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Autor |
Beiträge |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 21:35:56
Quote: |
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Erstellt
von julemaus09 Sir Thomas ... kennt seine
Schwägerin schon lange genug, denke ich, und weiß
dass Diskussionen sinnlos sind
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Vielleicht glaubt er Mrs. Norris
einfach. Als berufstätiger Mann hat Sir Bertram sicher nicht
die Zeit und Gelegenheit, sich ausführlich über die
Familiensituation seiner Schwägerin zu informieren und sich
ein Bild zu machen.
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
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julemaus09
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Dez 2004 Status: Anwesend Beiträge: 203
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 22:27:30
Danke Bruki, für's Richtigstellen !!!
Dann entschuldige ich mich bei Herrn Grawe
@ Hazel: Aber wenn er sich so viele Gedanken über die
Folgen macht, die durch Fannys Einzug auf MP entstehen könnten, dann wird er sich doch auch über seine Schwägerin seine Gedanken machen, oder? |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 14, 2005 @ 22:30:52
Quote: |
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Erstellt
von Johanna
Kap. 2 S. 18: "In seiner eigenen Handschrift
bestellte er seinem Vetter Grüße und schickte ihm
unter dem Siegellack eine halbe Guinee."
Heißt dieses, dass Edmund das Geld direkt unter
dem Siegellack versteckt hat (zerbröckelt der Lack
dann nicht?) oder ist das einfach nur eine
Redewendung dafür, dass das Geld halt versiegelt
im Brief
lag? | |
Die halbe Guinee war eine kleine flache Münze, deren Wert
in etwas dem Lohn eines Bediensteten für 3 Wochen Arbeit
entsprach... sagt Ashton Dennis... also ein durchaus
großzügiges Geschenk von Edmund an William. - Und auch Deirdre
Le Faye erwähnt diese Episode in ihrem Buch "Jane Austen und
ihre Zeit": Briefumschläge gab es damals noch nicht, die
Briefe wurden aus dem beschriebenen Papier gefaltet und mit
einer Oblate (einem dünnen aufgeklebten Papiersiegel) oder mit
Siegellack verschlossen. Da wäre die Münze wohl rausgefallen,
wenn sie in diesem "Umschlag" gesteckt hätte... Siegellack ist
eine harte, zähe Masse, die nicht so einfach zerbröselt... Ich
stelle mir eher vor, dass William mit der Münze im Lack ein
paar Probleme gehabt haben könnte, das Siegel zu brechen...
Edmunds Münze unter dem Lack kam also erst beim Öffnen des
Briefes durch William wieder zum Vorschein... - Fannys Bruder
William musste den Brief übrigens nicht - wie sonst üblich -
als Empfänger bezahlen, da Sir Thomas Bertram als
Parlamentsmitglied das Privileg besaß, Post "frankieren" zu
dürfen - also für die kostenlose Beförderung freizustellen...
deswegen seine Unterschrift auf dem Brief...
Bruki
PS: Das mit der Beschaffenheit und Haltbarkeit des
Siegellacks ist eher Deine Fraktion, Johanna, da solltest Du
mal ein paar Versuche anstellen und uns die Erfolge
berichten...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 15, 2005 @
12:34:40
Quote: |
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Hazel
schrieb: Als berufstätiger Mann hat Sir Bertram
sicher nicht die Zeit und Gelegenheit, sich
ausführlich über die Familiensituation seiner
Schwägerin zu informieren und sich ein Bild zu
machen.
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Mit Schwägerin meinte ich Mrs. Price.
Meintest du die auch?
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
|
Benjamin
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: männlich Herkunft: Heidelberg
Registriert: Feb 2005 Status: Abwesend Beiträge:
134
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 15, 2005 @
13:52:03
Alle Hinweise schon gegeben,
alle Übersetzungen gewälzt, bevor ich wieder reinschaue...
- kann leider nicht versprechen, dass ich in Zukunft
(bis Weihnachten etwa) jeden Tag im Internet sein werde,
verspreche aber, so häufig wie möglich reinzuschauen - und den
Group Read lasse ich natürlich keinesfalls aus!
Noch eine Anmerkung zum 3. Kapitel: Direkt am Anfang (vorm
Abkratzen... ) wird erklärt, warum Tom Bertram seinem Bruder die
finanzielle Absicherung weggenommen hat. Ich weiß nicht, ob
ich das (nach dem 4. oder 5. Mal lesen) richtig verstanden
habe: Ist es richtig, dass Sir Bertram das Recht hatte, die
Stelle im Pfarrhaus zu vergeben, und auch, dafür Geld von den
Bewerbern zu nehmen (ich glaube, im Deutschen Sprachgebrauch
hat man es mit "Pfründen" zu tun - steht das auch in den
Übersetzungen?). Oder stehen ihm die Einkünfte dieses
Pfarrsprengels zu, und er "vermietet" sie dann (das wäre die
eigentliche Bedeutung von Pfründen)? Jedenfalls musste dieses
Privileg verpfändet werden (oder wurde es an Dr. Grant
vermietet, wie eben von mir vermutet?) Wahrscheinlich bringen
die Übersetzungen mehr Licht in den englischen Text - ich
wünschte, ich hätte zumindest Anmerkungen dabei...
