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Autor |
Beiträge |
Jojonu
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 118
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 09:29:57
Bruki schrieb: "Und umso
gekränkter ist sie dann nach der "männlichen" Abfuhr, die, das
darf natürlich nicht vergessen werden, gar nicht für ihre Ohren
bestimmt war."
Wirklich? Ich dachte immer, dass es Darcy in der Situation,
als er das sagte, völlig egal ist, wer das hören kann - ja,
sogar im Gegenteil: er will, dass Lizzy es hören kann.
Schließlich beunruhigt es ihn da ja schon, dass er sie "ins
Auge gefasst hat" ("Sie (Elizabeth) war eine Frau, die ihm
gefährlich werden könnte" - so ähnlich habe ich es doch
gestern im Buch gelesen)... Mmh, aber vielleicht interpretiere
ich das falsch? |
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 733
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 10:14:45
Oooops, warum habe ich von dieser interessanten
Diskussion hier seit gestern erst jetzt was mit bekommen.
@ Kerstin: Du hast ja soooo recht
Und es ist Darcy völlig egal wer oder was ihn hört bei
seiner Bemerkung und wen oder was er damit beleidigt. Die
Anwesenden zählen einfach nichts, sie sind zu primitiv um
überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden. Ich denke, dass er
Lizzy erst danach, nach dieser Bemerkung überhaupt zur
Kenntnis nimmt. Und überrascht wird davon, dass sie wohl
offensichtlich doch Geist hat.
Und der erste Heiratsantrag ist genauso eine
Unverschämtheit. Und Lizzy ist noch sehr höflich bei ihrer
Abfuhr. Erst als er nachbohrt wird sie deutlich. Und mag sein,
dass ein Teil der Begründung auf Vorurteil beruht, aber
zumindest die Sache mit Jane gibt ihr jedes Recht für diese
Reaktion.
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
Kratzbürste
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Nov 2004 Status: Abwesend Beiträge: 240
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 11:42:38
Ich bin auch der Meinung, daß es Darcy - in
diesem Moment - total egal ist, wer seine Äußerung hört. Wie
Sonja schon sagt, juckt es ihn überhaupt nicht, was dieser
"Pöbel" von ihm denkt. Es paßt ihm ohnehin schon nicht, daß er
auf diese Veranstaltung gezerrt wurde und dann sollte er auch
noch tanzen! Das ist doch wirklich zu viel verlangt! Im
nachhinein hätte er sich natürlich lieber die Zunge
abgebissen. Die Reaktion Lizzies auf den ersten Antrag ist
für mich vollkommen verständlich. Er wollte wissen, warum sie
ihn ablehnt. Und sie sagt es ihm. Und zu diesem Zeitpunkt ist
sie wirklich davon überzeugt, daß er Wickham Unrecht getan
hat. Sie vertraut diesem. Seine Aussagen sind für sie Beweis
genug. Und deswegen scheut sie sich auch nicht Darcy diese
Anschuldigung entgegenzuschleudern. Sie fühlt sich im Recht.
Ich kann ihr da keinen Vorwurf machen. |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 18:22:15
Quote: |
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Kratzbürste:
Sie fühlt sich im Recht. Ich kann ihr da keinen
Vorwurf
machen. | |
Ach liebste Kratzbürste, dass zeigt aber nur, was für ein
mitfühlendes Herz Du hast. - Im wirklichen Leben kommt es nicht darauf an, sich
im Recht zu fühlen, sondern Recht zu haben (oder vor Gericht
zu bekommen).
Euch anderen Darcy-Verächterinnen nenne ich jetzt mal
einfach "meine orthodoxen Freundinnen" - und bitte darum, mir
noch etwas Zeit zu lassen - bis ich die schon erwähnte
Übersetzung fertig gestellt habe...
Bruki
PS: Ich finde auch, dass Kerstin die ganze kunstvoll
verschlungene Angelegenheit aus Elizabeth' Sicht ganz
hervorragend wiedergegeben hat... Daran könnte ich auch kein
Komma verbessern... Aber: Es gibt bei Jane Austen immer auch
andere Sichtweisen - und ich hoffe, ihr werdet denen ebenso
eure JAF-Referenz erweisen ... Und bis dahin den armen Darcy
nicht völlig fertigmachen...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 733
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 19:00:28
Ich und den armen Darcy fertigmachen - nie im
Leben. Dazu bin ich viel zu verliebt in ihn . Aber er brauchte definitiv diese Abreibung. Und
das sieht er ja im Nachhinein genauso.
Lizzy trifft die Schuld, dass sie bezüglich Wickham und
Darcy voller Vorurteil war. Da gebe ich Dir recht. Und sie
bekommt ja auch ihr Fett weg deswegen. Aber allein die Form des
Antrages hat schon nach einer Zurückweisung geschrieen. Und
wegen seiner Einmischung in Janes Angelegenheiten hatte sie
gleich doppelt recht so unverblümt zu werden.
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, Mai 18, 2005 @ 21:28:54
Quote: |
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Jojonu:
Schließlich beunruhigt es ihn da ja schon, dass er
sie "ins Auge gefasst hat" ("Sie (Elizabeth) war
eine Frau, die ihm gefährlich werden könnte" - so
ähnlich habe ich es doch gestern im Buch
gelesen)... Mmh, aber vielleicht interpretiere ich
das
falsch? | |
Ja, das ist sehr wahrscheinlich.
Das erste Treffen der beiden: "Welche
meinen Sie?" Er wandte sich um und musterte einen Augenblick
lang Elizabeth; doch als sich ihre Augen trafen, blickte er
weg und sagte kühl: "Bingley, Deine Versuche, mir die
sitzengebliebene, wenig attraktive Schwester des schönsten
Mädchens im Saal anzudrehen, nerven mich. Putz die Platte,
amüsier Dich und lass mich in Ruhe!"
Man muss ab und zu mal Jane Austen selbst befragen, wie
Darcy sich in Lizzy verliebt. Das ist auf ihrem 4. Treffen
(der erste Ball in Meryton, ein Besuch in Netherfield und der
Gegenbesuch in Longbourn, der Ball in Lucas Lodge):
Elizabeth war so damit beschäftigt, Mr.
Bingleys Verhalten zu ihrer Schwester zu beobachten, daß sie
gar nicht auf den Gedanken kam, sie könne in den Augen seines
Freundes selber an Interesse gewinnen. Mr. Darcy hatte sie
zuerst kaum hübsch finden wollen; er hatte sie auf dem Ball
ohne jedes Gefühl der Bewunderung betrachtet; und als sie sich
das nächste Mal begegneten, blickte er sie nur an, um Fehler
an ihr zu finden. Doch kaum hatte er sich selbst und
seinen Freunden beredt auseinandergesetzt, daß sie fast keinen
ansprechenden Zug in ihrem Gesicht habe, als er zu merken
begann, wie ihre schönen dunklen Augen ihr Gesicht
ungewöhnlich intelligent erscheinen ließen. Dieser Entdeckung
folgten weitere, die für ihn nicht weniger blamabel waren.
Obgleich sein kritisches Auge an ihrer Gestalt mehr als einen
Verstoß gegen die vollkommene Symmetrie festgestellt hatte,
mußte er nun doch anerkennen, daß ihre Figur zierlich und
angenehm war. Und wenn er noch so sehr betonte, daß ihre
Umgangsformen nicht die der eleganten Welt waren, so wurde er
doch durch ihre natürliche Ungezwungenheit beeindruckt.
Von alldem hatte sie nicht die geringste Ahnung; für sie
war er nur der Mann, der sich nirgends beliebt machte und der
sie für nicht hübsch genug gehalten hatte, um mit ihr zu
tanzen. Er dagegen begann zu wünschen, sie besser
kennenzulernen. Und als Vorstufe zu einem Gespräch mit ihr
hörte er ihren Unterhaltungen mit anderen zu. Elizabeth blieb
das nicht verborgen. (Kapitel 6)
Er muss ein von Standesdünkeln zerfressenes, total fieses,
missgünstiges Charakterschwein gewesen sein, wenn man sich
vorstellt, dass er schon auf Seite 28 wünscht Elizabeth besser
kennenzulernen... Und sie ist natürlich völlig im Recht, wenn
sie seine schüchternen Annäherungsversuche mit aller ihr zur
Gebote stehenden weiblichen Aggressivität zurückweist... - Ja,
genau genommen, bekommt sie in ihrer von Vorurteilen freien
Durchblickermentalität nicht mal mit, dass sie gerade vom
handsomesten Mann im Saal angebaggert wird... sondern
unterstellt ihm sofort unlautere Motive...
Ein paar hundert Seiten weiter schämt sie sich dafür in
Grund und Boden... Aber das ist schon eine andere
Geschichte.
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, Mai 19, 2005 @ 00:13:29
Das ist ja nun
ziemlicher Unsinn, wir haben aus Darcy sicher kein
"Charakterschwein" gemacht. Er ist ein Schnösel, was
vollkommen genügt, um bei einer Frau untendurch zu sein. Ein schöner Satz Lizzys in diesem Zusammenhang
ist doch: "[...]Und ich würde ihm ohne weiteres
seinen Stolz verzeihen, wenn er nicht meinen
gedemütigt hätte."
