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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, Mai 22, 2005 @ 09:40:55
Hallo Kerstin,
das ist gut, denn ich hatte ein klein wenig den Verdacht,
dass Ashton Dennis sich in diesem Fall geirrt haben könnte.
- Im BBC-Film von 95 wird das ja explizit gezeigt,
wie Darcy sich über das Treppengeländer beugt und Jane
"sieht". Aber wo im Buch wird das beschrieben? Die Londoner
Ereignisse werden ja immer nur aus den Briefen Janes
berichtet, wie ich glaube... Ich bin leider mit meiner aktuellen Lesung noch
nicht so weit vorgedrungen, um das anhand des Textes
überprüfen zu können... Und muss zugeben, dass es mir bei
meinen bisherigen Lesungen nicht aufgefallen war... Aber zum Glück bist Du viel aufmerksamer in solchen
Sachen und kannst mir bestimmt die Mühe abnehmen und meine
Neugierde schneller befriedigen als ich es ohne Deine Hilfe
könnte, in dem Du mir das Kapitel mitteilst und die
betreffende Textstelle...
Vielen Dank dafür im Voraus.
Bruki
PS: Das mit den Briefen hat jemand anders gepostet. Es
handelt sich evtl. um Janes Briefe an die
Bingley-Schwester(n), die angeblich "verschwunden" sein sollen
(schreibt Jane an Elizabeth?). Aber DAS sollte man denn eher
Miss Bingley anlasten und nicht Darcy... Denn ob die beiden
Jane besuchten oder nicht hätte evtl. nicht so sehr im
Mittelpunkt der Intrige gestanden... Ich kann mir z.B.
vorstellen, dass Darcy dafür gesorgt hätte, dass Bingley
London verließ als er (Darcy) erfuhr, dass Jane in London ist
- was ihm sicher die Bingley-Schwester(n) mitteilten... Ich
kann mich nicht an diesen Teil der Geschichte so genau
erinnern, deshalb kann ich mich da irren... Klug wäre es
jedenfalls von ihm gewesen, denn eine zufällige Begegnung der
beiden in London wäre ja - so unwahrscheinlich das auch ist -
immerhin möglich gewesen.
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
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Geschrieben Sonntag, Mai 22, 2005 @ 12:50:59
Sechsundzwanzigstes
Kapitel: [...]Jane war schon eine Woche in der Stadt, ohne
etwas von Caroline zu sehen oder zu hören. Sie entschuldigte
es jedoch mit der Vermutung, ihre letzten an Caroline
gerichteten Zeilen aus Longbourn seien verloren gegangen.[...]
[...]"ich glaube, Caroline fühlte sich nicht wohl", hieß
es. "Sie freute sich sehr, mich wiederzusehen, und machte mir
Vorwürfe, dass ich mein Kommen nicht angemeldet hatte. Meine
Vermutung traf also zu - mein letzter Brief hat sie nicht
erreicht. Ich erkundigte mich sofort nach ihrem Bruder. Es
geht ihm gut, aber er ist so von Mr. Darcy in Anspruch
genommen, dass sie ihn kaum sehen." [...] Jane muß dann
ziemlich lange auf einen Gegenbesuch warten, was sicher auch
grob unhöflich ist. Leider kann man es nur vermuten, aber
ich denke, Caroline hat durchaus den Brief von Jane bekommen
und gemeinsam mit ihrer Schwester und Mr. Darcy ein
Ablenkungsmanöver entwickelt. Erst mal ignorieren, dass Jane
in London ist, dann dafür sorgen, dass Bingley nie zu Hause
ist, falls Jane die Schwestern besucht ( der arme Kerl hatte
sicher ein Mammutprogramm ) und dann niemals erwähnen,
dass sie da war. Jane
bewegt sich nicht in den Kreisen der Bingleys, daher dürfte
ein "zufälliges" Treffen eher unwahrscheinlich gewesen sein.
Abgesehen davon war London zu dieser Zeit auch schon groß!
Die Szene im Film, wo die drei quasi wie die
spanische Inquisition auf den armen Bingley einreden, dürfte
Lizzys Phantasie entsprungen sein! Die sind sicher viel subtiler vorgegangen!
Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, Mai 22, 2005 @ 16:36:46
Hallo Kerstin,
das mit den Briefen ist also geklärt... Nun ist nur noch die Frage offen, ob Darcy Jane in
London tatsächlich gesehen hat... Ich werden bei Gelegenheit
auch noch mal die englische Fassung durchgehen, weil es ja
sein könnte, dass Elizabeth nicht, ob er sie "gesehen" habe,
gefragt hat, sondern ob er, "von ihrem Londonbesuch gewusst"
hätte... In dem Fall wäre es nämlich klar, dass er
geschwindelt hat - wie Ashton Dennis meint... denn "gewusst"
hat er es auf jeden Fall, da steht auch ohne expliziten
Textbeweis jede Wahrscheinlichkeit dafür...
Bruki
PS: Ich habe heute den ganzen Tag an der Übersetzung
gesessen und bin zum Ende gekommen... Nun noch der Feinschliff, Korrekturlesen usw. - Aber
damit lasse ich mir gewöhnlich etwas Zeit, damit es "sacken"
kann... Hättest Du Interesse das Machwerk kontrollzulesen?
