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Elizabeth-Gaskell-Verfilmungen N&S und W&D Klasse!

Seiten 11 off 13 Seiten: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13
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schlumeline
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Geschrieben Montag, August 29, 2005 @ 23:17:20  

Quote:
Machst Du das mit der "Duty" Idee noch fertig, oder lassen wirs ganz, bis es sich evt vielleicht unter Umständen im Gespräch ergiebt? Meistens bleibts ja doch unkommentiert stehen.

Also die Interpretationen von Uni-Profs wie Mrs. Shuttleworth kann man ja auch einfach nur erstmal schlucken - und man muß aufpassen, daß man sich daran nicht den Magen verdirbt.
Ich finde, das ist alles schon ziemlich weit hergeholt. Und selbst wenn man den Victorianern (hier speziell Gaskell) unter ihrer ganzen Prüderie ein wenig Erotik zutrauen möchte, dann eigentlich wirklich nur in dem Maße, wie ich es mir schon selbst gedacht habe (sprich die Armband-Szene oder die Zuckerzangen-Szene oder Thorntons erotische Träume im Buch).

Sexual Imagery in Gaskell and Dickens

Übrigens scheint diese Website überhaupt ganz interessant zu sein für alle, die sich mit den Victorianern beschäftigen möchten, soweit ich mit die Site schon angeschaut habe:

The Victorian Web

Daß die Riot-Szene eine Schlüsselszene samt Wendepunkt im Roman darstellt ist klar. Daß Maggie von Gefühlen zu spontanen Handlungen verleitet wurde, die sicher auch sexuell eingefärbt waren - alles akzeptiert. Aber, daß die ganze Szene, angefangen von den Arbeitern am Tor ( ) bis hin zu Maggies blutender Wunde das "erste Mal" darstellen soll ( ) - ich glaub', da würde wohl auch Gaskell große Augen machen, oder?

Ich mache gern mit der "Duty"-Sache von Mrs. Shuttleworth weiter. Werde mir dabei auch mal meine Kritikensammlung vornehmen und nach Thornton-Charakterisierungen durchforsten. Vielleicht kann das Büchlein zu diesem Thema mehr beitragen. Es kann aber ein paar Tage dauern, bevor ich da was brauchbares für's Forum auf die Beine gestellt habe (eventuell am Wochenende?) Dann können wir gern weiterdiskutieren über Mr. Thornton.

Übrigens basiert der dargestellte Streik in N&S auf einem Streik, der damals tatsächlich kurz vor dem Erscheinen des Romans (2.9.1854 bis 27.1.1855 in Dicken's Household Words) stattfand: der Preston-Streik ("The-Preston-Strike" ).
Der Streik und die Aussperrung in Preston, einer Industriestadt in Lancashire, in der Nähe von Manchester, von Oktober 1853 bis Mai 1854 war einer der berühmtesten Auseinandersetzungen in der Textilindustrie. Den Streik haben Arbeiter aus vier Mills begonnen wegen der Löhne, und sie wurden mit der Zeit von Arbeitern anderer Mills der ganzen Stadt unterstützt. Die Mill-Owner schlossen daraufhin ihre Mills für alle Arbeiter (also auch für die, die den Streik nicht mitgemacht haben) und setzten dann, je nach Quelle, Immigranten (Iren) bzw. Engländer zur Arbeit ein.

Great Preston Lock Out
The Gallery: Preston Lockout

Von diesem Streik sollen übrigens besonders Frauen betroffen gewesen sein, weil diese die Mehrzahl der ausgesperrten Arbeiter darstellten:

The role of the Working Class Woman in the Labor Strikes

(Und wieder: wunderbare Infoquelle, dieses Victorian Web. )

Gruß
schlumeline

schlumeline
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Geschrieben Dienstag, August 30, 2005 @ 23:48:36  

Also wollte gerade anfangen, mich schon mal mit Thornton zu beschäftigen (so jeden Abend kleckerweise in bisschen ) und habe da wohl schon mal was interessantes in meinem Kritikenbüchlein gefunden (denke ich zumindest).

