Sanditon beginnt ungewöhnlich mit dem Unfall zweiter Reisender. Es handelt sich dabei um Mr und Mrs Parker, die aus Sanditon stammen und auf der Suche nach einem Arzt für ihren Kurort sind. Nach dem Sturz ihrer Kutsche und der damit verbundenen Fußverletzung Mr Parkers wird das Ehepaar von den Heywoods aufgenommen, die zurückgezogen auf dem Land leben. Zwischen den Paaren entsteht eine Freundschaft, Mr Parker erzählt ihnen gern und viel von seinem Wohnort Sanditon, der noch jung ist und dessen wirtschaftlicher Aufschwung und wachsende Bedeutung ihm ausgesprochen am Herzen liegen. Es wird dem Leser schnell klar, dass Mr Parker in seinem Enthusiasmus für den heilenden Wert des Badens und seinem Eifer für Sanditon den Blick auf die Realität auch mal verliert.
Als die Parkers abreisen, wird beschlossen, dass sie die zweiundzwanzigjährige Miss Charlotte Heywood für einen Besuch zu sich mitnehmen. In Sanditon lernt Charlotte die etwa siebzigjährige Lady Denham kennen, die ebenfalls dort wohnt, wohlhabend und einflussreich ist. Mr Parker verehrt sie und ist um ihre Zustimmung stets bemüht. Aus seinen Erzählungen wissen wir, dass sie aus reichem Haus stammt und in erster Ehe mit Mr Hollis verheiratet war, der früh verstarb und ihr seinen Besitz hinterlies, später heiratete sie Sir Harry Denham, den sie ebenfalls beerbte. Aus beiden Ehen ging sie kinderlos hervor, als zukünftiger Erbe von Sir Harrys Anwesen kommt dessen Neffe Sir Edward Denham in Frage, der zusammen mit seiner Schwester ebenfalls in Sanditon wohnt und sich um die Gunst seiner Tante bemüht. Sir Edward ist ein junger, eher einfältiger Mann, der besonders durch seine aus Charlottes Sicht verdrehten Ansichten zur Literatur auffällt. Er redet viel und nutzlos und an Charlottes Desinteresse besteht wenig Zweifel, was besonders Lady Denham gefällt, die ihn reich verheiraten will.
Zu Lady Denhams Kreis gehört weiterhin die junge verarmte Miss Clara Brereton aus der Familie von Lady Denhams Vater. Über Clara Brereton ist kaum etwas bekannt. Am aussagekräftigsten was ihren Charakter betrifft ist wohl die Tatsache, dass sie Lady Denham mit Fassung erträgt, was sie zur Sympathieträgerin macht, da die Leserin Lady Denham entgegen Mr Parkers Beschreibungen als altmodische, kleingeistige und geizige Frau kennen lernt. Außerdem bemüht sich Sir Edward um Clara, die er als Konkurrentin in Gunst und Testament seiner Tante sieht, was diese jedoch kaum erwidert.
Da sich der Roman hauptsächlich mit der Beschreibung der Stadt und deren BewohnerInnen aufhält, ist hier kaum von Handlung zu berichten. Das erste nennenswerte Ereignis ist die Ankunft von Susan, Diana und Arthur Parker, drei Geschwistern von Mr Parker, der darüber hinaus noch Sidney Parker zum Bruder hat.
Die drei Neuankömmlinge sind ausgesprochene Hypochonder, die beiden Schwestern im Gegensatz zu ihrem trägen Bruder Arthur dazu aber noch fast hyperaktiv, vor allem was die Unterstützung Mr Parkers in seinem Vorhaben angeht, Sanditon zu Wohlstand zu verhelfen. So haben sie zum Beispiel über komplizierte Umwege zwei Familien als Gäste für Sanditon angeworben. Wie sich später herausstellt, handelt es sich dabei um nur eine Gruppe von Personen, was die Schwestern zu ihrer Beschämung auf Grund von Übertreibungen und Verdrehungen aus unterschiedlichen Quellen nicht erkannt hatten. Die Gruppe trifft ein, sie besteht aus Mrs Griffith und drei ihrer Schutzbefohlenen: zwei Ms Beauforts und einer sehr wohlhabenden aber kränklichen Miss Lambe, die aus Westindien stammt, wogegen Lady Denham starke Vorbehalte hat.
Schließlich trifft überraschend auch noch Sidney Parker in Sanditon ein, der dort noch ein oder zwei Freunde erwartet. Sidney Parker scheint ein angenehmer und kluger Mensch zu sein, viel erfahren wir aber nicht, da der Roman hier abrupt endet.
Trotz ernsthaften Überlegens fällt mir keine Handlung in Sanditon ein, die es wert wäre, hier beschrieben zu werden. Es geht stets um die meist karikierten Einstellungen und Handlungen der Figuren, was wie schon beschrieben den hauptsächlichen Unterschied zu Austens anderen Werken ausmacht.
Trotzdem ist dieser Romananfang liebenswert, er ist viel weniger subtil als ihre anderen Geschichten und auch die Tatsache, dass das Ende fehlt, wirkt weniger tragisch als bei The Watsons, da hier wenige Handlungsstränge offen bleiben. Zu erwarten ist (auch laut Kommentar), dass Charlotte und Sidney zueinander finden, ich persönlich sehe die Möglichkeit einer Verbindung zwischen Sir Edward und Miss Lambe und erhoffe unter den rätselhaften zu erwartenden Freunden jemanden für Miss Clara Brereton. Interessant an diesem Romananfang ist darüber hinaus Austens Umgang mit Krankheit und Tod in einem so späten Stadium ihres eigenen Krankheitverlaufs.
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