(Es ist ein Word2000-Text ca. 34 Seiten lang - deutsch und
englisch. )
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
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Geschrieben Sonntag, Mai 22, 2005 @ 19:08:43
Tja, Kerstin,
ich glaube, ich war schneller. Das betreffende Gespräch
zwischen Elizabeth und Darcy steht am Ende des 30. Kapitels
(in meiner Übersetzung von Kiepenheuer):
Sie fügte nach kurzem Besinnen hinzu:
»Meine älteste Schwester ist schon seit drei Monaten in
London. Sind Sie ihr dort nie zufällig begegnet?« Es war
ihr völlig klar, dass dies nie geschehen war, aber sie wollte
sehen, ob er durch sein Verhalten etwa verriete, dass er über
das, was zwischen Jane und den Bingleys vorgefallen war, etwas
wisse. Sie glaubte bei ihm eine gewisse Verlegenheit zu
bemerken, als er antwortete, er habe nie das Vergnügen gehabt,
Miss Bennet zu treffen.
... und im englischen Originaltext:
... after a moment's pause, (she)
added: "My eldest sister has been in town these three months.
Have you never happened to see her there?" She was
perfectly sensible that he never had; but she wished to see
whether he would betray any consciousness of what had passed
between the Bingleys and Jane, and she thought he looked a
little confused as he answered that he had never been so
fortunate as to meet Miss Bennet.
Also Elizabeth fragt, "ob es sich nicht ergeben hätte, dass
er sie dort sah" - und er antwortet, er hätte nicht das
Glück gehabt Miss Bennet begegnet zu sein. (Leider
nicht in wörtlicher Rede wiedergegeben... )
Jetzt kann man höchstens noch spitzfindig sein und
behaupten, es ginge hier in diesem Dialog so zu wie in dem
Streit zwischen Elizabeth und Lady Catherine am Ende des
Romans, wo Elizabeth sich weigerte die Frage, ob Darcy ihr
"einen Antrag gemacht habe", zu beantworten und solange
laviert, bis diese die Frage anders stellt (Sind sie mit
meinem Neffen verlobt?)...
Aber der direkten Lüge können wir Darcy wohl freisprechen,
er hat formal nichts falsches gesagt... Jedenfalls hab ich in
den betreffenden Kapiteln, die Du genannt hast (Briefe von
Jane und Besuch Elizabeth bei ihrere Schwester in London)
nichts gefunden, was auf eine Begegnung Janes mit Darcy
schließen ließe...
Aber ertappt scheint er sich doch zu fühlen, weswegen sonst
sein verlegenes Zögern?!
Bruki, etwas erleichtert...
... obwohl im P&P95-Film deutlich gezeigt wurde, dass
Darcy Jane im Hause der Bingleys "gesehen" hat...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
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Geschrieben Sonntag, Mai 22, 2005 @ 23:01:23
So unglaublich es
klingen mag, gelegentlich sitze ich auch einfach mal nicht am
PC! Ich durfte hier heute meiner Bürgerpflicht
nachgehen und außerdem warten hier sechs Kleider, die genäht
werden wollen... Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
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Geschrieben Montag, Mai 23, 2005 @ 16:27:46
... Ja, ich glaube, wir sind in den letzten 5
Tagen ganz schön abgezogen - war ein netter kleiner Lauf...
Hat Spaß gemacht. Ich setze heute noch den Text von Ashton
Dennis ins web, dann kann man den vielleicht als Abschluss des
runs sehen?!
Bruki
PS: meine Großmutter war auch Schneiderin und meine Mutter
ist im Flickenhaufen unter dem Zuschneidtisch groß geworden -
ich kann leider nur Knöpfe annähen und Säume umlegen...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
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Geschrieben Montag, Mai 23, 2005 @ 18:35:49
.
"Darcy war verliebt,
Männer denken mit dem Herzen und Jane Austen verstand die
Männer."
Hallo liebe Janeiten und Darcy-Fänns,
manche hier halten Darcy für einen Schuft, manche mögen ihn
aber auch ... und ein paar von euch werden beides tun...
Hier gibt es mal eine ganz andere Sicht auf Mr. Fitzwilliam
Darcy zu sehen: Unser Stolz und unser Vorurteil – wie alles
auf Jane Austens goldenem Webstuhl ineinandergeflochten
wurde
Es handelt sich bei der Vorlage für die Übersetzung, um
einen von Ashton Dennis 1997 anfertigten Text. Vom selben
Autor stammt auch die Texte über "Jane Austens 11. Brief" und
"Mr. Darcys Charakter".
Ein paar seiner Thesen haben hier in den letzten Tagen eine
muntere Diskussion entfacht, lassen wir uns überraschen, wie
es weitergeht...
Viel Spaß damit.
Bruki
PS: Ein Link zum Originaltext befindet sich in der
Übersetzung...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
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Lizzy
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 156
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Geschrieben Mittwoch, Mai 25, 2005 @ 13:32:41
Hallo, also dieser Artikel ist sicher sehr
interessant. Aber trotzdem hat sich Darcy bei der ersten
"Begegnung" mit Elizabeth daneben benommen, ob diese Worte nun
für ihre Ohren bestimmt gewesen sind oder nicht. Er hat,
gerade bei seinem Stand, auf Manieren zu achten, selbst in
dieser Gesellschaft. Gut, er war nicht gerade gut gelaunt an
diesem Abend, aber trotzdem. Am Ende erkennt er ja seinen
Fehler: "...to care for none beyond my own family circle, to
think meanly of all the rest of the world, to wish at least to
think meanly of their sense and worth compared with my own."
(Habe die deutsche Übersetzung jetzt gerade nicht zur Hand.)
Also, da haben wir's doch! Ihm hätte das an diesem Abend und
vielleicht auch noch ein bisschen später nicht leid getan, was
er über Elizabeth gesagt hat. Heute würden wir ihn wohl mit
schlimmeren Ausdrücken betiteln als damals (jetzt kann sich
hoffentlich jeder denken, wie ). Männer versuchen vielleicht aber immer
Entschuldigungen für ihr Geschlecht zu suchen und Frauen
ebenso für ihres. So ist das nun mal. Aber es belebt die
Diskussion und eröffnet neue Sichtweisen.