Zu Sir Thomas´ Hoffnungen auf Vettern-Liebe: Ich finde das
in keiner Weise komisch! Zum einen denkt ein auf Fortbestand
der Familie bedachter Vater an die Zukunft seiner Söhne (die
sich durchaus ja schon dem Heirats-Alter nähern). Zum anderen
- was liegt näher als diese Fortbestands-Sicherung mit
Familienmitgliedern (wenn auch von der Seite seiner Frau) in
Erwägung zu ziehen. Das ist zur Austen-Zeit keine Seltenheit
gewesen (ich schaue vielleicht dazu auch mal in Deirdre La
Faye rein, das ich kürzlich geschenkt bekam) - man denke nur
an Mr. Collins und seine ursprüngliche Wahl einer der
Bennett-Schwestern zu ehelichen. Oder an Lady Catherine, die
die Familie durch eine Ehe zwischen ihrer Tochter und ihrem
Neffen fortführen, ja, vereinigen will! Ich glaube kaum, dass
JA mit dieser Stelle auch nur im entferntesten einen Lustmolch
andeuten wollte.... Mit diesen tiefsinnigen Gedanken
verbleibe ich euer Benjamin |
Johanna
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: fischkopp (naja, fast)
Registriert: Jun 2005 Status: Abwesend Beiträge:
349
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 15, 2005 @
14:41:20
So, ich hab jetzt das 4. noch
nicht gelesen, und den Schlie, Brockhaus oder LeFaye hab ich
jetzt zu Pfründen und derartigem auch noch nicht befragt
(jetzt weiß ich wieder, was ich vorher noch erledigen
wollte...), aber wie die Briefe aussehen, war mir schon klar
(ich weiß nicht ob ich mich über einen solchen
Schachbrett-Papiersparerbrief rückhaltlos gefreut hätte...),
und das der gute Eddie auch großzügig war wird dankbarerweise
hinten im Reclam erklärt.
Der Siegellack ist nur zäh, wenn er frisch von über der
Kerze aufs Papier tröpfelt und dann geprägt wird. danach is
der bröcklig wie nix. Ich hab neulich ca. 25 Gesellenbriefe
"versiegelt" und mich ordentlich damit geplagt - mal abgesehen davon, dass der Lackstab bestimmt
minderwertiger Qualität war (hat zu doll geblökert und war
wirklich widerlich rot) müßte man wohl mit den Geldgewichten
und der Lackmasse experimentieren...
Noch mal zu den Pfarren: Das muß hier ja (zumindest in MV)
ähnlich gewesen sein. Zumindest konnte ich mir erst nach
Austenlektüre erklären, warum die Landpfarren in Größe und
Pracht meistens direkt auf die Herrenhäuser folgen (Wenn denn
der Zweitgeborene gerne mal darüber versorgt wurde).
Interessant ist das schon, in welcher Weise es einem im Alltag
die Augen öffnet! Ich geh jetzt den Schlie wälzen...
-------------------- "Hütet Euch vor einer ersten Liebe,
und Ihr werdet von einer zweiten nichts zu fürchten haben."
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
"Thats too easy." - Dustin Hoffman in 'The Messenger'
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 15, 2005 @
16:30:35
... Das mit den Pfründen sehe
ich auch so: In S&S gibt es eine Stelle, wo der Wert einer
solchen zu vergebenden Pfarrstelle (von Mr. John Dashwood bei
einer Spekulation darüber wie freigiebig Oberst Brandon wohl
gewesen war, als er eine Pfründe an Edward Ferrars gab) genau
beziffert wird: ich meine mich zu erinnern, dass es 10.000(?)
Pfund waren...
Das Recht eine Pfarrstelle zu vergeben, wurde damals wie
bares Geld gehandelt... Und wenn Sir Bertram so eine
verpfänden musste, dann fehlen ihm natürlich die Einnahmen aus
der Pfründe... Ich denke aber, Dr. Grant hat dafür direkt eine
Summe an Sir Bertram gezahlt, dass er die Pfarre bekommt.
Darüberhinaus wird er auch einen jährlichen Zehnten an den
Grundherren zu entrichten haben, den er wiederum von den
Bauern/Pächtern des Sprengels eingetrieben hat...
Und so konnte Edmund die fragliche Pfarre erstmal nicht
bekommen und hatte so einen Verlust an Einkommen. Und darum
ging es bei der Zurechtweisung des missratenen älteren Sohnes.
-----------
Quote: |
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Der
Siegellack ist nur zäh, wenn er frisch von über
der Kerze aufs Papier tröpfelt und dann geprägt
wird. danach is der bröcklig wie nix. Ich hab
neulich ca. 25 Gesellenbriefe "versiegelt" und
mich ordentlich damit geplagt
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Uiii, Johanna, Du bist aber schnell...
Das mit dem Siegellack ist vielleicht auch eine Frage der
Übung: So wie sich Edmund Bertram geschickt beim Versiegeln
anstellt (geübt ist geübt), würde er wahrscheinlich Deinen
neuen Mercedes erstmal gegen einen Baum setzen, wenn Du ihn
ans Steuer ließest (Führerschein hin oder her)...
