|
|
|
Seiten 4 off 7 |
Seiten: 1,
2, 3,
4, 5, 6,
7 | |
|
Autor |
Beiträge |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 23, 2005 @ 23:09:22
Quote: |
|
Erstellt
von Hazel Nein, weiß
ich nicht mehr. Ich war ja auch noch ein
unbedarfter Jane-Austen-Erforscher.
| |
Hallo Hazel,
na ja, das glaub ich jetzt aber nicht... "unbedarft" nee...
Mönsch, ist das schon solange her? Hier ist der Link zur Erinnerung...
Bruki
PS: Ich bin heute auf Seite 38 der Übersetzung angekommen
(2 Seiten fehlen noch...)
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, September 25, 2005 @ 11:59:35
Hallo, noch irgendjemand am Leben?
Ich hab auch mal eine kühne These anzubieten: "Jane
Austen kennzeichnet in MP den Charakter einer Person durch die
Art wie sie zu den familiären Bindungen steht."
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, September 25, 2005 @ 16:51:19
Hallo Julia,
Ich komme noch einmal auf Mary Wollstonecraft
zurück: Ich habe inzwischen doch eine Beziehung zwischen Jane
Austen und Mary Wollstonecraft gefunden, jedoch nur eine
mittelbare... Die Autorin des Theaterstücks „Lovers’ Vows“,
welches die jungen Leute in MP aufführen wollen, ist
Elizabeth Inchbald, die das Stück nach „Das Kind der
Liebe“ von August Kotzebue adaptierte... Diese Elizabeth
Inchbald wiederum war mit William Godwin verbandelt und
damit Marys Hauptrivalin in der Liebe zu Godwin. Nachdem
Godwin und Wollstonecraft geheiratet hatten, löste Elizabeth
Inchbald die Beziehung zu den beiden auf (lt. Claire Tomalins
Wollstonecraft-Biografie).
The Oxford Companion: Inchbald, Mrs. Elizabeth (1753-1821), nee
Simpson, was a novelist, dramatist, and actress. She is
chiefly remembered for her two prose romances ‘A Simple Story’
(1791) and ‘Nature and Art’ (1796). Her most successful comedy
was ‘I'll tell you what’ produced in 1785. She edited ‘The
British Theatre’, a collection of old plays in 1806-9.
Bruki
PS: Es gab mal ein Spiel, in dem man über 4 Ecken alle
Menschen auf der Welt miteinander in Beziehung setzen
konnte... In irgendeinem Film spielten das die beiden
Hauptdarsteller unentwegt miteinander (war einer der beiden
John Travolta?), und brachten so die verschiedenen
Filmschauspieler miteinander in eine Beziehung... Johanna
spielt hier im Board in ihren Postings über Filmschauspieler
sowas auch immer mit uns...
PPS: Hab heute den ganzen Tag rangeklotzt und den Rest der
Übersetzung fertiggemacht... - Dafür ist die Serverumstellung
gestern in die Hose gegangen... Licht und Schatten liegen
immer dicht beieinander... -
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Julia Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Sonntag, September 25, 2005 @ 23:15:22
Quote: |
|
Erstellt
von MierschB
Hallo, noch irgendjemand am Leben?
Ich hab auch mal eine kühne These anzubieten:
"Jane Austen kennzeichnet in MP den Charakter
einer Person durch die Art wie sie zu den
familiären Bindungen steht."
Bruki | |
kühne these?? *gähn*
ich denke, dass tut sie in jedem buch. in dem sinne, dass
die moral- und wertvorstellungen, zuneigungen und abneigungen
gegenüber bestimmten personen, dingen und lebensweisen den
charakter zeichnen, bzw. hinweise darauf sind, wie wir den
charakter zu verstehen haben.
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 26, 2005 @ 09:46:14
Bin leider am
Wochenende nicht dazugekommen, weiter zu lesen. Wird aber
selbstverständlich bis heute abend nachgeholt .
Es freut mich, dass sich fleissige Mitleser immer wieder
melden . Zu der kühnen These, die Bruki gepostet hat, fällt
mir gar nichts ein, ja ich verstehe sie nicht einmal ... also
der Charakter einer Person - zu den familiären Beziehungen
. Ich glaube, man muss die These auch nicht unbedingt
verstehen, sondern man kann sich selber ein Bild machen.
Und zu den "dummen Zwergen": sind damit die Leser gemeint?
Hoho, dann fühle ich mich aber angesprochen und bin sauer auf
den Autor der Zeilen (der braucht sich nicht mehr bei mir
blicken lassen, dieser Pope oder wer das war!)
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
|
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 26, 2005 @ 11:47:26
Quote: |
|
@Julia: ...
dass die moral-
und wertvorstellungen, zuneigungen
und abneigungen gegenüber bestimmten personen,
dingen und lebensweisen den charakter zeichnen,
bzw. hinweise darauf sind, wie wir den charakter
zu verstehen
haben. | |
Ja, das ist die allgemeine Regel - und in MP gilt die o.g.