Hier ist ein Auszug eines Briefes von Gaskell an eine Lady Kay-Shuttleworth, die eine Freundin von Gaskell als auch von Charlotte Bronte gewesen sein soll (nebenbei bemerkt: damit ist nachgewiesen, daß Gaskell eine Dame namens Shuttleworth wirklich kannte, wie Johannas Intro-Autorin gleichen Namens wohl behauptet hatte. ). In diesem Brief antwortet Gaskell auf die Kritik der Lady an Gaskells früheren Industrieroman "Mary Barton", in dem die Autorin wohl eher negativ voreingenommen gegenüber den Mill-ownern war (Die Unterstreichungen stammen von mir):

Quote:
To Lady Kay-Shuttleworth
Silverdale, near Lancaster / July 16. [?1850]
[…] I believe what I have said in Mary Barton to be perfectly true, but by no means the whole truth; and I have always felt deeply annoyed at anyone, or any set of people who chose to consider that I had manifested the whole truth; I do not think it possible to do this in any one work of fiction. You say ‘I think there are good mill-owners; I think the factory system might be made a great engine for good’; and in this no one can more earnestly and heartily agree with you than I do. I can not imagine a nobler scope for a thoughtful energetic man, desirous of doing good to his kind, than that presented to his powers as the master of a factory. But I believe that there is much to be discovered yet as to the right position and mutual duties of employer, and employed; […] I think the best and most benevolent employers would say how difficult they, with all their experience, found it to unite theory and practice. […] It would require a wise man, practical and full of experience, one able to calculate consequences, to choose out the best among the many systems, which are being tried by the benevolent mill-owners.[…] And I should like some man, who had a man’s correct knowledge , to write an this subject, and make the poor intelligent work-people understand the infinite anxiety as to right and wrong-doing which I believe that riches bring to many. […]
My dear lady, I am
Yours very faithfully, E. C. Gaskell.

Hier beschreibt Gaskell im Prinzip schon mal den Charakter John Thorntons und deutet, meiner Meinung nach, auch an, daß es im Prinzip gar nicht so einfach ist, wohltätig und gleichzeitig auf Profit aus zu sein.

Dann habe ich noch eine interessante Seite im Netz gefunden über das sogenannte Sadler Committee, eine staatliche Kommission zur Untersuchung der Arbeitsbedingungen in Textilfabriken 1832. Auf der Seite sind nur Beispiel-Interviews mit Textilarbeitern aus einem Buch wiedergegeben. Es geht um Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeiten, Pausenzeiten, Lohn und - jetzt kommt's - die Behandlung der Arbeiter. Sie wurden geschlagen und festgeschnallt (?) für solche "Vergehen" wie Zuspätkommen. Und in der Einleitung wird gesagt, daß die Beispiele eher "representative rather than exceptional" sind. Lest selbst:

The Life of the Industrial Worker in 19th-Century Britain

Ich mag nun Mr. Thornton nicht mit aller Macht zum schlechten Menschen machen wollen, meine aber, daß der Mr. Thornton in der Verfilmung der Wahrheit wohl doch ein kleines Stückchen näher kommt, als der Mr. Thornton im Roman, der ja dort auch als ziemlich stur und zielstrebig beschrieben wird. Nur spielt im Buch keine einzige Szene in Mr. Thorntons Mill selbst. Ist das so, weil Mrs. Gaskell nie selbst dort war und wirklich nicht weiß, wie es dort zugeht oder wollte sie die Arbeitsbedingungen bewußt ausklammern? Bei Maggies Gesprächen mit Bessy geht es ja schon immerhin um die umherfliegenden Flusen und deren Verminderung mittels Flusenrad. Aber im Gegensatz zum Film hat Mr. Thornton im Buch eben noch KEIN solches Flusenrad installiert.

schlumeline
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Geschrieben Dienstag, August 30, 2005 @ 23:49:57  

Nun wollen wir aber doch daran glauben, dass es Thornton durch seine Liebe zu Maggie schafft, warmherziger zu werden und sich um seine Arbeiter zu kümmern. Denn auch für solche Mill-owner gibt es Beispiele (Quelle: Conditions of the Working Classes and Child Labor ):

Quote:
There were some factories and factories owners who were the exception in providing good wages and other benefits to their employees. One example of this was Ashworth's mill, which provided decent homes with many modern conveniences for its employees. There was also a Mr. Thomas Ashton who limited the work hours of the children in his factories, established schools for them, and provided them and their parents who also worked in Mr. Ashton's factory, good homes. By 1868 there were many improvements in industry that had benefited the workers but their lives and work was still difficult. The increased speed, efficiency, and dependability of looms pushed production quotas ever higher, which placed a great deal of stress on the workers, because if they did not meet the quotas their jobs could be threatened. Some workers even tried to better their position by forming unions but there laws in place which limited their ability to form unions(Southhall, 189). In time they were able to band together and to make changes. And In 1874 due to the work of the emerging unions laws were passed which limited an adults work to nine hours a day, for a total of 56 hours a week.

