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schlumeline
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2005 Status: Abwesend Beiträge: 193
Stimmung: |
Geschrieben Montag, August 29, 2005 @ 23:17:20
Quote: |
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Machst Du das
mit der "Duty" Idee noch fertig, oder lassen wirs
ganz, bis es sich evt vielleicht unter Umständen
im Gespräch ergiebt? Meistens bleibts ja doch
unkommentiert stehen.
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Also die Interpretationen von Uni-Profs wie Mrs.
Shuttleworth kann man ja auch einfach nur erstmal schlucken -
und man muß aufpassen, daß man sich daran nicht den Magen
verdirbt. Ich finde, das ist alles schon ziemlich weit
hergeholt. Und selbst wenn man den Victorianern (hier speziell
Gaskell) unter ihrer ganzen Prüderie ein wenig Erotik zutrauen
möchte, dann eigentlich wirklich nur in dem Maße, wie ich es
mir schon selbst gedacht habe (sprich die Armband-Szene oder
die Zuckerzangen-Szene oder Thorntons erotische Träume im
Buch).
Sexual Imagery in Gaskell and Dickens
Übrigens scheint diese Website überhaupt ganz interessant
zu sein für alle, die sich mit den Victorianern beschäftigen
möchten, soweit ich mit die Site schon angeschaut habe:
The
Victorian Web
Daß die Riot-Szene eine Schlüsselszene samt Wendepunkt im
Roman darstellt ist klar. Daß Maggie von Gefühlen zu spontanen
Handlungen verleitet wurde, die sicher auch sexuell eingefärbt
waren - alles akzeptiert. Aber, daß die ganze Szene,
angefangen von den Arbeitern am Tor ( ) bis hin zu Maggies blutender Wunde das "erste Mal"
darstellen soll ( ) - ich glaub', da würde wohl auch Gaskell große
Augen machen, oder?
Ich mache gern mit der "Duty"-Sache von Mrs. Shuttleworth
weiter. Werde mir dabei auch mal meine Kritikensammlung
vornehmen und nach Thornton-Charakterisierungen durchforsten.
Vielleicht kann das Büchlein zu diesem Thema mehr beitragen.
Es kann aber ein paar Tage dauern, bevor ich da was
brauchbares für's Forum auf die Beine gestellt habe (eventuell
am Wochenende?) Dann können wir gern weiterdiskutieren über
Mr. Thornton.
Übrigens basiert der dargestellte Streik in N&S auf
einem Streik, der damals tatsächlich kurz vor dem Erscheinen
des Romans (2.9.1854 bis 27.1.1855 in Dicken's Household
Words) stattfand: der Preston-Streik ("The-Preston-Strike"
). Der Streik und die Aussperrung in Preston, einer
Industriestadt in Lancashire, in der Nähe von Manchester, von
Oktober 1853 bis Mai 1854 war einer der berühmtesten
Auseinandersetzungen in der Textilindustrie. Den Streik haben
Arbeiter aus vier Mills begonnen wegen der Löhne, und sie
wurden mit der Zeit von Arbeitern anderer Mills der ganzen
Stadt unterstützt. Die Mill-Owner schlossen daraufhin ihre
Mills für alle Arbeiter (also auch für die, die den Streik
nicht mitgemacht haben) und setzten dann, je nach Quelle,
Immigranten (Iren) bzw. Engländer zur Arbeit ein.
Great Preston Lock Out The Gallery: Preston Lockout
Von diesem Streik sollen übrigens besonders Frauen
betroffen gewesen sein, weil diese die Mehrzahl der
ausgesperrten Arbeiter darstellten:
The role of the Working Class Woman in the Labor
Strikes
(Und wieder: wunderbare Infoquelle, dieses Victorian Web.
)
Gruß schlumeline
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schlumeline
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2005 Status: Abwesend Beiträge: 193
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, August 30, 2005 @ 23:48:36
Also wollte gerade anfangen, mich schon
mal mit Thornton zu beschäftigen (so jeden Abend kleckerweise
in bisschen ) und habe da wohl schon mal was interessantes in
meinem Kritikenbüchlein gefunden (denke ich zumindest).