---------------
@Benjamin: Das mit der möglichen Heirat von Fanny und einem
der Bertram-Söhne sehe ich eher umgekehrt: Sir Bertram wird
bei seinen Geldsorgen sicher nicht unbedingt eine arme
Verwandte als Ehefrau für seinen Nachwuchs im Auge gehabt
haben. Sein Bestreben ging wohl eher in die Richtung, dass
seine Söhne reiche und gutgestellte Ehefrauen bekommen... Er
hat ja mit seiner eigenen Ehe nicht gerade zum Vorteil von
Mansfield Park geheiratet und wird diesen Fehler bei seinen
Söhnen tunlichst vermeiden wollen... Später agiert er ja auch
so, indem er gegen Mary Crawford als gute Partie nichts
einzuwenden hätte...
-----------------
Interessant ist auch noch diese Passage und die Frage:
Woher hat denn Tante Norris so genau bescheid gewusst über die
Zustände in der Familie Price?
„Ihre Wohnorte lagen so weit
auseinander und die Kreise, in denen sie sich bewegten, waren
so verschieden, dass es ihnen fast jede Möglichkeit nahm, in
den folgenden elf Jahren voneinander etwas zu hören, oder es
zumindest für Sir Thomas als ein Wunder erscheinen ließ, wenn
Mrs. Norris hin und wieder in der Lage war, ihnen mit
ärgerlicher Stimme zu erzählen, dass Fanny wieder einmal ein
Kind geboren habe.“
Hehehe, ein Wunder?! Oder gab es eine geheimgehaltene
Korrespondenz zwischen den beiden Schwestern?
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
julemaus09
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Dez 2004 Status: Anwesend Beiträge: 203
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 15, 2005 @
17:23:04
@ Hazel: Da haben wir
aneinander vorbei geredet: Ich meinte Mrs. Norris Und bei der ist jede Diskussion sinnlos weil sie
immer ihren Kopf durchsetzen muss |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 15, 2005 @
20:47:40
Quote: |
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Erstellt
von Benjamin
Ich weiß nicht, ob ich das (nach dem 4. oder 5.
Mal lesen) richtig verstanden habe: Ist es
richtig, dass Sir Bertram das Recht hatte, die
Stelle im Pfarrhaus zu vergeben, und auch, dafür
Geld von den Bewerbern zu nehmen (ich glaube, im
Deutschen Sprachgebrauch hat man es mit "Pfründen"
zu tun - steht das auch in den Übersetzungen?).
Mit diesen tiefsinnigen Gedanken verbleibe ich
euer Benjamin
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Da ich von Pfründen nicht verstehe,
schreibe ich dir mal die deutsche Übersetzung (in
blau):
Die Pfarre war Edmund zugedacht, und
wäre sein Onkel einige Jahre früher gestorben, dann hätte man
sie wie üblich einem Freund zur Verwaltung übertragen, bis
Edmund alt genug für die Ordination war. Aber Toms
Verschwendung war vor dem Ereignis so groß gewesen, daß anders
über die frei werdende Pfarre verfügt werden und der jüngere
Bruder helfen mußte, die Vergnügungen des älteren zu
finanzieren. Es gab nämlich noch eine andere Pfarre, die für
Edmund freigehalten wurde, aber obwohl diese Tatsache Sir
Thomas´ Gewissen etwas erleichterte, verhehlte er sich die
Ungerechtigkeit seiner Entscheidung nicht, und in der
Hoffnung, dabei mehr Erfolg als bei seinen bisherigen Worten
und Taten zu haben, versuchte er ernsthaft, auch seinen
älteren Sohn davon zu überzeugen.
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
|
Benjamin
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: männlich Herkunft: Heidelberg
Registriert: Feb 2005 Status: Abwesend Beiträge:
134
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 16, 2005 @ 13:22:19
Danke an Bruki, Johanna und Hazel!
Nächstes Thema (wir sind ja nominell schon im 4. Kapitel
und damit bei einem meiner Lieblingsthemen): Findet ihr nicht
auch, dass Fanny so ganz anders ist
als Jane Austens andere "Heldinnen"? Sie ist so wahnsinnig
schüchtern und einfallslos (Ede, wie Jo immer sagt , ist da ja ganz ähnlich) - ganz ohne das, was JA
sonst mit "wit", also Geist, Esprit, Witz, zu bezeichnen
pflegte, ganz anders als Emma, Lizzy und sogar Elinor
Dashwood. Habe mich vorgestern mit einer Bekannten darüber
unterhalten, die letzten Sommer ein Seminar an der Uni über
Jane Austen (ja, das gibt es! ) gemacht hat. Und die stimmte mit mir darin
überein, dass eigentlich Miss Crawford die heimliche
Sympathie-Trägerin, obwohl nicht die Hauptfigur, ist! Das wird
nachher noch deutlicher, aber das dann am geeigneten Orte...
Benjamin |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 16, 2005 @ 14:52:29
Hallo Benjamin,
Quote: |
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Und die
stimmte mit mir darin überein, dass eigentlich
Miss Crawford die heimliche Sympathie-Trägerin,
obwohl nicht die Hauptfigur,
ist! | |
Warum das so ist, ist eine sehr spannende Frage, die wir
unbedingt etwas später noch ausführlich diskutieren sollten...