Lizzy
PS: Das mit dem Männer-verstehen und Jane Austen sehe ich
persönlich eher kritisch. Eine Frau wird die Männer wohl nie
verstehen, auch Jane Austen hat das wohl nicht getan. Sonst
hätte man mehr Dialoge zwischen Männern in ihren Werken finden
können.
-------------------- The more I see of the world, the
more am I dissatisfied with it. Elizabeth Bennet
|
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, Mai 25, 2005 @ 19:08:00
Hallo Lizzy,
in der Frage, dass Frauen die Bedürfnisse der Männer nie
verstehen, stimme ich Dir aus vollem Herzen und mit dem
Ausdruck des tiefsten Bedauerns zu: Ansonsten würde ich hier
im Board viel mehr bewundert und gelobt werden!
Aber vielleicht ist das mit dem gegenseitigen
Nicht-Verstehen auch andererseits ganz gut, würde es sonst
nicht ausschließlich nur unglückliche Ehen geben? Wo doch lt.
Oscar Wilde (und Charlotte Collins) "die beste Grundlage einer
guten Ehe das gegenseitige Mißverstehen der Ehepartner ist"?
So gesehen hilft uns diese segensreiche Einrichtung der
Vorsehung doch dabei, uns seit Millionen von Jahren
fortzupflanzen... und wenigstens den Teil unserer Töchter, der
nicht allzu "silly and ignorant like other girls" ist,
ehrenhaft unter die Haube zu bringen... Die andern werden an
Elliot, Thorpe, Wickham und Willoughby verscherbelt...
Bruki
PS: Bitte glaub mir - als Mann: Jane verstand die Männer!
Auch wenn sie sie nicht so häufig zu Wort kommen liess wie Du
und ich es gerne gesehen hätten...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Jadzia Die, die das
Sagen hat
Geschlecht: weiblich Herkunft: Deutschland
Registriert: Mai 2004 Status: Abwesend Beiträge:
487
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Geschrieben Samstag, Mai 28, 2005 @ 15:37:31
Haben wir hier nicht
diskutiert, wann sich Darcy in Lizzy verliebt hat und warum er
bei dem/der (?) Assembly diesen Machospruch direkt vor ihr
ausgesprochen hat?
Na ja, jedenfalls will ich jetzt mal meinen Senf dazu
geben. (Habe nämlich heute morgen ganz überraschend P&P
auf Englisch auf CD bekommen, und musste mir wenigstens den
ersten Teil angucken. )
Aaaalso, ich glaube ja, dass er zu erst wirklich keinen
Bock auf die Dorfdisco und die Dorfschönheit Lizzy hatte, und
sie absichtlich in hörweite beleidigt. Doch Lizzy ließ sich
nicht kränken: sie stand auf und stolzierte lächelnd an ihm
vorbei. Das überraschte ihn. Dann lacht sie auch noch mit
ihrer Freundin über ihn. Das holt ihn, glaube ich, zumindest
in die Nähe des Bodens zurück. Und dann ihr Verhalten ihm
gegenüber bei der Lucas-Gesellschaft: sie weist ihn ab! Und er
mag es offensichtlich, wenn eine Frau ihm Contra gibt, denn er
macht gleich darauf das "fine pair of eyes"-Kompliment. Die
Frauen in seiner üblichen Gesellschaft schmachten ihn ja nur
an. Wär mir auch zu blöd auf die Dauer. Jetzt könnte man
fragen, warum er denn glücklich ist, sie nach Janes Genesung
nicht mehr im Haus zu haben. Aber ich habe die Antwort: er
bewundert sie schon zu sehr, um sein arrogantes Verhalten ihr
gegenüber weiter durchzuziehen. Er ist zu stolz dazu. (Oi!
Wollte zur Bestätigung meiner letzten Idee nur noch mal die
entsprechende Stelle im Buch nachlesen. Und was lese ich da:
"Für Mr. Darcy war es eine willkommene Nachricht -
Elizabeth war lange genug in Netherfield gewesen. Sie fesselte
ihn mehr, als ihm lieb war; außerdem war Miss Bingley
unhöflich zu ihr, und ihn reizte sie noch mehr als
gewöhnlich. Er fasste den weisen Entschluss, ganz besonders
vorsichtig zu sein, dass ihm jetzt kein Zeichen der
Bewunderung entschlüpfte - nichts, das sie beleben könnte mit
der Hoffnung, sein Glück zu beeinflussen..."
Also ich glaube, dass Darcys Bewunderung für Lizzy
tatsächlich schon bei dem/der Assembly begonnen hat.
-------------------- >> This post was submitted by
Elena. >> Es lebe das 'ß'! >> "You
do not have to like someone to love them. That’s… the funny
thing about love…" (Peter David) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
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Geschrieben Sonntag, Mai 29, 2005 @ 10:12:18
Hallo Jadzia,
sieht so aus als habe die Diskussion sich totgelaufen...
womit sich wieder mal der Spruch vom Zuspätkommer bewahrheiten
würde, den das Leben mit den schwersten Nachteilen für seine
Verfehlung sanktioniert. Ich sehe das aber anders: Wer zu spät
gekommen ist, hatte ohne Zweifel was besseres zu tun...
