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"Every dam' thing about Jane is remarkable to a pukka Janeite!" - Rudyard Kipling

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4. Group Read: Mansfield Park

Seiten 3 off 7 Seiten: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7
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Hazel
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 22:33:00  

Ein paar Links, die für den einen oder anderen von Interesse sein könnten:

Mansfield Park Calendar

Zum tieferen Einstieg

Für Verspielte

A Reading Of Mansfield Park

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Was eine "Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"? Verfasser ist dem Benutzer bekannt

Julia
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Geschrieben Dienstag, September 20, 2005 @ 23:05:48  

Quote:
Fanny wirkt zwar auf den ersten Blick wie einem Benimmbuch entsprungen, aber Jane Austen spottet über sie - und über den Leser, wenn er ihre Eigenschaften - Schüchternheit, Bescheidenheit, übertriebene Sensibilität - als Tugenden ansieht.

Quote:
Das klingt sehr spekulativ... Jane Austen spottet über Fanny? Wo im Buch tut sie das? Und wo verspottet Jane Austen ihre Leser?

hm, habe ich nicht so ideal übersetzt. "spotten" klingt auch etwas zu hart. es gibt kein adäquates wort für "mock". gemeint ist ein sanftes spötteln, ein überlegenes lächeln eher.
jane austen verspottet NICHT ihre leser, zumindest nicht direkt. gemeint ist, dass wir in ihre falle tappen, wenn wir fanny als moralisches, weibliches ideal missverstehen, denn so ist sie nicht angelegt. die begründung folgt in dem was ich aus dem essay über henry und den "engel"-vergleich zitiert habe.

und wenn man sieht, wie mary crawford später im buch von der erzählerin behandelt wird, wieviel wir über ihre gedanken erfahren, wird meiner meinung nach deutlich, dass fanny nicht die alleinige heldin der geschichte ist. dass sie einen spiegel hat. aber dazu dann später mehr.

bitte erinnern, diese professorin präsentiert eine interpretation, nicht die "wahrheit". ich finde verschiedene deutungsansätze zumindest interessant, was man davon für sich mitnimmt ist einstellungssache.
darüber haben wir auch lange in dem seminar diskutiert.

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schlumeline
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 00:40:15  

Hallo an alle,

melde mich aus dem Urlaub zurück, hinke ein bisschen mit dem Buch hinterher und habe hier erstmal eine ganze Menge zu lesen im Forum

Nur kurz soviel zur Fanny-Diskussion:
Fanny ist eine ruhige Beobachterin, die man manchmal gern anpiecksen möchte (so wie es anfänglich ja schon Edmund versuchte, sie aus der Reserve zu locken), damit sie mal endlich ihre Mienung und ihre Interessen anderen gegenüber vertritt. Also als "Spaßbremse" hatte ich sie noch nie gesehen, Bruki, falls Du damit auf die Theaterszene anspielen solltest. Aber zu dieser Szene kommen wir ja bestimmt noch.

Und Ms. Crawford war mir schon immer unsympathisch, weil doppelbödig (oder sollte ich doppelzüngig sagen?), eben weil man sie und damit auch ihre Fehler immer durch Fannys Augen sieht. Daß Ms. Crawford eigentlich DIE typische, aufgeweckte Austensche Heldin sein soll, ist mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen.

Kleine Frage am Rande:
Die Gouvernante der Bertram-Mädels heißt Ms. Lee. Soll das auf eine Ausländerin (Chinesin) schließen lassen? Hat das eine Bedeutung?

Gruß
schlumeline

MierschB
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 08:59:01  

Quote:
Erstellt von Julia

hm, habe ich nicht so ideal übersetzt.

Hallo Julia,

bei dritten Lesen hab ich mir sowas auch schon gedacht... "mock" würde ich sagen "führt in die Irre" und "tease" = "necken" ... Manchmal hat man so das Gefühl das Edmund gegenüber Fanny den älteren verständnisvollen Bruder spielt und er die arme Fanny sanft "aufzieht" mit seinen Versuchen ihren Mut zu stärken...

Ich hab mich inzwischen mal ein wenig über Margaret Kirkham belesen... Aber ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll... Ich finde es normalerweise unsinnig, die Vergangenheit soweit umzumünzen, bis sie zu den gegenwärtig-herrschenden politischen Ideologien passt... Womit die Kommunisten ja einige Erfahrungen haben und was ein Teil der feministischen Bewegung ebenso versucht - mit den gleichen unglücklichen Ergebnissen, nehme ich an... Gerade Jane Austen halte ich für denkbar ungeeignet, um sie in einen Geschlechterkampf zu verwickeln... Doch leider wollte hier niemand mit mir über Mary Wollstonecraft diskutieren... Vielleicht bin ich da auch selbst ein verd... Ideologe... aber was soll's... Jane Austen rules... - Ich hoffe Du nimmst mir meinen ideologischen Starrsinn nicht übel - ich bemühe mich dazuzulernen...