Hier ist ein Auszug eines Briefes von Gaskell an eine Lady
Kay-Shuttleworth, die eine Freundin von Gaskell als auch von
Charlotte Bronte gewesen sein soll (nebenbei bemerkt: damit
ist nachgewiesen, daß Gaskell eine Dame namens Shuttleworth
wirklich kannte, wie Johannas Intro-Autorin gleichen Namens
wohl behauptet hatte. ). In diesem Brief antwortet Gaskell auf die Kritik
der Lady an Gaskells früheren Industrieroman "Mary Barton", in
dem die Autorin wohl eher negativ voreingenommen gegenüber den
Mill-ownern war (Die Unterstreichungen stammen von mir):
Quote: |
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To Lady
Kay-Shuttleworth Silverdale, near Lancaster /
July 16. [?1850] […] I believe what I have
said in Mary Barton to be perfectly true, but by
no means the whole truth; and I have always felt
deeply annoyed at anyone, or any set of people who
chose to consider that I had manifested the whole
truth; I do not think it possible to do this in
any one work of fiction. You say ‘I think
there are good mill-owners; I think the factory
system might be made a great engine for good’; and
in this no one can more earnestly and heartily
agree with you than I do. I can not imagine a
nobler scope for a thoughtful energetic man,
desirous of doing good to his kind, than that
presented to his powers as the master of a
factory. But I believe that there is much to be
discovered yet as to the right position and mutual
duties of employer, and employed; […] I think the
best and most benevolent employers would say how
difficult they, with all their experience, found
it to unite theory and practice. […] It would
require a wise man, practical and full of
experience, one able to calculate consequences, to
choose out the best among the many systems, which
are being tried by the benevolent
mill-owners.[…] And I should like some
man, who had a man’s correct knowledge , to
write an this subject, and make the poor
intelligent work-people understand the infinite
anxiety as to right and wrong-doing which I
believe that riches bring to many. […] My dear
lady, I am Yours very faithfully, E. C.
Gaskell. | |
Hier beschreibt Gaskell im Prinzip schon mal den Charakter
John Thorntons und deutet, meiner Meinung nach, auch an, daß
es im Prinzip gar nicht so einfach ist, wohltätig und
gleichzeitig auf Profit aus zu sein.
Dann habe ich noch eine interessante Seite im Netz gefunden
über das sogenannte Sadler Committee, eine staatliche
Kommission zur Untersuchung der Arbeitsbedingungen in
Textilfabriken 1832. Auf der Seite sind nur
Beispiel-Interviews mit Textilarbeitern aus einem Buch
wiedergegeben. Es geht um Arbeitsbedingungen wie
Arbeitszeiten, Pausenzeiten, Lohn und - jetzt kommt's - die
Behandlung der Arbeiter. Sie wurden geschlagen und
festgeschnallt (?) für solche "Vergehen" wie Zuspätkommen. Und
in der Einleitung wird gesagt, daß die Beispiele eher
"representative rather than exceptional" sind. Lest selbst:
The Life of the Industrial Worker in
19th-Century Britain
Ich mag nun Mr. Thornton nicht mit aller Macht zum
schlechten Menschen machen wollen, meine aber, daß der Mr.
Thornton in der Verfilmung der Wahrheit wohl doch ein kleines
Stückchen näher kommt, als der Mr. Thornton im Roman, der ja
dort auch als ziemlich stur und zielstrebig beschrieben wird.
Nur spielt im Buch keine einzige Szene in Mr. Thorntons Mill
selbst. Ist das so, weil Mrs. Gaskell nie selbst dort war und
wirklich nicht weiß, wie es dort zugeht oder wollte sie die
Arbeitsbedingungen bewußt ausklammern? Bei Maggies Gesprächen
mit Bessy geht es ja schon immerhin um die umherfliegenden
Flusen und deren Verminderung mittels Flusenrad. Aber im
Gegensatz zum Film hat Mr. Thornton im Buch eben noch KEIN
solches Flusenrad installiert. |
schlumeline
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2005 Status: Abwesend Beiträge: 193
Stimmung: |
Geschrieben Dienstag, August 30, 2005 @ 23:49:57
Nun wollen wir aber doch daran glauben,
dass es Thornton durch seine Liebe zu Maggie schafft,
warmherziger zu werden und sich um seine Arbeiter zu kümmern.