Ich möchte noch auf eine Sache hinweisen: Darcys Liebe zu
Elizabeth ist keine Liebe auf dem ersten Blick (auf das Thema
geht Jane Austen in ihrer schönen ironischen Art später im
Roman noch mal ein). Sie ist ihm auf dem ersten Blick egal
oder sogar – als potentielle Tanzpartnerin – lästig. In den
ersten Tagen nach dem Ball in den Assembly Rooms gießt er
sogar im kleinen Kreis der Bingleys und Hursts seinen Spott
über Elizabeth aus. – Und Caroline, die nie nix mitschneidet,
glaubt bis an das Ende des Romans, sie könne bei Mr. Darcy
Punkte machen, wenn sie ihn an diese – ihm ab dem Abend in
Lucas Lodge ohne Zweifel peinlichen – Sprüche erinnert... Na
ja, sie ist nicht die einzige, die im Roman Darcy falsch
einschätzt – wollen wir ihr die Asche des Mitleids aufs Haupt
schütten... kann ruhig auch noch ein bisschen Glut mit drin
sein...
Ansonsten lassen wir doch noch mal Mr. Fitzwilliam Darcy
himself zu Worte kommen und ihm sein schofliges Verhalten
gegenüber Ms. Elizabeth Bennet bei der so grausam verpatzten
ersten Begegnung bei dem Fest in Meryton erklären – so gut er
das eben kann :
... Ich willige ein, mit meinem Freund
Bingley auf eine Party zu gehen. Er drängt mich, ihn zu
begleiten: „Komm schon, das wird ein großartiges Fest mit
vielen schönen Frauen.“ Ich betrete den Saal. Ich bin
schrecklich schüchtern, fühle mich bei jedem
gesellschaftlichen Anlaß unbehaglich. Normalerweise pflege ich
derartige Gesellschaften nicht zu besuchen, und ich weiß
nicht, wie ich mich mit den Leuten unterhalten soll, denen ich
dort begegne. Also verberge ich mich hinter der Maske des
unnahbaren Snobs. Bingley schnappt sich sofort die
attraktivste Frau im ganzen Saal, wodurch ich mich noch
unsicherer fühle. Strahlend vor Enthusiasmus kommt er zu mir
und fordert mich auf, ich solle tanzen. Ich sage: „Du tanzt
mit dem einzigen hübschen Mädchen im ganzen Saal.“ – „Mach dir
nichts draus, wie wär's mit ihrer nicht ganz so hübschen, aber
netten Schwester?“ erwidert er. Diese Bemerkung macht die
Situation, in die ich mich begeben habe, noch unerträglicher.
Also sage ich: „Sie ist nicht übel, aber für mich nicht gut
genug“ und meine damit in Wahrheit: „Hör zu, ich bekleide eine
höhere gesellschaftliche Position als du, also versuch mich
nicht mit der häßlicheren der Schwestern abzuspeisen. Ich
würde sie nicht einmal in Erwägung ziehen“. ...
Na so was... Also nein, Mr. Darcy, tststs
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Jadzia Die, die das
Sagen hat
Geschlecht: weiblich Herkunft: Deutschland
Registriert: Mai 2004 Status: Abwesend Beiträge:
487
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Geschrieben Sonntag, Mai 29, 2005 @ 14:45:44
Quote: |
|
Erstellt
von MierschB Ich möchte noch auf eine
Sache hinweisen: Darcys Liebe zu Elizabeth ist
keine Liebe auf dem ersten Blick (auf das Thema
geht Jane Austen in ihrer schönen ironischen Art
später im Roman noch mal ein). Sie ist ihm auf dem
ersten Blick egal oder sogar – als potentielle
Tanzpartnerin – lästig.
| | So
meine ich das auch. Sein Interesse an ihr beginnt nur schon
dort. Sie provoziert ihn mit seinem Verhalten. Sie reizt ihn.
Und das gefällt ihm und zieht ihn an. Und doch lass mich
mal mit Peter David antworten: "You do not have to like
someone to love them. That's… the funny thing about love…" Ist
doch auch was wahres dran, oder?
Ach, wegen dem 'Zuspätkommen' zur Diskussion: mir ist
vorher halt nix Gutes dazu eingefallen. Das ist ja auch
das Gute an einem Forum: man kann immer was posten, auch wenn
ein Thema schon ein paar Tage nicht mehr so aktuell ist. Und
entweder antwortet jemand, oder eben nicht.
-------------------- >> This post was submitted by
Elena. >> Es lebe das 'ß'! >> "You
do not have to like someone to love them. That’s… the funny
thing about love…" (Peter David) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, Mai 29, 2005 @ 15:55:05
Hallo Jadzia,
Oh, ich weiß leider nicht, wer Peter David ist...
Seine widerstrebenden Gefühle in dieser Phase seiner
„Entdeckung“ Elizabeth’ werden ja im Roman von Jane Austen
(resp. dem Erzähler) gut kommentiert – sind hier weiter oben
im Thread schon zitiert worden.
Ich will hier mal auf eine weiteres sicheres Zeichen
hinweisen, dass Darcy als romantischen Liebhaber ausweist:
Seine Vorliebe für Bücher, Romane und Gedichte... Und das wird
ja an allen Ecken und Enden in P&P von Jane Austen
geradezu zelebriert:
»Es wundert mich«, sagte Fräulein
Bingley, »dass mein Vater eine so kleine Büchersammlung
hinterlassen hat. – Was für eine herrliche Bibliothek Sie
dagegen in Pemberley haben, Herr Darcy!« »Das möchte schon
so sein«, erwiderte er, »sie ist ja das Werk vieler
Generationen.« »Und dann haben Sie selber noch soviel
angeschafft – Sie kaufen ja ständig neue Bücher.« »Ich
kann mir nicht vorstellen, dass es heutzutage noch Leute geben
sollte, die eine alte Familienbibliothek
vernachlässigen.« (Kapitel 8)
Gleich darauf lobt er Elizabeth, die das leider
missinterpretiert, dafür, dass sie lieber liest als Karten
spielt:
»Ja, all dies muss sie besitzen«, sagte
Darcy, »und zu alldem muss sie ihren Geist noch durch
umfassende Lektüre wesentlich erweitern.« »Dann bin
ich nicht weiter überrascht, dass Sie nur sechs gebildete
Frauen kennen. Ich wundere mich vielmehr, dass Sie überhaupt
welche kennen gelernt haben«, erwiderte Elizabeth.