Ich werfe hier schon mal ein-zwei Argumente ins Rennen: So wie
wir Fanny Price beurteilen, so beurteilt sie umgekehrt auch
uns, die Leser. (Ich finde - nebenbei gesagt -, dass alle
Werke Jane Austens heute noch gelesen werden, weil sie uns in
unserer Zeit etwas für uns wichtiges zu sagen hat.) Und Fanny
Price ist ein überirdischer Charakter, sie ist in ihren
moralischen Ansprüchen an sich und ihre Umgebung so rigoros,
dass keiner von uns da mithalten kann... außer ich, natürlich
Evtl. hängt dieser Zug ihres Charakters auch mit ihrer
traurigen Kindheit zusammen: von der Mutter als Kind
verstoßen, von allen verachtet und ihren Mitbewohnern
geschuriegelt, auf sich allein gestellt... ohne
Grundvertrauen... woran sollte sich das arme Kind halten, wenn
nicht an seinen eigenen hohen moralischen Grundsätzen? ... an
jemanden wie Fanny Price hätte wohl jeder Psychoanalytiker
seine Freude...
Fanny Price kann uns kleine Opportunisten schon mächtig auf
die Nerven gehen, diese kleinen Heilige... Das kann doch nicht
echt sein? Das muss doch mehr Schein- als -Heilig sein!? Nun,
ist es aber nicht: Fanny hält ihre hohen Ansprüche an sich und
andere bis zuletzt aufrecht... - Und - mal ehrlich - würden
wir diese Fanny Price nicht schon gerne mal kreuzigen, wenn
wir damit unsere Gemütsruhe wiedererlangen und ihren fragenden
Blicken entgehen könnten? - In den meisten heutigen Cliquen
würde man wohl zusehen, Fanny, diese olle Spaßbremse,
möglichst schnell loszuwerden...
Während eine wie Mary Crawford uns da schon eher behagt.
Vor der braucht man keine Angst zu haben, die ist ja wie wir
es auch sind: Moral ist nur gut wenn es mir nützt, was schert
mich die Meinung der Welt wenn ich meinen Willen durchsetzen
kann, Betrug ist es nur wenn man erwischt wird... Machen ja
alle so, also stell dich nicht so an... Hauptsache lustig...
Mit Mary kann man Pferde stehlen gehen oder im Kaufhaus
Kosmetika... - Als ob Jane Austen heute durch die Welt
gegangen wäre - oder waren die Menschen damals auch schon so?
Mich würden die Meinungen zur Frage "Fanny Price als
moralische Instanz" interessieren...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Johanna
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: fischkopp (naja, fast)
Registriert: Jun 2005 Status: Abwesend Beiträge:
349
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 16, 2005 @ 16:43:56
Also genau Benjamins Thema steht auch
auf meinem Zettelchen. Auch wenn sie mir nicht gleich als
eigentliche Heldin ins Gesicht springt ist ihr Redewitz doch
eher mit Lizzys zu vergleichen.
Quote: |
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Während eine
wie Mary Crawford uns da schon eher behagt. Vor
der braucht man keine Angst zu haben, die ist ja
wie wir es auch sind: Moral ist nur gut wenn es
mir
nützt | |
Und damit dachte ich auch nur an den Wortwitz, und nicht im
Geringsten an die moralische Ebene, denn ich denke darauf
wollte auch Benjamin hinaus. Über Fanny werde ich gewiss noch
ne Weile grübeln und mich jetzt noch nicht zu einem
Generalurteil hinreißen lassen. Zumindest zu keinem mit
Bestandsgarantie. Nur vom letzten Lesen her (und ich muss
gestehen, ich war dabei glaub ich nicht sehr ausdauernd und
wissbegierig oder charakterinteressiert), ging Fanny mir nicht
auf die Nerven, weil sie selbstgerecht ist (was ihr ja öfter
vorgeworfen wird) sondern humorlos. Ich kann mit so etwas
nicht umgehen. Und auch wenn man über Marys Witzeleien lacht
und ihren Geist bewundert, täuscht das doch nicht über ihre
fehlende Moral oder, Gott, wie drückt man das richtig aus (ich
würde wahrscheinlich in einem Jahr noch immer an dieser
Passage knobeln), ihren fehlenden Willen nach Herausforderung
und Selbstreflexion hinweg. Ich fand sie eigentlich trotzdem
nie behaglich! Aber Bruki hat wohl eine Schwäch für oder
besser das Schöne in all den Marys, Fannys und Mollys gesehen.
Übrigens bin ich schon auf die Mary Bennet in der neuen
Verfilmung gespannt. Immerhin trägt sie keine Brille und wird
als außenstehende Beobachterin und typisches Mittelkind
beschrieben und nicht als Nerd mit "Fordyces(?) Sermons" auf
dem Nachttisch.