Spezialregel... Schaut euch mal Mary an und ihre Bindungen zu
ihrem Bruder und zu ihrer Schwester, zu ihrem Onkel und ihre
Tante... Da wird einem dann einiges klar über ihren
Charakter...
Quote: |
|
@Hazel:
familiären
Beziehungen | |
Ich meine "Bindungen"... Das bedeutet etwas anderes... und
s.o.: Marys Bindungen an ihre Familie sagen etwas über ihren
Charakter aus...
Quote: |
|
@Hazel: Und
zu den "dummen Zwergen": sind damit die Leser
gemeint? Hoho, dann fühle ich mich aber
angesprochen und bin sauer auf den Autor der
Zeilen (der braucht sich nicht mehr bei mir
blicken lassen, dieser Pope oder wer das
war!) | |
Jetzt bin ich platt... Das Teil mit den Zwergen stammt aus deiner Feder...
Soll heißen, das hast Du selbst übersetzt... Oder hast Du mittlerweile die Identität gewechselt?
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Julia Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 26, 2005 @ 14:33:44
Quote: |
|
Ja, das
ist die allgemeine Regel - und in MP gilt die o.g.
Spezialregel... Schaut euch mal Mary an und ihre
Bindungen zu ihrem Bruder und zu ihrer Schwester,
zu ihrem Onkel und ihre Tante... Da wird einem
dann einiges klar über ihren Charakter... | |
nämlich??
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 26, 2005 @ 17:10:22
Hallo Julia,ich will jetzt dem Groupread nicht vorgreifen, nur so viel:
Mary ist eine zwiegespaltene Person, einerseits ist die
hellwach und findig, und ist in jeder lustigen Runde sicher
ein Zugewinn... Sie ist bei der Jagd auf einen potenten
Ehemann kalt wie Charlotte Lucas (zuerst präferiert sie den
älteren Bertram-Sohn, den Erben)... Und andererseits ist sie,
anders als Charlotte Lucas, wirklicher Gefühle fähig, denn es
besteht kein Zweifel, dass sie in Edmund richtig doll verliebt
ist (wie umgekehrt er in sie unsterblich verliebt ist)... Sie
ist darüber hinaus sehr loyal zu ihrem Bruder, den sie
wirklich in allem (right or wrong) und bedingungslos
unterstützt... Sie ist zwar nett zu Fanny, bemüht sich deren
Freundin zu werden, aber das hat einen Hintergrund, der nicht
sehr freundschaftlich ist - geschweige denn von Loyalität
unter Geschlechtsgenossinnen zeugt... - Andererseits ist sie
also ein echtes Rabenaas (dazu kommt später im Roman noch
einiges zum Vorschein). Sie ist weniger loyal zu ihrer
Schwester, und eine sehr illoyale Person, wenn es um ihren
Onkel geht, den sie ziemlich früh im Roman gegenüber so
lockeren Bekannten wie die Bertrams unnötigerweise anschwärzt
(ob zu recht oder nicht sei mal dahingestellt)... Ein durch
und durch zwiespältiger Charakter... Bei Tante Norris kann man evtl. ein ähnliches Bild
entwerfen: Einerseits ist sie es, die die Idee der
Unterstützung der Fam. Price nach der langen Eiszeit zwischen
den Schwestern initiiert (einschließlich der Vermutung aus dem
ersten Kapitel, dass sie es war, die trotz des Streites den
brieflichen Kontakt zur ihrer Schwester, Mrs. Price, nicht
abreißen ließ), andererseits tut sie ihren von ihr verwöhnten
Nichten (den Bertrams) mit ihren einseitigen Vorlieben keinen
Gefallen... und wie sie mit Fanny umspringt, spottet ja wohl
jeder Beschreibung...
Irgendwie kann man so alle Personen im Buch
charakterisieren, wie sie zu ihren Familienbindungen stehen...
Wie denkst Du darüber?
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 26, 2005 @ 22:40:55
Quote: |
|
Erstellt
von MierschB Jetzt bin ich platt... Das Teil mit den Zwergen stammt aus
deiner Feder... Soll heißen, das hast Du selbst
übersetzt... Oder hast Du mittlerweile die Identität
gewechselt? # Bruki
| | Nein, die Identität habe ich nicht gewechselt,
aber ich habe tatsächlich selbst übersetzt, woher sollte ich
auch die englische Version haben. Du fandest es beim
Korrekturlesen wohl auch in Ordnung. Ich muss noch dazu
sagen, dass ich die Interpretationen von Ashton Dennis nicht
so überzeugend fand, ich hab halt übersetzt, mich aber nicht
damit identifiziert. (Das Original von A.D. ist leider nicht
mehr abrufbar, sonst hätte ich noch mal nachgesehen; so ein
einzelner, aus dem Zusammenhang herausgenommener Satz ist auch
schwierig zu übersetzen bzw. zu verstehen.)