Und ein Kapitel weiter versucht Elizabeth ihre Mutter in
Gegenwart von Darcy und Bingley von weiteren peinlichen
Enthüllungen abzuhalten – übrigens mit nur mäßigem Erfolg:
Mutter Bennet labert weiter Unsinn über eine Jugendliebe der
15-jährigen Jane, die mit dem Verfassen eines Sonetts durch
den unglücklichen Liebhaber endete...
»Und so endete seine Liebe«, sagte
Elizabeth ungeduldig. »Ich wüsste gern, wer zuerst
herausgefunden hat, wie gut Gedichte geeignet sind, die Liebe
davonzujagen.« »Ich habe die Poesie immer als die
Nahrung der Liebe angesehen«, sagte Darcy. »Wenn es
sich um eine schöne, starke, gesunde Liebe handelt, mag das
wohl stimmen. Was schön stark ist, zieht aus allem Nahrung.
Doch wenn es nur eine schwache, zarte Zuneigung ist, bin ich
sicher, dass sie ein einziges gutes Sonett völlig
dahinschwinden lässt.« Darcy lächelte nur, und in dem nun
folgenden allgemeinen Schweigen zitterte Elizabeth vor Angst,
ihre Mutter könne sich erneut blamieren. Sie hätte gern etwas
gesagt, doch fiel ihr nichts ein.
Hier scheint er nicht sehr überheblich zu sein, unser
Darcy, eh?!
Man kann in Jane Austens Romanen immer wieder sehen, dass
bei ihr böse oder dumme Menschen Romane verabscheuen... – Gute
Menschen lesen Romane – und ganz und gar romantische Liebhaber
sogar Poesie, Sonette oder Gedichte... Also, ein ziemlich
einfacher Indikator, um festzustellen zu können, wer wer
ist...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 733
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Geschrieben Sonntag, Mai 29, 2005 @ 17:25:12
So einfach ist es denn nun doch nicht.
Willoughby liest auch. Harriet Smith liest. Und dieser Typ aus
Sanditon liest ebenfalls.
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
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Geschrieben Sonntag, Mai 29, 2005 @ 19:54:01
... an Willoughby hab ich auch schon gedacht...
Aber im Schurken-Thread wird er ja teilweise auch unter "Held"
geführt - zumindest bei den Schweizern.
Harriet Smith ist wahrscheinlich weder böse noch dumm -
nur naiv und von Emma "kopfverdreht" worden...
Den "Typ" aus Sanditon kenne ich jetzt nicht... Könnte das
der "romantische Held" sein, der unentwegt alle jüngeren Damen
zu entführen sucht, denen er habhaft wird, und den niemand so
recht ernst nehmen kann? - Der könnte evtl. in die Kategorie
Mary Benett gehören? Die man ja gewissermaßen als Nachfolger
Don Quixotes betrachten könnte...
Evtl. gibt es eine Verfeinerung der Regel: Wer Romane von
Jane Austen liest, ist ein ernsthafter Mensch, wer Gedichte,
Oden, Sonette liest, ein Schwarmgeist - zwar sympathisch,
jedoch nur unter der festen Führung einer Romanleserin als
vertrauenswürdig einzustufen? - Ich denke hier an Anne Elliot
und Captain Bentwick auf der Mole von Lyme Regis...
Bruki
PS: Jedenfalls liest die ganze Bennet Familie und Mr.
Collins bekommt fast einen Herzanfall, als er aus einem Roman
vorlesen soll. ... Was er natürlich - wie es sich für einen
Austenschen Trottel gehört - aus moralischen Erwägungen
ablehnt...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 733
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, Mai 29, 2005 @ 20:06:28
Egal was die Schweizer sagen, für mich ist
Willoughby ein Erzschurke. Eigentlich der Schlimmste von
allen. Er geht am Weitesten. Wobei man spekulieren könnte,
dass Wickham dran gehindert wird, genauso weit zu gehen. Daher
ist es kein Verdienst von ihm.
Und der Typ aus Sanditon ist kein romantischer Held. Und er
hat nichts mit Mary gemeinsam. Mir fällt keine Figur ein, mit
dem man ihm verglichen könnte. Jedenfalls liest er sehr viel.
Und zitiert gerne. Aber er versteht wohl nicht alles, was er
da liest. Aber er liest.
Mit der verfeinerten Regel bin ich schon eher einverstanden
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
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Geschrieben Montag, Mai 30, 2005 @ 13:12:51
Quote: |
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Jedenfalls
liest er sehr viel. Und zitiert gerne. Aber er
versteht wohl nicht alles, was er da liest. Aber
er liest.
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Das könnte aber auch auf Mary Bennet zutreffen...
Ja, beim Verfeinern bin ich unschlagbar.