Bruki

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Julia
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 10:10:20  

zu Margaret Kirkham: Sie hat viel Ahnung was Jane Austen und den zeitlichen Kontext betrifft. Mary Wollstonecraft hat nun mal 20 Jahre früher ihre "Vindication of the rights of women" veröffentlicht, Jane Austen hat sie gelesen und sehr geschätzt (das wird u.a. in ihren Briefen deutlich). Das kann und muss man akzeptieren, auch ohne lila Latzhosen zu tragen und nen Kurzhaarschnitt zu haben.

Ich sträube mich wie Du auch dagegen, Jane Austen als Vorzeige-Emanze zu missbrauchen, so wie es oft passiert. Davon abgesehen, standen in den "vindications" aber Argumente, über die wir heute nur noch müde gähnen (z.B. dass eine Frau genauso intelligent ist wie ein Mann und somit als vollwertiger Mensch behandelt werden muss). Damals waren sie so revolutionär und ich finde es interessant, dass Jane Austen offensichtlich einiges davon aufgegriffen hat, auf ihre Art.

Man muss ja nicht alles annehmen was Frau Kirkham da präsentiert. Aber ihre Einstellung eröffnet einem zumindest eine Perspektive, die man vielleicht noch nicht gesehen hat. Mehr wollte ich gar nicht.

(Und: wenn Du mal ne richtige "Kampfemanze" über Jane Austen fabulieren lesen willst, dann empfehle ich Dir Marylin Butler - ganz schlimm!! ... )

@schlumeline: Nein, "Lee" ist ein ganz gewöhnlicher englischer Nachname, auch heute noch. (siehe z.B. Christopher Lee)

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MierschB
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 11:00:13  

Quote:
Erstellt von Julia

Mary Wollstonecraft hat nun mal 20 Jahre früher ihre "Vindication of the rights of women" veröffentlicht, Jane Austen hat sie gelesen und sehr geschätzt (das wird u.a. in ihren Briefen deutlich)....

Wuff, da hatte ich aber genau den entgegengesetzten Eindruck... Unsere Jane war wie ihre ganze Familie eine getreue Toryanhängerin, stand zu George III. ... und zur Church of England... Und auch in der Affäre um die katholische Ehefrau und dem Ehebruch der Frau des Prinzen of Wales war sie recht deutlich, wem ihre - im Fall der vom Prinzen vernachlässigten Frau gespaltenen - Sympathien gehörten...

Ich glaube nicht, dass ein Revolutionsgroopie wie Mary Wollstonecraft, die ja die französische Revolution so vorbehaltlos unterstützte, dass sie sofort ins mit England verfeindete Frankreich reiste, um dort zu jubeln und sich bejubeln zu lassen, bei den Austens geschätzt worden wäre... Denk nur mal an Eliza de Feuillidaes Schicksal... und daran, dass die Seemanns-Brüder Jane Austens an vorderster Front gegen diese Franzosen kämpften... Ich glaube, Jane Austen hat die Skandalnudel Mary Wollstonecraft - wenn überhaupt - bestimmt nur mit gerümpfter Nase und gerunzelten Augenbrauen wahrgenommen... - Wenn man aber die Ideen zur Bildung und zur weiblichen Eitelkeit und Verstellungskunst der beiden gegenüberstellt, könnte man schon einige Parallelen finden... Aber das beruht wahrscheinlich eher darauf, dass sich beide die Inspiration für ihre Werke wohl aus denselben literarischen Quellen geschöpft haben... Was denkst Du?

Bruki

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Julia
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 13:07:32  

Quote:
Wenn man aber die Ideen zur Bildung und zur weiblichen Eitelkeit und Verstellungskunst der beiden gegenüberstellt, könnte man schon einige Parallelen finden... Aber das beruht wahrscheinlich eher darauf, dass sich beide die Inspiration für ihre Werke wohl aus denselben literarischen Quellen geschöpft haben... Was denkst Du?

genau das meinte ich. ich habe nur von den inhalten gesprochen, nicht von mary wollstonecraft als person.
ich glaube, es steht außer frage, dass jane austen mit den argumenten der damaligen frauenbewegung vertraut war und sie ebenso unterstütze: alle ihre heldinnen verhalten sich dementsprechend.
das bedeutet ja nicht automatisch, dass man mit allem und vollständig einverstanden sein musste, was aus dieser "ecke" kam oder gleich mit auf die barrikaden geht.