So. Irgendwas wollt ich jetzt noch sagen, aber wie das so
is... Zurück zum Zettel:
Kapitel 5 S. 50:
Quote: |
|
"Wäre sie
(Miss Crawford) groß, üppig und blond gewesen,
dann hätte sie vielleicht eine Zumutung (für das
Ego der Miss Bertram) sein können, aber so kam ein
Vergleich gar nicht in
Frage." | |
Also, das riecht wohl eindeutig nach einem optischen
Besetzungsfehler unter Miss Rozema (da lässt sich Miss Jane
einmal zu einer Beschreibung von Äußerlichkeiten herab...).
Wie sahen die Miss Bertram eigentlich in der alten Verfilmung
aus. Und nebenbei: Wie lang war die? Mini-Serie oder
Spielfilm? Das Buch schreit ja eigentlich nach adäquater
Mehr-als-Mini-Serie.
Was haltet ihr eigentlich von dem Gerücht, Jane Austen
hätte nie ein Wort an einen Mann gerichtet, wenn keine
Geschlechtsgenossin anwesend war, angesichts der Tatsache,
dass ihre Heldinnen dies doch unentwegt tun und Miss Crawford
es sogar gleich mit den BEIDEN Mr. Bertram gleichzeitig
aufnimmt???
-------------------- "Hütet Euch vor einer ersten Liebe,
und Ihr werdet von einer zweiten nichts zu fürchten haben."
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"Thats too easy." - Dustin Hoffman in 'The Messenger'
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Julia Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, September 17, 2005 @ 14:17:50
woher hast du denn dieses gerücht?? wie
man in ihren briefen lesen kann war das ganz und gar nicht so,
besonders als junge frau war sie eher lizzie bennett sehr
ähnlich.
was fanny betrifft: ich habe letztes jahr an der uni eine
jane austen-seminar belegt, in dem es unter anderem auch um
mansfield park ging. ich suche mal die stelle aus dem reader
heraus, aber einige kritiker und forscher sehen den charakter
"fanny" bzw. die opposition zu mary crawford, die viel mehr
ein typischer austen-charakter zu sein scheint als einen teil
der ironie in jane austens' werken.
(hallo übrigens )
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, September 17, 2005 @ 16:01:53
... eben, ein Gerücht... Es gibt den
Brief eines Nachbarn, der sie mit einem Schirm- oder
Kleiderständer verglich, der ohne Aufmerksamkeit zu erregen
in der Ecke stand... und als man erfuhr, dass sie die Autorin
der berühmten Romane war, man ihn immer noch nicht beachtete,
aber sich vor ihm zu fürchten begann... Na ja, es gibt aber
auch die Briefe der vielen Cousinen und Neffen, die ihre nette
und freundliche Tante Jane aufs höchste verehrten...
Ich denke es ist ein Gerücht...
Wie Jane Austen gewesen ist, könnte T.C. Boyle erfasst
haben: I dated Jane Austen oder Ashton Dennis: Jane Austens 11. Brief
Bruki
PS: In Mansfield Park soll es jedoch die einzige Stelle
geben, in der sich zwei Männer allein unterhalten... In allen
anderen Büchern Jane Austens sind immer Frauen anwesend...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, September 17, 2005 @ 18:52:29
Zu Kapitel 5: Miss
Crawford scheint es ja sehr wichtig zu sein, festzustellen,
dass Fanny nicht in die Gesellschaft eingeführt war.
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
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Julia Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, September 17, 2005 @ 21:05:52
Quote: |
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PS: In
Mansfield Park soll es jedoch die einzige Stelle
geben, in der sich zwei Männer allein
unterhalten... In allen anderen Büchern Jane
Austens sind immer Frauen anwesend... | |
soll es?? das halte ich ebenfalls für ein gerücht... nein, im ernst: welche meinst du?!
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, September 17, 2005 @ 23:48:44
Quote: |
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Erstellt
von Julia
soll es?? das halte ich ebenfalls für ein
gerücht... nein, im ernst: welche meinst
du?! | |
In MP am Beginn des 20. Kapitels schimpft Sir Thomas seinen
reumütigen Sohn Edmund unter vier Augen aus... Das soll
angeblich die einzige Stelle in einem Jane Austen Roman sein,
wo sich zwei Männer alleine - ohne anwesende Frauen -
miteinander unterhalten...
Ob das stimmt weiß ich aber nicht, hab jedoch noch nie das
Gegenteil gehört... Falls Du weitere Stellen auftreiben kannst,
wäre die Gemeinschaft Dir bestimmt dankbar und würde dir
Kränze flechten... oder den Jane-Austen-Nobell-Prize
verleihen...
Bruki
PS: Auf Deine akademischen Anmerkungen zu MP bin ich
gespannt...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, September 18, 2005 @ 18:35:35
In Kapitel 6 geht es
darum, dass Mr. Rushworth seinen Garten neu anlegen möchte,
und dass sie alle dorthin fahren wollen, um bei der Planung
dabeizusein. Nur Fanny wird nicht einbezogen.
In Kapitel 7 verliebt sich Edmund in Miss Crawford und
stellt ihr zum Reiten das Pferd zur Verfügung, das
normalerweise Fanny reitet. Nachdem Fanny nach einigen Tagen
mit Kopfschmerzen auf dem Sofa liegt, erkennt Edmund, dass er
sie vernachlässigt, und seine Tante sie ausgenutzt hat.
