die bereit ist, für ihre persönlichen Überzeugungen zu kämpfen.
Eigentlich schon sehr modern, fast emanzipatorisch, oder?

Viele Grüße,
Lizzy

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Elizabeth Bennet

Sonja
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Geschrieben Dienstag, November 9, 2004 @ 18:53:02  

Was mir gerade beim Sehen heute wieder aufgefallen ist: Lizzy ist auch total ungerecht. Das junge Männer etwas zum Leben brauchen sieht sie ein (Wickham, bei seiner Verlobung mit Miss King), nur Charlotte nimmt sie es übel.

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Hazel
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Geschrieben Dienstag, November 9, 2004 @ 21:18:43  

Hallo katha,

zu Charlotte wollte ich noch etwas sagen.

Du schreibst, sie würde für materielle Sicherheit jeden Preis zahlen.

Ich glaube auch, dass es ein sehr hoher Preis ist, den sie bezahlt hat.
Aber wer weiß, was für einen Preis sie bezahlt hätte, wenn sie unverheiratet geblieben wäre. Ich würde sehr gerne wissen, wie es mit Charlotte weiterging.

Viele Grüße, Margitta

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Hazel
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Geschrieben Dienstag, November 9, 2004 @ 21:24:05  

Habe die Kapitel 35 – 42 gelesen.

Darcy schreibt einen Brief an Elizabeth, um zu ihren Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Elizabeth weiß nicht, was sie glauben soll, den Beteuerungen Wickham´s oder den Behauptungen Darcy´s, zieht aber in Betracht, sich in Wickham getäuscht zu haben.

Sie geht hart mit sich (und ihrer Familie) ins Gericht, und beginnt, ihre Familie mit anderen Augen zu sehen.

Mit Wickham bricht sie gänzlich, sie lässt sich nicht (mehr) umschmeicheln.

Es ist einfach alles so wie in der Verfilmung. Gut, dass sie eine Serie daraus gemacht haben

Margitta

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katha
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Geschrieben Mittwoch, November 10, 2004 @ 19:49:50  

Hallo an alle!
In meinem letzten Beitrag habe ich mich wahrscheinlich zu schwammig ausgedrückt, aber das Thema ist ja auch relativ komplex und subjektiv. Ich will ja auch keine Moralpredigten halten. Mit meinen 19 Jahren hab' ich ja auch nicht unbedingt den ganz großen Durchblick, was die schwierigen Fragen des Lebens betrifft.

Was ich meinte war jedenfalls, dass ich immer den Eindruck beim Lesen hatte, als ob JA schon ein Urteil zu Charlottes Verhalten abgibt. Sie schildert Charlotte das ganze Buch hindurch als zwar einerseits intelligent und angenehm aber auch kalkulierend und recht zynisch sowohl der Ehe als auch ihren Mitmenschen gegenüber. Deswegen glaubt sie auch, dass Elizabeth Darcy annehmen würde, sobald er ihr einen Antrag macht.

Da liegt wirklich der entscheidende Unterschied. Der Materialismus ist ihr so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie alle menschlichen Werte hintenanstellt. Das sie das beste aus ihrer Situation macht, spricht für sie, aber ich kann mich ehrlich gesagt mit so einer Haltung nicht anfreuden. Und Jane Austen, die ja, soweit ich weiß, auch einen Antrag abgelehnt hat(?), meiner Meinung nach auch nicht. Natürlich kann ich mich auch fürchterlich irren.

Jetzt noch kurz etwas zu Elizabeth:
Es ist nicht so, dass ich sie nicht mag. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass ich sie lieber haben sollte. Überall liest man, dass sie eine der großartigsten Romanheldinnen überhaupt ist und wie sich doch alle sofort in sie verlieben. Bei mir stellt sich das irgendwie nicht ein. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie sowieso schon so von sich selbst überzeugt und stark wirkt. Eigentlich braucht sie meine Sympathie und Unterstützung gar nicht.

Viele Grüße,
Katharina

Sonja
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Geschrieben Mittwoch, November 10, 2004 @ 20:25:36  

Hallo Katharina,

als zynisch würde ich sie nicht bezeichnen, nur sehr ehrlich. Hm, wo ist sie bloß zynisch in diesem Buch . Ich denke, dass ihr Rat, Jane sollte mehr Zuneigung zeigen, als sie vielleicht noch empfindet, nicht zynisch gemeint ist, sondern echt ihrer Meinung entspricht, ein Rat von alter Jungfer zu drohender alter Jungfer sozusagen. Meinst Du diese Stellen? Oder was sonst? Nein, ich muß echt sagen, ich schätze Charlotte hoch ein. Und auch Lizzy kann ja am Ende nicht anders, als sie respektieren. Man kann über die Prioritäten, die sie setzt, sicher anderer Meinung sein, aber sie handelt konsequent danach und ist dabei integer. Sie redet Lizzy gegenüber gar nicht lange drumherum, warum sie Mr. Collins heiratet ist ganz klar. Und trotzdem verletzt sie nie seinen Stolz und setzt ihn in den Augen seiner Umwelt nicht herab, das finde ich schon eine Leistung, bei einem Menschen wie Mr. Collins. Also wo fehlen da die menschlichen Werte? Im Ernst, ich glaube kaum, dass Mr. Collins je hätte glücklicher verheiratet sein können, denn echte Liebe könnte außer Mary wohl niemand für ihn empfinden, wahrscheinlich nicht mal die. Und wie gesagt, Charlotte ist ihm eine loyale Ehefrau, mehr kann bei der Konstellation keiner verlangen. Sie macht nicht nur für sich das Besten daraus, sondern auch für ihn.