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Benjamin
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 13:40:21  

Noch ein kleiner Nachtrag (mit Frage) zu Kapitel 9: Als ich es las, hatte ich kleine Probleme, die Diskussion zwischen Mary C. und Edmund/Fanny nachzuvollziehen. Was ich aber dann so als Resultat festgestellt habe war das: Mary sagt frank und frei ihre Meinung über "die Kirche", oder besser: über die Religion. Sie findet es gut, wenn jeder seinen eigenen Frömmigkeitsstil hat und sich nicht den Diktaten der Herrschaft oder der Kirche unterwerfen muss (zweimal am Tag zur Andacht, auch wenn man lieber ausschlafen will - ich finde das sehr ironisch!). Das ist doch schon ganz schön revolutionär, oder? Sie sagt sogar, dass die persönliche Andacht und Gottesbeziehung eines Menschen auf dem Klo besser sein kann als in der Kirche...

Nachher, im Park und im Wäldchen, geht es ja eher um das Amt und das Ansehen des Geistlichen - im Vergleich zu anderen Berufen (Anwalt, General, Admiral). Edmund sieht seine Verantwortung als "clergyman" darin, ein

Quote:
arbiter of good breeding, the regulator of refinement and courtesy, the master of the ceremonies of life
zu sein, also ein Vorreiter in Sachen des guten Verhaltens, der Höflichkeit und des guten Benehmens (er spricht auch von "conduct of life"!). Mary sieht aber den Beruf als ein "nothing" an.

So komisch es klingt - ich finde, die erste Diskussion in der Kapelle gewinnt Ms. Crawford eindeutig. In der zweiten Diskussion sehe ich aber Edmund vorne - hat JA das so gewollt? Hat sie da ihre Meinung gesagt? Dann wäre sie gar nicht so ein eindeutiger Anhänger der Church of England...
mit antwortheischenden Grüßen
Benjamin

MierschB
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 15:38:09  

Quote:
Erstellt von Julia
ich glaube, es steht außer frage, dass jane austen mit den argumenten der damaligen frauenbewegung vertraut war und sie ebenso unterstütze: alle ihre heldinnen verhalten sich dementsprechend.

Hallo Julia,

Ich bin kein Historiker... Meinst Du die "Blaustrümpfe"? ... die waren zu Jane Austens Zeiten tonangebend und wurden schon etwas radikal, und wollten - soweit ich weiß - eigentlich nur, dass nicht soviel gesoffen wurde... und man sich am Teetisch mal über andere Sachen unterhielt als über Jagdhunde, Stickmuster und Kartenspiele... nämlich über Bücher... was Jane Austen aus professionellen Gründen ganz sicher befürwortete: Frauen die lesen konnten und es auch taten, waren nun mal das Wasser auf die Mühlen der Romanautorinnen...

Gab es damals noch andere "Frauenbewegungen"? Welche waren das?

Bruki

PS: Ich hoffe Hazel lässt uns noch ein bisschen OT sein... oder sollten wir uns in einem anderen Thread trollen?

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Julia
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 18:53:38  

Naja, dass thema hat ja durchaus mit fanny und "mansfield park" zu tun, oder??
ich habe noch nie davon gehört, und kann mir auch nicht vorstellen, dass jane austen mit der frauenbewegung sympathisiert hat!!?
aber das thema war aktuell und wurde diskutiert, so wie andere themen auch. und sicher auch bei den austens, die ja als aufgeklärt, belesen und intelligent galten. ihr vater hat sich ja unter anderem den luxus einer großen privaten "bücherei" geleistet, was zur damaligen zeit eigentlich nur reiche getan haben.

@benjamin: interessante beobachtung, so genau habe ich da noch gar nicht drüber nachgedacht. aber mir ist aufgefallen, dass ich mary crawford von mal zu mal (lesen) weniger unsympathisch finde, ja an vielen stellen bin ich sogar auf ihrer seite. man macht es sich glaube ich zu einfach, wenn man sie nur als die "verworfene" betrachtet und fanny als die immer gute, moralisch hochaufrichtige. jane austen malt kein schwarz-weiß-bild, genau das liebe ich an ihr!! und sie sagt dem leser nicht, was richtig und was falsch ist, besonders in "mansfield park". der leser selbst soll sehen, was "gut" und was "falsch" ist.
besonders später im buch kommt das durch, wenn edmund weg ist und die beiden sich "anfreunden".

Quote:
Sie sagt sogar, dass die persönliche Andacht und Gottesbeziehung eines Menschen auf dem Klo besser sein kann als in der Kirche...

im klo??? hast du da vielleicht "closet" falsch verstanden? das heißt wandschrank, oder damals: so ein mittelding zwischen mehr oder weniger begehbarem kleiderschrank und einer kammer.