Und ganz ehrlich, selbst wenn ich als Lizzy nicht die
Wickhamgeschichte im Hinterkopf hätte, wie würdet ihr
reagieren, wenn eure Lieblingsschwester monatelang mit
Liebeskummer herumläuft und still vor sich hinheult und dann
erzählt man euch, der beste Freund des "Auserwählten" hat
einen Keil zwischen die Beiden getrieben? Absichtlich und mit
anscheinend unerschütterlichem Glauben an sein RECHT, dass zu
tun? Und dann hat der Typ den Nerv, euch zu besuchen und euch
seine unendliche Liebe zu gestehen, obwohl ihr ja SOWAS von
unter seiner Würde seid... Und er ist so arrogant zu glauben, ihr würdet
ihm freudestrahlend um den Hals fallen. Wenn sie ihm das "more
gentlemanlike manner" um die Ohren haut und dann sagt "you'll
be the last man in the world I would ever marry"... da
applaudiere ich im Stillen. In Lizzys Situation gehört
dazu nämlich auch eine Menge Mut. Wenn sie da ihren Stolz und
ihre Vorurteile heruntergeschluckt und der Verlockung einer
reichen Ehe erlegen wäre, dann wären die Probleme ihrer
Familie mit einem Schlag gelöst gewesen. Nun mal zum
armen, geschundenen Darcy . Es ist natürlich schwierig, so als Frau, sich in
ihn hinein zu versetzen, aber ich versuche es trotzdem mal.
Er kommt aus einem reichen Haus, sein Vater war sicher
sehr großzügig, denn er hat ja Wickham aufgenommen und wie
einen Sohn erzogen. Seine Mutter ist die Schwester von
Catherine de Bourgh.. und die gute Lady de Bourgh hat einen
ausgeprägten Standesdünkel, den ihre Schwester vielleicht auch
hatte... Seine Bildung und Erziehung lassen sicher nicht
zu wünschen übrig. Irgendwann in seiner Entwicklung hat man im
vielleicht mal zu oft mitgeteilt, dass er intelligent ist..
oder was besseres. Bingley kann ihm nicht das Wasser reichen,
der ist zwar charmant, aber sicher nicht so gebildet und
bewundert Darcy. Seine Schwestern sind wohl die ersten
Groupies... Sie hängen so bedingungslos an seinen Lippen, dass sie
ihm nie widersprechen würden. Und sie sind schreckliche Snobs.
Ich vermute mal, der Rest der weiblichen Welt wird auch großes
Bemühen gezeigt haben, in die Nähe eines reichen,
gutaussehenden und gebildeten Mannes zu kommen. Und dann
muß er in die Provinz. Schockschwere Not! Und zu einem Tanz in
einer besseren Dorfkneipe... Wie schrecklich! Dort können ja nur gewöhnliche
Frauen sein! Teilweise wird sein Vorurteil ja bestätigt,
nur sind nicht alle Damen da so "ländlich" und unterbemittelt
wie erwartet. Aber er ist ja fest entschlossen, diesen Abend
furchtbar zu finden. Und darum sind auch alle anwesenden Damen
nicht hübsch genug, ihn zum Tanzen zu verführen. Und damit
auch alle wissen, dass er schlecht gelaunt ist, beleidigt er
eine Dame, obwohl sie in Hörweite sitzt. Weil sein Freund ihn
gebeten hat, mal mit einer der Damen zu tanzen.
Dummerweise bricht diese Dame nicht in Tränen aus oder
sinkt erschreckt von seinem Urteil ohnmächtig zu Boden.
Stattdessen ist sie vergnügt und erzählt die Geschichte ihren
Freundinnen. Hoppla.... Da wird sie erst interessant für
ihn.... anscheinend braucht er den Widerspruch! Und bis zu dem ersten Antrag gibt er ihr so
widersprüchliche Signale, dass es schon sehr schwierig, zu
unterscheiden, ob er sie nun mag oder nur weitere Fehler an
ihr sucht ( was sie ja annimmt). Aber er kann ja nun
anscheinend nicht mehr weiter, als er sie in Rosings
wiedersieht. Erstaunlich, dass er sich zu diesem Antrag
durchringt, da muß wohl vorher viel in ihm vorgegangen sein
und aus seiner Sicht es ja sehr unvernünftig, eine Frau so
weit unter seinem Stand zu heiraten. Kein Geld, keine Familie
( naja, die schon... aber was für eine...) und keine
Aussichten. Und sie ist darauf angewiesen, reich zu heiraten.
Sie muß ja sagen... theoretisch.... Macht sie aber nicht. Erst da fängt er an, über sein
Auftreten nachzudenken und darum kommt es zu diesem
grundehrlichen Brief, der ihn halt als eindeutiges
"Nichtcharakterschwein" ausweist. Denn für so einen Brief
braucht man eine ganze Menge Charakter. Grüße, Kerstin
P.S. Ich bemühe mich besonders um die Kommas!
P.P.S. Danke Sonja!
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, Mai 19, 2005 @ 09:04:24
Ach ihr Mädchen,
da hat der arme Darcy mal EINE unbedachte Äußerung in einem
für mich nachvollziehbaren ärgerlichen Dialog mit seinem
besten Freund, der ihn gerade ganz fürchterlich genervt hat,
getan und ihr müsst ihn nun 200 Jahre lang mit eurem Zorn
verfolgen.
Ich sage EINE, denn weitere gibt es nicht - bis zu der
ungeschickten Erwähnung des skandalösen Verhaltens der
Bennetschen Familienmitglieder bei seinem ersten Antrag - das
war sicher nicht sehr "klug" von ihm, aber er war auch hier
völlig aufgeregt - sein erster Heiratsantrag immerhin - da
muss man ihm schon eine kleine Trübung seines Verstandes
zugestehen können... Schließlich hat er gerade seine Fassung
verloren... Ist es euch nicht auch schon mal so gegangen,
dass eure Gefühle mit euch durchgingen, sodass ihr Realität
und Traum verwechseltet? Der arme Darcy ist so unsterblich in
Lizzy verliebt, dass ihm seine scharfsinnige Beobachtungsgabe,
sein Verstand und seine Vernunft völlig abhanden gekommen
sind, hätte er sonst geglaubt, dass Lizzy ihn lieben würde???
Wo sie ihm doch auf den vorigen 200 Seiten jederzeit
unmissverständlich und ziemlich deutlich zu erkennen gegeben
hat, für was für ein Charakterschwein sie ihn hält?
Zur Frage der Bingley-Jane-Affäre bitte ich darum, die
Sache einmal von Darcys Standpunkt aus zu betrachten: Er und
sein Freund sind sehr reiche Männer, das erste, was den Frauen
einfällt, als sie in der Gegend auftauchen ist, sich über die
beiden herzumachen, geheiratet werden muss - koste es was es
wolle... Zum Teufel, was haben Gefühle damit zu tun? es geht
ums Geschäft! Das kommt einem doch vor wie auf einem
Piratenschiff - lauter Freibeuterinnen... Und alle wollen nur
das eine: Geld, Geld, Geld... Da wird man schon etwas
misstrauisch (Darcy erwähnt mal, dass es nicht die erste
Liebesaffäre sei, in der Bingley verwickelt worden wäre. Ein
gebranntes Kind... ) - Und dann taucht da dieses indifferente
Wesen auf, keine sichtbaren Gefühlsregungen - lest das
Gespräch zwischen Charlotte und Lizzy im 6. Kapitel ("Doch
stellte Elizabeth mit Genugtuung fest, dass die Welt draußen
wahrscheinlich nichts von dieser Liebe entdecken würde, da
Jane es verstand, auch bei starken Gefühl sich völlig zu
beherrschen ... wodurch sie sich vor zudringlichen Vermutungen
der Mitwelt abschirmen konnte." ) - Was schreit Mrs. Bennet
quer durch den Saal? "Meine Tochter hat diesen reichen Herren
da gekapert und wird ihn nicht mehr loslassen! Mann, Leute,
werden wir reich sein!" - Darcy wusste nichts von der Liebe
Janes, nicht mal die nächsten Bekannten wussten, dass Janes
Herz gebrochen war... So wie sie ihre Liebe verbarg,
versteckte sie auch ihren Schmerz... Kann man da einem so
flüchtige Bekannten wie Darcy verübeln, dass er aus dem, was
er sah, was für ihn und alle unbeteiligten Beobachter auf der
Hand lag, seine Schlüsse zog. Und er so handelte, um seinem
besten Freund vor eine Mesalliance, vor einer unglücklichen
Ehe, zu bewahren? Am Ende wurde klar, dass er falsch lag in
seiner Beurteilung der Situation, aber wer hätte es an seiner
Stelle mit den ihm zur Verfügung stehenden Informationen
besser gewusst?