Und ich bin nicht sicher, dass Jane Austen Charlotte verurteilt, dann würden die meisten von uns sie nicht so mögen. Das schafft sie doch perfekt, ihre Leser dahinzubringen, wo sie sie haben will. Ich denke eher, dass sie an Charlotte und Wickham einen weiteren Fehler Lizzys aufzeigt. Was für Wickham selbstverständlich und richtig sein soll, verurteilt Lizzy bei Charlotte. Dabei ist sie noch viel schlimmer dran, wenn sie unverheiratet bleibt. Mr Wickham stehen als Mann eine Reihe Möglichkeiten offen, seinen Lebensunterhalt anständig zu verdienen und zieht doch die Heirat mit einer reichen Erbin vor. Charlotte dagegen hat ein echtes Problem, sollte sie sitzenbleiben. Entweder auf immer auf die Almosen der Verwandtschaft angewiesen oder aber die verzogenen Gören fremder Leute bändigen. Also, wer da für Wickham Verständnis aufbringt und für Charlotte nicht... Das kann ich mir bei Jane Austen (vergl. auch Jane Fairfax in "Emma" ) kaum vorstellen.

Tja, das ist schon ein heißes Thema. Und am Ende hast Du Recht, denn Jane Austen war ja sehr jung (um genau zu sein: 19 ) , als sie die Urfassung schrieb. Am Ende interpretiere ich zu viel hinein mit meinen 35.

Viele Grüße

Sonja

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katha
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Geschrieben Mittwoch, November 10, 2004 @ 22:01:20  

Hallo Sonja!

Da haben wir uns aber an ein heißes Eisen gewagt.

Mir ist Charlotte auch sympathisch, ich empfinde für ihre Lage Mitleid und kann ihre Entscheidung nachvollziehen.
Aber ich bleibe dabei. Es gibt einen Grund, warum sie nicht die Heldin dieses Buches ist.

Meine Beweisführung ist wahrscheinlich wieder von subjektiven Eindrücken geprägt:

Ihr Rat an Jane enthält ja auch diese Komponente:
"Glück in der Ehe ist ganz und gar Zufall... Sie werden sich auf jeden Fall unähnlich genug sein, um sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen."
Ich denke nicht, dass sie das völlig ironisch meint.

Später meldet sich noch einmal die Autorin selbst zu Wort:
"Von Männern und Ehe hatte sie nie viel gehalten; alles, was sie wollte, war verheiratet sein."

Vielleicht ist Zynismus das falsche Wort, eher der absolute Mangel an Idealen. Sie hat einfach die Werte einer oberflächlichen, materialistischen Gesellschaft verinnerlicht.
Dass sie an ihrer kalkulierten und schon etwas manipulativen Eroberung von Mr Collins nichts Schlechtes findet, macht mir dabei auch ein bisschen zu schaffen.
Natürlich wäre das Leben als "alte Jungfer" auch nicht angenehm gewesen, aber Elizabeth z. B. hätte meiner Meinung nach vorgezogen, ihre Selbstachtung zu bewahren als eine Verbindung mit jemandem einzugehen, den sie nicht respektiert. Und auch die finanzielle Situation von EB war alles andere als rosig.

Komisch, ich hatte immer den Eindruck, dass die Autorin eher mit Lizzies Verurteilung von Charlotte zustimmt und sie dafür rügt, dass sie Wickham gegenüber so gnädig ist:
"Elizabeth, less clear-sighted perhaps in this case than in Charlotte's, did not quarrel with him for his wish of independence."

Soviel zu mir und meinen zugegebenermaßen sehr subjektiven Ansichten.

Viele Grüße,
Katharina

Sonja
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Geschrieben Donnerstag, November 11, 2004 @ 08:53:04  

Hallo Katharina,

dann ist doch alles klar, was Du in Deinem letzten Posting schreibst kann eigentlich alles so unterschreiben.

Natürlich ist Charlotte nicht die Heldin und wahrscheinlich ist ihre Entscheidung nicht die, die Jane Austen selbst für sich getroffen hat (munkelt man ja so). Da bin ich absolut Deiner Meinung. Aber sie läßt sie eben auch nicht fallen wie Maria Bertram, Wickham oder Willoughby, sondern kann so eine Entscheidung auch akzeptieren, wenn eben die richtige moralische Haltung (Treue und Loyalität gegenüber dem Partner) dahintersteht, was es bei den drei anderen eben nicht tut.

Und Ideale hat Charlotte keine, auch da gebe ich Dir völlig Recht.

Ich hatte die Textstelle, die Du bezgl. Wickham zitierst gar nicht im Kopf, aber ich war mir sicher, dass Jane Austen über Lizzys Messen mit zweierlei Maß nicht einfach weggeht. Im Gegenteil, das ist wieder so eine Stelle, wo die so bewunderungswürdige Lizzy (und ich bewundere sie tatsächlich, obwohl ich ihr nicht wirklich ähnlich bin) eben mal so gar nicht bewunderungswürdig verhält und damit auch nur ein Mensch ist.

Viele Grüße

Sonja

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Hazel
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Geschrieben Mittwoch, November 17, 2004 @ 22:43:14  

Hallo, liebe JAFreunde!

Habe Kapitel 43 bis 49 gelesen, bin aber leider erst jetzt zum Schreiben gekommen.