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MierschB
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 19:27:13  

Quote:
Erstellt von Julia
frauenbewegung: aber das thema war aktuell und wurde diskutiert, so wie andere themen auch. und sicher auch bei den austens, die ja als aufgeklärt, belesen und intelligent galten. ihr vater hat sich ja unter anderem den luxus einer großen privaten "bücherei" geleistet, was zur damaligen zeit eigentlich nur reiche getan haben.

Du sprichst ein großes Wort gelassen aus... Jede wissenschaftlich arbeitende Einrichtung wäre Stolz auf Dich.

Aber gab es damals nun eine "Frauenbewegung", mal abgesehen von den "Blaustrümpfen"? Frag Dich mal, warum das Essay von Wollstonecraft in der Öffentlichkeit Englands erst in der 2. Hälfte des 19. Jh. überhaupt öffentliche Wirkung entfalten konnte und warum es vorher praktisch keine Rolle spielte...

Anmerkung zur Bibliothek der Austens: Die Austens waren reich... der Vater war Pfarrer, und ein guter... womit das Lesen praktisch zum Berufsbild dazugehörte... Dass die Austens einschließlich der Töchter, vom Vater wohlwollend gefördert, Romane lasen und darauf abgefahren sind, ist das eigentlich tolle... Das muss man sich ungefähr wie heute das Internet oder in den 60ern das Fernsehen vorstellen: Ein modernes Medium... einschließlich der unvermeidlichen Warner vor dem Untergang des Abendlandes durch Lesen von Romanen, Surfen im Internet oder langem Sitzen vor der Glotze...

Quote:
Wenn er sie mit einem Engel vergleicht wird sein Fehler besonders deutlich - in Jane Austens Werken ziehen nur die lächerlichen und verworfenen Charaktere diesen Vergleich, alle positiven Helden vermeiden ihn strikt.

Da hab ich gerade einen Schock erlebt... den ich sofort mit euch teilen muss... Also, haltet euch fest, macht euch auf was gefasst... Ein Schock für alle Janeiten: Bingley ist ein Schurke!

The manner in which they spoke of the Meryton assembly was sufficiently characteristic. Bingley had never met with more pleasant people or prettier girls in his life; everybody had been most kind and attentive to him; there had been no formality, no stiffness; he had soon felt acquainted with all the room; and, as to Miss Bennet, he could not conceive an angel more beautiful.

und Knightley auch…

“Emma shall be an angel, and I will keep my spleen to myself till Christmas brings John and Isabella. …”, sagt Mr. Knightley

Und dass es mit Frank Churchill nicht zum besten stehen kann, wussten wir doch alle eh schon… Aber ist er gleich ein Schurke?

Frank Churchill über Miss Fairchild: “She is a complete angel. Look at her. Is not she an angel in every gesture?”

Ich gehe jetzt aufs Klo und weine...

Bruki

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Hazel
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 20:19:33  

Also ich denke, der Artikel sagt aus, dass Fanny nicht glorifiziert werden soll, weil ihr starkes Zurücknehmen ihrer selbst keine Tugend ist.

Und dass Miss Crawford festgestellt hat, dass Fanny nicht eingeführt ist, sitzt bei mir wie ein Stachel im Fleisch, obwohl ich Brukis Erklärung verstehe und vernünftig finde. Ich habe auch das Gefühl, dass Miss Crawfort Züge von Jane Austen hat, kann aber nicht begründen, warum.

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Julia
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Geschrieben Mittwoch, September 21, 2005 @ 22:26:31  

@mierschb: mr. knightley spricht ironisch, denn in der zitierten szene geht es um seine kritik an emma, die mrs. weston nicht hören will.
frank churchill ist ein anti-held! vielleicht nicht so "böse" wie wickham, aber sicher näher an willoughby als an edmund.
bingley sehe ich übrigens auch nicht als vorbehaltlos guten charakter. immerhin lässt er sich von seinem freund mal eben ausreden, dass jane nicht an ihm interessiert ist. hm. es passt nicht hierher, aber ich habe auch jane bennet schon immer als einen eher ironischen charakter gesehen. liebevoll und liebenswürdig - ja, das schon. aber vor intelligenz blitzen die beiden nicht gerade... (das wäre was für den nächsten group read!)

die austens waren vielleicht nicht arm, aber sicher auch weit davon entfernt reich zu sein. ich habe mal irgendwo gelesen, die bibliothek in steventon bestand aus über 500 büchern. in so einer vergleichsweise moderaten familie wie den austens war das sehr wohl etwas ungewöhnliches, denn bücher (bzw. papier!) waren proportional ungleich teurer als heute.

die "vindications" waren zwar erst später so richtig populär, aber soweit ich das verstanden habe, wurden sie ab der veröffentlichung ende des 18. jahrhunderts immerwieder neu aufgelegt (also wohl auch verkauft und gelesen).
aber ich will keine haare spalten.

