"Northanger Abbey" ist, kurz gesagt, ein Roman über Realitätsferne in einer Zeit voller Doppelmoral.
Die Pfarrerstochter Catherine Morland ist eine klassische Antiheldin. Sie ist
nicht besonders hübsch und hat keine herausragenden Fähigkeiten.
Zusammen mit ihren 9 Geschwistern wächst sie auf dem Land auf und führt ein ereignisloses Leben bis sie das Glück hat das reiche aber kinderlose Ehepaar Allen nach Bath begleiten zu dürfen. Mit großen Augen spaziert sie an der Seite von Mrs. Allen täglich wenn es das Wetter erlaubt durch die Brunnenhalle, bereit alles aufregend zu finden und zu genießen. Trotz dieser wunderbaren Einstellung verläuft das Leben in Bath anfangs überwiegend ereignislos, da sich keine Bekannten der Allens in Bath aufhalten. Einziger Lichtblick ist die Bekanntschaft mit Mr. Henry Tilney, einem Pfarrer aus angesehener Familie dem Catherine in den unteren Gesellschafträumen durch den Zeremonienmeister vorgestellt wird.
Erst die ersten Begegnung mit der Familie Thorpe läutet aufregendere
Zeiten in Bath ein. Mrs. Allen freut sich in Mrs. Thorpe eine alte Klassenkameradin
wiedergefunden zu haben und Catherine freundet sich schnell mit Isabella
(Mrs. Thorpes ältester Tochter) an. Sie bewundert die schöne Isabella die scheinbar in jeder Lebenslage weiß was zu tun ist. Nur manchmal erscheinen Catherine die Gedankengänge und Handlungsweisen übertrieben oder umständlich. Isabella leiht Catherine den Roman "Mysteries of Udolpho" von Ann Redcliff, ein gotischer Schauerroman um das Schicksal der jungen elternlose Emily, die mit ihrer frisch verheirateten Tante zu deren Mann Graf Morntoni auf die finstere Burg Udolpho ziehen muß. Damit beginnt ein Alptraum für Emily: Ihre Tante wird von Morntoni eingekerkert und verhungert, Emily selbst wird von ihm bedroht und entflieht diesem Alptraum schließlich durch unterirdische Gänge und Gewölbe.
Dieses Buch begleitet Catherine durch die kommende Zeit in Bath, die zunächst durch tägliche Treffen mit Isabella und eifriges Ausschauhalten nach Henry gekennzeichnet sind. Bei einem Gespräch erfährt Catherine zu ihrem Erstaunen, daß Isabellas Bruder John mit ihrem Bruder James studiert und bemerkt zu ihrer Freude, daß Isabella offensichtlich eine Schwäche für James hat. Beide Brüder besuchen Bath und der plumpe John versucht Catherine zu umwerben. Nach einigen Verwicklungen kommt es sogar zum Heiratsantrag den Catherine allerdings ablehnt. Sie hat nur Tilney im Kopf während Isabella zunächst glücklich einen Heiratsantrag von James annimmt.
Schließlich wird Catherine von Henrys Schwester Eleanor nach Northanger Abbey eingeladen. Überglücklich nimmt sie an. Sie hat nur Angst vor dem gestrengen General Tilney, der sie aber ausgesucht höflich behandelt. Die Aussicht darauf in einer Art Burg zu leben begeistert Catherine. Mit großen Augen hängt sie an Henrys Lippen als dieser ihr auf der Fahrt zum Kloster nicht gerade ernstgemeinte Schauergeschichten erzählt. Im Kloster angekommen erscheint ihr alles aufregend und unheimlich und bald erwächst in ihr der Verdacht der gestrenge General hätte seine Frau umgebracht. Parallelen zu den
"Mysteries of Udolpho" werden Catherine von Stunde zu Stunde deutlicher:
verlöschende Kerzen, mysteriöse Vorhänge ....
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