Elizabeth besucht Pemberley mit Mr und Mrs Gardiner. Die Szene, wo sich Darcy im Teich erfrischt (P&P 95), fehlt. Aber dafür ist schön beschrieben, wie sich Darcy nach Longbourn erkundigt und sich mit seinen Fragen wiederholt. Das zeigt seine Verwirrung.
Darcy bringt seine Schwester Georgina ins Gasthaus, um sie und Lizzy einander vorzustellen, und Bingley kommt auch noch dazu. Lizzy strebt danach, sich mit Bingley über Jane zu unterhalten, aber die Gelegenheit ergibt sich erst später. Was Darcy betrifft, so ermuntert sie ihn nicht in seiner Werbung.

Dann kommt Jane´s Brief mit dem Bericht über Lydia´s Flucht mit Wickham. Da Darcy vorbeikommt, erzählt sie ihm in ihrer Verzweiflung davon und glaubt, dass er nun kein Interesse an ihr mehr hat. (Schade, dass sie nicht miteinander reden. Er könnte doch die Hand auf ihre Schulter legen und sagen: Ich werde sehen, ob ich etwas für Sie tun kann)

Mit Hilfe von Mr Gardiner werden Lydia und Wickham in London aufgespürt.

Any comments?

Viele Grüße, Margitta

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Lizzy
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Geschrieben Donnerstag, November 18, 2004 @ 15:27:25  

Hallo,
Quote:
Any comments?

Aber natürlich!

Quote:
(Schade, dass sie nicht miteinander reden. Er könnte doch die Hand auf ihre Schulter legen und sagen: Ich werde sehen, ob ich etwas für Sie tun kann)

Ich denke, dass es zur damaligen Zeit nicht üblich war mit einem "Fremden" über so etwas ausführlich zu sprechen. Vielleicht haben Darcy und Elizabeth schon für die damaligen Verhältnisse "sehr offen" über den Vorfall miteinander geredet?
Ich meine auch, dass Darcy schon versucht sie zu trösten: "Der Himmel gebe, dass ich etwas sagen oder tun könnte, was Ihnen Trost in dieser Verzweiflung gibt." Das ist schon sehr gefühlvoll (für einen Mr. Darcy ) Denn eigentlich hat er ja Recht; in dieser Situation (bzw. in diesem Zimmer) kann er ihr nicht helfen.
Ein mögliches Angebot Darcys zur Hilfe kam für Jane Austen nicht in Frage. Ihr Ideal von einem Gentleman entsprach es, nicht zu reden, sondern zur Tat zu schreiten, wie es ja auch andere "ihrer Männer" taten (z.B. Mr. Knightley). "Fürsorgliches, nicht auf Beifall bedachtes Handeln auch in Kleinigkeiten kennzeichnet für Jane Austen den noblen Charakter. Daran kann der Leser den Wert der Personen erkennen." (aus dem Nachwort von Christian Grawe meiner S+V-Ausgabe) Genau so ist es; besser hätte man es wohl nicht sagen können.

So, das soll es erst mal wieder von mir gewesen sein. Bis bald,
Lizzy

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Hazel
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Geschrieben Montag, November 29, 2004 @ 22:32:07  

Hallöchen, bin hintendran mit Lesen

Möchte nur gerne die Schlußkapitel mit Genuß lesen

Bin bald wieder da

Ciao

Margitta

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Hazel
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Geschrieben Dienstag, November 30, 2004 @ 11:38:35  

So, jetzt geht´s weiter.

Was du über den Gentleman geschrieben hast, leuchtet mir ein, Lizzy.

Inzwischen habe ich das Buch fertiggelesen.

In Kapitel 53 erfahren die Bennets, dass Bingley wieder nach Netherfield kommt. Jane gibt nicht zu, dass Bingley ihr etwas bedeutet. Sie erklärt, sie sei nur verwirrt gewesen, weil sie fühlte, dass man sie ansah. Ich glaube ihr nicht ganz. Sie traut sich nicht, ihre Gefühle offenzulegen.

Bingley´s Erscheinen rief dieselbe Aufregung hervor, wie ein Jahr zuvor. Hahaha. Ich erinnere mich noch gut an den Anfang.

Gut gefallen hat mir auch die ausführliche Aussprache zwischen Elizabeth und Darcy. Ich hab mir den ersten Teil abgeschrieben „grins“. Beim Lesen habe ich den Wortlaut besser mitbekommen als beim Sehen der Verfilmung. Dort sind die Sätze sind oft sehr geschliffen (und eben in englisch). Und dass Lady Catherine de Bourgh´s Bemühungen genau das Gegenteil hervorriefen, hat mich zutiefst befriedigt. Ich habe die letzte Episode auf DVD noch mal angesehen. Da kommt noch deutlicher heraus (finde ich), wie sehr sie von sich selbst eingenommen ist „grr“.

Alles in allem – ein schönes Buch, und niemals langweilig.