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Lizzy
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 156
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Geschrieben Mittwoch, Juni 1, 2005 @ 10:19:36
Bei dem Thema Bücher kann ich ein bißchen mit
meinem neuen "Wissen" aus dem Buch von Jenkyns angeben . Jane Austen stattete viele ihrer Figuren mit
der Vorliebe für Bücher aus. Es war immer ein Zeichen für
Wissen oder Intellekt; ich gehe mal sogar so weit, hier die
Moral mit einzubeziehen. Allerdings zeigte Jane Austen auch,
dass zuviel Lesen auch nicht gerade förderlich ist.
Außerdem gibt die Wahl der Bücher immer einen Hinweis auf
den Charakter des Menschen. Mary liest ja zuviel und dann
wahrscheinlich noch die Bücher, die Jane Austen nicht gerade
für gut befindet. Willoughby und Marianne lesen die Romantiker
und die färben bekanntlich auf beide ab. Lizzy scheint die
Bücher zu lesen, die ihren Geist anregen und natürlich auch
geformt haben. Allerdings erfährt man nicht, welche Bücher
denn in Darcys Bibliothek in Pemberley stehen. Ich glaube
nicht, dass Darcy irgendwas für romantische Liebesromane übrig
hat. Ich finde, dass passt nicht ganz zu ihm. Es könnten
genauso gut moralisch anspruchsvolle Werke sein, die man in
der Bibliothek von Pemberley finden kann.
@ Sonja: Ich freue mich sehr, dass Du meine Meinung über
Willoughby teilst.
Lizzy
-------------------- The more I see of the world, the
more am I dissatisfied with it. Elizabeth Bennet
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
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741
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Geschrieben Dienstag, Juni 14, 2005 @ 17:20:35
Ich grübele z.B. seit einigen Tagen über
die arme Mary Bennet herum, und darüber wie herabsetzend sie
von Jane Austen behandelt wurde...
Sie scheint die einzige Bennet-Schwester zu sein, die aus
der traditionellen Rolle als zukünftige Ehefrau auszubrechen
versucht (sie wird im Roman als die „am wenigsten ansehnliche
Schwester“ eingeführt, und ihr ist sicher klar, dass ihre
Chancen einen Ehemann zu bekommen, noch schlechter stehen als
die von Jane oder Lizzy)... Und so versucht sie sich intensiv
zu bilden (sie liest unentwegt und systematisch, übt sich im
Klavierspielen).
Meiner Meinung nach versucht sie hier eine Art
„Berufsausbildung“ als alternative Perspektive für sich auf
die Beine zu stellen... Was bei der allgemeinen Schludrigkeit
in Fragen der Bildung, die in der Bennet-Familie herrscht, für
sie sicher nicht so einfach ist...
Doch wie wird sie von Jane Austen im Roman behandelt?
Eigentlich wird sie dauernd verspottet und runtergemacht...
Ich hab gerade den alten P&P-Film aus den 80ger Jahren(?)
gesehen und da war ich geradezu entsetzt mit welchem Zynismus
Mr. Bennet seine Tochter Mary verspottet und fertig macht (in
der Hustenszene Kittys)... Wer so was mal mit seinen Eltern
durchgemacht hat, kann kein Selbstbewusstsein entwickeln –
jedenfalls kein sehr großes...
Irgendwie hat man das Gefühl, Jane Austen geht im Roman
sehr Anti-Emanzipatorisch vor und denunziert ihre
Geschlechtsgenossin Mary für ihre Anstrengungen „aus der Rolle
zu fallen“ auf das Gemeinste, indem sie sie vor dem Publikum
zu einer Lachnummer macht...
Und am Ende darf die doofe Kitty, die jeden Blödsinn
mitmacht, nach Pemberley und Mary muss zu Hause bei der
dusseligen Mutter versauern... Und wird auch noch von Jane
dafür verspottet, dass sie nun viel weniger Zeit zum Lesen
hätte...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Johanna
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: fischkopp (naja, fast)
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Geschrieben Dienstag, Juli 12, 2005 @ 22:59:55
Jetzt mal kurz von eurem spezifischen
Thema weg. Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, das der Herr
Grawe Lizzie's "most determined flirt"(Also in dem
Sich-über-Lydia-bei-Papa-aufreg-Gespräch) mit Flittchen
übersetzt hat, und konnte mich eines herunterklappenden
Unterkiefers nicht erwehren.
Gings euch nicht ähnlich?
Apropos herunterklappende Unterkiefer. Habt ihr mal den
"favourite Bit in P&P 95" Thread auf Imdb gelesen? ( http://www.imdb.com/
) Ich glaube, meine Ohrenspitzen waren noch nie so gut
durchblutet... die haben für ein Romantik Schmiede aber auch
eine sehr... nun ja... pragmatische Herangehensweise...
-------------------- "Hütet Euch vor einer ersten Liebe,
und Ihr werdet von einer zweiten nichts zu fürchten haben."
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
"Thats too easy." - Dustin Hoffman in 'The Messenger'
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julemaus09
Jane-Austen-begeistert
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Geschrieben Mittwoch, Juli 13, 2005 @ 10:45:15
Ich hab die Stelle gerade nachgeschlagen
*unterKieferklapp*, komisch, dass mir das nicht früher
aufegefallen ist... Wäre interessant, ob das von anderen
Übersetzern auch so übersetzt wurde??? Hat jemand eine
andere Übersetzung? Ich habe alle "großen" Romane von Grawe
(eben in dieser Box, die es mal gab). Gruß Julia
|
schlumeline
Jane-Austen-begeistert
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Geschrieben Mittwoch, Juli 13, 2005 @ 11:06:45
Hallo,
es geht doch um folgenden Satz aus Kapitel 41:
"Her character will be fixed, and she will, at sixteen, be
the most determined flirt that ever made herself and her
familiy ridiculous. A flirt too, in the worst and meanest
degree of flirtation..."
