Central Park

von Debra White Smith


Klappentext Mellas Meinung

Central Park - Buchcover

Zitat aus dem Klappentext:

Central Park follows with an intriguing, modern–day story based on Jane Austen’s Mansfield Park.

Ethan Summers captivates Francine’s youthful heart. Drawn together by a love of learning, they become friends. But Francine dreams that Ethan will return her love. When the beautiful Lylleth appears, Francine is dismayed that Ethan falls under her spell.

When a wealthy man comes calling, Francine recognizes his lack of morals and rejects him. Pressured by her uncle to accept such a fortuitous match, Francine cries out to God. Will she marry someone she doesn’t love? Will Ethan discover what true love is in time to intervene?

erstmals erschienen: März 2005
Taschenbuch, Harvest House Publishers, ISBN: 0-7369-0873-3

Dies ist das 3. Buch der The Austen Series von Debra White Smith. First Impressions greift Jane Austens ursprünglichen Titel für Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice) auf. Reason and Romance adaptiert Verstand und Gefühl (Sense and Sensibility) und Northpointe Chalet ist eine moderne Version von Northanger Abbey. In Amanda erzählt sie ihre Version von Emma. Mit Possibilities hat sie Überredung (Persuasion) als letztes Buch ihre The Austen Series vollendet.


Mellas Meinung

Wie vollbringt man es, den ersten Momenten eines Kindes und seiner Anreise im Hause der fremden Zieheltern gerecht zu werden, dabei einerseits einen Grundstein für die folgende Handlung zu legen, aber andererseits dies nicht zu sehr zu überziehen? Wie schafft man es, eine Zeitspanne von circa zehn Jahren gelungen zu überbrücken? Wie, das Dilemma, was ein provisorische aufgeführtes Theaterstück verursachen kann in unsere Zeit zu transportieren?

Nun, Ersteres vollbrachte die Autorin auf kurzweilige Art und Weise und schafft den Einstieg scheinbar mit Leichtigkeit und mit beeindruckender Nähe zum Austen Roman, dabei aber verleiht sie dem Ganzen ihre persönliche Note, ohne die Einführung der Charaktere zu überziehen, schafft es dennoch jedem Leser sofort klar zu machen, dass er hier ‚alten Bekannten’ wiederbegegnet. Zweites – der Übergang vom elfjährigen, verschreckten Mädchen zur jungen Frau – ist absolut gelungen und beweist gleich zu Beginn Debra White Smiths Einfallsreichtum und ist deshalb nennenswert. Was Letzteres angeht: Moral, Ehrlichkeit und Treue, sowie Keuschheit werden wie in allen ihren Romanen groß geschrieben, aber natürlich besonders in dieser Nacherzählung Mansfield Parks, wobei die Austen-Theateridee, neben anderem, natürlich wie gerufen kommt.

Ob Ethan Summers alias Edmund Bertram oder jede einzelne andere Person – von der missgönnerischen Tante über den stumpfsinnigen, stinkreichen aber ungeliebten Verlobten, bis zum beißenden Schoßhündchen – alle sind vereint und einfach vollkommen in ihren Rollen des Einundzwanzigsten Jahrhunderts. Mit dem Umstand, dass Ethan kein Sohn, sondern ein Junge ist, der die Großzügigkeit der Barrimores, alias Bertrams, selbst genießt, weicht die Autorin auch gleich elegant der Hürde einer ‚First- Cousin-Marriage’ aus. Carrie und Hugh Casper – das Geschwisterpaar mit der Lizenz zum Flirten – verdrehen Mansfield Park-gerecht ihren jeweils Auserwählten den Kopf. Carries Hinterhältigkeit, Oberflächlichkeit und ihre größte Sorge: wie sie Ethan zu einem "more physical level" verführen kann, stehen dem Benehmen ihres Bruders kaum nach und wird in vielsagend abwechslungsreichen Szenerien von der Autorin gekonnt verpackt.