Denn auch für solche Mill-owner gibt es Beispiele (Quelle: Conditions of the Working Classes and Child
Labor ):
Quote: |
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There were
some factories and factories owners who were the
exception in providing good wages and other
benefits to their employees. One example of this
was Ashworth's mill, which provided decent homes
with many modern conveniences for its employees.
There was also a Mr. Thomas Ashton who limited the
work hours of the children in his factories,
established schools for them, and provided them
and their parents who also worked in Mr. Ashton's
factory, good homes. By 1868 there were many
improvements in industry that had benefited the
workers but their lives and work was still
difficult. The increased speed, efficiency, and
dependability of looms pushed production quotas
ever higher, which placed a great deal of stress
on the workers, because if they did not meet the
quotas their jobs could be threatened. Some
workers even tried to better their position by
forming unions but there laws in place which
limited their ability to form unions(Southhall,
189). In time they were able to band together and
to make changes. And In 1874 due to the work of
the emerging unions laws were passed which limited
an adults work to nine hours a day, for a total of
56 hours a week.
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Aber wie es im Zitat steht, sind das wohl eher die
Ausnahmen gewesen. (Übrigens taucht auf dieser Seite wieder der
Name Kay-Shuttleworth auf, hier als James Kay-Shuttleworth)
Dann gibt es noch einen Brief in meiner Kritikensammlung,
und zwar von Parthenope Nightingale (ältere Schwester von Florence Nightingale) an Gaskell, in dem
diese gar nicht so an Thorntons Wandlung glauben will:
Quote: |
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[...]I am
quite sorry to part with it [the novel], and wish
it had not ended so soon, or so abruptly, but I am
afraid you are right, for I am afraid Margaret
will not be happy, tho' she will make him so; he
is to old to mould, and the poetry of her nature
will suffer under the iron mark which has so
compressed his so long.
[...] | |
Nicht sehr ermutigend.
Gaskell hat während des Schreibens von N&S einen Brief
an Catherine Winkworth, eine enge Freundin, geschrieben, in
dem sie ein mögliches Ende der Mill beschreibt:
Quote: |
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[...] What do
you think of a fire burning down Mr Thornton’s
mills and house as a help to
failure? Then Margaret would rebuild them larger
& better & need not go & live there
when she’s married. Tell me what you think: MH has
just told the lie, & is gathering herself up
after her dead faint; very meek & stunned
& humble.
[...] | |
Es ist möglich, daß Gaskell von dieser Idee Abstand nahm,
weil es wohl schon in „Mary Barton“ brannte, bei „Jane Eyre“
sowieso und auch in „Shirley“ brannte die Mill nieder, wenn
ich mich recht erinnere. Die Idee wäre also nicht mehr sehr
originell gewesen.
Nun möchte ich behaupten, daß die Scriptwriterin Sandy
Welch dieses mögliche Ende von Thronton’s Mills kannte und
deshalb Thornton Stephens am Anfang wegen eines möglichen
Brandes vermöbeln ließ. Vielleicht hatte sie sogar einen Brand
im Film vorgesehen, womit sich der Kreis zum Beginn des Film
geschlossen hätte und Thornton dann am Ende moralisch
vollkommen rehabilitiert wäre?
Genug für heute...
Gute Nacht schlumeline
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Johanna
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: fischkopp (naja, fast)
Registriert: Jun 2005 Status: Abwesend Beiträge:
343
Stimmung: |
Geschrieben Mittwoch, August 31, 2005 @ 13:44:01
Quote: |
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Da fällt mir übrigens noch ein, das ich den Zug als Symbol
für Aufbruch weit passender finde, als das oben angedeutete.