Habe zwei verschiedene Übersetzungen von P&P:
Erstens von Margarete Rauschenberger (Insel Verlag). Dort
heißt der Satz: "Ihr Wesen wird sich verhärten, und mit
sechzehn Jahren wird sie ein so ausgemachtes Liebchen sein,
wie selten eines sich selbst und ihre Familie lächerlich
gemacht hat - ein Liebchen in der schlimmsten und niedrigsten
Bedeutung des Wortes..."
Die andere Übersetzung ist von Werner Beyer (Fischer
Verlag): "Dann wird sich ihr Charakter in diesem üblen
Sinne gefestigt haben, und sie wird mit sechzehn das
koketteste Frauenzimmer sein, das jemals seine Familie
lächerlich gemacht hat; und überdies eine Kokette im
schlimmsten und niedrigsten Sinn..."
Kokette find ich gut.
Gruß schlumeline
|
Sonja Burgfräulein
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Geschrieben Mittwoch, Juli 13, 2005 @ 13:08:10
wow wow wow Hatte ich es schon
erwähnt? ICH LIEBE DIE ÜBERSETZUNG
VON WERNER BEYER Deshalb ist mir der Satz auch
nie sonderlich aufgefallen. Ich habe zwar die
Grawe-Übersetzung auch da, aber ich greife immer wieder zu der
Beyer-Übersetzung. War ja mein erster Kontakt mit Jane Austen.
Ist eine alte Ost-Übersetzung aus den 60ern. Daher auch "Herr
Darcy" und "Fräulein Bennet", woran sich ja manche stoßen.
Aber ich nicht, weil der Rest einfach genial übersetzt ist.
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
schlumeline
Jane-Austen-begeistert
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Geschrieben Mittwoch, Juli 13, 2005 @ 13:22:54
Quote: |
|
ICH LIEBE DIE
ÜBERSETZUNG VON WERNER BEYER ... War ja mein
erster Kontakt mit Jane Austen.
| |
DITO Habe P&P das erste Mal in der Übersetzung
von Beyer gelesen.
Er hat noch eine solch, aus heutiger Sicht, antiquierte,
angestaubte Sprache, die ganz sicher näher an Jane Austen dran
ist, als jede modernere Übersetzung.
Habe die Insel Verlag-Ausgabe auch nur wegen der hübschen
Illustrationen von Hugh Thomson von 1894.
Gruß schlumeline
|
Sonja Burgfräulein
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Geschrieben Mittwoch, Juli 13, 2005 @ 13:26:54
Ja, ich würde es zwar nicht unbedingt
angestaubt nennen, aber das ist es, es passt einfach besser zu
Jane Austen, deren Sprache für Engländer ja wohl auch
antiquiert sind.
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
Lizzy
Jane-Austen-begeistert
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Geschrieben Mittwoch, Juli 13, 2005 @ 13:31:21
Zurück zu Mary Bennet:
Quote: |
|
(sie wird im
Roman als die „am wenigsten ansehnliche Schwester“
eingeführt, und ihr ist sicher klar, dass ihre
Chancen einen Ehemann zu bekommen, noch schlechter
stehen als die von Jane oder Lizzy)... Und so
versucht sie sich intensiv zu bilden (sie liest
unentwegt und systematisch, übt sich im
Klavierspielen).
| | Dem
stimme ich zu. Und genau das ist es auch, was Jane Austen
anprangert: Sie liest unentwegt. Man kann aber Bildung nicht
nur aus Büchern ziehen. Sicher helfen sie in einem geregelten
Maße, sich etwas Bildung zu erheischen, aber nicht im
exzessiven Maße, wie es bei Mary der Fall ist. Das Mr
Bennet seine Tochter verspottet ist sicherlich nicht die
feinen englische Art und es steht ja auch außer Frage, dass Mr
Bennet nicht gerade der "perfekte" Vater ist. Er wählt
vielleicht seine Worte etwas zu scharf, um Mary darauf
aufmerksam zu machen, dass sie zuviel liest usw. Und im
Buch heißt es im sechsten Kapitel auch: "Mary had neither
genius nor taste; and though vanity had given her application,
it had given her likewise a pedantic air and conceited manner,
which would have injured a higher degree of excellence than
she had reached. Elizabeth, easy and unaffected, had been
listened to with much more pleasure, though not playing half
so well; ..." (Habe die dt. Version jetzt leider nicht zur
Hand.) Wenn sie also wirklich talentiert gewesen wäre, hätte
Jane Austen sie nicht so dargestellt. Und dann nochmal was
zu "Jane Austen und die Emanzipation": Ich habe Jane Austen
nie so emanzipatorisch gesehen, wie man das heutzutage unter
diesem Begriff zusammenfasst. Ich glaube, das war auch nie
ihre Absicht.
Lizzy
-------------------- The more I see of the world, the
more am I dissatisfied with it. Elizabeth Bennet
|
MierschB
Jane-Austen-verrückt
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Geschrieben Mittwoch, Juli 13, 2005 @ 15:15:50
Genau Lizzy,
ich hab das obige über Mary Bennet unter dem Eindruck Mary
Wollstonecrafts Essay über die Rechte der Frau geschrieben...
(und dem schrecklichen P&P Film von 79... wo dem
Bennet-Vater von Fay Welden übel was eingeschenkt wurde).
Der Essay über die Frauen von Wollstonecraft ist ja ein
paar Jahre vor Jane Austens Roman erschienen... Und ich hab so
bei mir überlegt, ob Jane Austen wohl dieses "Machwerk" kannte
und mit der Darstellung ihrer Mary Bennet ihren "persönlichen"
Kommentar dazu abgeliefert hat?