Ich denke eben an Anne Elliot und der Situation in der sie
war, als sie dem Rat ihrer mütterlichen Freundin folgte... Ich
hab das, glaube ich, hier im Group-Read-Thread zu Persuasion
zitiert. Ist Darcy nicht in einer ähnlichen Situation wie Lady
Russell? Und ist man im Nachhinein nicht immer schlauer? Kann
man denn nur vom Ende her Darcy beurteilen? Hätte es nicht
auch anders ausgehen können? Kaputte Ehen sind in Jane Austens
Romanen nicht gerade selten...
Bitte, bitte, seid lieb zu dem armen Mann... Er versuchte
sein bestes zu tun...
Bruki
PS: Es leben die Kommata!
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Kratzbürste
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Nov 2004 Status: Abwesend Beiträge: 240
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, Mai 19, 2005 @ 09:31:16
Quote: |
|
Kratzbürste:
Sie fühlt sich im Recht. Ich kann ihr da keinen
Vorwurf
machen. | |
Lieber Bruki, bevor man gesagt bekommt, ob man denn nun im
Recht ist oder nicht fühlt man sich doch erst mal im Recht.
Oder etwa nicht? Schätzt du Lizzy so ein, daß sie jemandem
etwas zum Vorwurf macht ohne sich sicher zu sein, daß dem auch
wirklich so ist? Ich nicht! Das Verhalten, das Darcy zur Schau
stellt, und die Eröffnungen von Wickham sind für sie Beweis
genug. Es paßt einfach zu gut zusammen. Sie hat sich - wie
ganz Meryton - täuschen lassen. Zur Interpretation aus
männlicher Sicht: Es mag ja sein, daß Männer manche Dinge
anders interpretieren (übrigens das Lieblingswort jedes
Sozialpädagogen) als Frauen. Aber vielleicht sollte man nicht
außer Acht lassen, daß Jane Austen eine Frau war ...
Und noch etwas: Ich vergöttere Darcy! Er gewinnt mit
näherer Bekanntschaft!
Edit: Bruki, man kann Darcy ab dem Brief anders
beurteilen (aber nicht erst am Ende). Davor ist er ein
ziemlich interessanter aber nicht gerade sympathischer
Charakter. |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, Mai 19, 2005 @ 12:42:44
Quote: |
|
da hat der
arme Darcy mal EINE unbedachte Äußerung in einem
für mich nachvollziehbaren ärgerlichen Dialog mit
seinem besten Freund, der ihn gerade ganz
fürchterlich genervt hat, getan und ihr müsst ihn
nun 200 Jahre lang mit eurem Zorn
verfolgen. | | Es
gibt dazu eine ganz simple Weisheit... Es gibt keine
zweite Chance für einen ersten Eindruck. Und wenn mich
jemand vor meiner Nase als "passabel, aber nicht hübsch genug"
bezeichnet, empfinde ich das als Unverschämtheit und der Typ
hat einfach für die nächste Zeit bei mir "verschissen".
Nebenbei wird ja auch beschrieben, dass er an dem Abend
sich anderen gegenüber auch arrogant verhielt. Anscheinend
nicht nur ein Ausrutscher, denn Jane Austen beschreibt ihn wie
folgt:
[...]aber Darcy war klug. Er war gleichzeitig
hochmütig, zurückhaltend, schwer zufriedenzustellen und von
keineswegs entgegenkommenden Wesen, wenn auch wohlerzogen. (
was er vergißt, als er über die anwesenden Damen herzieht. )
In dieser Beziehung war ihm sein Freund weit überlegen.
Bingley gefiel, wo er auch hinkam, Darcy erregte überall
Anstoß.
Modern genommen wäre das so, du kommst auf eine Party mit
dir unbekannten Leuten, weil dein Freund dich überredet hat.
Dir gefällt es nicht.... Du stellst dich in die Nähe der
Gastgeber und ziehst laut und kräftig über die Fete her... wie
groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute von dir
begeistert sind? Auch 200 Jahre später wirst du mit diesem
Verhalten leider unten durch sein. Hat sich wohl nicht so viel
geändert! Und auch wenn die Männerwelt vielleicht davon
träumt, wer blöde Bemerkungen und einen auf "Ich bin was
besseres" macht, der fällt bei den meisten Frauen durch.
Und das er seinen Freund von einer unvernünftigen Ehe
abhält, mag ja aus seiner Sicht löblich sein, doch wird
angedeutet, dass er auf irgendeinem Wege die Nachrichten Janes
verschwinden läßt. Das ist nun alles andere als
"gentlemanlike". Und außerdem ist er mit seiner Tat auch noch
herumgegangen und hat sich dafür gelobt. Kein guter Stil!
Und jetzt wird es mal für Männer schwierig... lieber Bruki,
versuche dich mal in Lizzy zu versetzen... Ihre Situation beim
Heiratsantrag. Sie hat keine Ahnung, dass er völlig in sie
vernarrt ist, sie hat nur schlechtes über ihn gehört und sein
"erster Eindruck" war auch entsprechend und sie weiß, dass er
am Unglück ihrer Schwester schuld ist. Und das hat sie auch
grade erst erfahren. Ihr tun die harten Worte nachträglich
natürlich leid, aber das da ihre Gefühle genauso mit ihr
durchgehen, das ist wohl nicht schwer zu verstehen. Es mag
unverständlich sein, aber wir mögen Darcy deswegen, weil er
anfangs ein arroganter Schnösel ist, der auf alles herabsieht
und sich dann zu dem Menschen entwickelt ( oder
zurückentwickelt... je nachdem), den Lizzy auch lieben kann.
Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
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Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 733
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, Mai 19, 2005 @ 13:41:20
Menno, schon wieder warst Du zuerst da,
Kerstin. Ich denke auch, so ein Verhalten wird auch heute noch
kaum auf viel Verständnis stoßen. Bei der damals üblichen
Etikette war es allerdings der Supergau.
Und wie Du schon sagst Bruki, verhält er sich wie Lady
Russel... und hat null Recht dazu. Er kann seinen Freund offen
warnen, mehr aber auch nicht. Seine Winkelzüge sind eigentlich
unter seiner Würde. Und das gibt er in dem Brief ja auch zu.
Und so was hat Lady Russel auch nicht getan ... so gesehen
hast Du damit dann doch nicht Recht. Sie hat ihre Bedenken
geäußert und Anne hat sich beeinflussen lassen. Sie hat nicht
getrickst.
Und dann:
Quote: |
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(Darcy
erwähnt mal, dass es nicht die erste Liebesaffäre
sei, in der Bingley verwickelt worden wäre. Ein
gebranntes Kind...
) | | Hattest
Du kürzlich eine Seance mit Jane Austen? Oder woher weisst Du
das? Da steht nur, dass sein Herz leicht zu begeistern war.
Nichts von gebranntem Kind und nichts von heiratswütigen
Erbschleicherinnen die Bingley überall nachstellen, wo er
auftaucht. Er neigt einfach dazu, sich schnell zu verlieben...
und auch schnell wieder zu vergessen. Mit Jane ist es das
erste Mal etwas anderes und das beunruhigt Darcy, weil er sie
nicht für ebenbürtig hält. Gegen Janes Charakter hat er auch
nie etwas einzuwenden, nur gegen ihre Herkunft und ihre
Familie. Mehr steht da nicht in P&P. Wie gesagt, es sei
denn, Du hast da tiefere Einblicke als wir gewöhnlichen
Janeiten.
Und auch aufs Geld zu schauen bei einer Ehe war damals
nichts Anrüchiges, sondern etwas völlig normales. Daraus würde
niemand irgendwem einen Vorwurf machen. Mrs Bennet schreit
einfach nur zu laut. Und auch JA fand, dass Standes- und
finanzielle Aspekte einer Verbindung immer mindestens genauso
wichtig sind, wie die gegenseitige Zuneigung.
Und dann, lieber Bruki, wäre es einfach höflicher, sich
nicht wegen fehlender Kommas (Dein Einsatz, Bruki)
aufzuspielen. Wir befinden uns hier nicht in einem
Germanistikseminar einer deutschen Hochschule. Dies ist ein
Board, wo man seine Meinung posten kann, ohne vorher dreimal
Korrektur gelesen zu haben. Nun gibt es Zeitgenossen, die
dabei so viele Fehler machen, dass der Sinn unverständlich
wird. Kerstin (oder sonst jemand hier) gehört jedoch nicht
dazu. Klugscheißen ist auch kein guter Stil, Bruki.
Viele Grüße
Sonja
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, Mai 19, 2005 @ 16:53:57
Hallo Kratzbürste,
Quote: |
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Schätzst du
Lizzy so ein, daß sie jemandem etwas zum Vorwurf
macht ohne sich sicher zu sein, daß dem auch
wirklich so
ist? | |
Ja, das tue ich... Und Jane Austen tut es auch, denn darauf
beruht der gesamte Plot ihres Romans.