Danke euch allen, die mitgelesen haben

Margitta

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Kerstin
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Geschrieben Montag, Dezember 6, 2004 @ 01:45:04     ICQ

Hallo!
Ich wollte doch noch etwas zu der Szene zwischen Darcy und Elizabeth schreiben, als sie erfährt, dass Lydia fortgerannt ist. Man darf nicht die Maßstäbe von heute an das Verhalten von vor 200 Jahren anlegen. Man faßte sich nicht einfach an, vor allem nicht, da Elizabeth weder verwandt noch mit ihm ( bis dato ) irgendwie verbandelt war.
Ich denke eher, dass es ein Mißverständnis zwischen den Beiden ist.
Elizabeth liest den Brief, ist entsetzt, begreift natürlich sofort die Konsequenzen. Ihre Schwester ist ruiniert und der Rest der Familie gleich mit. NIEMAND würde wieder etwas mit ihnen zu tun haben wollen, denn was für einen Ruf haben die Bennets denn jetzt? Ihre Tochter ist ein lockeres Mädchen, was mit einem zweifelhaften Kerl durchbrennt und zwar nicht nach Gretna Green, um wenigstens zu heiraten ( dann hätte man mit hochgezogenen Augenbrauen reagiert), sondern nach London.... dem Sündenbabel.
Sie und ihre Schwester konnten sich in diesem Augenblick alle Hoffnungen für die Zukunft abschminken. Und sie sieht ihrer Befürchtungen im Verhalten Darcys bestätigt.
Er ist dagegen geschockt, dass Wickham es schon wieder geschafft hat. Bei seiner Schwester ging es noch mal grade gut, aber anscheinend reichte das Wickham nicht, er hat es halt noch mal gemacht. Und er macht sich Vorwürfe. Hätte er damals das Ganze öffentlich gemacht, den Kerl bloßgestellt oder sich mit ihm duelliert... ihn anderweitig ruiniert, dann wäre es niemals zu dieser Entführung gekommen. Aber er wollte seine Schwester schützen, der Skandal hätte ja auch auf sie abgefärbt. Und nun sitzt da vor ihm die Frau die er liebt, zutiefst getroffen von diesem Schock, an dem er auch Verantwortung trägt und er weiß nicht so recht, was er sagen soll. Ihm ist ja auch klar, was der Skandal für die Familie bedeutet, was soll er da sagen?
"Der Himmel gebe, dass ich etwas sagen oder tun könnte, was Ihnen Trost in dieser Verzweiflung gibt."
Aber leider gibt es da erst mal nichts, was er tun könnte.. das Kind ist ja schon in den Brunnen gefallen. Was er dann macht, ist Schadensbegrenzung auf höchst edle Art!
Grüße,
Kerstin

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Geschrieben Mittwoch, Dezember 8, 2004 @ 10:05:53  

Ich habe hier zwar nicht bei eurer Leserunde mitgemacht. Aber gelesen habe ich das Buch immerhin schon (werd's mir demnächst auch mal auf englisch vornehmen). *g*
Mir fällt immer wieder die Stelle auf, als Miss Bingley auf dem Ball in Netherfield Lizzy vor Mr. Wickham warnen möchte. Ich verstehe diese plötzliche Anwandlung nicht, die Miss Bingley dazu bringt ihrer "Rivalin" einen Rat zu geben, der Lizzy wieder von Wickham abbringen könnte.
Sonja
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Geschrieben Mittwoch, Dezember 8, 2004 @ 10:12:36  

Hm, ich denke, sie will sich einerseits nicht die Chance entgehen lassen, sich gönnerhaft aufzuspielen. Und andererseite ist Wickham so niedrig von Geburt, dass es ihr wahrscheinlich auch ein Dorn im Auge ist, dass sie fast in denselben Kreisen verkehren. Und dann macht Wickie ja ihren Mr. Darcy schlecht und sie will vielleicht auch ein bißchen mit Insiderwissen prahlen.

Das wären so denkbare Motive.

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Hazel
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Geschrieben Donnerstag, Dezember 23, 2004 @ 21:09:54  

@Kerstin: Ich wollte dir längst ausführlich antworten auf deine Erklärung. Aber mir fällt nichts dazu ein - außer dass es einleuchtend ist, was du geschrieben hast. Jetzt verstehe ich es auch. Danke. Hazel

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Geschrieben Montag, Mai 16, 2005 @ 14:55:04  

Hallo an alle!

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das der richtige Ort für meine Frage ist, aber es ist ja schließlich der "Pride and Prejudice" Thread, und ich fang am besten einfach mal an...

Auf einem anderen JA-Board hat jemand gemeint, dass Elizabeth sich auf dem Netherfield Ball gegenüber Darcy nicht falsch verhält. Das hat mich dann doch erstaunt, weil ich immer der Meinung war, dass ihr Verhalten ihm gegenüber provozierend und unhöflich ist. Ja, mir ist schon klar, dass sie sich für Wickham "revanchieren" will, trotzdem entschuldigt das für mich nicht ihr Verhalten.

Oder seht ihr das ganz anders und ich bin in der Minderheit?

Viele Grüße,
Katharina

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Geschrieben Montag, Mai 16, 2005 @ 19:26:26  

Hallo Katha,

ich hab vor ein paar Tagen auch vor dieser Frage gestanden (Ich meine, vor der Frage "Wohin damit?" ). Das hab ich es bei "Unverständliche Stellen in P&P" untergebracht... Es ist ein Link zu einer Übersetzung eines Textes zum Thema wie Jane Austen Mr. Darcy, Elizabeth Bennet und ihre "False impressions" darstellt... Vielleicht findest Du in dem Text schon einen Teil der Frage beantwortet? Schau mal hier nach.

Hm, welches anderes JA-Board meinst Du? Kann man da noch Mitglied werden oder ist es eine SEHR spezielle Gemeinschaft?

Bruki

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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 10:36:38  

Hallo nochmal!

Die Seite, die ich meine ist Republic of Pemberley, müssten die meisten von euch kennen, aber ich poste da nie, dafür ist mein Englisch nicht wasserfest genug...