Aber wie es im Zitat steht, sind das wohl eher die Ausnahmen gewesen.
(Übrigens taucht auf dieser Seite wieder der Name Kay-Shuttleworth auf, hier als James Kay-Shuttleworth)

Dann gibt es noch einen Brief in meiner Kritikensammlung, und zwar von Parthenope Nightingale (ältere Schwester von Florence Nightingale) an Gaskell, in dem diese gar nicht so an Thorntons Wandlung glauben will:

Quote:
[...]I am quite sorry to part with it [the novel], and wish it had not ended so soon, or so abruptly, but I am afraid you are right, for I am afraid Margaret will not be happy, tho' she will make him so; he is to old to mould, and the poetry of her nature will suffer under the iron mark which has so compressed his so long. [...]

Nicht sehr ermutigend.

Gaskell hat während des Schreibens von N&S einen Brief an Catherine Winkworth, eine enge Freundin, geschrieben, in dem sie ein mögliches Ende der Mill beschreibt:

Quote:
[...] What do you think of a fire burning down Mr Thornton’s mills and house as a help to failure? Then Margaret would rebuild them larger & better & need not go & live there when she’s married. Tell me what you think: MH has just told the lie, & is gathering herself up after her dead faint; very meek & stunned & humble. [...]

Es ist möglich, daß Gaskell von dieser Idee Abstand nahm, weil es wohl schon in „Mary Barton“ brannte, bei „Jane Eyre“ sowieso und auch in „Shirley“ brannte die Mill nieder, wenn ich mich recht erinnere. Die Idee wäre also nicht mehr sehr originell gewesen.

Nun möchte ich behaupten, daß die Scriptwriterin Sandy Welch dieses mögliche Ende von Thronton’s Mills kannte und deshalb Thornton Stephens am Anfang wegen eines möglichen Brandes vermöbeln ließ. Vielleicht hatte sie sogar einen Brand im Film vorgesehen, womit sich der Kreis zum Beginn des Film geschlossen hätte und Thornton dann am Ende moralisch vollkommen rehabilitiert wäre?

Genug für heute...

Gute Nacht
schlumeline

Johanna
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Geschrieben Mittwoch, August 31, 2005 @ 13:44:01  

Quote:
he is to old

Da fällt mir übrigens noch ein, das ich den Zug als Symbol für Aufbruch weit passender finde, als das oben angedeutete. Ich hatte im Buch zum Schluß das Gefühl, dass es wirklich einen Schluß darstellt, weil beide ein wenig matt und echt verlebt aus der Geschichte gegangen sind. Ich hab jetzt keine Zeit das passende Zitat rauszusuchen, aber ich hatte beim Lesen das (etwas bitter abgeschmeckte) Gefühl, dass das deren Leben gewesen wäre, ohne das noch großartig was dolles passiert (ich glaub, ich bin heute nicht wirklich in der Lage mich passend auszudrücken, weiß nicht, wie weit Du/Ihr mit dem Buch bist/seid, aber vielleicht könnt ja trotz nachvollziehen, was ich meine). Also es klang nicht danach, dass sie weiser geworden sind, und sich entwickelt haben (So wie Schlumeline uns das in Bezug auf P&P erklärt hat), sonder halt richtig alt in dem Wortsinn.

Da fand ich die Sache im Film doch etwas ermutigender.

PS: Im Film kümmert sich Thornton doch schon vorher um die Arbeiter - hast ja selbst gesagt: Flusenrad und Suppenküche...Das Buch liegt bei mir jetzt doch schonwieder etwas zu lang zurück...

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Deeda
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Geschrieben Donnerstag, September 1, 2005 @ 21:42:52  

erm... ich hab heut Was Sie schon immer über Singles wissen wollten gesehen und da spielt Oliver Bootz mit... findet ihr nicht auch, er hatte eine gewisse Ähnlich keit mit Thornton?