Quote: |
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Es ist das schöne am Internet, dass jeder seine eigene
Meinung haben kann, und niemand sich deswegen ärgern muss,
dass sie mit der eigenen nicht übereinstimmt.
Quote: |
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Es mag ja
sein, daß Männer manche Dinge anders
interpretieren | |
Nun ja, aber Jane Austen hat es geschrieben, man kann es
lesen. Das hat erstmal nichts mit Mann oder Frau zu tun (ich
bedauere nun, dieses Thema - wie ich glaubte scherzhaft -
aufgebracht zu haben). Und man kann sich Gedanken darüber
machen. Und sicher werden neben den geschlechtspezifischen
Unterschieden auch die des Herkommens, der Lebenserfahrung,
des Charakters des Lesers die Interpretation beeinflussen.
Aber warum denn nicht auch mal etwas aus einer fremden Sicht
ansehen?
Man kann meinen, dass Darcy in der ersten Hälfte des
Romans ein arroganter, hochnäsiger Schnösel ist, der sich
ungefragt in fremde Angelegenheiten einmischt, der sich
überheblich zu seiner Umwelt verhält, dem man alle
Schlechtigkeiten der Welt zutrauen kann (einschließlich der
Untreue gegenüber von ihm Abhängigen). Und es ist auch möglich
anzunehmen, dass er sich unter dem segensreichen Händen
Elizabeth in der zweiten Hälfte des Romans zu einem besseren
Menschen wandelt, der nett zu Onkel und Tante Gardiner ist,
der am Ende sogar Frau Bennet erträgt - wenn auch nicht jeden
Tag...
Man kann auch meinen, er sei immer so gewesen wie er war -
und dass er sich erst bei näherer Bekanntschaft als ein
herzensguter Mensch erweist - wenn man ihm die Chance dazu
lässt.
Eine interessante Stelle, die zeigt, wie Gerüchte gemacht
werden:
»... Mrs. Long hat mir gestern abend
erzählt, dass er eine halbe Stunde lang direkt neben ihr
gesessen und kein einziges Mal den Mund aufgetan hat.«
»Sind Sie ihrer Sache ganz sicher? Liegt da nicht doch ein
kleiner Irrtum vor?« fragte Jane. »Ich habe doch ganz genau
gesehen, dass Mr. Darcy mit ihr gesprochen hat.« »Ja,
stimmt schon - aber doch nur, weil sie ihn dann endlich
gefragt hat, wie es ihm in Netherfield gefällt, und da musste
er ja schliesslich eine Antwort geben; aber sie sagte, er
schien sehr gereizt, weil sie ihn angeredet hatte.« »Miss
Bingley hat mir erzählt«, sagte Jane, »daß er nie viel
spricht, wenn er nicht unter guten alten Bekannten ist; zu
denen soll er sehr nett und höflich sein.« »Davon glaube
ich nicht ein Wort, meine Liebe. Wenn er wirklich nett und
höflich wäre, hätte er sich mit Mrs. Long unterhalten. Aber
ich kann mir schon denken, wie die Sache war. Es heisst ja
allgemein, daß er vor Stolz fast platzt, und da hat er wohl
irgendwie erfahren, daß Mrs. Long keinen eigenen Wagen hält
und in einer Lohnkutsche zum Ball gekommen ist.«
... wie leicht es doch ist, von einer Charaktereigenschaft
auf die nächste zu schließen... Ein paar unbewiesene
Behauptungen und schon hat man eine feststehende Tatsache ans
Licht der Welt gebracht...
Aber lassen wir das lieber, ich möchte die Phantasie der
Interpretationen nicht durch seminaristisches Verhalten
hemmen...
Quote: |
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Aber
vielleicht sollte man nicht außer Acht lassen, daß
Jane Austen eine Frau war
... | |
Hier versagt meine Interpretationskunst.
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, Mai 19, 2005 @ 17:43:16
Schön, dass du das
Zitat gebracht hast. Da sind nämlich zwei Dinge drin...
Ein Mal, dass sie tatsächlich darauf geschlossen haben,
weil Mrs Long nicht reich genug ist, hätte er kein Wort mit
ihr gewechselt. Schon haben wir das erste Vorurteil. Das
andere ist aber, er hat anscheinend mit den gängigen
Umgangsformen nur was am Hut, wenn ihm die Gesellschaft
zusagt. Leider war man aber zu dieser Zeit recht streng, man
mußte sich an die Regeln halten. Und anscheinend ist wohl
ungewöhnlich, wenn man eine halbe Stunde schweigend neben
einer Dame sitzt und nicht gewillt ist, höfliche Konversation
zu betreiben. Sowas sieht übrigens auch heute noch
ziemlich blöd aus.
Im Kern ist er ein guter Mensch, keine Frage. Er ist unter
Freunden ein netter Kerl, zu seinen Angestellten anscheinend
sehr großzügig ( man erinnere sich an die Lobeshymne seiner
Haushälterin). Dummerweise hat er kein Talent ( oder gibt sich
nicht die Mühe, es zu haben), dass der Außenwelt auch zu
zeigen. Da wirkt er halt unfreundlich, arrogant und
schnöselig. Nebenbei, er gibt es ja am Ende auch selbst
zu: [...] "Als Kind wurde ich gelehrt, was recht ist. Aber
man lehrte mich nicht, meine Launen zu beherrschen. Man gab
mir gute Grundsätze, aber man ließ mich in Stolz und
Einbildung ihnen folgen. Unglücklicherweise war ich der
einzige Sohn [...] und wurde von meinen Eltern verwöhnt, die
selbst gut waren und mich darin bestärkten, ja es mich
lehrten, selbstsüchtig und anmaßend zu sein - an niemandem
außer meinem Familienkreis Anteil zu nehme, von der übrigen
Welt gering zu denken. So war ich vom achten bis
achtundzwanzigsten Jahr; und vielleicht wäre ich ohne dich,
liebe Elizabeth, noch ebenso!" Die Stelle sorgt übrigens im
Film bei mir mehr Seufzen als sein Auftauchen im nassen Hemd!
Selbsteinsicht ist ja der beste Weg zu
Besserung! Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
|
Kratzbürste
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Nov 2004 Status: Abwesend Beiträge: 240
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, Mai 20, 2005 @ 09:49:19
Quote: |
|
Schätzst du
Lizzy so ein, daß sie jemandem etwas zum Vorwurf
macht ohne sich sicher zu sein, daß dem auch
wirklich so
ist? | |
Quote: |
|
Ja, das tue
ich... Und Jane Austen tut es auch, denn darauf
beruht der gesamte Plot ihres
Romans. | |
Du sagst also, daß Lizzy ganz genau weiß, daß das mit
Wickham nicht unbedingt stimmen muß. Und sie wirft es Darcy
trotzdem vor!?!? (Denn so meinte ich den Satz. Vielleicht
hast du das jetzt anders verstanden.) Wie gesagt, ich
denke, daß sie völlig davon überzeugt ist, was Wickham ihr da
aufgetischt hat. Und nur deshalb traut sie sich auch, Darcy
seine Ungerechtigkeit gegenüber Wickham vorzuwerfen. Wenn
ich irgendein Gerücht über jemanden höre und ich bin mir nicht
sicher, ob das denn auch stimmen kann, dann werde ich das nie
- aber wirklich nie - dem Betroffenen ins Gesicht schleudern.
Auch wenn ich noch so wütend bin.
Quote: |
|
Es mag ja
sein, daß Männer manche Dinge anders
interpretieren | |
Quote: |
|
Nun ja, aber
Jane Austen hat es geschrieben, man kann es lesen.
Das hat erstmal nichts mit Mann oder Frau zu tun
(ich bedauere nun, dieses Thema - wie ich glaubte
scherzhaft - aufgebracht zu haben). Und man kann
sich Gedanken darüber machen. Und sicher werden
neben den geschlechtspezifischen Unterschieden
auch die des Herkommens, der Lebenserfahrung, des
Charakters des Lesers die Interpretation
beeinflussen. Aber warum denn nicht auch mal etwas
aus einer fremden Sicht ansehen?
| |
Natürlich ist es interessant zu erfahren was andere
zwischen den Zeilen lesen. Und entweder man stimmt dem zu oder
eben nicht. Manchmal kommt einem auch das Lachen (Hast du
schon einmal gelesen was alles in Harry Potter
hineininterpretiert wird? - J. K. Rowling muß wirklich ein
Genie sein!) oder man kann nur noch den Kopf schütteln. Nun
sind die Werke Jane Austens ja doch in ihrer Aussage recht
klar. Es gibt aber andere Autoren, aus deren Werken die
unterschiedlichsten Bedeutungen herausgelesen werden können
(Kafka ist ja ein sehr beliebtes Interpretations-Objekt).
Jeder sieht es etwas anders. Jeder einzelne liest für sich
etwas anderes heraus. Und wenn das für denjenigen einen Sinn
ergibt, ist das gut so. Wieder andere wollen aber genau
wissen, was der Autor damit sagen wollte. Das artet dann
teilweise schon zur Wissenschaft aus. Solange niemand
darauf pocht, daß seine Ansichtsweise die richtige ist, soll
mir das egal sein. Aber manchmal muß man beim Schreiben
beachten, daß der Leser das schalkhafte Lachen des Schreibers
nicht sehen kann.