Vielleicht war "Frage" das falsche Wort, ich sollte wohl eher sagen, dass ich eure Meinung zu der Szene wissen möchte. Denn in meiner grenzenlosen Selbstüberschätzung habe ich bisher angenommen, dass andere die Szene genau so interpretieren wie ich und es doof finden, dass Elizabeth sich bewusst vornimmt, Darcy den Tanz so unangenehm und schmerzhaft wie möglich zu gestalten...

Aber wie gesagt, das ist halt mein subjektiver Eindruck von der Szene und offensichtlich kann man das auch anders sehen.

Viele Grüße,
Katharina

MierschB
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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 11:11:50  

Hallo Katha,

es ist wohl so, dass Lizzy aufgrund der "false impressions", die sie von Darcy bei seinen ersten Auftritten gewinnt, sich vornimmt, ihn ordentlich zu "schurigeln"... Also fällt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit über den armen Darcy her und missinterpretiert immer wieder seine Worte und Handlungen... Alles, was nicht ins Bild eines überheblichen und hochnäsigen Darcy passt, wird ignoriert und alles, was dem Bild zu entsprechen scheint, eifrig aufgeblasen und weitergetratscht - bis die ganze Gegend von Darcys miesem Charakter überzeugt ist... Und so wird andererseits auch Mr. Wickhams Charakter missinterpretiert und seine "Misfortunes" zu Wasser auf Lizzys Mühlen, die Dracy zermahlen sollen... Bis zum ersten Heiratsantrag Darcys, der sie ja heftig überrascht - weil sie nix davon bemerkt hat, dass Darcy so ziemlich vom ersten Treffen der beiden in sie verliebt ist... und seinem Brief der die Wende in Lizzys Ansichten über Darcys Charakter markiert und herbeiführt...

Ich persönlich bin der Meinung, dass Lizzy Darcy schon beim ersten Ball in den Assembly Halls "liebt" - sie zeigt im weiteren Verlauf jedenfalls soviel Interesse an ihm, dass es ein gehöriges Mass an Emotionen geben muss... Würde sie ihn sonst nicht einfach nur ignorieren? Nein, ich glaube, sie lässt ihn schon in der Zeit sehr nahe an ihr Herz heran... Nach meiner Erfahrung liegen Liebe und Abneigung so dicht zusammen, dass manchmal zwischen beidem nur eine dünne Schicht Papier die trennende Wand bildet. Und wer sich liebt, der neckt sich - sagte man in meiner Jugend. - Aber das ist nur MEINE Interpretation von Lizzys Gefühlen - und ich kann da auch schief liegen... - das werden die Spezialistinnen für Herzensangelegenheiten hier bestimmt besser interpretieren können...

Bruki

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Kerstin
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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 12:54:27     ICQ

Männer! Ich glaube nicht, dass Lizzy ihn schon beim ersten Treffen liebt. Merkwürdige Vorstellung...
Sehen wir es mal aus weiblicher Sicht.. Ein Ball, zu wenig Männer, wo wir doch SO gerne tanzen würden. Es kommen Neue dazu! SUPER! Nur, der eine ist so blasiert, dass man es ihm an der Nasenspitze ablesen kann, er stößt mich vor den Kopf, indem er nach der Vorstellung durch seinen Freund einfach abdreht und hat dann noch den Nerv zu sagen, dass in diesem Raum GAR keine hübschen Mädchen sind, die ihn zum Tanzen verführen könnten. Ehm... der Typ hat sich grade selbst ins Aus gestellt.
Mit diesem wenig positivem Eindruck treffe ich diesen Mann wieder. Er verfolgt mich quasi, nur, mein schlechter Eindruck, der wird eher gestärkt, denn ich sehe in seinen Belehrungen ( in Netherfield) und dieser Dauerbeobachtung eher etwas Negatives. Was will der von mir? Warum starrt er mich dauernd an? Sucht er etwa einen weiteren Fehler an mir?
Ich treffe einen netten jungen Mann, der alle meine Vorurteile Darcy gegenüber bestätigt. Wer so arrogant und herablassend wirkt, der ist auch zu Schlimmerem fähig. Und Wickham ist charmant....
Dann der Ball in Netherfield. Demütigend genug, dass ich mit diesem Trampel von Cousin tanzen muß, mein eigentlicher Galan wegen Darcy nicht da ist, da muß ich auch noch mit dem tanzen! Er sieht es vermutlich als Ehre, ich sehe es als Strafe. Wobei er ein guter Tänzer ist...
Das er mich inzwischen furchtbar attraktiv findet, bekomme ich doch gar nicht mit!
Ich fahre harmlos zu meiner Freundin und stelle fest... auch dort entkomme ich Darcy nicht. Er ist schon wieder da und nervt mich mit seiner Aufmerksamkeit. Wenn ich spazierengehen will, kommt er ZUFÄLLIG auch dort vorbei. Will er mich kontrollieren? Dann erzählt mir sein Cousin, dass er erfolgreich eine Ehe verhindert hat. Zu Hause sitzt meine Schwester mit verheulten Augen....
Und dann, wenn ich grade einen absoluten Tiefpunkt habe, taucht dieser Mensch auf... UND MACHT MIR EINEN HEIRATSANTRAG? Ich finde, sie bleibt sogar noch recht höflich....
Freundliche Gefühle dürften sich wohl erst nach dem Lesen des Briefes und der langsamen Einsicht, dass wohl nicht alles so ist, wie ich mir gedacht habe, aufkommen. Diese erstaunliche Ehrlichkeit bringt Sympathiepunkte!
Grüße,
Kerstin

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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 16:10:18  

@ Kerstin:
Ja, ich denke, so würde ich mir auch vorkommen.
Jojonu
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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 17:20:53    YIM

Danke an Kerstin! Besser hätte ich es nicht formulieren können!!! Ich würde das aus weiblicher Sicht absolut so bestätigen!!
katha
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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 18:21:16  


Hallo an alle!