Auf dem Bild vielleicht nicht ganz nachzuvollziehen. Aber in dem Film hat er mich sehr an Thornton erinnert. Fesch ist er auch
schlumeline
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Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 00:35:16  

Also ich kann zum jetzigen Zeitpunkt nur für den Film-Thornton sprechen , kann mir aber vorstellen, daß Ähnliches für den Buch-Thornton gilt.

Also unter „Wandlung“ sollte man nicht eine 180°-Wendung des Charakters verstehen. Seine Wesensart wird er nicht ändern können, das stille, tiefe Wasser, wird er immer bleiben. Ebenso wird er seine zielstrebige und manchmal aufbrausende Art niemals völlig ablegen können. Mir fallen dabei die Worte ein, die Mrs. Allen in der Northanger-Abbey-Verfilmung ganz zuletzt in den Mund gelegt wurden: „One lives and learns.“. Das trifft es hier doch so ziemlich. Er lernt dazu, überdenkt sein Verhalten, kann aber doch sein Wesen nicht ändern.

Würde sagen, sein Leben vor Maggie verlief ziemlich egozentrisch (Das klingt zwar hart, mir fällt aber nichts Besseres ein.) Und das muß man ein gutes Stück sicherlich auch sein, wenn man sich „nach oben“ arbeiten und sich dort auch behaupten will.

Abgesehen davon, dass Thornton Maggie zweimal unfein in seiner aufbrausenden Art unterbricht, redet er in der Antragsszene immer nur von sich, fängt seine Sätze meist mit „I“ an:

I had not noticed the colour of this fruit. (statt Maggie mit einzubeziehen: Have you ever noticed the colour of this fruit?)
I’m afraid I was very ungreatful yesterday.
I think that I do.
I forgot…
Me? Are you saying that I’m unresonable?

Er hat ganz sicher nur selten ein „Nein“ ins Gesicht gesagt bekommen und dieses dann noch seltener akzeptiert, ohne sich in Bewegung zu setzen und das Problem aus der Welt zu schaffen. Nun bleibt ihm aber nichts anders übrig, als Maggies „Nein“ zu seinem Antrag so hinzunehmen, zu akzeptieren und zu realisieren, dass dieses „Nein“ endgültig ist.

Was für ein Unterschied ist dazu der Schluß! Um wieviel besser als das Ende im Buch ist diese Szene in vielerlei symbolischer Hinsicht (und das Roman-Ende kenne ich ja nun zwangsläufig)! Nun stellt er Maggie in den Mittelpunkt und interessiert sich für sie und ihre Gefühle:

Where are you going?
You’ll not guess where I’ve been.
You have to look hard.
Why were you in Milton?

Maggie hat ihm ganz sicher imponiert mit ihrer selbstlosen, entschlossenen Handlung während der Krawalle. Das hat noch niemand für ihn getan.
Möchte sagen, dass er erst danach über seine Gefühle ernsthaft nachdachte bzw. sich derer ernsthaft bewusst wurde. Davor hatte er sicherlich seine ungewollte Schwäche für Maggie mehr oder weniger erfolgreich zu verdrängen versucht.

Indem Thornton Maggie aus der polizeilichen Untersuchung rausholt, hilft er nicht nur zum ersten Mal einem anderen Menschen völlig selbstlos, sondern setzt obendrein auch noch seinen Posten als Magistrate auf’s Spiel.
Dann folgt irgendwann Higgins Einstellung und die Suppenküche. Und sein Interesse an der Ausbildung des kleinen Tom Boucher soll sicherlich der Ausblick auf eine Schule für Arbeiterkinder sein.

Das alles soll zeigen, dass er sich insofern geändert hat, als er seine egozentrische Position ein gutes Stück aufgibt und seine Mitmenschen als solche registriert. Das ist seine Wandlung. Mehr kann man ernsthaft auch nicht erwarten.

Thornton kann man durchaus mit Darcy vergleichen. Auch Darcy ist egozentrisch, allerdings mehr der Geburt und Erziehung wegen, also voller Stolz auf seinen Stand und voller Vorurteile, anderen Menschen niederen Standes gegenüber. Er ist ebenfalls ein stilles Wasser, weswegen viele sein Wesen verkennen, auch Lizzy. Er ist allerdings eher schüchtern, im Gegensatz zu Thornton. Lizzy schafft es nun, dass er seine Vorurteile überwindet („One lives and learns.“). Er wird sich auch ihr gegenüber mehr öffnen, nur wird er sein stilles, scheues Wesen ebenfalls nie vollkommen ändern können.