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
|
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Montag, September 26, 2005 @ 22:46:14
Kapitel 13:
Theaterleidenschaft breitet sich aus. Kapitel 14 + 15: Die
Rollen werden verteilt.
Das geplante Theaterstück "Liebesschwüre" wird in einem
Kreuzworträtsel erfragt: weiß jemand den englischen Titel?
Benjamin? Es soll 10 Buchstaben haben.
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
|
Julia
Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 00:49:23
"Lover's Vows" heißt das Stück.
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 10:58:21
Hallo Julia,
im Mai 1801 erwähnte Jane Austen im Postscript eines
Briefes an Cassandra William Godwin...
The Pickfords are in Bath & have
called here.—She is the most elegant looking Woman I have seen
since I left Martha—He is as raffish in his appearance as I
would wish every Disciple of Godwin to be.—We drink tea
tonight with Mrs Busby.—I scandalized her Nephew cruelly; he
has but three Children instead of Ten. ... (Brieftext)
Das bedeutet, Jane Austen (und auch Cassandra) kannten
Godwin, und seine Werke wurden in der Austen-Familie
diskutiert... Deirdre Le Faye merkt dazu in ihrer
Brief-Sammlung an: William Godwin
(1756-1836); JA was probably acquainted with his Caleb
Williams (1794) and St Leon (1799).
Zwischen den Erscheinungsjahren der beiden Bücher war er
mit Mary Wollstonecraft verheiratet, die ja 1797 im Kindbett
starb... Interessant, nicht war? – Eine „liederliche
Erscheinung“! Irgendwie sieht das wie ein Naserümpfen für mich
aus... Klingt nicht sehr nach Zustimmung für den Radikalen
Godwin...
Bruki
PS: Genau... Lover's Vows... Auf RoP gibt es eine
Zusammenfassung des Inhalts des Stückes...
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Julia
Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 11:20:52
Was haltet ihr von Fannys vehementer
Ablehnung, am Theaterstück teilzunehmen, sogar die
allerkleinste Rolle zu übernehmen oder einen Teil vorzulesen??
Ist das wirklich "nur" Schüchternheit oder Respekt dem
abwesenden Onkel gegenüber? Immerhin ist sie ja
interessiert daran, besucht die Proben, übt mit Mr. Rushworth
usw. ...
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
Benjamin
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: männlich Herkunft: Heidelberg
Registriert: Feb 2005 Status: Abwesend Beiträge:
134
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 14:41:40
Dass Fanny mit Mr. Rushworth und allen
möglichen anderen Leuten probt, ist nur ihrer großen
Menschenfreundlichkeit und Bescheidenheit zuzuschreiben.
Außerdem ist sie wahnsinnig neugierig auf Edmund und Mary -
dies mein privater Eindruck; das wird nachher ja nochmal
angedeutet (hoffentlich denke ich dran, an passender Stelle
den Kommentar zu plazieren...). In diesen Szenen wechselte
mein Eindruck von Fanny mehrmals: Zum einen fand ich es
ziemlich nervig, wie ruhig und bescheiden sie sich immer gibt
(kann sie denn nicht einmal den Mund aufmachen???), zum
anderen habe ich sie auch bemitleidet: Wem hätte sie sich
anvertrauen können? Ihre Tante ist inkompetent wie ein Meter
Feldweg, Edmund verliebt ohne Ende und alle anderen "erfreuen"
sich nicht gerade ihres Vertrauens... und von ihnen kann sie
auch nicht viel erwarten - man bedenke dieses furchtbare
Gespräch mit Tom (Kap. 12)
Dann in Kapitel 14 ein Satz, der mich (obwohl
Austen-erfahren, zumindest etwas ) sehr überrascht hat:
Quote: |
|
Fanny looked
on and listened, not unamused to observe the
selfishness which, more or less disguised, seemed
to govern them all, and wondering how it would
end. | | Da
sitzt die gute Fanny, während sich die anderen fast zu Tode
grämen, weil sie kein geeignetes Stück finden, und sie lacht
sich einen ab (für ihre Verhältnisse ) - klasse gemacht!
In diesem Zusammenhang kommen auch die wahren Charaktere
der Personen (dramatis personae = Die Personen des Dramas!!! -
was für eine nette Parallele, die Miss Austen uns da
aufdrängt) raus: Maria und Julia sind "in Wirklichkeit"
ziemlich eitel und gefallsüchtig, obwohl alle sie als die
netten Mädels von nebenan kennen.
So, genug gepostet - halt, noch eins: Kap. 16:
Fannys Rückzugsort, der East Room. Edmund kommt, um seinen
Plan mit ihr zu besprechen, dass er, um Schlimmeres zu
verhüten, die Rolle des Anhalt übernimmt. Sie lehnt das ab,
kann ihn aber nicht umstimmen. Geschickt eingefädelt,
mein lieber Ede...