Und um meinen Standpunkt noch kurz darzustellen, was das
Verhalten Darcy's betrifft: Auch ich denke, daß er durchgehend
ein guter Mensch war. Aber sein Verhalten läßt eben doch zu
wünschen übrig. Erst durch die Abfuhr Lizzy's wird ihm klar,
daß er diese Ablehnung nicht nur den Lügen von Wickham zu
verdanken hat, sondern auch sich selbst. Denn hätte er sich
anders gegeben hätte Lizzy Wickham's Aussage in Frage
gestellt. So sehe ich das. |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, Mai 20, 2005 @ 17:08:17
Hallo Kratzbürste, hallo Kerstin,
I say Amen to that.
Bruki
PS: Obwohl ich mir gewünscht hätte, Elizabeth hätte ihre
Menschenkenntnis und ihren kritischen Witz bei der Entdeckung
fremder Fehler mehr bei Wickham als bei Darcy eingesetzt.
PPS: Ich glaube ehrlich gesagt nicht so recht, dass Darcy
an dem betreffenden Abend eine halbe Stunde neben Frau Long
gesessen hat... es werden wohl eher 5 Minuten gewesen sein...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, Mai 20, 2005 @ 17:31:21
Ich fürchte, nach
seinem unverzeihlichen Verhalten beim ersten Auftritt war sein
penetrantes Nachfragen beim ersten Heiratsantrag ein Grund für
Lizzys Unfreundlichkeit. Sie hat ihm ja vorher nicht grade
Anlass dazu gegeben, zu glauben, sie wäre ihm irgendwie
zugetan. Aber das war ihm vermutlich egal. Jane Austen schreibt ja, erst tat es ihr leid,
seinen Antrag ablehnen zu müssen, aber dann stellt sie fest,
dass er mit einem JA rechnet und nie auf die Idee käme, sie
würde vielleicht ablehnen. Und das macht sie wütend....
Erst kommt sie ja mit seinem Eingriff in das Leben ihrer
Schwester... dummerweise gibt er es zu UND findet es auch noch
gut! Ganz schlecht.... Der Satz:" Ich habe alles nur mögliche getan, um
meinen Freund von ihrer Schwester zu trennen, und ich freue
mich meines Erfolges." ist nun wirklich tödlich. Er sorgt
dafür, dass ihre Schwester unglücklich ist und einer sicheren
Zukunft beraubt und freut sich dann noch darüber? Und sagt ihr
das? Das war eindeutig der Tropfen, der das Fass zum
Überlaufen bringt. Alles, was danach kommt, hat er mehr
oder weniger sich selbst zuzuschreiben... und ehrlich gesagt,
auch wenn es Lizzy hinterher sehr leidtut, verstehen kann ich
sie in diesem Moment voll und ganz! Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, Mai 20, 2005 @ 19:05:57
Hallo Kratzbürste,
Ich will noch eine Sache richtig stellen, bevor ich mit
reinem Gewissen ins Bett gehen kann:
Du schriebst:
Quote: |
|
Du sagst
also, daß Lizzy ganz genau weiß, daß das mit
Wickham nicht unbedingt stimmen muß. Und sie wirft
es Darcy trotzdem
vor!?!? | |
Ich will das so nicht stehen lassen. Ich hätte gesagt, dass
Lizzy nicht ganz genau weiß, ob das mit Wickham unbedingt
stimmt. Sie glaubt ihm, ohne es zu hinterfragen... (Warum sie
das tut, ist hier schon ausreichend erläutert worden.) -
Vielleicht hätte sie, wenn sie Darcy mit weniger Vorurteilen
entgegen getreten wäre, ihn darauf angesprochen - oder den
Hinweisen Mr. Bingleys, ihrer Schwester und Miss Bingleys mehr
Glauben geschenkt?! Und damit sich und den anderen eine Menge
Ärger, Herzleid und Verdruss erspart.
Bruki
PS: Leider kann ich mit der Anspielung auf Harry Potter
nichts anfangen, weil ich den nicht kenne. Meinst Du, der wäre
(als Kinderbuch) zu flach, etwas tiefsinniges darin zu finden?
Also, ironisch? - Wenn Du es mir anhand der Bücher von JRR
Tolkin erklärst, werde ich es besser verstehen...
PPS: Ich bin nicht der Ansicht, dass Jane Austens Romane in
ihren Aussagen recht klar sind. Das Geniale an Jane Austen
ist, dass sie es uns so erscheinen lässt, ohne das es das
wirklich ist! (Pöh, ein Allgemeinplatz, der auf alle großen
Kunstwerke zutrifft. - ich bitte darum, mich deswegen nicht zu
löffeln. )
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
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Geschrieben Freitag, Mai 20, 2005 @ 19:16:46
Hallo Sonja,
autsch, das mit dem Klugscheißer tut richtig weh...
Die Frage der Kommata war nicht so gemeint, wie Du es zu
verstehen glaubtest: Mir sind die (alten und neuen)
Rechtschreibregeln auch nicht bis ins Detail klar... Ich hätte
zu Kerstins Text auch schreiben können: "Ich hätte kein Jota
daran geändert." Ich weiß nur nicht, was ein Jota ist...
deshalb verwendete ich "Kommata".
Das mit den Liebesaffären ist schon so: Darcy schreibt in
seinem Brief: "I had often seen him in love before." - Was ich
so interpretiere, dass Darcy mehr als einmal seinen guten
Freund davon abhalten musste, im Überschwang der Gefühle eine
Dummheit zu begehen... Und, auch wenn es Dich fuchst: Bravo
für das! (Hätte Bingley sonst Jane Bennet an den Traualtar
führen können? )
Zur Frage einer Geldheirat habe ich nicht gesagt, dass ich
das anrüchig finde. Ich tendiere da eher in Richtung der
Ansichten Charlotte Lucas. (Meine Freundin, die eine
Anhängerin der romatischen Liebe ist, kritisiert meine für
ihren Geschmack zu "prosaischen" Ansichten in diesen Fragen
deshalb überaus heftig. ) Ich wollte in diesem Passus nur
darauf hinweisen, dass Männer mit großem Vermögen nicht nur
auf der Suche nach einer Frau sind, sondern auch unter
ständigen "Beschuss" der Goldgräberinnen... Wie kompliziert
unter diesen Bedingungen die Suche nach der "wahren Liebe"
wird, kannst Du in jeder Boulevardzeitung nachlesen, die sich
mit dem Liebesleben der Reichen und Berühmten befasst. Da kann
Man(n) leicht übervorsichtig und misstrauisch reagieren, wenn
eine Mutter ihre Tochter so präsentiert. Nur darauf wollte ich
hinweisen.
Schlussendlich: In der Frage der Lady Russel werden wir
wohl auf ewig unterschiedlicher Meinung sein... Aber sowas
macht das Leben doch erst lebenswert - wenn alle immer
dasselbe labern würden, würde es nicht nur im Internet
ziemlich öde zugehen!
Nix für ungut, Du machst einen guten Job...
Bruki
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tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
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Stimmung: |
Geschrieben Freitag, Mai 20, 2005 @ 21:00:31
Hallo Kerstin,
ich bin eben noch mal die ersten Kapitel des Buches
durchgegangen. Um einen Einfall (Geistesblitz) nachzuprüfen,
der mir beim Lesen Deines Postings zu dem Zitat aus dem 5.
Kapitel kam, wo es um die "Entstehung eines Gerüchtes" geht.
Quote: |
|
Schön, dass
du das Zitat gebracht hast. Da sind nämlich zwei
Dinge drin... Ein Mal, dass sie tatsächlich
darauf geschlossen haben, weil Mrs Long nicht
reich genug ist, hätte er kein Wort mit ihr
gewechselt. Schon haben wir das erste Vorurteil.
Das andere ist aber, er hat anscheinend mit
den gängigen Umgangsformen nur was am Hut, wenn
ihm die Gesellschaft zusagt. Leider war man aber
zu dieser Zeit recht streng, man mußte sich an die
Regeln halten. Und anscheinend ist wohl
ungewöhnlich, wenn man eine halbe Stunde
schweigend neben einer Dame sitzt und nicht
gewillt ist, höfliche Konversation zu betreiben.
Sowas sieht übrigens auch heute noch ziemlich
blöd
aus. | |
Der Reihe nach: Im ersten Kapitel wird von Mrs. Bennet
beklagt, dass ihre Töchter auf dem Ball wohl keine Chance
bekämen mit dem reichen neuen Nachbarn zu tanzen, wenn Mr.