Ich hatte im Buch zum Schluß das Gefühl, dass es wirklich
einen Schluß darstellt, weil beide ein wenig matt und echt
verlebt aus der Geschichte gegangen sind. Ich hab jetzt keine
Zeit das passende Zitat rauszusuchen, aber ich hatte beim
Lesen das (etwas bitter abgeschmeckte) Gefühl, dass das deren
Leben gewesen wäre, ohne das noch großartig was dolles
passiert (ich glaub, ich bin heute nicht wirklich in der Lage
mich passend auszudrücken, weiß nicht, wie weit Du/Ihr mit dem
Buch bist/seid, aber vielleicht könnt ja trotz nachvollziehen,
was ich meine). Also es klang nicht danach, dass sie weiser
geworden sind, und sich entwickelt haben (So wie Schlumeline
uns das in Bezug auf P&P erklärt hat), sonder halt richtig
alt in dem Wortsinn.
Da fand ich die Sache im Film doch etwas ermutigender.
PS: Im Film kümmert sich Thornton doch schon vorher um die
Arbeiter - hast ja selbst gesagt: Flusenrad und
Suppenküche...Das Buch liegt bei mir jetzt doch schonwieder
etwas zu lang zurück...
-------------------- "Hütet Euch vor einer ersten Liebe,
und Ihr werdet von einer zweiten nichts zu fürchten haben."
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
"Thats too easy." - Dustin Hoffman in 'The Messenger'
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Deeda
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Österreich
Registriert: Jul 2005 Status: Abwesend Beiträge:
111
Stimmung: |
Geschrieben Donnerstag, September 1, 2005 @ 21:42:52
erm... ich hab heut Was Sie schon
immer über Singles wissen wollten gesehen und da spielt
Oliver Bootz mit... findet ihr nicht auch, er hatte eine
gewisse Ähnlich keit mit Thornton?
Auf dem Bild vielleicht nicht ganz nachzuvollziehen. Aber
in dem Film hat er mich sehr an Thornton erinnert. Fesch ist
er auch |
schlumeline
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2005 Status: Abwesend Beiträge: 193
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 00:35:16
Also ich kann zum jetzigen Zeitpunkt nur
für den Film-Thornton sprechen , kann mir aber vorstellen, daß Ähnliches für den
Buch-Thornton gilt.
Also unter „Wandlung“ sollte man nicht eine 180°-Wendung
des Charakters verstehen. Seine Wesensart wird er nicht ändern
können, das stille, tiefe Wasser, wird er immer bleiben.
Ebenso wird er seine zielstrebige und manchmal aufbrausende
Art niemals völlig ablegen können. Mir fallen dabei die Worte
ein, die Mrs. Allen in der Northanger-Abbey-Verfilmung ganz
zuletzt in den Mund gelegt wurden: „One lives and learns.“.
Das trifft es hier doch so ziemlich. Er lernt dazu, überdenkt
sein Verhalten, kann aber doch sein Wesen nicht ändern.
Würde sagen, sein Leben vor Maggie verlief ziemlich
egozentrisch (Das klingt zwar hart, mir fällt aber nichts
Besseres ein.) Und das muß man ein gutes Stück sicherlich auch
sein, wenn man sich „nach oben“ arbeiten und sich dort auch
behaupten will.
Abgesehen davon, dass Thornton Maggie zweimal unfein in
seiner aufbrausenden Art unterbricht, redet er in der
Antragsszene immer nur von sich, fängt seine Sätze meist mit
„I“ an:
I had not noticed the colour of this fruit. (statt
Maggie mit einzubeziehen: Have you ever noticed the
colour of this fruit?) I’m afraid I was very
ungreatful yesterday. I think that I do.