Benjamin |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 18:18:09
Hallo Benjamin,
wobei ich glaube, dass ihre Tante Bertram sie (beinahe)
mehr liebt als ihre eigenen Töchter... Sie ist nur ein wenig
schlafmützig und unbeholfen, so dass Fanny von dieser Liebe
nicht viel hat... Dagegen ihre Tante Norris ist wie ein
Stachel im Fleisch... Breita.... darf man ja nicht sagen, also
setzen wir "Feldweg" an die Stelle...
Ich glaube, die Ablehnung der beiden (Fanny und Edmund) an
der Theateraufführung teilzunehmen hängt nicht vorrangig mit
ihrer Schüchternheit zusammen... Fanny fühlt das Unpassende an
der Aufführung... denn eigentlich geht es ja nicht um die
Aufführung eines Stückes, sondern um sie Außerkraftsetzung der
moralischen und sittlichen Regeln (der Kater - Sir Thomas -
ist aus dem Haus und die Mäuse (Crawford und Maria) tanzen auf
dem Tisch herum)... Für Fanny sind die gesellschaftlichen
Normen keine Lippenbekenntnisse, die man so mal einfach außer
Kraft setzen kann... deswegen kann sie sich mit den
Lustbarkeiten nicht anfreunden...
Jane Austen kannte wohl auch schon die unbezwingbaren
Wirkungen des Gruppenzwangs: Edmund - der ja als Verliebter
sowieso nicht voll zurechnungsfähig ist - erliegt dem, nach
einigen Tricksereien seines Bruders (aber halb zog es ihn,
halb sank er hin... würde ich sagen ) - und Fanny am Ende beinahe auch...
Könnte man diese Zeit in Mansfield Park mit dem
"Sommernachtstraum" vergleichen? Wo die Paare außerhalb der
Stadt und ihren Zwängen im Wald umeinandertanzen und alle
Regeln außer Kraft gesetzt wurden? Alles ist möglich? - Bis
Sir Thomas am Morgen als Theseus erscheint und alles wieder
ins moralisch erlaubte Lot bringt...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 20:48:31
Was Fanny
Abneigung gegen das Mitspielen betrifft: ich hab bisher nur
bis Kapitel 16 gelesen, und da steht, "sie fand es so
schrecklich, Theater zu spielen".
Quote: |
|
Bruki
schrieb: Fanny fühlt das Unpassende an der
Aufführung... denn eigentlich geht es ja nicht um
die Aufführung eines Stückes, sondern um sie
Außerkraftsetzung der moralischen und sittlichen
Regeln
| |
Ich glaube auch, dass Fanny das Unpassende an der
Aufführung fühlte, aber was meinst du mit "Außerkraftsetzung
der moralischen und sittlichen Regeln"? Meinst du nur
Sir Thomas Abwesenheit, oder könnte auch der Inhalt des
Stückes oder die Rollenverteilung Grund für Fanny´s Ablehnung
sein.
Miss Crawford gibt schon seit einigen Kapiteln den
Anschein, als würde sie sich gut in die Gruppe der Bertrams
einfügen. Da führt uns Jane Austen mal wieder gekonnt in die
falsche Richtung .
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
|
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 20:54:15
Quote: |
|
Erstellt
von MierschB Könnte man diese Zeit in
Mansfield Park mit dem "Sommernachtstraum"
vergleichen? Wo die Paare außerhalb der Stadt und
ihren Zwängen im Wald umeinandertanzen und alle
Regeln außer Kraft gesetzt wurden? Alles ist
möglich? - Bis Sir Thomas am Morgen als Theseus
erscheint und alles wieder ins moralisch erlaubte
Lot bringt... Bruki
| | Ist das Theaterspielen damals vielleicht mit
unserem heutigen Fasching gleichzusetzen? Sich verkleiden,
sich fallenlassen, unerkannt Dinge tun, die man sonst nicht
tut?
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
|
Julia
Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 22:21:57
Theaterspielen galt damals als höchst
anstößig oder zumindest verdächtig modern. Es ging nicht nur
um/gegen die Inhalte, sondern darum, dass man sich verstellt,
etwas vorgibt bzw. Dinge unter diesem Deckmantel tut und sagt,
die man sonst nicht tun würde. Interessant finde ich
deshalb, dass die Austens als Kinder und Jugendliche in
Steventon selbst sehr viel Theater gespielt haben und Jane
sogar einige Stücke dafür geschrieben hat. Insofern ist
das meiner Meinung nach mal wieder ein Anhaltspunkt dafür,
dass Fanny aus der Sicht des Erzählers NICHT die moralische
und tugendhafte Vorzeigefigur ist, bzw. dass Fannys Standpunkt
nicht zwingend der des Erzählers ist.