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MierschB
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 08:27:14  

Quote:
Erstellt von Julia

Bingley sehe ich übrigens auch nicht als vorbehaltlos guten charakter.

Dann wäre er am Ende was für den Schurkenthread? ... Aber der arme Bingley würde dort sicher wie ein Engel reinpassen, den es in die Hölle verschlagen hat... Am besten wäre es das im P&P-Group Read zu zerpflücken, denke ich... Jane Austen hat in ihren Büchern lebendige Menschen geschildert und keine Schablonen... so gesehen ist "good and bad in everyone"... und solchen pauschalen Urteile, wie "ausschließlich fiese Charaktere reden von Engeln", passen nicht so recht zu Jane Austens Kunst?

Ich hab übrigens noch jemanden entdeckt, der jemanden anderen "angelic" nennt (Miss Elizabeth Bennet nennt so ihre Schwester Jane)... dann ist das also auch ironisch gemeint... Meine Güte, ich wusste ja dass Jane Austen Ironie einsetzte, aber gleich so häufig...

Bruki

PS: Es gibt aber eine ähnliche Ansicht, nämlich über das Lesen von Romanen: "Nur fiese oder dumme Personen äußern sich in Jane Austens Büchern abfällig über das Lesen von Romanen..." - Ich musste aber auch diese einfache Regel unter Sonjas Führung modifizieren... - Weiß nicht, wo das war... Evtl. im Schurkenthread?

PPS: Zum Thema "Bibliothek und Bücherlesen" kommen wir noch etwas später im MP... Da können wir ja auch noch mal darauf eingehen, wie Jane Austen zum Roman-Lesen stand...

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Johanna
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 12:22:22  

Quote:
Ich gehe jetzt aufs Klo und weine..

BESTENS! DAS WERD ICH MIR AUFS T-SHIRT MALEN. Oder in großen Lettern und gedeckten Farben an die Wand hinter meinem Spiegeltischchen.

Aber mal ernsthaft, Bingley könnten wir durchaus mal detailliert auseinanderpflücken. Habt ihr euch schon in den P&P Thread zu diesem Thema verkrümelt?

Bei welchem Kapitel sind wir jetzt eigentlich offiziell bezügl. MP? Hab schon ein bisschen vorgeluschert und bin jetzt durcheinander. Aber Bruki, du hast im Falle von MP eine echte Abneigung gegen Interpretationen, die weiter vom Hauptweg abstehen und irgendwie mit Rozema in Verbindung stehen könnten entwickelt, oder? Ich bin der Meinung, Grawe hat in seinem Nachwort auch nochmal die Sklaverei und ähnliches aufgegriffen, wie eben auch Frau Kirkham, also wird es wohl nicht komplett unbegründet sein. Ich zieh mich da jetzt mal wieder mit der gewohnten Ausrede des nicht genau im Textstehens bis zum gegebenen Zeitpunkt aus der Affäre... Also bis dahin

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Benjamin
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 16:13:46  

Ok, ich mache weiter! (auch wenn ich mich mit dem "closet" ziemlich auf den Klo gesetzt habe... )
Wenn ich das richtig sehe, kommt in der Kurzzusammenfassung jetzt Kap. 10 dran:
Kap. 10: Fanny sitzt in der Wildnis und wartet auf Edmund und Ms. Crawford. Da kommen einer nach dem anderen Ms. Bertram, Mr. Crawford und Mr. Rushworth, später Julia, wieder später der mit dem Schlüssel für das Gartentor zurückkehrende Mr. Rushworth. Die ganze Szene erregt im ganzen ein wenig Unbehagen (nicht nur bei Fanny, die sich von Edmund vernachlässigt fühlt). Anschließend die Heimfahrt nach Mansfield Park.