I forgot… Me? Are you saying that
I’m unresonable? … Er hat ganz sicher nur
selten ein „Nein“ ins Gesicht gesagt bekommen und dieses dann
noch seltener akzeptiert, ohne sich in Bewegung zu setzen und
das Problem aus der Welt zu schaffen. Nun bleibt ihm aber
nichts anders übrig, als Maggies „Nein“ zu seinem Antrag so
hinzunehmen, zu akzeptieren und zu realisieren, dass dieses
„Nein“ endgültig ist.
Was für ein Unterschied ist dazu der Schluß! Um wieviel
besser als das Ende im Buch ist diese Szene in vielerlei
symbolischer Hinsicht (und das Roman-Ende kenne ich ja nun
zwangsläufig)! Nun stellt er Maggie in den Mittelpunkt und
interessiert sich für sie und ihre Gefühle:
Where are you going? You’ll not guess
where I’ve been. You have to look hard. Why
were you in Milton?
Maggie hat ihm ganz sicher imponiert mit ihrer selbstlosen,
entschlossenen Handlung während der Krawalle. Das hat noch
niemand für ihn getan. Möchte sagen, dass er erst danach
über seine Gefühle ernsthaft nachdachte bzw. sich derer
ernsthaft bewusst wurde. Davor hatte er sicherlich seine
ungewollte Schwäche für Maggie mehr oder weniger erfolgreich
zu verdrängen versucht.
Indem Thornton Maggie aus der polizeilichen Untersuchung
rausholt, hilft er nicht nur zum ersten Mal einem anderen
Menschen völlig selbstlos, sondern setzt obendrein auch noch
seinen Posten als Magistrate auf’s Spiel. Dann folgt
irgendwann Higgins Einstellung und die Suppenküche. Und sein
Interesse an der Ausbildung des kleinen Tom Boucher soll
sicherlich der Ausblick auf eine Schule für Arbeiterkinder
sein.
Das alles soll zeigen, dass er sich insofern geändert hat,
als er seine egozentrische Position ein gutes Stück aufgibt
und seine Mitmenschen als solche registriert. Das ist seine
Wandlung. Mehr kann man ernsthaft auch nicht erwarten.
Thornton kann man durchaus mit Darcy vergleichen. Auch
Darcy ist egozentrisch, allerdings mehr der Geburt und
Erziehung wegen, also voller Stolz auf seinen Stand und voller
Vorurteile, anderen Menschen niederen Standes gegenüber. Er
ist ebenfalls ein stilles Wasser, weswegen viele sein Wesen
verkennen, auch Lizzy. Er ist allerdings eher schüchtern, im
Gegensatz zu Thornton. Lizzy schafft es nun, dass er seine
Vorurteile überwindet („One lives and learns.“). Er wird sich
auch ihr gegenüber mehr öffnen, nur wird er sein stilles,
scheues Wesen ebenfalls nie vollkommen ändern können.
Quote: |
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PS: Im Film
kümmert sich Thornton doch schon vorher um die
Arbeiter - hast ja selbst gesagt: Flusenrad und
Suppenküche... | |
Und ich meine, das mit dem Flusenrad in Thornton's Mill
bevor Maggie in Milton aufkreuzt, ist der Kompromiss, den
Sandy Welch in ihrem Drehbuch eingehen mußte, eben weil sie
Thorntons Charakter geändert hat. Irgendetwas braucht der
Zuschauer ja, um ihn anfangs moralisch nicht völlig abstürzen
zu lassen.
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schlumeline
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2005 Status: Abwesend Beiträge: 193
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Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 00:36:28
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Ich hatte im
Buch zum Schluß das Gefühl, dass es wirklich einen
Schluß darstellt, weil beide ein wenig matt und
echt verlebt aus der Geschichte gegangen sind. Ich
hab jetzt keine Zeit das passende Zitat
rauszusuchen, aber ich hatte beim Lesen das (etwas
bitter abgeschmeckte) Gefühl, dass das deren Leben
gewesen wäre, ohne das noch großartig was dolles
passiert
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Also, Johanna, da spricht doch voll die Jugend aus Dir.