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, September 18, 2005 @ 19:33:01
Quote: |
|
Erstellt
von Hazel
Zu Kapitel 5: Miss Crawford
scheint es ja sehr wichtig zu sein, festzustellen,
dass Fanny nicht in die Gesellschaft eingeführt
war.
| |
Nun, Mary Crawford fragt danach... Und das hängt damit
zusammen, dass Fannys Status im Haushalt nicht genau geregelt
wurde. Für die Bertrams ist Fanny viel zu unwichtig als das
sie sich darüber Gedanken machen würden - außer Edmund
natürlich... Und Mary als Fremde ist natürlich etwas verwirrt
über Fannys Situation - sie weiß nicht, wie sie sie einordnen
soll... - Ihre Frage nach Fannys Status zeigt auch, dass Mary
Crawford eine ganz scharfsichtige Beobachterin ihrer Umgebung
ist und keine Dumpfbacke...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, September 18, 2005 @ 19:46:11
Quote: |
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Erstellt
von Hazel
In Kapitel 7 verliebt sich
Edmund in Miss
Crawford... | |
Ich denke, er beginnt sich zu verlieben, erst später
umgarnt ihn Mary... Aber er beginnt schon, sie sich
schönzureden, wie das Gespräch im 7. Kapitel, das er mit Fanny
über Mary führt, zeigt... Achtet mal darauf, wie Edmund Marys
Injurien gegenüber ihrem Onkel rechtfertigt... Der "mutwillige
Geist" Marys wird im weiteren Roman quasi zu ihrem
Markenzeichen... Und die gute Fanny hat mal wieder den 7.
Sinn, mit dem sie den Sprung im Charakter Marys sofort
herausfindet... Doch der arme Edmund scheint sich schon auf
dem direkten Weg in eine große Leidenschaft zu befinden, die,
wie man allgemein annimmt, blind macht...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 19, 2005 @ 21:12:38
Ja, da stimme ich
mit dir überein, Bruki, Edmund beginnt sich zu verlieben.
Fanny ist zwar leicht gekränkt, weil das Pferd nun Miss
Crawford zur Verfügung steht, und nicht mehr ihr selbst (das
wird in ein/zwei Sätzen erwähnt und kann daher leicht
überlesen werden), aber sie sagt nichts. Nun, ich kenne
viele Situationen, in denen ich auch nichts gesagt habe, also
kann ich es nachvollziehen. Aber ich finde es trotzdem sehr
schade, dass Fanny nichts sagt.
Und dass Miss Crawford nachfragt, ob Fanny eingeführt ist,
kann ich jetzt auch nachvollziehen. Sie wollte informiert
sein.
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
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Julia Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 01:11:04
Wie versprochen hab ich den Essay über
Mansfield Park rausgesucht. Er ist sehr lang, ich habe mal nur
das rausgetippt, was für obige Diskussion interessant ist (ich
habe nur grob sinngemäß übersetzt):
Margaret Kirkham - Feminist Irony and the Priceless
Heroine of Mansfield Park
Quote: |
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Jane Austen
teases us about Fanny. We are given a heroine who,
in some respects looks like an examplary
conduct-book girl, but this is deceptive. Fanny is
not a true conduct-book heroine and, insofar as
she resembles this ideal - in her timidity,
self-abasement and excessive sensebility - her
author mocks her, and us if we mistake these
qualities for virtues.
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(Fanny wirkt zwar auf den ersten Blick wie einem Benimmbuch
entsprungen, aber Jane Austen spottet über sie - und über den
Leser, wenn er ihre Eigenschaften - Schüchternheit,
Bescheidenheit, übertrieben Sensibilität - als Tugenden
ansieht.)
Quote: |
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Fanny's
apparent saintliness is closely connected with her
sexual desirableness, as Crawford shows, when he
tells his sister that and why he is in love. (...)
His view of her is deeply sentimental, for he sees
her as something like an ideal women - innocent,
virtuos and crying out for protective love, he
even discovers that she has "some touches of the
angel" in her. This blunder of Crawford cannot
pass unnoticed. From the Juvenilia to the mature
works, only fools or villains make this analogy.
It is pointedly avoided by all the Austen heroes
but used to define the defects of the more complex
anti-heroes, like Wiilloughby, Crawford and Frank
Churchill.
| |
(Fanny ist für Crawford als Frau attraktiv, weil er genau
diese Eigenschaften als ideal weiblich ansieht: unschuldig,
tugendhaft und schutzbedürftig. Wenn er sie mit einem Engel
vergleicht wird sein Fehler besonders deutlich - in Jane
Austens Werken ziehen nur die lächerlichen und verworfenen
Charaktere diesen Vergleich, alle positiven Helden vermeiden
ihn strikt.)
Quote: |
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The true hero
is never shown as encouraging Fanny in her partly
self-imposed fragility and timidity. He gets her a
horse, encourages her to ride regularly and tells
her to speak up for herself, even to her uncle.