Ich würde mich der weiblichen Sicht in diesem Punkt anschließen!

Sie hört seinen Kommentar auf dem Assembly und hält ihn für einen arroganten Snob, womit sie ja nicht so völlig falsch liegt , und interpretiert sein ganzes weiteres Verhalten dementsprechend.
Darcy fühlt sich zwar zu ihr hingezogen, versucht aber, das zu verbergen, schickt also "mixed messages", also ist es völlig verständlich, dass Elizabeth dazu tendiert, sein Verhalten negativ auszulegen, vor allem da er im Umgang mit Leuten außerhalb seines "circle" nur kalte Höflichkeit vorbringt.

Wo ihr Verhalten wirklich zu "Vorurteil" wird, ist erst die Sache mit Wickham, denn einfach ohne jegliche Beweise jemanden zu verurteilen, bloß weil er einem unsympathisch ist, ist wohl in höchstem Maße ungerecht.
Dabei ist meiner Meinung nach aber gar nicht ihre negative Reaktion auf Darcy die Hauptmotivation, der eine Kommentar kann doch Elizabeth Bennets Selbstsicherheit nicht erschüttern(!), sondern ihre eigene Selbstgerechtigkeit, ihr Hang zur Besserwisserei.
Sie hält sich für cleverer als alle anderen, ein Kommentar hat das mal mit "in love with her own wit" bezeichnet, und denkt, dass ihre ersten oberflächlichen Eindrücke von allen Menschen stimmen und sie daraus Schlüsse auf deren ganzen Charakter ziehen kann und sperrt sich stur gegen jede Korrektur ihres Kurses.

Erst danach wird für mich ihr Verhalten falsch, die Gemeinheiten auf dem Netherfield Ball, ihre Reaktion auf den Antrag... Denn seien wir ehrlich, es ist ein furchtbarer Antrag in dem Darcy in epischer Breite erklärt, was für eine Erniedrigung es doch ist, sie zu heiraten, sehr clever das. Trotzdem meint er es nicht böse und beleidigt sie nicht absichtlich, wohingegen sie ihn bewusst verletzt. Klar, sein Antrag ist eine Katastrophe, aber darauf muss man doch nicht mit noch einer Katastrophe antworten, "two wrongs don't make one right"...

Ihre Antipathie gegenüber Darcy hat ja auch einige solide Gründe, seine Arroganz, sein Standesdünkel, seine wenig ruhmreiche Rolle in der Jane-Bingley-Affäre, das hat sie sich ja nicht ausgedacht, das geht schon ganz allein auf Darcys Kappe. Das sie ihm aber ohne ersichtlichen Grund abspricht, ein ehrlicher, anständiger Mann zu sein, da liegt für mich ihr Versagen. Sie muss ihn nicht mögen, darf ihn aber deswegen nicht zum Bösewicht erklären.

Tja, das ist jetzt lang geworden, mein Wort zum Dienstag sozusagen... So sehe ich das, wobei auch hier natürlich wieder subjektive Eindrücke ins Spiel kommen.

Viele Grüße,
Katharina

Kerstin
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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 18:55:54     ICQ

Naja, den Antrag würde ich aber schon als persönliche Beleidigung sehen. Also, jetzt nicht als Antrag selber... ist ja toll, dass er so ein "einfaches Mädchen" heiraten will.
Aber in einem Atemzug erklären, er wäre unsterblich in sie verliebt, aber andererseits wäre ihre Familie furchtbar, es wäre eigentlich unter seiner Würde, sie überhaupt zu heiraten und sie wäre ja nun wirklich nicht standesgemäß? Und sich dann beglückwünschen, dass er seinem Freund erfolgreich abgeraten hat, ihre Schwester zu heiraten? Ehm... das ist nun wirklich kein Antrag, der auf Gegenliebe stoßen kann.
Er hat in seiner Arroganz erwartet, dass sie ihm jubelnd um den Hals fällt, weil er sie aus ihrem "Elend" erlöst. Und als sie ihm mitteilt, dass sie ihn nicht will, wäre vielleicht ein strategischer Rückzug sinnvoll gewesen, aber er muß ja unbedingt noch nachbohren, WARUM sie ihn nicht will. Tja...... das er sich nicht "gentlemanlike" verhalten hat, da hat sie ja nun nicht unrecht.
Selbst wenn nicht Wickhams Geschichte dazwischen gekommen wäre, hätte sie seinen Antrag abgelehnt.
Grüße,
Kerstin

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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 19:28:36  