Dieses Hin-und-Her in diesem Kapitel hat irgendwie das, was man im Englischen wohl einen "comic relief" nennt: Es hat irgendwie viel von einer von diesen Land-Komödien (heißen die nicht "Schwänke"?) - einer geht, der andere kommt, alle fühlen sich irgendwie veräppelt, und nur eine Person bleibt immer da und behält den Überblick. Das ist hier unsere gute Fanny, deren etwas gekränkte Gefühle das erste Mal (?) so richtig deutlich ausgedrückt werden... Ich musste in diesem Kapitel ganz schön grinsen - das hat die gute Jane wieder gut hingekriegt: Nach den ersten Themen wie Aufgaben und Stellung eines Geistlichen so eine lustige Szene: Stellt euch das mal auf der Bühne vor (und tatsächlich kriegen wir ja bald ein Schauspiel geliefert...)
Ebenso komisch: Die Szene in der Kutsche mit der immer mehr nervenden Mrs. Norris und ihren Eroberungen von der Haushälterin in Sotherton, die sie eifersüchtig bewacht. Und dann die schnippische Antwort Marias...

So, genug geschwafelt - schöne Grüße an alle begehbaren Kleiderschränke und sonstige Aborte von
Benjamin

Julia
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 19:03:15  

Quote:
Jane Austen hat in ihren Büchern lebendige Menschen geschildert und keine Schablonen... so gesehen ist "good and bad in everyone"... und solchen pauschalen Urteile, wie "ausschließlich fiese Charaktere reden von Engeln", passen nicht so recht zu Jane Austens Kunst?

Ich hab übrigens noch jemanden entdeckt, der jemanden anderen "angelic" nennt (Miss Elizabeth Bennet nennt so ihre Schwester Jane)... dann ist das also auch ironisch gemeint... Meine Güte, ich wusste ja dass Jane Austen Ironie einsetzte, aber gleich so häufig...

Meine Güte, jetzt komm mal wieder runter!! Ich habe nur einen Essay zitiert und mehrfach(!) geschrieben, dass das nur eine einzelne Meinung ist (die man ja mal ernsthaft überdenken kann) und du reitest unendlich darauf herum und ziehst alles ins lächerliche. Schade, ich dachte hier wären unterschiedliche Meinungen gefragt.

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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 20:22:28  

@Julia: Ich denke nicht, dass das bös gemeint war von Bruki.

Ich habe übrigens in besagtem Kapitel ein wunderbar passende Stelle dafür gefunden, dass Jane Austen sich ganz schön über Fanny und ihre Geistesabwesenheit "mokiert". Kap. 10 s. 126

Quote:
'"Der arme William! Er hat von dem Pfarrer auf der 'Antwerp' soviel freundliches erfahren", war Fannys liebevoller Einwurf, der zwar ihren Empfindungen entsprach, aber nicht eigentlich dem Gesprächsgegenstand.'

Wenn man das nicht "mocking" nennt... Und dann noch eine Parallele zwischen "Ratet Mal!" und Mary Crawford: Kapitel 10 S. 128

Eddie meint:

Quote:
Da geht die gute Laune selbst [...] da geht ein Naturell, das nie jemandem Kummer bereiten würde"
und das, obwohl sie gerade wiederholt zünftig über Eddies selbst erwählte zukünftige Zunft hergezogen ist. Dazu vielleicht mal der Vergleich mit Lizzy, die ob ihrer spielerischen Art zu necken auch nie imstande gewesen sein soll, jemanden ernstlich zu beleidigen. Und sei es nur den Mann der eh außerhalb objektiven Urteils war.

Achso und, Sorry für den Kraftausdruck, aber Mrs. Norris ist ein Riesenarsch. Gut das wenigstens Maria ein wenig Paroli bietet, wenn auch nur aus permanenter Genervtheit denn aus Nächstenliebe. Das würde ich "(comic) relief" nennen.

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Hazel
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 21:57:14  

Quote:
So komisch es klingt - ich finde, die erste Diskussion in der Kapelle gewinnt Ms. Crawford eindeutig. In der zweiten Diskussion sehe ich aber Edmund vorne - hat JA das so gewollt? Hat sie da ihre Meinung gesagt? Dann wäre sie gar nicht so ein eindeutiger Anhänger der Church of England...
mit antwortheischenden Grüßen Benjamin

Ich habe die Gelegenheit genutzt und wegen deiner Frage, ob JA ihre Meinung ausdrückte, in den Biographien geschmökert.
Habe diesbezüglich aber nur herausgefunden, dass die Austens ihre Kinder verständnisvoll und liberal erzogen und dass das Elternhaus nicht engstirnig-frömmelnd war.
Außerdem hat JAs Cousine Eliza (die in zweiter Ehe mit Jane´s Vetter Henry verheiratet war) "wohl in einigen Zügen zu bestimmten Gestalten in Jane Austens Romanen Patin gestanden, vor allem zu Mary Crawford in MP" (Christian Grawe).

@Sonja, weißt du da mehr? Bist du überhaupt noch da , oder hat dich das Buch verschlungen?