Jane Austen war bestimmt keine "Anhängerin" Mary
Wollstonecrafts und hat - ganz sicher - deren "Lebenswandel"
zutiefst mißbilligt und - wahrscheinlich -, wenn sie deren
Werk gekannt hätte - was ich bezweifle - dieses zumindest
etwas - hm, sagen wir mal - "seltsam" gefunden... Aber Träume
kosten nichts, also träume ich weiter...
Apropos, Papa Bennet: Ich war ja mal ein Fan seiner
"witzigen" Art... und bin's immer noch: Leute verspotten is
'ne feine Sache, insbesondere wenn sie sich die Röcke oben und
unten zubinden...
Aber ehrlicherweise muss man ihn auch durchaus in seinen
schlechten Eigenschaften sehen: Kümmert er sich um die Zukunft
seiner Töchter? Interessiert ihn überhaupt, was sie so treiben
oder tun? Nun, wohl nur, wenn es ihn in seiner Bibliothek
stört... Seine "nervige" Frau rennt sich demgegenüber sieben
Brüschen, um die Kinder unter die Haube zu bringen - also sie
finanziell zu sichern... Was ja wohl eigentlich der Job des
Ernährers ist... Und sie macht ja - vom Ergebnis her gesehen -
ihren Job nicht gar so schlecht... - Er schafft es dagegen in den 1 1/2 Jahren, während
der Roman spielt, gerade mal ein paar Romane zu lesen... Für
einen Vater ist der Mann eine echte Pleite...
Und so richtig "nett" ist es auch nicht, wenn er seine Frau
vor den Kindern oder seine Kinder vor den Nachbarn
verscheißert *ups again* ... Damit kann er zwar bei der
aufmüpfigen Elizabeth als beifälliges Publikum Punkte machen,
aber gehören tut sich dergleichen nicht - nicht mal in unseren
modernen Zeiten, wo man seine Eltern nicht mehr achten und
ehren muss...
Bruki
PS: Wo wir gerade beim verscheißern *ups* sind: Auch Mr.
Collins bekommt ja in der P&P95-Version sein Fett
reichlich weg... Aber ist er wirklich so eine Witzfigur?
Schließlich macht er sich auf den weiten Weg nach Longbourn -
ohne seine Cousinen - sagt man so? - zu kennen, um eine von
denen zu heiraten, was aus Sicht aller Beteiligten eine edle
Tat darstellt... Er hätte es ja nicht unbedingt nötig und auch
sonst reichliche Möglichkeiten auf dem Heiratsmarkt, wie das
blitzschnelle Zuschnappen der "Falle" nach der Zurückweisung
seines Antrages durch Elizabeth beweist... (Vielleicht hätte
er ja doch erst Mary Bennet fragen sollen, die war jedenfalls
nicht abgeneigt? Soch: Kreis geschlossen... )
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Johanna
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: fischkopp (naja, fast)
Registriert: Jun 2005 Status: Abwesend Beiträge:
349
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Geschrieben Mittwoch, Juli 13, 2005 @ 23:02:09
Quote: |
|
Für einen
Vater ist der Mann eine echte
Pleite | |
Boohooo. Déja-vu....
Woher dieser radikale Sinneswandel???
-------------------- "Hütet Euch vor einer ersten Liebe,
und Ihr werdet von einer zweiten nichts zu fürchten haben."
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"Thats too easy." - Dustin Hoffman in 'The Messenger'
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
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Geschrieben Donnerstag, Juli 14, 2005 @ 08:33:57
Nein, Johanna, kein Sinneswandel - nur
eine Differenzierung meines Papa-Bennet-Bildes...
Jane Austen hat keine Scherenschnitte produziert, wo alles
nur schwarz oder weiß ist, sondern blutvolle, lebendige
Menschen, in deren Charakteren sich Fehler und Tugenden auf das
harmonischste die Ehre geben... und jedesmal wenn man sich mit
ihnen unterhält, entdeckt man neue Seiten an ihnen...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Deeda
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Österreich
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Geschrieben Donnerstag, Juli 14, 2005 @ 18:59:35
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|
Erstellt
von Sonja
(...) DENN ich mag die Bücher der Brontës
absolut nicht, alles übertrieben und an den Haaren
herbeigezogenes Zeug: Emma Tennant und Hedwig
Courths-Mahler lassen schön grüßen. Und da ich
weiß, dass hier einige anderer Meinung sind, darf
mein Posting gerne kontrovers diskutiert werden. | |
Also, ich weiß, mein Beitrag kommt ETWAS spät... aber ich
bin erst jetzt auf dieses Board gestoßen.
Ich muss dir widersprechen. Ich mag Bronte-Romane, denn
sie sind was ganz anderes und eine andere Sichtweise über das
Leben damals. Ich finde, angesichts der versch. Leben die
Austen und Bronte geführt haben, müssen sich auch zwangsläufig
die Romane unterscheiden. Bronte ist sehr oft sehr düster,
aber es ist für mich noch immer absolut fesselnd, v.a. weil
sie (Charlotte zumindest) auch die Politik einbeziehen und die
Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
"Stolz und Vorurteil" war mein erster Roman von J. Austen
und damit hat auch das Interesse für das Zeitalter angefangen
und ich lese alles, was ich in die Finger bekommen und ich hab
bis jetzt noch nichts gelesen, was mich nicht begeistert
hätte. | |
Seiten 4 off 5 |
Seiten:
1,
2,
3,
4, 5 | |
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