Hallo Kerstin,

ich habe ja auch nicht gemeint, dass sie den Antrag hätte annehmen sollen. Sie mochte ihn nicht, er zeigt in seinem Antrag deutlich, dass er sie zumindest gesellschaftlich als nicht ebenbürtig sieht, beleidigt ihre Familie und nimmt auch ansonsten überhaupt keine Rücksicht auf ihre Gefühle. Natürlich muss sie eine solche Monstrosität ablehnen. Was ich ihr vorwerfe ist halt der Teil, wo die Wickham-Geschichte ins Spiel kommt, sie lehnt nicht nur seinen Antrag ab, sie stellt seinen Wert als Mensch in Frage und da ist ihre Beweisführung doch nun ziemlich dünn.
Natürlich ist es verständlich, dass sie auf seine Beleidigung auch mit Beleidigungen und Vorwürfen antwortet... sie benehmen sich halt beide ziemlich schlecht.
Vergleich es zum Beispiel mit ihrer Reaktion auf den Antrag von Mr. Collins, der ist ja wohl auch richtig daneben und ziemlich beleidigend, aber trotzdem versucht sie, es ihm schonend beizubringen, weil sie merkt, dass er es halt nicht besser weiß. Und leider ist Darcy in diesem Moment dem guten Collins nicht unähnlich und beleidigt, aber nicht absichtlich sondern will ihr wahrscheinlich erklären was für Belastungen er bereit ist auf sich zu nehmen, weil er sie liebt. Und es gibt eben tatsächlich Hürden, die in so einer Verbindung überwunden werden müssten (siehe Lady Catherine...) Und da sie eben diese Wut schon vorher durch alle ihre Vorurteile gegen ihn hat, legt sie alles, was er sagt, als persönliche Beleidigung gegen sich gerichtet aus.

Kurz gesagt, ich finde es völlig richtig, dass sie Darcys Antrag ablehnt, nur das "Wie" ist etwas zweifelhaft...

Viele Grüße,
Katharina

MierschB
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Geschrieben Dienstag, Mai 17, 2005 @ 22:45:38  

Hm, ich denke, wenn Shakespeare ihr nicht zuvorgekommen wäre, könnte man Jane Austen auch als die Erfinderin der Screwball-Comedies bezeichnen.

Natürlich liebt Lizzy Darcy nicht von Anfang an, so wie Darcy sie "zur Kenntnis nimmt" im Red Lion, er sich den Hals verrenkt nach einem "pair of fine eyes in the face of a pretty woman" in Lucas Lodge - und seit dem Netherfield Ball keinen Zweifel mehr daran zulässt, dass er hoffnungslos und bis über beide Ohren verliebt ist in "one of the handsomest women of his acquaintance"...

Leider ist diese seine Liebe nun erstmal einseitig... Und jeder Versuch der Annäherung seinerseits wird von Lizzy beantwortet mit Sticheleien, geistreichen Injurien und kräftigen Tritten in die Familienjuwelen... So, wie es sein muss und wie man das von einer Screwball-Comedy eben erwartet... Aber das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Und Gleichgültigkeit ist nicht gerade Lizzys hauptsächliche Emotion wenn sie mit Darcy zusammenrasselt. Und seit Beatrice und Benedikt wissen wir ja, was aus einer heftigen funkensprühenden gegenseitigen Abneigung zur allgemeinen Belustigung des Publikums folgen kann...

Aber wie gesagt, dass ist nur eine Sicht auf den Roman... Ich möchte erneut auf den Essay zu diesem Thema von Ashton Dennis hinweisen, den Hazel und ich übersetzten... Die Angelegenheit hat - so wie Jane Austen es macht und wir es lieben - mehrere Ebenen und man kann die kleine Elfenbeintafel immer wieder ansehen und immer wieder eine neue Sicht entdecken...

Zur Zeit gefällt mir die Interpretation Darcys Charakters als "schüchtern und zurückhaltend". Und ich bewundere die Kunstfertigkeit Jane Austens wie sie den Fehlgriff Lizzys, ihn als "kalt und hochmütig" zu qualifizieren, geschickt eingefädelt hat und im Roman bis zum Ende durchgestaltet hat und damit nicht nur Lizzy in die Irre führt...

Aus männlicher Sicht: Es hat viel für sich, zu sagen, dass Darcy und Bingley alte Kumpels sind, die sich auf dem Ball im Assembly Room in "männlichen Codes" unterhalten, die Lizzy nicht versteht und deswegen missdeutet. Und wie es mir scheint, die restliche weibliche Welt ebenso! Und ebenso muss sein "Standesdünkel" eine Schimäre sein: Würde er sich sonst mit solchen "neureichen Plebejern" wie den Bingleys umgeben? Seine nicht so ruhmreiche Rolle bei der Bingley-Jane-Affäre kann man ebenso relativieren, wenn man bedenkt, dass Charlotte Lucas, die ja keine dumme Pute ist, Jane rät, "... If a woman conceals her affection with the same skill from the object of it, she may lose the opportunity of fixing him; ... In nine cases out of ten a women had better show more affection than she feels. ..." (Kapitel 6) Und der fürsorgliche Darcy sieht nun keine Anzeichen von "affection" bei Jane und meint als Freund eingreifen zu müssen... Natürlich ist das eine "False impression", aber die gibt es ja auf jeder Seite... Und Darcy muss man zugutehalten, dass er ebenso wie Lizzy davon überzeugt ist, dass eine einseitige Zuneigung keine gute Grundlage für eine Ehe ist.

Die "Beleidigung" ihrer Familie durch Darcy ist natürlich in der ersten wütenden Aufwallung Lizzys nach dem missglückten Antrag ein starker Kritikpunkt, aber Lizzy selbst relativiert bei ruhigerer Überlegung schnell diesen Punkt - das skandalöse Verhalten ihrer Mutter, ihrer Tante Philips, ihrer jüngeren Schwestern und teilweise auch ihres Vaters ist ihr schon bewusst - und sie geniert sich deswegen nicht zu knapp: "Tief einatmen, Luft anhalten, mit den Augen rollen..."