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Hazel
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 22:09:15  

Quote:
PS: Es gibt aber eine ähnliche Ansicht, nämlich über das Lesen von Romanen: "Nur fiese oder dumme Personen äußern sich in Jane Austens Büchern abfällig über das Lesen von Romanen..." - Ich musste aber auch diese einfache Regel unter Sonjas Führung modifizieren... - Weiß nicht, wo das war... Evtl. im Schurkenthread?

PPS: Zum Thema "Bibliothek und Bücherlesen" kommen wir noch etwas später im MP... Da können wir ja auch noch mal darauf eingehen, wie Jane Austen zum Roman-Lesen stand...

Weil ich diese Stelle eben heute in der Biographie Maletzkes gelesen habe, komme ich sofort darauf zurück. "´Wir sind begeisterte Romanleser und schämen uns dessen nicht`, schrieb Jane zu einer Zeit, als das Schmökern mindestens so verdächtig war wie heute das Surfen im Internet; Romane gar, die dem Hirn Scheinwelten vorgaukelten und die Phantasie erhitzten!"

Seltsame Einstellung damals.

Hazel

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Was eine "Szene" ist, weiß ich, aber was ist eine "Austen"? Verfasser ist dem Benutzer bekannt

Hazel
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 22:17:49  

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Erstellt von Benjamin
Dieses Hin-und-Her in diesem Kapitel hat irgendwie das, was man im Englischen wohl einen "comic relief" nennt: Es hat irgendwie viel von einer von diesen Land-Komödien (heißen die nicht "Schwänke"?) - einer geht, der andere kommt, alle fühlen sich irgendwie veräppelt, und nur eine Person bleibt immer da und behält den Überblick. Das ist hier unsere gute Fanny, deren etwas gekränkte Gefühle das erste Mal (?) so richtig deutlich ausgedrückt werden... Ich musste in diesem Kapitel ganz schön grinsen - das hat die gute Jane wieder gut hingekriegt:

Ja, da stimme ich dir zu.

Ganz schön geistreiche Bemerkung mit den "begehbaren Kleiderschränken" und - ich setze noch eins drauf - "anderen Ab-Orten"

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Hazel
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 22:33:53  

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Ich habe übrigens in besagtem Kapitel ein wunderbar passende Stelle dafür gefunden, dass Jane Austen sich ganz schön über Fanny und ihre Geistesabwesenheit "mokiert". Kap. 10 s. 126

'"Der arme William! Er hat von dem Pfarrer auf der 'Antwerp' soviel freundliches erfahren", war Fannys liebevoller Einwurf, der zwar ihren Empfindungen entsprach, aber nicht eigentlich dem Gesprächsgegenstand.'

Das habe ich als Abschweifen Fanny´s gesehen, die froh war, auch mal zum Gespräch beisteuern zu können. Ist es das, was du auch meinst?

Wie kriegst du übrigens die einzelnen Häkchen hin (in dem Teil oben, der kursiv sein sollte)? Bei mir wird es immer schräg.

Quote:
Eddie meint: Da geht die gute Laune selbst [...] da geht ein Naturell, das nie jemandem Kummer bereiten würde" und das, obwohl sie gerade wiederholt zünftig über Eddies selbst erwählte zukünftige Zunft hergezogen ist.

Ja, ganz schön hartnäckig die Dame! Aber Edmund hat ihr gekonnt Paroli gegeben. Der würde mich als Pfarrer auch überzeugen.
Quote:
Achso und, Sorry für den Kraftausdruck

Bitte entweder anders ausdrücken, oder gar nicht .

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MierschB
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 23:05:23  

Quote:
Also ich denke, der Artikel sagt aus, dass Fanny nicht glorifiziert werden soll, weil ihr starkes Zurücknehmen ihrer selbst keine Tugend ist.

Das sehe ich auch so, ich glaube aber nicht, dass dieser These richtig ist... Wenn man einen Gegensatz zwischen Mary Crawford und Fanny Price darstellen will, dann vielleicht den, dass Mary äußerlich eine begnadete Selbstdarstellerin ist, innerlich einen moralisch fragwürdigen Charakter besitzt, dagegen Fanny ein sehr kontemplativer Mensch ist, ohne den schillernden Witz ihrer Rivalin und den äußerlichen Reizen. Aber wer von den beiden Heldinnen die Situation in Mansfield Park am besten beurteilt und bewertet, und sich am Ende als Retterin Mansfield Parks erweist, werden wir noch sehen...