Hin und wieder konnte ich nicht fassen von welch einer Blindheit Ethan geschlagen sein musste, wie eingenommen von männlichen Phantasien, um sich letztendlich Carrie immer noch als Traumfrau überhaupt erträumen zu können. Doch finden wir dies nicht in Austens Roman ebenso? Gerade dies, macht die innere Misere der Francine Ponce, welche das Verstecken von Gefühlen verursacht, so authentisch und herzzerreißend. All die Szenen, in denen ‚Franny’ mit ansieht wie ihre große Liebe sich in eine Andere verliebt und sie dabei, als ‚schwesterliche’ Vertraute allzeit bereit zur Verfügung für vertraute Ratschläge steht, können nicht anders als den Leser zum Mitfühlen auffordern. Frannys Versuche, welche meist fehlschlagen, sich aus Selbstschutz zurückzuziehen, brachten mich oft dazu einen bemitleidenden Seufzer unterdrücken zu müssen. Einfühlsam und überzeugend zeigt Debra White Smith welchen Tumult unerwiderte Gefühle verursachen zu vermögen. Zudem leitet die Autorin auf beachtliche Weise das langsame Verschwinden brüderlicher Zuneigung ein und lässt auch Ethan behutsam und vor allem für den Leser glaubhaft erwachen. Seine innere Zerrissenheit und der Drang danach moralisch zu handeln, ließ mich dann auch nicht mehr so sehr Anstoß an seiner zeitweise naiven Passivität nehmen oder daran, wie anderer Wohlergehen und Zufriedenheit für ihn als Entschuldigung dienen. Ethan versucht sich, auf sogar für den Leser nachvollziehbare Weise, selbst zu täuschen, was beeindruckend menschlich wirkt.

Ethans Aussage: "You’re perfect.", trifft genau den Grund, warum schon Jane Austens Mutter den Charakter Fanny als fade beschrieb und Austens eigene Nichte Fanny, schon Fanny Price einfach nicht ausstehen konnte. Debra White Smith ließ auch Raum für dieses Problem, welches viele Leser mit "Fanny Price" noch heute haben: dass sie zu perfekt ist, um sie bedingungslos als Romanheldin zu lieben. Auch Francine ist besonders zu Beginn beinahe zu klug, zu liebenswürdig und zu perfekt. So scheint sogar ihr Unwissen darüber, warum Marie sie scheinbar regelrecht verabscheut, eher nervend naiv als liebenswürdig. Dies mag negativ klingen, ist für mich aber nur ein weiterer Beweis für eine gelungene Nacherzählung.

Auch in ‚Central Park’ ließ sich Smith nicht nehmen für Austens Werk charakteristische Handlungsstücke einzubauen – wie ein gewisser Zeitungsartikel oder das Thema des Heizens in ‚Fannys’ Raum, um nur wenige zu benennen. Was jedoch immer wieder auffällt, je näher die Nacherzählungen am Ursprungsroman sind, desto weniger Überraschungen gibt es folglich. So sind zwar die veränderten Dialoge und lebendigen Umsetzungen der Szenen, wie beispielsweise der Besuch des Rushworth- Anwesens in eine andersartige Besichtigung, zu würdigen und einfallsreich, doch weiß man einfach mit einer gewissen Sicherheit, was sich beispielweise nach dem Betreten einer Kapelle in etwa abspielen wird. Dennoch, es sei betont, die gesamte Handlung ist hinreißend erfrischend und der Schluss, wie nicht anders zu erwarten, eine wunderbare Krönung.

Vermutlich bin ich einfach schon zu sehr von Debra White Smith verwöhnt und schließe deshalb mit folgenden Worten zusammenfassend ab: "Central Park" bietet nicht solche witzig romantischen Szenen wie "Northpointe Chalet" oder solch prickelnd verführerischen wie "First Impressions", welche mich förmlich darum anbettelten nochmals gelesen zu werden, dennoch, ist auch dieses Buch brillant und einfallsreich als Nacherzählung in unsere Zeit umgesetzt. Das Buch ist kurzweilig als Roman und dank der abwechslungsreichen Szenerien, lebhaften, zum mitfühlen auffordernden Dialoge, sowie charaktergetreuen, als auch charakterstarken Besetzung ein wunderbarer Lesespaß. Jeder Romantiker kommt auf seine Kosten, greift er zu Debra White Smith und jeder Jane Austen Liebhaber nicht minderwertiger so! (Mella 11/06)



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