Quote:
PS: Im Film kümmert sich Thornton doch schon vorher um die Arbeiter - hast ja selbst gesagt: Flusenrad und Suppenküche...

Und ich meine, das mit dem Flusenrad in Thornton's Mill bevor Maggie in Milton aufkreuzt, ist der Kompromiss, den Sandy Welch in ihrem Drehbuch eingehen mußte, eben weil sie Thorntons Charakter geändert hat. Irgendetwas braucht der Zuschauer ja, um ihn anfangs moralisch nicht völlig abstürzen zu lassen.

schlumeline
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Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 00:36:28  

Quote:
Ich hatte im Buch zum Schluß das Gefühl, dass es wirklich einen Schluß darstellt, weil beide ein wenig matt und echt verlebt aus der Geschichte gegangen sind. Ich hab jetzt keine Zeit das passende Zitat rauszusuchen, aber ich hatte beim Lesen das (etwas bitter abgeschmeckte) Gefühl, dass das deren Leben gewesen wäre, ohne das noch großartig was dolles passiert

Also, Johanna, da spricht doch voll die Jugend aus Dir. Komm' erstmal in mein Alter, und Du wirst noch ganz andere (Roman- oder Film-)Paare für jung, knackig und unverbraucht halten.
Die sind doch noch lange nicht alt und verlebt, nur weil das ganze psychologische Hin und Her ("will they, won't they" ) ganz schön erschöpfend war.
Und ich möchte behaupten, im Gegensatz zu Mr. Und Mrs. Darcy, die wirtschaftlich vollkommen sorgenfrei auf Pemberley dahinleben und ihren Interessen nachgehen können, ohne eine gestrenge und willenstarke Schwiegermutti im Nacken zu haben, fängt der Spaß, den man auch "Leben" nennt für Maggie und John doch jetzt erst so richtig an. Sie haben zwar ein ordentliches Startkapital, aber weiß man, ob sie nicht in 10 Jahren wieder bei Null anfangen müssen? Wie kommt Maggie mit ihrer mother-in-law und ihrer ziemlich oberflächlichen Schwägerin klar? Wie kommt sie, die eine caritative Ader hat, mit ihrem eignen Mann klar, bei dem wiederum eindeutig der Profit im Vordergrund steht? Also wenn das alles keine Reibungspunkte sind, an denen sich die Beziehung messen lassen muß und die für die nächsten Jahre ausreichen, dann weiß ich aber auch nicht ...

@Deeda

Hier zum Vergleich ...

Würde sagen, sie sind sich nicht gerade sehr ähnlich. Aber vielleicht bist Du immer noch nicht ganz wieder auf dem Boden von N&S?
Wer ist eigentlich Oliver Bootz? Oder oute ich mich hier als völliger Ignorant, wenn ich den nicht kenne?

Gruß
schlumeline

Deeda
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Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 09:07:00  

*räusper* Ok...ja, irgendwie doch keine Ähnlichkeit *g*

Ach was, der ist nicht wirklich bekannt. Ich hab ihn auch nicht gekannt vor dem Film. Stand aber irgendwo, dass er erfolgreich wäre... aber wir bekommen da anscheinend nicht so viel davon mit

Johanna
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Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 13:20:06  

Quote:
Oliver Bootz

Is das n deutscher Schauspieler? Irgendwie kommen mir diese aufgesetzten Hundeaugen aus dem Vorabendprogramm entfernt bekannt vor...

@Schlumline: Die You/I Aufschlüsselung is super! Ich liebe solche Spielereien!

Quote:
Also, Johanna, da spricht doch voll die Jugend aus Dir

Jaa. Das war mir ja nun klar, dass das kommt. Vielleicht spielt das auch wirklich mit rein. Um das auszutesten, mußt Du höchtesns schlappe 15 Jahre warten. Dann kannst Du unter Umständen triumphieren Aber eigentlich meinte ich den Geisteszustand der Protagonisten, und da kann man 65Jährige treffen, die jünger sind als manch 18jähriger...