Der Gegensatz zwischen den beiden Heldinnen des Romans führt uns – denk ich – auch in unsere Zeit, wo es uns ja schon früh antrainiert wird, dass es nicht gesund ist, wenn man sich zurücknimmt im Konkurrenzkampf: „Bescheidenheit ist ein Zier, doch besser fährt man ohne ihr.“

Bruki

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Hazel
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Geschrieben Donnerstag, September 22, 2005 @ 23:35:56  

Kapitel 11: Gespräch zwischen Edmund und Mary Crawford über Geistliche

Nebenbei, und nur ganz kurz:

Quote:
Hazel: Also ich denke, der Artikel sagt aus, dass Fanny nicht glorifiziert werden soll, weil ihr starkes Zurücknehmen ihrer selbst keine Tugend ist.
Bruki: Das sehe ich auch so, ich glaube aber nicht, dass dieser These richtig ist...

Du siehst es auch so, glaubst es aber nicht?
Jetzt muss ich auch mal psychologisch werden:
Bert Hellinger schreibt in Ordnungen der Liebe: Wenn du eine Lösung hast, brauchst du kein Problem mehr.
Die Lösung in deinem Fall ist: Du siehst es auch so.
Das Problem ist: aber du glaubst es nicht.
Und nun der Satz: Wenn du eine Lösung hast, brauchst du kein Problem mehr. Also schieb das Problem zur Seite, es ist nicht da, denn du siehst es auch so.

Allerdings ist Bert Hellinger auch umstritten.

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MierschB
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Geschrieben Freitag, September 23, 2005 @ 09:13:10  

Eiweih, ich merk schon...

Also, ich sehe das auch so, dass der Artikel sagt, dass Fanny... und ich glaube, dass das nicht stimmt... Fanny ist ein überirdisch-menschlicher Charakter... Na gut, es heißt, man solle keine Menschen zu Göttern erheben, aber lasst uns wenigstens Fanny in aller Stille bewundern... und wenn sie uns begegnet ihr mit aller Hochachtung entgegentreten, die wir nur aufbringen können... Sie gehört zu den Menschen, die das Salz der Erde sind... Auf die Crawfords können wir leicht verzichten, ohne die Fannys wäre die Welt ein trauriger Ort...

Bruki

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Geschrieben Freitag, September 23, 2005 @ 12:41:01  

Ach so, du glaubst Jane Austen .

Dabei führt sie einen so hinters Licht! Kaum meint man, man hätte sich ein Bild von einer Romanfigur gemacht, dann versucht Jane Austen schon wieder, einem das Gegenteil davon einzureden. (Am Anfang hat mich das geärgert. Ich dachte, sie diktiert dem Romanleser, wen er für sympathisch zu halten hat und wen nicht. Ist es noch jemandem so ergangen?)

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MierschB
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Geschrieben Freitag, September 23, 2005 @ 13:32:13  

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Erstellt von Hazel

Ach so, du glaubst Jane Austen .

... sagen wir mal so: Ich liege ihr zu Füßen...

Bruki

PS: Weißt Du noch die Gedichtzeilen von Alexander Pope, die wir mal übersetzt haben, wo davon die Rede ist, dass sie nicht für "dumme Zwerge" schrieb?

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julemaus09
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Geschrieben Freitag, September 23, 2005 @ 14:50:28  

Hallo alle zusammen...
hatte die Woche wegen eines Praktikums kaum Zeit und muss hier noch einiges aufholen. Da ich aber auch nächste Woche kaum Gelegenheit habe ins Internet zu gehen, kann es sein, dass ich mich jetzt länger nicht melde. Bin schon froh, wenn ich mit dem Lesen nachkomme

Das der Ausflug nach Sotherton sozusagen ein "foreshadowing" ist, ist mir beim Lesen auch aufgefallen, ich finde Jane Austens Taktik sehr geschickt gewählt, vor allem, weil sich eben später noch das Theaterstück wieder auf dieselbe Thematik bezieht.

Werde jetzt interessiert eure ganzen Postings der letzten Tage lesen.

Bis dahin, Liebe Grüße

Hazel
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Geschrieben Freitag, September 23, 2005 @ 21:14:28  

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Erstellt von MierschB
PS: Weißt Du noch die Gedichtzeilen von Alexander Pope, die wir mal übersetzt haben, wo davon die Rede ist, dass sie nicht für "dumme Zwerge" schrieb?

Nein, weiß ich nicht mehr. Ich war ja auch noch ein unbedarfter Jane-Austen-Erforscher.

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Geschrieben Freitag, September 23, 2005 @ 22:47:45  

Kapitel 12: Fanny geht ganz unspektakulär auf ihren ersten Ball. Maria und Julia Bertram verstehen sich beide so gut mit Mr. Crawford, dass Fanny nicht weiß, welche der Damen er eigentlich mehr schätzt. Edmund ist egoistisch wie eine gewisse andere Person, findet Fanny.

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Seiten 3 off 7 Seiten: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7