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
Lizzy
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Anwesend Beiträge: 154
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, September 27, 2005 @ 22:44:12
Hallo, ich gebe zu, ich lese MP
nicht mit. Ich verfolge aber hier Eure Meinungen und finde die
Diskussionen sehr interessant. Ich sehe MP seit meiner
Lektüre von Richard Jenkyns "A fine brush on ivory" anders und
er vertritt die Meinung, dass es Jane Austens stärkstes Buch
ist. Ich habe mal versucht einige seiner
Ideen/Auffassungen zu übersetzen um sie dann hier
einzubringen. So meint er z.B. dass MP nicht weit davon
entfernt ist, ein perfekter Roman zu sein. Er bezeichnet ihn
als Versuchsroman Jane Austens. Austen würde mit Anflügen von
Symbolismus experimentieren und entwickelt einen neuen Sinn
für die Bedeutung des Ortes (interessante These übrigens;
achtet mal auf die "Einrichtung" von Fannys Zimmer). Sie traut
sich mit MP einen sehr ungewöhnlichen Typ für eine Heldin zu
erfinden. Interessant fand ich auch, dass sie an den drei
Schwestern Ward zeigt, wie ein Mensch/Frau sich durch die Ehe
"entwickelt". Alle drei hätten andere Personen werden können.
Jenkyns ist aufgefallen, dass die erste ausführliche
Äußerung von Mrs Norris länger ist als jede Rede Fannys im
ganzen Roman; Mrs Norris ist diejenige, die als erstes im
Roman spricht. Das zeigt ihre dominante Rolle im Roman. Außerdem erfahren wir niemals ihren Vornamen. Warum sollten
wir auch? Sie hat niemanden, der sie liebt oder sich etwas aus
ihr macht. In dieser Art sind Jenkyns Gedanken und ich
muss sagen, er hat sie durchaus logisch dargestellt. Ich bin
noch nicht ganz durch mit dem Kapitel über MP. Ehrlich gesagt
will ich auch nicht "alles" hier vorbringen, was er so
geschrieben hat.
Und noch was zu Miss Crawford und ihre Ansichten über die
Geistlichkeit. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, es
war in der damaligen Zeit für Frauen nicht gerade üblich sich
über so ein Thema "öffentlich" zu äußern. Man kann das sicher
sehen wie man will. Fortschrittlich oder "gegen die
Konventionen verstoßend".
Dass Fanny gerne still in einer Ecke sitzt und die Menschen
um sich herum beobachtet, erinnert an ihre Schöpferin.
Noch etwas: das mit dem Theaterspielen und Fanny. Fanny
würde gerne ins Theater gehen, das steht mal irgendwo im Buch.
Sie hat nichts gegen das Theater bzw. das Theaterspielen. Ich
denke eher, es ist der Stoff, der ihr nicht gefällt und das
zeigt wiederum ihre moralische Stärke und ihren Geschmack.
So, es ist spät am Abend und ich weiß gar nicht, ob das
hier überhaupt jemanden interessiert .
Also dann, viele Grüße Lizzy
-------------------- The more I see of the world, the
more am I dissatisfied with it. Elizabeth Bennet
|
Sonja Knappe
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Jun
2004 Status: Abwesend Beiträge: 721
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 07:40:58
Doch, mich interessierts. Und vor allem
kann ich seit langem hier mal wieder jemandem folgen (POPE?
WOLLSTONECRAFT?) .
Zu Jenkyns: die These, dass MP ihr bester Roman ist mir
neu; bisher hieß es überall, es sei Emma. Wobei ich sagen
muss: egal was alle Literaturwissenschaftler dieser Welt
sagen; am Besten unterhält mich P&P. Da ist es mir völlig
egal, ob er vollkommen oder unvollkommen ist. Auch ist Fanny
in ihrer moralischen Charakterbildung vollkommen... aber auch
zum Gähnen langweilig. Mary hat da viel mehr
Unterhaltungswert.
-------------------- "One half of the world
cannot understand the pleasures of the other."
Jane Austen in "Emma" |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 08:43:49
Hallo Lizzy,
das ist sehr interessant, was Du schreibst... Ist Richard
Jenkyns Buch eine Biografie? Oder eher ein
literaturwissenschaftliches Werk? Dass MP das beste (oder
eines ihrer besten) Meisterwerk(e) sei, hab ich auch schon
woanders gelesen... Ich glaube im Nachwort der
Manesse-Ausgabe? Da wird, glaube ich, auch auf die
Haus-Symbolik hingewiesen... Oder war's in einer den
Biografien? - Doch ein Streit darüber, welches ihrer 6
genialen Werke besser oder schlechter sei, ist so als würde
man darüber diskutieren, ob die rechte oder die linke Hälfte
der Sonne heller strahlte... In dieser Frage muss sich wohl jede(r) auf den
eigenen Geschmack verlassen und sich danach richten... und da
wird jede(r) eine andere Antwort finden... bei mir, z.B.,
schwankt diese Skala ständig... Nachdem ich im Mai mit P&P
fertig war, hielt ich dieses für das Beste - und nach MP im
Sommer war ich derselben Ansicht wie Mr. Jenkyns... Und damals
als ich Emma las, war das unbestritten ihr bestes Werk...
