von Debra White Smith
Klappentext | Mellas Meinung |
erstmals erschienen: August 2006
Dies ist das 6. Buch der The Austen Series von Debra White Smith. First Impressions greift Jane Austens ursprünglichen Titel für Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice) auf. Reason and Romance ist eine moderne Version von Verstand und Gefühl (Sense and Sensibility). Central Park adaptiert Mansfield Park. In Northpointe Chalet erzählt sie ihre Version von Northanger Abbey. Mit Amanda hat sie Emma umgesetzt. |
Mellas Meinung Mit "Possibilities" stellt Debra White Smith sich der Herausforderung Probleme, welche tief in vergangenen Gesellschaftsnormen verankert sind, in unsere Zeit zu transportieren. Austens Roman "Persuasion" basiert auf einem Dilemma, welches durch Standesschranken, Familienehre, dem Status von Abstammung und Erbfolge heraufbeschworen wird – Wertschätzungen welche heute andere Sichtweisen erfahren. Dieser Umstand ist wohl dafür verantwortlich zu machen, dass "Possibilities" der Roman aus Smiths Austen-Series ist, welcher seinem Vorbildroman am unähnlichsten ist. Schon der Beginn hält sich nicht damit zurück deutlich zu machen, dass nicht nur das amerikanische Flair für eine andere Stimmung sorgt. Die ersten Kapitel setzen viele Jahre eher ein, um ein gewisses Paar und Umstände für spätere Entwicklungen ins "Smith-gerechte" Licht zu rücken. Besonders an Brent Everson, welcher die Verkörperung William Elliots ist, und Penny Clayton (Austens Penelope Clay) tobt sich die Autorin regelrecht aus. Beide sind jedoch recht simple gestrickt und Smith machte es sich hier wohl einfach ein paar "Antihelden" zu schaffen. Sir Walter Elliot findet leider einen kaum würdigen Gegenpart. Richard Elton in "Possibilities" taucht einerseits kaum auf und wenn wartet der Leser vergeblich auf solch schwungvolle Reden wie jene eines Sir Elliots. Nicht minder musste ich mich über Louise und Helena Grove wundern. Eine Louisa und Henrietta Musgrove könnten wohl nicht männerverrückter und unbekümmerter in ihrem Wagen durch das Einundzwanzigste Jahrhundert rasen als es ihre Smith-Verkörperungen tun. Besonders Louise Grove wirkt oft überdreht, entpuppt sich als wunderliche Rivalin und dies ganz offensichtlich zu Gunsten des Helden, welcher somit zunehmend perfekter strahlen kann. Dies im Sinn, stellt sich die Frage, ob Debra White Smith diesmal daneben gegriffen hat. Doch: Ihr Roman ist zwar vorrangig der Innbegriff einer Berg- und Talfahrt der Gefühle, wo besonders Eifersucht und Ratlosigkeit die Höhen und Tiefen bestimmen, dennoch wird sie trotz der genannten Makel erneut Austens Vorlage gerecht, solange stets bedacht bleibt, dass es sich hier wohl eher um einen von Austen stark inspirierten Roman, als um eine Nacherzählung im engen Sinne, handelt. Ein besonderes Plus, wie in all ihren Romanen, verdient beispielsweise auch hier wieder der stetige Perspektivwechsel - vorrangig zwischen den Hauptcharakteren. Besonders der männliche Part ist eine gern gelesene und bewundernswert gelungene Zugabe – insbesondere dann wenn die Handlung ihren tragischen Höhepunkt durchlebt. Und tragisch ist jener! Smiths Umsetzung des Unfalls in Lyme aus der "Persuasion"-Handlung ist, durch die extravagante Umgestaltung mit dem unglaublich aussichtslos geschilderten Schicksalsschlag, eine Gradwanderung auf der Grenze zwischen Akzeptablen und Spannenden. Sie schafft aber somit eine aufreibende Stimmung. Nur jene aussichtslose Atmosphäre vermag es scheinbar überzeugend zu verdeutlichen welche Aufopferung und Willensstärke verantwortungsbewusstes und aufrichtiges Handeln fordern können. Zudem verpasst Smith so keine Gelegenheit dem "Helden" seine weiße Weste zu verpassen. Weiterhin lassen ihre Überraschungsmomente und ihr Einfallsreichtum, welche nicht nur wundervoll unerwartete Begegnungen für das Romantikerherz zaubern, es nicht zu, dass ein Leser ihr ihre gewagten Ausschweifungen übel nimmt. Es sind keineswegs nur ähnlich klingende Namen und oberflächliche Charakteristiken welche eine Verbindung zu Austen knüpfen. Ihre Darstellungen der Figuren offenbaren zudem durch ihre persönlichen Gedankengänge Interpretationsmöglichkeiten für die Vorbilder. Und wer kann Debra White Smith nachtragen ihren Frederick Wently noch makelloser erscheinen lassen zu wollen als ein Frederick Wentworth es in den Augen der meisten Austen-Leser es wohl ohnehin schon ist? Wently als Pilot erscheinen zu lassen ist nur Einer vieler guter Einfälle für eine Einundzwazigste-Jahrhundert-Verkörperung des "Captain Wentworth". Zu ihm addiert sich dann auch eine Allie Elton als eine anzuerkennende "Auferstehung" einer Anne Elliot, die ihre zunehmende Entschlossenheit und Initiative am Ende des Romans wohl einfach unserer Ära verdanken darf. Eine ganz klare Stärke Debra White Smiths: Vom simplen, abwertenden Blick, über unsicheres Zögern, zum anziehenden Knistern – sie versteht es Gefühle welcher Art auch immer, mit wenigen Gesten und Worten auf den Punkt zu treffen. Nicht weniger als mitfühlen bleibt dem Leser da übrig. Und neben aufreibend und mitreißend, schafft Smith es auch noch witzig und amüsant zu schreiben, was ihre Dialoge wunderbar lebhaft macht. Leider sind an die Bathbegegnungen Austens nicht im entferntesten zu denken, da hier nach der Zusammenführung von Allie mit ihrer Familie, nach dem Besuch ihrer Schwester, alles zu einem recht raschen Schluss kommt, schaut der Leser zum Vergleich in die ‚Persuasion-Handlung". Doch dies gleichen andere Szenerien bei weitem aus und somit ist eines Fakt: „Possibilities“ ist zwar definitive keine Eins zu Eins Umsetzung des Austen Romans „Persuasion“, doch bedenkt der Leser die Vorgaben welche ein Zeitwandel notgedrungen mit sich bringt, kann jeder Anne-und-Frederick-Liebhaber an Debra White Smiths Allie und Frederick und deren Geschichte seine Freude haben. Smith zu lesen ist wie Austen, plus E-mailen und Küssen, verbunden mit dem Ideal integer und anständig zu handeln, was streng an einer religiösen und moralischen Messlatte gemessen wird. (Mella 03/07) |
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