Ich will jetzt ein bisschen Werbung machen und mitteilen, dass ich gerade dabei bin einen weiteren AD-Text, der sich genau mit diesen Verwicklungen in P&P befasst, übersetze... Hab gerade Urlaub und hoffe - trotz der Überlänge des Textes - damit schnell weiterzukommen...

Bruki

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"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)

beate
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Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 00:34:01  

Quote:
Erstellt von MierschB
Aber das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.
Das habe ich zwar schon häufig gelesen und gehört, aber ich teile diese Ansicht nicht. Gleichgültigkeit ist höchstens das Gegenteil starker Gefühle. Es gibt eine Art Hass und Abneigung, die garantiert nie in Liebe umschlagen wird. Und von Liebe auch ganz weit entfernt ist.
Quote:
Und Gleichgültigkeit ist nicht gerade Lizzys hauptsächliche Emotion wenn sie mit Darcy zusammenrasselt. Und seit Beatrice und Benedikt wissen wir ja, was aus einer heftigen funkensprühenden gegenseitigen Abneigung zur allgemeinen Belustigung des Publikums folgen kann...
Sowohl Lizzy als auch Batrice und Benedikt hassen nicht. Wenn in "Viel Lärm um Nichts" jemand hasst, dann ist es Don Juan.

Quote:
Ich möchte erneut auf den Essay zu diesem Thema von Ashton Dennis hinweisen, den Hazel und ich übersetzten... Die Angelegenheit hat - so wie Jane Austen es macht und wir es lieben - mehrere Ebenen und man kann die kleine Elfenbeintafel immer wieder ansehen und immer wieder eine neue Sicht entdecken...
Danke dafür, ich fand es sehr lesenswert.

Quote:
Aus männlicher Sicht: Es hat viel für sich, zu sagen, dass Darcy und Bingley alte Kumpels sind, die sich auf dem Ball im Assembly Room in "männlichen Codes" unterhalten, die Lizzy nicht versteht und deswegen missdeutet. Und wie es mir scheint, die restliche weibliche Welt ebenso!
Kann es sein, dass du den weiblichen Code nicht verstehst? ;-) Man kann es so deuten, dass Lizzy (und vom mir aus auch die restliche weibliche Welt) hier männliche Codes nicht versteht, allerdings hat er trotzdem in Hörweite von Lizzy gesagt, sie sei nicht hübsch genug, ihn zu reizen. Kann man das noch entschuldigen?

fragt dich
Beate

MierschB
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Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 01:47:35  

Hallo Beate,

natürlich "hassen" sich Beatrice und Benedikt nicht. Hab ich auch nie behauptet... Es geht bei P&P - wie bei "Viel Lärm um nichts" - um ein Buch - eine Kunstform... Keine realen Menschen, Du verstehst? Und zum Sujet der Screwball-Comedy gehören nun mal das sich heftig bekriegende "Liebespaar" in spe... Keines von denen hat sich jemals wirklich gegenseitig "gehasst"... Das würde dem Sinn der Sache widersprechen - es soll ja in dem Fall keine Tragödie sondern eine Komödie werden...

Dass Du bei der Frage des Gegenteils von Liebe meiner Meinung bist, freut mich - oder hast Du Dich nur missverständlich ausgedrückt und bist gegenteiliger Ansicht? Die Liebe ist ja eine der stärksten Emotionen, die wir kennen... hab ich mal gehört!

Quote:
allerdings hat er trotzdem in Hörweite von Lizzy gesagt, sie sei nicht hübsch genug, ihn zu reizen. Kann man das noch entschuldigen?

Lass mir etwas Zeit mit der Übersetzung. Es ist eine wirklich gute Interpretation der Geschichte... Aber es sind wirklich viele Seiten - und ich brauche bestimmt mehrere Tage dafür... Auch wenn ich mir nebenbei nichts anderes vornehme...

Bruki

PS: Wer versteht den weiblichen Code? Bitte bei mir melden und den Nobell-Prize in Empfang nehmen!

PPS: Ein Mann findet eine Flasche am Strand Floridas. Er öffnet sie und ein Dschinn kommt heraus: "Da Du mich befreit hast, hast Du einen Wunsch frei! Aber wähle klug!" - "Bau mir eine Autobahn bis nach Hawaii." -"Du spinnst wohl, wie soll denn das gehen, völlig unmöglich, wünsch Dir was anderes!" - "Hm, dann wünsche ich mir, die Frauen zu verstehen!" - - - - "... wie viele Spuren soll die Autobahn haben?"

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Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 08:31:58  

@Bruki

Wobei ich auch der Meinung bin, dass Lizzy schon beim ersten Zusammentreffen mit Darcy ein "Auge" auf ihn geworfen hat. Also vielleicht nicht gerade verknallt, aber doch immerhin interessiert. Sie ist schließlich eine intelligente, gewitzte Person und es gibt in ihrem Umkreis nicht viele Männer, die da mithalten können. Also kann man doch mal ein bisschen näher hinschauen ... Und umso gekränkter ist sie dann nach der "männlichen" Abfuhr, die, das darf natürlich nicht vergessen werden, gar nicht für ihre Ohren bestimmt war.

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Denk an die Vergangenheit nur insoweit, als sie dir freudige Erinnerung bietet.

Seiten 2 off 5 Seiten: 1, 2, 3, 4, 5