Komm' erstmal in mein Alter, und Du wirst noch ganz
andere (Roman- oder Film-)Paare für jung, knackig und
unverbraucht halten. Die sind doch noch lange nicht alt und verlebt,
nur weil das ganze psychologische Hin und Her ("will they,
won't they" ) ganz schön erschöpfend war. Und ich möchte behaupten, im Gegensatz zu Mr.
Und Mrs. Darcy, die wirtschaftlich vollkommen sorgenfrei auf
Pemberley dahinleben und ihren Interessen nachgehen können,
ohne eine gestrenge und willenstarke Schwiegermutti im Nacken
zu haben, fängt der Spaß, den man auch "Leben" nennt für
Maggie und John doch jetzt erst so richtig an. Sie haben zwar
ein ordentliches Startkapital, aber weiß man, ob sie nicht in
10 Jahren wieder bei Null anfangen müssen? Wie kommt Maggie
mit ihrer mother-in-law und ihrer ziemlich oberflächlichen
Schwägerin klar? Wie kommt sie, die eine caritative Ader hat,
mit ihrem eignen Mann klar, bei dem wiederum eindeutig der
Profit im Vordergrund steht? Also wenn das alles keine
Reibungspunkte sind, an denen sich die Beziehung messen lassen
muß und die für die nächsten Jahre ausreichen, dann weiß ich
aber auch nicht ...
@Deeda
Hier zum Vergleich ...
Würde sagen, sie sind sich nicht gerade sehr ähnlich. Aber vielleicht bist Du immer noch nicht ganz wieder
auf dem Boden von N&S? Wer ist eigentlich Oliver Bootz? Oder oute ich mich hier als völliger Ignorant, wenn
ich den nicht kenne?
Gruß schlumeline
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Deeda
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Österreich
Registriert: Jul 2005 Status: Abwesend Beiträge:
111
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 09:07:00
*räusper* Ok...ja, irgendwie doch keine
Ähnlichkeit *g*
Ach was, der ist nicht wirklich bekannt. Ich hab ihn auch
nicht gekannt vor dem Film. Stand aber irgendwo, dass er
erfolgreich wäre... aber wir bekommen da anscheinend nicht so
viel davon mit |
Johanna
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: fischkopp (naja, fast)
Registriert: Jun 2005 Status: Abwesend Beiträge:
343
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 13:20:06
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Is das n deutscher Schauspieler? Irgendwie kommen mir diese
aufgesetzten Hundeaugen aus dem Vorabendprogramm entfernt
bekannt vor...
@Schlumline: Die You/I Aufschlüsselung is super! Ich liebe
solche Spielereien!
Quote: |
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Also,
Johanna, da spricht doch voll die Jugend aus
Dir | |
Jaa. Das war mir ja nun klar, dass das kommt. Vielleicht
spielt das auch wirklich mit rein. Um das auszutesten, mußt Du
höchtesns schlappe 15 Jahre warten. Dann kannst Du unter
Umständen triumphieren Aber eigentlich meinte ich den Geisteszustand der
Protagonisten, und da kann man 65Jährige treffen, die jünger
sind als manch 18jähriger...
-------------------- "Hütet Euch vor einer ersten Liebe,
und Ihr werdet von einer zweiten nichts zu fürchten haben."
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"Thats too easy." - Dustin Hoffman in 'The Messenger'
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Lilly
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Registriert: Dez
2004 Status: Abwesend Beiträge: 193
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 15:29:40
hallo!
bin gar im buch bei dem kapitel, wo Thronton seinen antrag
macht. bin etwas überrascht über seine letzten worte:
'One word more. You look as if you thought it tainted you
to be loved by me. You cannot avoid it. Nay, I, if I would,
cannot cleanse you from it. But I would not, if I could. I
have never loved any woman before: my life has been too busy,
my thoughts too much absorbed with other things. Now I love,
and will love. But do not be afraid of too much expression on
my part.'
dieses "...and will love." im film hatte ich den eindruck,
dass er Maggie so schnell wie möglich wieder vergessen wollte
und dass er ihr gegenüber danach niemals zugeben würde, dass
er noch immer etwas für sie empfindet. da sieht man mal wieder, dass buch & film
auseinanderfallen (zB. auch, dass im buch Boucher gar nicht
den stein geworfen hat!)