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(Edmund nimmt sie ernst und ermutigt sie nicht, ihren
körperlichen und mentalen Schwächen nachzugeben. Er sorgt
dafür das sie regelmäßig reitet und ihre Meinung vertritt,
auch ihrem Onkel gegenüber)
Quote: |
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Austen is
also pointedly concerned with fraternity. What
ought to be, and sometimes is - as in the
relationship between Fanny and her brother William
- the paradigm of equal, affectionate relationship
between men and women is always held up as an
ideal. (...) With William, Fanny experiences
"felicity" which she has never known before, in an
"unchecked, equal, fearless
intercourse". | |
(In der Schilderung von Fanny's Beziehung zu ihrem Bruder
William wird deutlich, was auch allgemein für Jane Austen das
Ideal einer Beziehung zwischen Mann und Frau ist:
Geschwisterlichkeit, weil es am wahrscheinlichsten eine
gleichberechtigte, offene, furchtlose Beziehung ist.)
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
Julia Jane-Austen-Fan
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 01:39:35
Im selben Essay gibt es auch noch einen
sehr interessanten Abschnitt über Sklavenhandel (der immer
wieder angedeutet wird wenn es um Sir Thomas' Besitz in
Antigua geht) bzw. die Parallelen zu Fanny und ihrer
Geschichte. Er passt vielleicht noch nicht so gut, da das
Thema ja erst später auftaucht, aber ich schreibe es trotzdem
schonmal (die "Übersetzungen" sind nur grob sinngemäß):
Quote: |
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In 1772 there
was a famous legal judgement which established
that slavery was illegal in England, in a case
concerning a black slave, James Somerset, the
question being wether, having been brought to
England he could still be held "owned" by his
master. Chief Justice Lord Mansfield(!!) resolved
that "England was too pure an air for slaves to
breathe in, the moment they put their feet on
english ground they are free".
| |
(Seit 1772 war Sklavenhandel illegal in England. Es gab
eine berühmten Fall in dem der Oberste Richter Englands - Lord
Mansfield(!) - entschied, dass Sklaven, die von ihren
"Besitzern" nach England gebracht werden frei sind, sobald sie
den Fuß auf englischen Boden gesetzt haben. "Die englische
Luft ist zu rein um von Sklaven geatmet zu werden" )
Quote: |
|
In "Mansfield
Park" the patriarch is the owner of Antiguan
plantations and of slaves who work them. When he
returns to England, his niece puts a question to
him about the slave trade. We are not told what
the question is, nor what answer was given, but
the making of Sir Thomas a slaveowner abroad and
the unstated question of Fanny, her status is
implicity contrasted, yet also compared with that
of the Antiguan
slaves. | |
(Sir Thomas hat Plantagen in Antigua - und Sklaven die sie
bewirtschaften. Nach seiner Rückkehr stellt Fanny eine Frage
zum Sklavenhandel. Wir erfahren zwar nicht, welche Art Frage
es war, oder welche Antwort sie bekommen hat, aber allein die
Tatsache, das Sir Thomas Sklaven besitzt und Fanny sich dafür
interessiert, kontrastiert und vergleicht ihre Situation mit
der der Sklaven.)
Quote: |
|
The nnarrator
makes a great point of the wholesomeness of
English air, which is frequently associated with
health and liberty. Fanny's need for fresh air is
stressed again and again, often in ironic
contexts. After bearting her for not accepting
Crawford, Sir Thomas tells her to get some
exercise outside, where "the air will do her
good", and Henry Crawford says of her, thet she
"requires constant air and exercise, ought never
to be long banished from the free air and liberty
of the country". Of course, he means the
countryside, but Austen expects the intelligent
and enlightend reader to see a bit
further. | |
(Es wird großen Wert auf die Gesundheit der englischen Luft
gelegt, Fannys Bedürfnis danach wird immer wieder betont,
manchmal sogar in einem ironischen Kontext. Nachdem er sie
beschimpft hat, weil sie Henry Crawford's Antrag nicht
angenommen hat, empfiehlt Sir Thomas Fanny einen Spaziergang
an der frischen Luft, der ihr gut tun würde. Und Henry
Crawford selbst sagt, dass sie regelmäßige Bewegung an
frischer Luft benötige und niemals lange von der frischen,
freien Luft und der Freiheit s ferngehalten werden darf. Er
meint natürlich das Landleben ansich, aber Jane Austen
erwartet, dass der aufmerksame und informierte Leser mehr
darin liest.)
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
Benjamin
Jane-Austen-begeistert
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 14:58:00
How very interesting
indeed!!! Vielen Dank, Julia (und übrigens auch von mir ein
sehr herzliches Willkommen!!!)!
Kap. 8 (Ich finde die "Tradition" gut, kurz in einem
Sätzchen zusammenzufassen, worum es in dem Kapitel geht -
danke, Hazel!) Der Plan, dass die ganze
Mansfield-Gesellschaft nach Sotherton zum Besitz der
Rushworths kommt, wird forciert und schließlich ausgeführt.
Beschreibung der Fahrt
Besonders lustig und interessant fand ich hier die kleinen
Andeutungen von Eifersüchteleien zwischen den Schwestern
Bertram, die ja später während des Besuchs beinahe zum Eklat
führen... Gruß, Benjamin |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 18:22:41
Hallo Julia,
mal 'ne Frage zu dem Essay aus dem Du zitierst... Kann es
sein, dass der Essay von einer Freundin und Gesinnungsgenossin
Miss Rozemas geschrieben wurde? - oder sich auf deren Film und
nicht das Buch Jane Austens bezieht?