Also, wie ihr seht, sogar in mir streiten sich die Geister...
Quote: |
|
@Sonja:
(POPE? WOLLSTONECRAFT?) | |
Ja, das ist alles etwas OT...
Pope war eine Anmerkung zum Posting von Hazel, mit dem
darauf hingewiesen wurde, dass Jane Austen für intelligente
Leser geschrieben hat - sie hat keine seichte
Unterhaltungsliteratur verfasst, obwohl man ihre Werke
vordergründig so lesen kann... Doch wenn man das tut, wird man
unweigerlich von unserer spitzbübisch lächelnden Lady aufs
Glatteis geführt und steht da wie der sprichwörtliche Esel
(oder wie Pope dichtete wie "dull elves" )... - Und da Hazel als getreue Janeite ja KEIN "tumber
Zwerg" ist, wie sie oft genug bewiesen hat, war der Rest der
Postings zu diesem Thema eher eine scherzhafte Kabbelei unter
gleichgesinnten... No offence meant! (Alexander Pope war
übrigens auch ein Liebling Jane Austens.)
Ach ja, meine heißgeliebte Mary Wollstonecraft: Ich hatte
angeboten einen eigenen Tread dazu anzulegen, aber der
Diskussionsbedarf ist doch eher gering, hab ich den
Eindruck... Und die Frage, ob Mary und Jane (Maryjane? hehehe) miteinander bekannt waren, hat jemand hier
im Thread zum MP-Thema gehörend bezeichnet... Der Rest sind
mehr oder weniger amüsante Anekdoten, die mir in den letzten
Tage eher zufällig vor Augen kamen... - Wusstet ihr übrigens,
dass Mary Wollstonecraft am Tag ihres Selbstmordes stundenlang
durch den Londoner Regen gelaufen ist, damit sich ihre
Kleidung mit Wasser vollsaugen konnte, bevor sie von der
Londoner Brücke sprang? (Leider?) ging dieser Plan nicht auf
und Seeleute fischten sie aus dem Wasser bevor sie untergehen
konnte... Antonia S. Byatt spielt auf diese Episode in
"Besessen" an... Was Mary Wollstonecraft an diesen Londoner
Vormittag, als sie durch den Regen stapfte, wohl gedacht haben
mag?
Und nun sag ich dazu nichts mehr...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 09:25:08
Quote: |
|
Erstellt
von Hazel Ich glaube auch, dass Fanny das
Unpassende an der Aufführung fühlte, aber was
meinst du mit "Außerkraftsetzung der moralischen
und sittlichen Regeln"? Meinst du nur Sir
Thomas Abwesenheit, oder könnte auch der Inhalt
des Stückes oder die Rollenverteilung Grund für
Fanny´s Ablehnung
sein. | |
Na ja, irgendwie ist doch die Rollenverteilung eine Art
"Gleitmittel" um die Liebesbeziehungen in realiter in gang zu
bringen... Und die sind ja wirklich skandalös... Einerseits
haben wir da das Tripel Edmund-Mary-Fanny, andererseits
Henry-Maria-Julia und zumindest beim zweiten ist die
Beziehung, die Crawford mit der verlobten Maria eingeht, sehr
ungehörig... Und dass das Stück dabei eine entscheidende Rolle
spielt, wird aus der Handlung mehr als deutlich:
- ... Julia streitet sich mit ihrer Schwester Maria um die
Rolle der Agatha, dabei wird Julia auch klar, das etwas
Ungehöriges im Gange ist und sie reagiert trotzig wie ein
Kind, zieht sich aber aus dem Geschehen zurück - wenn auch aus
gekränktem Stolz ...
- ... Mary Crawford verspottet Rushworth und seine hilflose
Eifersucht, als der die Umarmungen der beiden Ehebrecher in
der Theaterprobe entdeckt... und indem sie Fanny erzählt, wie
sie ihn aufs Glatteis führte ("Sie sieht wie eine Mutter aus."
), macht sie Fanny, deren Gedanken ich bei diesem Gespräch
lieber nicht wissen will , zur Mitwisserin ...
- ... Sogar Edmund vermutet etwas in dieser Richtung, redet
sich die Situation aber schön, indem er gegenüber Fanny
behauptet, die Avancen Crawfords gegenüber Maria wären
eigentlich auf Julia gemünzt... Er will eben von der Familie
seiner geliebten Mary nur Gutes denken ...