Bennet nicht vorher die Bekanntschaft herstellt. Im zweiten
Kapitel geht das Lamentieren weiter - es werden verzweifelte
Ausweichpläne geschmiedet und wieder verworfen. Mrs. Bennet
beklagt, dass Mrs. Long, verreist wäre
»... und Mrs. Long kommt erst am Tag
zuvor zurück, und drum kann sie ihn nicht vorstellen; denn sie
wird ihn bis dahin selber nicht kennengelernt haben.«
»Dann, meine Liebe, können Sie eventuell Ihre Freundin
ausstechen und Mr. Bingley ihr vorstellen.« »Unmöglich,
Mr. Bennet, ganz unmöglich, wenn ich doch selber mit ihm nicht
bekannt bin; wie können Sie mich nur so quälen!«
Also, was lernen wir daraus: 1. Ohne Vorstellung keine
Bekanntschaft, ohne Bekanntschaft keinen Tanz (und auch keine
Konversation, kann man annehmen)! 2. Diese Regel ist so
stark, dass sogar die liebe Mrs. Bennet, die sonst eher jede
Höflichkeitsregel bricht, sich daran zu halten gedenkt - und
sogar bereit ist das Glück ihrer Töchter dabei aufs Spiel zu
setzen! 3. Frau Long ist bis zum Tag des Balls in Meryton
Mr. Bingleys nicht vorgestellt worden (und kann man darf wohl
annehmen auch seinem Freund Mr. Darcy nicht)!
Jetzt stellen wir noch Darcys Erziehung in Rechnung und
seinen Vorliebe für formvollendetes Verhalten (Du hast das
schon zitiert): Er war
... hochmütig, zurückhaltend und schwer
zu befriedigen und in seinen durchaus korrekten
Umgangsformen nicht eben anziehend. ... Darcy stieß die
Leute ständig vo den Kopf.
Und schon können wir uns ziemlich genau ausmalen, was da am
Tisch der Frau Long stattfand: Darcy wurde neben jemanden
platziert, dem er nicht vorgestellt worden war. Was machte er?
Er ignorierte die Person, wie er es gelernt hatte. Dann gab es
einen Eklat: diese Person sprach ihn an, er antwortete kurz
und verließ den Platz. Wie er es gelernt hatte?!
Um das noch zu bekräftigen: Denke mal an die Szene im
P&P-Film, als Mr. Collins sich zum Entsetzen der beiden
ältesten Bennet-Töchter auf dem Ball in Netherfield Mr. Darcy
selbst vorstellt... Und an dessen Reaktion darauf... Und an
die Reaktion der beiden Töchter darauf... (Waren sie sauer auf
Mr. Darcy wegen dessen - aus heutiger Sicht - unhöflichen
Verhaltens oder auf Mr. Collins wegen dessen - aus damaliger
Sicht - unmöglichen Benehmens?)
Und so entstehen Vorurteile - auch heute noch nach 200
Jahren!
Und Du must Dir mal vergegenwärtigen, dass Jane Austen das
alles ganz bewusst so eingefädelt hat... um uns aufs Glatteis
zu führen... Jedes Jota, jedes Komma stimmt auf den Punkt...
Man kann sich nur in tiefster Verehrung
vor der Genialität unserer Lady Jane Austen verbeugen!!
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
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Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 00:20:12
Einige Seiten vorher
ist übrigens eine Beschreibung des Abends drin: "[...] Er
(Darcy) lehnte es ab, einer anderen Dame vorgestellt zu
werden, und verbrachte den übrigen Teil des Abends damit, im
Saal umherzuwandern oder gelegentlich mit seinen Bekannten zu
sprechen." Nur waren Bälle eigentlich dazu gedacht, dass
man sich "unters Volk mischt". Ich fürchte, das sein Verhalten
wohl nicht so ganz der gängigen Etikette entsprach. Wir
werden wohl nie ganz nachvollziehen können, WAS man durfte und
was als sehr ungehörig galt.
Ein Beispiel: Wenn eine
Dame einen Tanzpartner ablehnte, dann durfte sie nicht danach
einen anderen Tanzpartner akzeptieren. Das war unhöflich. Wenn
man ablehnte, mußte man diesen Tanz aussetzen ( eigentlich
sogar mehr als einen Tanz). Darum kann Lizzy zwar seine
Aufforderung zum Tanz bei den Fosters ablehnen, denn da will
sie nun gar nicht tanzen, aber auf Netherfield bleibt ihr aus
Höflichkeitsgründen gar nichts anderes übrig, als seine
Aufforderung anzunehmen. Ich habe jetzt beim Googlen doch
noch etwas gefunden, es ist zwar viktorianisch, aber sicher
nicht so weit entfernt von der Etikette im Regency:
Should there be a vacant seat beside a lady with whom
you are unacquainted, procure an introduction or leave the
seat unoccupied, so far as you are concerned. ER muß sich
also vorstellen. Gentlemen not in attendance on ladies
are at the disposal of the hostess and ladies of the house,
one of whom he should invite to dance, and if she declines, as
she may, seeing some of her lady friends unprovided with
partners for the dance, or not having room enough to take the
floor, the gentleman will obey her instructions, and invite
the lady indicated to dance. Ups, Tanzzwang!
A very sedate face is not appropriate to a
ball-room; cultivate a pleasant expression, and when
presenting hands during the dance, proper movement of the head
and body, as in salutation, should bespeak your acquaintance
with etiquette. Some gentlemen perform a dance as if it were a
sacrificial duty Oha, also miesepetrig herumstehen scheint
auch nicht so als "fein" zu gelten. Ich fürchte, der gute
Darcy ließ bei seinem ersten Auftritt wenig Fettnäpfchen
aus.... Zum Nachlesen: Gaskell's Compendium
Da habe ich noch
eins... The master of the ceremonies must take care
that every lady dances, and press into service for that
purpose these young gentlemen who are hanging round the room
like fossils. If desired by him to dance with a particular
lady you should refuse on no account. Oh wei, echter
Tanzzwang! Das stammt von 1836. Zu finden hier
Anscheinend hat Jane Austen da eher
den Prototyp des Partymuffels beschrieben! Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
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Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
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Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 00:21:16
Mr. Collins konnte
sich nicht einfach Mr. Darcy vorstellen, weil er rangmäßig
unter ihm stand.... Ich fürchte, die komplizierten Regeln,
wer wann wem vorgestellt werden durfte oder mußte ist aus
heutiger Sicht undurchschaubar. Aber es war anscheinend ein
Faux pas, dass Mr. Collins sich in dieser Situation einfach so
vorgestellt hat. Vielleicht wäre es an anderer Stelle völlig
normal gewesen und absolut in Ordnung. Eigentlich ist es
auch unmöglich, dass eine unverheiratete Dame unter 30 alleine
herumläuft. Sie hätte eine "Chaperone" dabei haben müssen.
Grüße, Kerstin
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Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 01:06:20
Und dann fand ich
noch was von "Jane Austen herself": Lizzy ist auf Rosings
und trifft dort auf Darcy und Colonel Fitzwilliam:
[...]"Bitte klagen sie ihn an"; rief Colonel Fitzwilliam,
"Ich möchte zu gerne wissen, wie er sich unter Fremden
aufführt." "Schön, aber bereiten sie sich auf etwas
Entsetzliches vor. Ich begegnete ihm auf einem Ball in
Hertfordshire. Was tat er wohl auf diesem Ball? Er tanzte nur
vier Tänze! Es tut mir leid, Ihnen diesen Kummer zu bereiten -
aber so war es. Er tanzte nur vier Tänze - obgleich es an
Herren mangelte! Und ich weiß bestimmt, mehr als eine Dame
mußte sitzen bleiben, weil sie keinen Tänzer fand. Mr. Darcy,
dass können sich doch nicht leugnen?" "Zu jener Zeit hatt
ich noch nicht die Ehre, außer meinem eigenen Kreis eine der
jungen Damen zu kennen." ( Sehr lahme Ausrede, Mr. Bingley hat
ja reichlich mit unbekannten Damen getanzt... ) "Allerdings - und man kann ja in einem
Ballsaal niemanden vorstellen." [...] Um es gleich vorweg
zu nehmen, natürlich will sie ihn damit ärgern. Aber es
scheint wohl doch unter "NANA" zu fallen, wenn man sich so
verhält. In der 95er Verfilmung findet es Colonel
Fitzwilliam wohl ziemlich komisch. Grüße, Kerstin
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Sonja Burgfräulein
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 733
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 09:47:18
Quote: |
|
Erstellt
von MierschB Das mit den Liebesaffären ist
schon so: Darcy schreibt in seinem Brief: "I had
often seen him in love before." - Was ich so
interpretiere, dass Darcy mehr als einmal seinen
guten Freund davon abhalten musste, im Überschwang
der Gefühle eine Dummheit zu begehen...
| | Wie
Du schon sagst, das ist Deine Interpretation. Ich glaube
nicht, dass sie sich ständig in Gesellschaft befanden, die
unter Bingleys Niveau war. Ich denke, dass sie alle sonst in
"angemessener" Gesellschaft verkehrten. Wäre sonst das
Entsetzen von Darcy und den Bingley/Hursts über diese Zumutung
der Gesellschaft von Meryton so groß gewesen? Wohl kaum.