Bruki
PS: Zum Vorwurf der Sklaverei gegen Sir Thomas hab ich auch
noch was (dann aber aus Jane Austens Sicht) anzumerken, wenn
es (später im Buch) akut wird...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 18:31:52
... Die Fahrt nach Sotherton ist
übrigens ein sehr schönes Stück aus Jane Austens literarischem
Schatzkästchen... Steht der Schilderung des Ausfluges nach Box
Hill oder Elizabeth Reaktion auf Darcys Brief in nichts
nach...
Wunderbar, wie sie die Rolle der Fanny als unbeteiligte
Beobachterin nutzt, die alles sieht und alles versteht... Und
wie die anderen um die unbeweglich dasitzende Fanny
herumtanzen und ihre kleinen Spielchen machen, Fanny als
"unwichtiges" Nichts ignorierend... Und wie Jane Austen Fannys
Perspektive nutzend uns in das ganze Gewebe der persönlichen
"Verstrickungen" der "handelnden" Personen hineinführt: Mary
erfährt von Edmunds Plänen, Pfarrer zu werden, sie bezirzt ihn
im Park, Henry Crawford macht Maria in der Kirche ihres
künftigen Ehemanns(!) klar (evtl. geht es sogar bis zu
Handgreiflichkeiten(?) oder heimlichen Knutschereien im
Wäldchen) ... Und das alles so wunderbar dicht von einem Punkt
aus geschildert... Ich bin ganz hin und weg bei der Fahrt nach
Sotherton...
Ein echtes Kleinod aus der Schatztruhe Jane Austens, dass
unsere Lady uns da gewoben hat...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Julia Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 18:55:19
Quote: |
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mal 'ne
Frage zu dem Essay aus dem Du zitierst... Kann es
sein, dass der Essay von einer Freundin und
Gesinnungsgenossin Miss Rozemas geschrieben wurde?
- oder sich auf deren Film und nicht das Buch Jane
Austens bezieht? | |
Ist jeder, der die Dinge aus der Sicht einer Frau sieht für
Dich gleich eine Feministin (für Dich anscheinend
gleichbedeutend mit "männerverachtend" )?? Wenn Du Jane Austen
liest und schätzt, solltest Du Dich doch eigentlich dazu
durchgerungen haben zu akzeptieren, dass es verschiedene (in
diesem Fall wohl: weibliche und männliche) Sichtweisen auf die
Dinge gibt. Die eine will die andere nicht herabwürdigen.
Und um Deine Frage zu beantworten: Nein. Die Autorin ist
Professorin in Cambridge und meines Erachtens zu intelligent
um sich zu plakativen Interpretationen à la Miss Rozema
herabzulassen.
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mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
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austen |
Julia Jane-Austen-Fan
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 19:00:08
zu dem Ausflug nach Sotherton: Ist Euch
aufgefallen, dass die Ereignisse des Tages, die späteren
Verläufe symbolisch vorwegnehmen? (genauso wie ja auch das
Theaterstück später) Edmund vergisst vorrübergehend Fannys
Bedürfnisse wegen Mary, Maria klettert mit Henry über den Zaun
und lässt Mr. Rushworth allein zurück, usw.
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other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
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Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 21:04:25
Nein, das ist mir
nicht aufgefallen. Da werden wir wohl später (beim
Theaterstück) nochmal drauf zurückkommen, oder? Das Essay ist
eine interessante Aufschlüsselung, gut (nein, unschätzbar!),
dass gleich eine Übersetzng mitgeliefert wurde . Der letzte Teil (mit der frischen Luft) soll wohl
andeuten, dass Fanny eher eine Gefangene war?
@ Benjamin: Die kurzen Kapitelbeschreibungen sollen helfen,
bestimmte Stellen wieder zu finden, falls man eine Szene
nachlesen möchte.
@Bruki: Die Szenen in der Natur haben mir auch gut
gefallen.
Kapitel 9: Besichtigung des Hauses und Gang ins
Wäldchen.
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
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MierschB
Jane-Austen-verrückt
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 21:19:12
Quote: |
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Ist jeder,
der die Dinge aus der Sicht einer Frau sieht für
Dich gleich eine Feministin (für Dich anscheinend
gleichbedeutend mit "männerverachtend"
)?? | |
... schön gesagt... Woraus schlussfolgerst Du, dass ich
„Feministin“ mit „Männerverachtend“ gleichsetze?
Aber bleiben wir beim Thema des Threads:
Quote: |
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Fanny wirkt
zwar auf den ersten Blick wie einem Benimmbuch
entsprungen, aber Jane Austen spottet über sie -
und über den Leser, wenn er ihre Eigenschaften -
Schüchternheit, Bescheidenheit, übertriebene
Sensibilität - als Tugenden
ansieht. | |
Das klingt sehr spekulativ... Jane Austen spottet über
Fanny? Wo im Buch tut sie das? Und wo verspottet Jane Austen
ihre Leser?
Bruki
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tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites)
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