- ... Und schlussendlich Mary Crawford benutzt ihre Rolle
der Amelia ja ganz unverblümt um Edmund anzubaggern ("Wer von
den Herren wird sich im mich verlieben?" ), dem sie deswegen
auch nach allen Regeln der Verführungskunst den Gegenpart der
Amelia, den Anhalt, aufzuschwatzen versucht ...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 10:07:52
Quote: |
|
Erstellt
von Julia Theaterspielen galt damals als
höchst anstößig oder zumindest verdächtig modern.
Es ging nicht nur um/gegen die Inhalte, sondern
darum, dass man sich verstellt, etwas vorgibt bzw.
Dinge unter diesem Deckmantel tut und sagt, die
man sonst nicht tun
würde. | |
Dann wird das der Grund sein, warum
Fanny nicht mitspielen wollte.
Quote: |
|
Interessant
finde ich deshalb, dass die Austens als Kinder und
Jugendliche in Steventon selbst sehr viel Theater
gespielt haben und Jane sogar einige Stücke dafür
geschrieben hat.
| |
Und das, obwohl der Vater Reverend war.
Ich kann mir noch kein rechtes Bild von Jane Austen´s Vater
machen. (Ich denke an die Brontes und ihren Vater, diese
Unterschiede!)
Quote: |
|
Insofern ist
das meiner Meinung nach mal wieder ein
Anhaltspunkt dafür, dass Fanny aus der Sicht des
Erzählers NICHT die moralische und tugendhafte
Vorzeigefigur ist, bzw. dass Fannys Standpunkt
nicht zwingend der des Erzählers
ist. | | Aber der Erzähler muss Fanny ziemlich gut
gekannt haben, also sind JA diese Gefühle nicht fremd gewesen.
Ich frage mich, woher sie diese Gefühle kannte.
Hazel
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
|
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 16:46:21
Hallo Hazel,
ich glaube nicht, dass das Theaterspielen zu Jane Austens
als "verdächtig" gegolten hat... Diese Verbote galten evtl.
während der Cromwell-Diktatur, wo das Theater als unzüchtig
von den Puritanern verboten wurde... In der Restauration brach
danach ein regelrechtes Theaterfieber aus und erfasste auch
die "breiten Bevölkerungsschichten" - man wurde regelrecht
"vergnügungssüchtig"... (Ich habe gerade "Stage Beauty"
gesehen, und da gibt es eine Szene, in der der König davon
schwärmt, wie seine ganze Familie Haustheater gegeben hat...
und NB, da hoppelt doch wirklich eine splitternackte
ariensingende Frau am königlichen Hof vor dem versammelten
Hofstaat durch ein Theaterstück... ) - Also, die waren schon
mal nicht prüde damals... Das kann man auch alles gut beim
alten Pepys nachlesen, wie kräftig damals Theater gespielt
wurde...
Anrüchig wurde das Theaterspielen erst wieder NACH Jane
Austens Zeit, als die Puritaner die Viktorianer moralisch "auf
Vordermann" bringen wollten... Und Jane Austen war ja keine
Viktorianerin, also warum sollte sie etwas, was sie und ihre
Familie mit Begeisterung getan haben, in ihren Romanen als
verwerflich denunzieren?
Ich denke, es geht bei dem Theaterstück nicht darum, dass
ein Theaterstück ansich unmoralisch ist, sondern nur darum,
dass es gerade in dieser besonderen Situation für die jungen
Leute auf Mansfield Park nicht angebracht war, ein so frivoles
Spiel zu treiben... Fanny ist keine puritanische
Betschwester... Ich hab zwar das Zitat nicht bei der Hand,
aber Fanny ist dem Tanzen (ich denke an den Einführungsball zu
Ehren Fannys, aber der kommt erst später) und dem Theater
nicht grundsätzlich abgeneigt (irgendwo heißt es von Fanny,
sie wäre gerne einmal ins Theater gegangen)... Das sagt uns
Jane Austen im Buch ausdrücklich...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Julia
Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 17:50:07
@bruki: es gab aber schon einen sehr
großen unterschied, zwischen dem was in eine königlichen und
einem bürgerlichen haus passierte und angebracht war. der adel
konnte sich alles erlauben, war über (fast) jedes urteil
erhaben. in den bürgerlichen schichten war das aber um einiges
anders. jane austen äußert sich ja z.B. auch mehrmals eher
abwertend über den prince regent (der, dem sie auch emma
widmen "musste" ), wegen dessen bekannt "lockerer"
lebensweise.
@lizzy: das buch habe ich auch, ich finde jenkyns' ansätze
auch sehr interessant!!
@hazel: das eine muss das andere ja nicht ausschließen.
ich wollte ein beispiel für die ambivalenz des
fanny-charakters bringen...