Gewöhnlich verkehrte man unter lauter wohlhabenden, gebildeten
Leuten, der besseren Gesellschaft sozusagen. Über die
ländliche Gentry von Meryton kann man da nur die Nase rümpfen.
Und von daher hätte Darcy keinen Grund gehabt einzugreifen. Es
war auch nicht notwendig, denn Bingley war ein Schmetterling,
der von Blüte zu Blüte flatterte, ohne sich wirklich ernsthaft
zu verlieben.
Quote: |
|
"Doch
erst am Abend des Balles in Netherfield begann ich
zu fürchten, es könne sich bei ihm um eine
ernsthafte Liebe handeln. - Ich hatte ihn zuvor
schon oft genug verliebt gesehen. - ... Von
diesem Augenblick an beobachtete ich das Verhalten
meines Freundes aufmerksam, und ich konnte bald
feststellen, dass seine Neigung für Fräulein
Bennet alles übertraf, was ich bisher bei ihm
erlebt
hatte." | | Sorry,
aber das ist für mich ganz eindeutig. Miss Bennet war die
erste, bei der Darcy befürchten musste, dass Bingley ernst
macht und sich bindet. Vorher gab es keinen Anlass zur Sorge,
schon weil Bingley eben nur getändelt hat, harmlose kleine
Verliebtheiten, mehr nicht. Ganz abgesehen davon, ob die
anderen Damen gesellschaftlich akzeptabel waren oder nicht,
das sei mal dahingestellt (wovon ich aber aus obengenannten
Gründen ausgehe).
Und weiter:
Quote: |
|
"...und dort
nahm ich es auf mich, meinem Freund die
unverkennbaren Nachteile einer solchen Verbindung
klarzumachen. Ich schilderte sie ihm eindringlich
und suchte ihn zu überzeugen. Aber wenn meine
Vorhaltungen ihn auch unsicher gemacht und seine
Entscheidung verzögert haben mochte, so glaube ich
nicht, dass sie letztendlich die Heirat verhindert
haben würden, hätte ich ihm nicht noch versichert
- ich tat es ohne zu zögern und im guten Glauben -
, dass Ihre Schwester ihm gleichgültig gegenüber
stände. Bis hierhin kann ich mir keine Schuld für
mein Handeln
zumessen" | |
Na
ja, und das nachdem er dem guten Bingley eingeredet hat, Jane
liebt ihn nicht wirklich, einfach, weil er durch Beobachtung
zu der festen Überzeugung gelangt war. Reichlich großzügig mit
sich selbst. Und in dem Fall hat Lizzy dieselbe Rechtfertigung
für ihr ungerechtes Urteil in der Sache Wickham. Sie war ja
auch überzeugt, es richtig zu wissen. Und was solls,
wenn es sich hinterher als falsch herausstellt.
Quote: |
|
"Nur in einem
Punkt der ganzen Angelegenheit kann ich mein
Verhalten selbst nicht billigen, nämlich dass ich
mich bereit fand, mich an dem Intrigenspiel zu
beteiligen, durch das ihm der Aufenthalt ihrer
Schwester in der Stadt verheimlicht werden sollte.
... Vielleicht war dieses Verschweigen, diese
Falschheit meiner unwürdig. Es ist nun jedoch
einmal geschehen, und es geschah in bester
Absicht" | |
Wie
wunderbar, endlich mal Selbstzweifel am eigenen Handeln, die
Therapie kann beginnen. Und dann doch gleich wieder: Der Zweck
heiligt die Mittel. Und DAS hat Lady Russel nie getan.
Sie war immer offen, keine Winkelzüge, keine Intrigen. Ich mag
Lady Russel, und aus ihrer Sicht hat sie richtig gehandelt.
Und es war Annes Entscheidung ihren Rat zunächst zu befolgen
und 8 Jahre später drauf zu pfeifen.
Viele Grüße
Sonja
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
741
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 11:10:14
Hallo Kerstin,
(wann schläfst Du denn mal? )
Das mit dem Tanzmuffel würde ich unterschreiben, aber dass
er nur in Meryton ein solcher ist, kann man bezweifeln, wenn
man seinen Worten in Lucas Lodge Glauben schenkt. Er unterhält
sich mit Sir Williams:
»... Tanzen Sie oft im
St.-James-Palast?« »Niemals, Sir.« »Meinen Sie nicht,
daß Sie damit jener Gesellschaft eine ihr zustehende Ehre
erweisen würden?« »Es ist dies eine Ehre, die ich
keiner Gesellschaft erweise, wenn ich es vermeiden
kann.«
Bei dieser Gelegenheit bedauert er übrigens auch, dass der
in seinem Augen "gemütliche Abend" zu einem Tanzabend mutiert
und ihm die Möglichkeit nimmt sich zu unterhalten (er hatte
die Absicht Elizabeth "anzubaggern"):
Mr. Darcy stand stumm daneben,
verstimmt darüber, daß der ganze Abend auf diese Weise und auf
Kosten der Unterhaltung verbracht werden sollte.
Ich denke, Mrs. Long steht in der Rangordnung leicht unter
Mrs. Bennet (keine eigene Kutsche, aber doch als Bekanntschaft
der Bennets akzeptiert). Dass sie sich an den ranghöheren Mann
wendet, ohne mit ihm bekanntgemacht worden zu sein, wird wohl
ein Faux Pas gewesen sein, so wie der Mr. Collins' ein paar
Wochen später auch... Mrs. Long hat zwei Nichten, die sie auch
gerne unter die Haube gebracht hätte (wenn man Mrs. Bennets
Worten glauben schenken darf). Also, bestand für Darcy
wahrscheinlich nicht die Notwendigkeit Mrs. Long zum Tanz
auffordern zu müssen. (Jane Austen erklärt mal in einem Brief,
sie sei seit sie "die Haube" genommen habe froh, nun bei den
Bällen in der Ecke sitzen zu können, und soviel Wein trinken
zu dürfen wie es ihr beliebe. )
Mr. Bingley hat es sicher etwas leichter, mit den jungen
Damen bekannt gemacht zu werden - er hat seine Besuchsrunde in
der Gegend schon hinter sich und wurde somit den meisten der
anwesenden Familien vorgestellt. Mr. Darcy ist - glaube ich -
erst am Nachmittag des Ballabends(?) angekommen. Was ihn nun
nicht davon abhalten sollte, sich von Bingley bekannt machen
zu lassen. Wenn ihm seine Reserviertheit dabei nicht im Wege
stehen würde.
Im Film P&P95 gibt es diese Situation der Vorstellung
auf dem ersten Ball: Mr. Bingley kommt auf Mrs. Bennet zu und
lässt sich deren Töchter vorstellen. Mrs. Bennet - in ihrem
Übereifer nach Jane auch noch eine weitere Tochter zu
"verkuppeln" - wendet sich direkt an Mr. Darcy, der ist gerade
dabei "auszurasten", da rettet sein Freund im letzten Moment
die Situation und stellt die beiden vor... Darcy ist aber
immer noch "angefressen" und dreht ab, bevor er in ein
Gespräch verwickelt werden kann.
Sehen wir uns die Motivationen der beiden an (unabhängig
vom unterschiedlichen Naturell Bingleys und Darcys): Mr.
Bingley will sich in der Gegend niederlassen, er ist auf gute
Nachbarschaft und das Wohlwollen der Bewohner angewiesen.
Darcy ist das völlig egal - er sieht die ganze "Bande"
wahrscheinlich nie wieder, wenn er in ein paar Tagen abreist.
So, what? Egal, was "die" von ihm halten... (hier jetzt noch
seine Ichbezogenheit eingerechnet und seinen Hochmut und seine
schwer zu befriedigenden Ansprüche und man hat eine Erklärung
für seine abweisende Haltung. )
Bruki
PS: Eine meiner "unklaren Gedanken" hier ist auch der
folgende: Darcy erzählt das viel später nach dem ersten Antrag
in seinem Brief an Elizabeth. Nämlich, dass er in diesem
Sommer (an dessen Ende der Ball in Meryton stattfand) in
London seine Schwester Georgiana aus den Klauen Wickhams
befreien musste. Vielleicht hatte er auf dem Ball einfach
anderes in Kopf als sich zu amüsieren. Vielleicht war er ja am
Tag davor noch voller Sorgen damit beschäftigt gewesen, sein
über alles geliebtes Mündel Georgiana zu beschützen, und
machte sich nun immer noch Gedanken darüber, ob seine
Maßnahmen ausreichend gewesen waren?!
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 716
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 13:02:49
Ist Mrs Long nicht
die Schwester von Mrs Bennet?
Dass Darcy ungern tanzt, ist doch unbestritten. Nur, damit
verstößt er halt gegen die gängige Etikette. Ich habe jetzt
noch einen Blick in ein Benimmbüchlein für junge Damen von ca.