glg Lilly |
Deeda
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: Österreich
Registriert: Jul 2005 Status: Abwesend Beiträge:
111
Stimmung: |
Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 21:16:45
O.B ist ein deutscher Schauspieler- hat
mal in "unter uns" mitgespielt, aber das war vor fast 10
Jahren Also in dem Film, den ich gestern sehen hab, hat er
mir echt gut gefallen
Also hier muss ich ja echt aufpassen, sonst spoiler ich mir
noch selber das Buch, weil ich seit 1 Wo nicht mehr zum lesen
komme (muss Patho lernen), aber ab nächster Woch, deswegem
überspring ich ganz dezent alle Zitate aus dem Buch...
Nun, dass Buch und Film 2 Dinge sind hab ich nach 7 Kapitel
begriffen... da sind so einige Sachen, die TOTAL anders
sind... und ich frag mich, ob ich den Film auch gemocht hätte,
wenn ich das Buch VORHER gelesen hätte. Der Film ist eher
an die Geschichte angelehnt bzw hat den Haupt-Handlungsstrang
übernommen, aber alles andere war wohl der Laune des
Skriptschreibers entsprungen. |
schlumeline
Jane-Austen-begeistert
Geschlecht: weiblich Herkunft: NRW Registriert: Jun
2005 Status: Abwesend Beiträge: 193
Stimmung: |
Geschrieben Samstag, September 3, 2005 @ 21:09:40
@Deeda
Quote: |
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Nun, dass
Buch und Film 2 Dinge sind hab ich nach 7 Kapitel
begriffen... da sind so einige Sachen, die TOTAL
anders sind... und ich frag mich, ob ich den Film
auch gemocht hätte, wenn ich das Buch VORHER
gelesen
hätte. | |
Da Du nun bei Kapitel 7 "New Scenes and Faces" angekommen
bist, hast Du nun die größte Abweichung der Verfilmung vom
Roman mitbekommen: die Veränderung von Thorntons Charakter.
Also das hatten wir hier schon ziemlich ausführlich
diskutiert. Wir können aber gern nochmal darüber reden.
Thorntons Charakter wurde geändert, weil sonst Margaret für
das heutige Publikum zu unsympatisch rübergekommen wäre, mit
ihrem angestaubten Standesdünkel und ihren Vorurteilen allen
Menschen gegenüber, die einem Business nachgehen, um ihr
täglich Brot zu verdienen. Da ihr eigener Vater auch nicht
gerade vor Reichtum strotzt, wirkt diese Einstellung umso
merkwürdiger. Und wenn Thornton im Film so brav und
gentlemanlike wie im Roman erschienen wäre, würde ich
bezweifeln, daß der Film solch einen "deep impact" bei so
vielen Fans ausgelöst hätte.
Ansonsten ist es so, wie Johanna hier schon mal
festgestellt hat: Im Film ist nichts an der richtigen Stelle,
aber irgendwie ist alles enthalten aus dem Roman.
@Lilly
Quote: |
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im film hatte
ich den eindruck, dass er Maggie so schnell wie
möglich wieder vergessen wollte und dass er ihr
gegenüber danach niemals zugeben würde, dass er
noch immer etwas für sie empfindet . da sieht man
mal wieder, dass buch & film auseinanderfallen | |
Thorntons "But do not be afraid of too much expression on
my part" (letzte Zeile Deines Zitates) sagt ja, daß er sie
nicht länger mit diesem Thema "belästigen" wird.
Er sagt ja auch nach dem Antrag zu seiner Mutter "I love
her more then ever" und möchte gleichzeitig, daß ihr Name nie
mehr erwähnt wird. (Szene ist im Buch und im Film).
Also ich finde, Buch und Film haben hier doch zumindest die
gleiche Aussage: Er will das Thema nicht mehr ansprechen.
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(zB. auch,
dass im buch Boucher gar nicht den stein geworfen
hat!)
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