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 19:02:18
Quote: |
|
Erstellt
von Julia
@bruki: es gab aber schon einen sehr großen
unterschied, zwischen dem was in eine königlichen
und einem bürgerlichen haus passierte und
angebracht war. der adel konnte sich alles
erlauben, war über (fast) jedes urteil erhaben. in
den bürgerlichen schichten war das aber um einiges
anders. jane austen äußert sich ja z.B. auch
mehrmals eher abwertend über den prince regent
(der, dem sie auch emma widmen "musste" ), wegen
dessen bekannt "lockerer"
lebensweise. | |
Was willst Du damit sagen? Der Princeregent wurde schon von
den "bürgerlichen Schichten" beurteilt und sein Tun und lassen
bewertet... Oder nehmen wir mal Mary Wollstonecraft, die in
der Jugend möglicherweise eine gleichgeschlechtliche
Partnerschaft pflegte, später öffentlich in "wilder Ehe"
lebte, sich scheiden ließ und Godwin heiratete... Die war die
Tochter eines kleinen Fabrikanten, der pleite gegangen war...
- Oder Lady Hamilton, die eine steile Karriere machte (ich
glaube, sie startete als Dienstmädchen...) - Ich glaube nicht,
dass sich der Lebenswandel zwischen denen "ganz oben" und dem
Mittelstand so sehr unterschied - jedenfalls nicht in den
essentials... Dazu war die englische Gentry viel zu
durchlässig für Aufsteiger... Das Königshaus und die Familien
des hohen Adels waren wahrscheinlich in bestimmten Fragen
außerhalb der "veröffentlichten" Kritik, aber sie waren schon
Vorbilder für die mittlere und niedere Gentry - so oder so...
Der König schwebte auch nicht über den Wassern... jedenfalls
nicht in GB...
... na ja, ich komme vom Dorf, da heißt es: "Wie der Herr
so's Gescherr!" - Von Königin Victoria sind keine Exzesse
bekannt geworden... Und Cromwell war ein total humorloser
Kopfabschneider und Rundkopf... Charles II wieder eher ein
Partylöwe wie der Princeregent auch... Hm, das ist verwirrend,
sollte es so sein, dass die Bürger jeden Tag in die Kirche
gingen und sonntags zweimal, während die Adeligen Theater und
Ballett feierten? Dabei hatten die Londoner Theater aber auch
immer das Parkett und die paar Plätze in den Logen werden die
Unkosten doch nicht gedeckt haben? Das waren doch durch und
durch bürgerliche Veranstaltungen?...
Pepys war übrigens nicht adelig, sondern ein Bürger und
leitender Angestellter der Admiralität...
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Julia
Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 20:22:53
Quote: |
|
Was willst Du
damit sagen? Der Princeregent wurde schon von den
"bürgerlichen Schichten" beurteilt und sein Tun
und lassen bewertet...
| |
ja, aber was konnte es ihm groß anhaben?? hab mich
etwas missverständlich ausgedrückt. natürlich war es nicht
hier "erlaubt" und da nicht. aber die konsequenzen waren
andere (siehe mary wollestoncraft's unrühmliches ende) und
somit auch die sozialen, familiären und gesellschaftlichen
zwänge.
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
MierschB
Jane-Austen-verrückt
Geschlecht: männlich Herkunft: Brandenburg
Registriert: Jan 2005 Status: Abwesend Beiträge:
731
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, September 28, 2005 @ 22:25:53
Quote: |
|
Erstellt
von Julia ... aber die konsequenzen waren
andere (siehe mary wollestoncraft's unrühmliches
ende)
... | |
Was verstehst Du unter "unrühmliches Ende"?
Bruki
-------------------- "There’s no one to touch Jane when you’re in a
tight place. Gawd bless ’er, whoever she was." (Rudyard
Kipling, The Janeites) |
Julia
Jane-Austen-Fan
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Sep
2005 Status: Abwesend Beiträge: 75
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 29, 2005 @
09:19:19
ich meine, mehrere(?)
selbsttötungsversuche, lassen nicht gerade darauf schließen
dass alles im lot war, oder? also anscheinend trotz "freier"
lebensweise und abstand von gesellschaftlichen zwängen und
moralvorstellungen. (sie madame bovary, anna karenina,
virginia woolf, und und und)
-------------------- "some wish, some
prevailing wish is necessary to the animation of everybody's
mind, and in gratifying it you'll leave them to form some
other which will probably be not half so innocent." - jane
austen |
Hazel
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Bayern Registriert:
Okt 2004 Status: Abwesend Beiträge: 509
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 29, 2005 @
14:34:50
Wenn die
Diskussion um Mary Wollestonecraft noch weitergeht, wäre es
sinnvoll, einen extra Thread zu eröffnen.
-------------------- Was eine
"Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"?
Verfasser ist dem Benutzer bekannt
| |
Seiten 4 off 7 |
Seiten: 1,
2, 3,
4, 5, 6,
7 | |
|
|