1900 geworfen. Dort sind natürlich auch Bälle angesprochen,
wie man sich als junge Dame korrekt verhält. Auch, wie man
sich als "Mauerblümchen" zu verhalten hat. Und dort ist genau
gesagt, dass sowas eigentlich nicht vorkommen darf, da der
Ballordner für "Tanzpartnerzuteilung" zu sorgen hat! Ebenso ist das Thema "Vorstellen" behandelt.
Eine Dame darf NIE mit einem Mann tanzen, der ihr nicht
vorgestellt wurde. Eigentlich macht das der Hausherr, bei
vielen Gästen genügt aber eine allgemeine Vorstellung beim
Eintritt. Bei großen Bällen müssen die Tänzer sich Leute
suchen, die sie den gewünschten Damen vorstellen. Sieht man
beim ersten Ball gut, als Bingley sich von Jane durch den Raum
führen und vorstellen läßt. Mrs Bennet, in ihrer
penetranten Art, wollte sicher auch nur höflich sein.
Natürlich hat sie im Hinterkopf "reicher Mann= potentieller
Heiratskandidat", aber es ist sicher auch einfach eine Form
von Höflichkeit, einen Gast nicht einfach zu ignorieren,
sondern ihn freundlich in die Gesellschaft aufzunehmen und
eine wenig Konversation zu betreiben. So funktionierte nun
mal das Zusammenleben in der Gesellschaft. Und auch wenn
Darcy kein Interesse daran hat, weil er ja nicht da wohnt. Er
muß ja mit den Leuten einige Zeit umgehen, wenn er länger zu
Besuch bei Bingley weilt. Da kommt es halt nicht gut, wenn man
es sich mit der Gesellschaft direkt verscherzt. Bälle
waren einfach Orte, wo man sich traf, flirten konnte ( was ja
nun enorm schwierig war...) und sich ein wenig unterhielt.
Das Darcy solche Veranstaltungen nicht schätzt, das kann
ja niemand ahnen und nur deshalb unhöflich zu sein, dass
dürfte in der Regency-Gesellschaft wohl als ziemlich daneben
gesehen werden. Seine "first impression", die er abgegeben
hat, sorgte halt einfach für Unmut und zog die anderen
Vermutungen und Gerüchte mit sich. Er war ja nicht nur zu den
Damen unhöflich, mit denen er nicht tanzte, er war auch
unhöflich zu Sir Lukas, der ja eigentlich auch nur freundlich
sein wollte.
Mein Lieblingssatz aus dem Benimmbuch für den Herren ist
übrigens "press into service for that purpose these young
gentlemen who are hanging round the room like fossils".
Irgendwie beschreibt es Darcys gelangweiltes Herumstehen
wirklich vortrefflich!
@Bruki, keine Sorge, ich schlafe gelegentlich auch.
Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
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Sonja Burgfräulein
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Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 13:08:45
Hallo Kerstin,
Mrs Long ist nicht die Schwester von Mrs Bennet. Wer sie
eigentlich ist erfahren wir nicht. Vermutlich einfach nur eine
Nachbarin. Die Schwester ist Mrs Phillips.
Viele Grüße
Sonja
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
Kerstin RitterIN
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Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 13:09:13
Quote: |
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Mrs. Bennet -
in ihrem übereifer nach Jane auch noch eine
weitere Tochter zu "verkuppeln" - wendet sich
direkt an Mr. Darcy, der ist gerade dabei
"auszurasten", da rettet sein Freund im letzten
Moment die Situation und stellt die beiden vor...
Darcy ist aber immer noch "angefressen" und dreht
ab, bevor er in ein Gespräch verwickelt werden
kann. | | Tja,
wäre er jetzt ein durch und durch höflicher Gentleman, der auf
seine Umgangsformen in allen Bereichen wert legt, hätte er
über ihren Faux pas hinweggesehen, höflich geantwortet und
wegen des offensichtlichen Mangels an Tanzpartner Elizabeth
aufgefordert. So interpretiere ich die folgende Empörung der
Damen.... Bingley hat übrigens nur die "Herren" der
Familie kennengelernt, den Damen mußte er auch erst
vorgestellt werden. Eine Dame kann keinen Antrittsbesuch bei
einem Herren machen! Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
keinem Unrecht. Dies ist dein Eid. Erhebe dich als Admin!"
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
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Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 13:44:52
Holla Sonja,
ja, der Brief ist gut intrepretiert. Die Andeutung über
Bingleys "see him in love bevor" kann man natürlich in jeder
Richtung auslegen. Du hältst ihn für einen "Schmetterling",
der sich die Hörner abstößt - ich denke ihn mir als einen
großherzigen etwas überschwänglichen jungen Mann, der ab und
zu im Überschwang seiner Gefühle etwas unbedacht vorgeht und
dann von seinem guten Freund Darcy auf den Boden zurück
gebracht werden muss.
Aber wo wir schon beim Brief sind und dabei glühende Kohlen
auf Darcys Haupt zu sammeln, lass mich dabei mittun. Dass er
angeblich Briefe Janes "verschwinden ließ", wie hier im
Thread jemand bemängelte, kann ich nicht glauben. Und er ist
auch nicht sehr wahrscheinlich. Denn Briefe von Jane an
Bingley(?) wären damals etwas völlig undenkbares gewesen
(deshalb beantwortet Elizabeth auch den hier diskutierten
Brief Darcys nicht - siehe LeFaye?). Aber er hat hinter dem
Rücken von Bingley mit dessen Schwestern intrigiert, das ist
wahr...
Doch er hat noch etwas viel schwerwiegenderes getan: Er hat
Elizabeth Bennet ins Gesicht hinein gelogen! Wie? Was? Er lügt
Elizabeth an? Wirst Du jetzt fragen...
Ich zitiere hier mal aus dem Ashton-Dennis-Text, den ich
gerade übersetze (es geht um das Zitat aus dem Brief, in dem
er seine Handlungsweise in der Jane-Bingley-Affäre zu
rechtfertigen sucht, was du oben schon zitiert hast):
Er klingt geradezu arrogant, nicht
wahr? Tatsache ist, dass diese Aussage und ein paar weitere,
die folgen, ihm wahrscheinlich eine Menge Schmerz und Ärger
verursacht haben – und sein Motiv, sie zu schreiben,
unterscheidet sich von dem, was es beim ersten Lesen des
Romans zu sein scheint. In Wahrheit rührt das Problem aus
einem Gespräch zwischen Elizabeth und Darcy her, das ein paar
Wochen vor dem Hochzeitsantrag stattfand: Elizabeth fragte ihn
plötzlich und unvermittelt, ob er ihre Schwester in London
gesehen habe – und er log als er antwortete, er habe nicht.
Stellt euch das mal vor, dieser Mann, der sich selber als
einen vollendeten Gentleman zu sehen wünschte, log – er belog
eine Dame, er belog die einzige Frau, die er liebte! Es war
eigentlich eine Kleinigkeit, aber wie schwer musste das auf
ihm gelastet haben. Sicher war es eine große Erleichterung für
ihn, die Sache in diesem Brief an Elizabeth endlich richtig
stellen zu können.
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Kerstin RitterIN
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Geschrieben Samstag, Mai 21, 2005 @ 14:02:10
Das haben wir
natürlich nicht überlesen... Und dann auch noch ohne rot zu werden! Schämen soll
er sich, der Schuft! Ich habe auch nicht angenommen, dass
Darcy Briefe an Bingley hat verschwinden lassen, denn Jane hat
sicherlich keine an ihn geschrieben. Aber es gibt einen
Brief an Caroline Bingley, noch geschrieben in Longbourn, dass
Jane nach London reisen wird. Dieser Brief kam angeblich nie
an... viel Platz für Spekulation.... Da werden wohl die
Bingley-Schwestern gemeinsam mit Mr. Darcy kräftig intrigiert
haben. Pfui! Darcy in dieser Sache mit Lady Russell zu
vergleichen, ist da ziemlich unpassend. Sie hat Anne geraten,
Captain Wentworth nicht zu heiraten und ihr direkt gesagt,
dass sie diese Idee nicht gutheißt. Sie hat nicht hintenrum
dafür gesorgt, dass die beiden sich nicht sehen.... Huch,
ich seh grad, die Schwester von Mrs Bennet ist Mrs Phillips...
Grüße, Kerstin
-------------------- "Sei ohne Furcht im Angesicht
von Boardproblemen, sei tapfer und aufrecht auf das das Board
dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies
eine Menge böser Mails bedeutet. Beschütze die Mitglieder, tue
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Jadzia Die, die das
Sagen hat
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Registriert: Mai 2004 Status: Abwesend Beiträge:
487
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Geschrieben Sonntag, Mai 22, 2005 @ 02:09:11
Es ist spät, darum
gibt es von mir keine Ausführungen zum Thema. Nur soviel:
interessante Diskussion, lässt mich nachdenken, mal dem einen
recht geben, mal der anderen. Bin gespannt, wie es weiter
geht.
-------------------- >> This post was submitted by
Elena. >> Es lebe das 'ß'! >> "You
do not have to like someone to love them. That’s… the funny
thing about love…" (Peter David)
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