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Lilly
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Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 15:29:40  

hallo!

bin gar im buch bei dem kapitel, wo Thronton seinen antrag macht. bin etwas überrascht über seine letzten worte:

'One word more. You look as if you thought it tainted you to be loved by me. You cannot avoid it. Nay, I, if I would, cannot cleanse you from it. But I would not, if I could. I have never loved any woman before: my life has been too busy, my thoughts too much absorbed with other things. Now I love, and will love. But do not be afraid of too much expression on my part.'

dieses "...and will love." im film hatte ich den eindruck, dass er Maggie so schnell wie möglich wieder vergessen wollte und dass er ihr gegenüber danach niemals zugeben würde, dass er noch immer etwas für sie empfindet. da sieht man mal wieder, dass buch & film auseinanderfallen (zB. auch, dass im buch Boucher gar nicht den stein geworfen hat!)

glg Lilly

Deeda
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Geschrieben Freitag, September 2, 2005 @ 21:16:45  

O.B ist ein deutscher Schauspieler- hat mal in "unter uns" mitgespielt, aber das war vor fast 10 Jahren Also in dem Film, den ich gestern sehen hab, hat er mir echt gut gefallen

Also hier muss ich ja echt aufpassen, sonst spoiler ich mir noch selber das Buch, weil ich seit 1 Wo nicht mehr zum lesen komme (muss Patho lernen), aber ab nächster Woch, deswegem überspring ich ganz dezent alle Zitate aus dem Buch...

Nun, dass Buch und Film 2 Dinge sind hab ich nach 7 Kapitel begriffen... da sind so einige Sachen, die TOTAL anders sind... und ich frag mich, ob ich den Film auch gemocht hätte, wenn ich das Buch VORHER gelesen hätte.
Der Film ist eher an die Geschichte angelehnt bzw hat den Haupt-Handlungsstrang übernommen, aber alles andere war wohl der Laune des Skriptschreibers entsprungen.

schlumeline
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Geschrieben Samstag, September 3, 2005 @ 21:09:40  

@Deeda

Quote:
Nun, dass Buch und Film 2 Dinge sind hab ich nach 7 Kapitel begriffen... da sind so einige Sachen, die TOTAL anders sind... und ich frag mich, ob ich den Film auch gemocht hätte, wenn ich das Buch VORHER gelesen hätte.

Da Du nun bei Kapitel 7 "New Scenes and Faces" angekommen bist, hast Du nun die größte Abweichung der Verfilmung vom Roman mitbekommen: die Veränderung von Thorntons Charakter. Also das hatten wir hier schon ziemlich ausführlich diskutiert. Wir können aber gern nochmal darüber reden.

Thorntons Charakter wurde geändert, weil sonst Margaret für das heutige Publikum zu unsympatisch rübergekommen wäre, mit ihrem angestaubten Standesdünkel und ihren Vorurteilen allen Menschen gegenüber, die einem Business nachgehen, um ihr täglich Brot zu verdienen. Da ihr eigener Vater auch nicht gerade vor Reichtum strotzt, wirkt diese Einstellung umso merkwürdiger.
Und wenn Thornton im Film so brav und gentlemanlike wie im Roman erschienen wäre, würde ich bezweifeln, daß der Film solch einen "deep impact" bei so vielen Fans ausgelöst hätte.

Ansonsten ist es so, wie Johanna hier schon mal festgestellt hat: Im Film ist nichts an der richtigen Stelle, aber irgendwie ist alles enthalten aus dem Roman.

@Lilly

Quote:
im film hatte ich den eindruck, dass er Maggie so schnell wie möglich wieder vergessen wollte und dass er ihr gegenüber danach niemals zugeben würde, dass er noch immer etwas für sie empfindet . da sieht man mal wieder, dass buch & film auseinanderfallen

Thorntons "But do not be afraid of too much expression on my part" (letzte Zeile Deines Zitates) sagt ja, daß er sie nicht länger mit diesem Thema "belästigen" wird.

Er sagt ja auch nach dem Antrag zu seiner Mutter "I love her more then ever" und möchte gleichzeitig, daß ihr Name nie mehr erwähnt wird. (Szene ist im Buch und im Film).

Also ich finde, Buch und Film haben hier doch zumindest die gleiche Aussage: Er will das Thema nicht mehr ansprechen.

Quote:
(zB. auch, dass im buch Boucher gar nicht den stein geworfen hat!)